Abschlussreflexion

1.Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene, gerne auch mehr) theoretischen Erkenntnisse (auf allgemeine Konzepte oder empirische Studien aufbauend), die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei Bezug auf:
a.) unterschiedliche fachdidaktische Aspekte. Übertragen Sie, wenn möglich, die in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer.
b.) generelle Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für Aufgabenteil 1 konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen  (Namen, Jahr, Titel). Hinweis: Die Vorlesungsfolien stellen keine Literaturquellen dar. Sie können jedoch gerne auf die Literatur zurückgreifen, auf die auf den Folien verwiesen wird.

Insgesamt habe ich aus der Ringvorlesung zum Umgang mit Heterogenität viel mitnehmen können. Da ich Sachunterricht als Großfach studiere, empfand ich u.a. die sechste Ringvorlesung als besonders interessant. Es wurde die Selbstbestimmungstheorie nach Deci und Ryan vorgestellt, welche in einen Bezug zum Sachunterricht gestellt wurde. Dieser Theorie liegen drei psychologische Grundbedürfnisse zugrunde, welche die Kompetenz, die Autonomie und die soziale Eingebundenheit umfassen (vgl. Deci/Ryan, 1993, S. 229, 230).  Diese Vorlesung hat noch einmal mehr die Bedeutung von Entscheidungsfreiheiten und der Autonomie, die den Kindern eingeräumt werden muss, unterstrichen. Zudem ist der Umgang mit den unterschiedlichen Interessen der Kinder wesentlich, sowie die Erkenntnis darüber, wie stark Peers sich gegenseitig in ihrem Handeln beeinflussen. Als Lehrperson hat man u.a. die Aufgabe das Selbstbewusstsein der Kinder in einem richtigen Maße zu schulen, um Kritik angemessen anzunehmen. Zudem müssen Aufgaben differenziert angepasst werden, sodass jedes Kind gleichermaßen handlungsfähig bleibt. Dieses Konzept lässt sich ebenso auf mein anderes Großfach, der Mathematik, übertragen. Die Leistungen in diesem Fach können innerhalb einer Lerngruppe sehr auseinander gehen, weshalb Differenzierungen zentral sind. Neben der Leistungsheterogenität ist das Streben nach sozialer Eingebundenheit eine weitere Interessante Erkenntnis, die es sich lohnt im nächsten Praktikum oder POE zu beobachten und festzustellen. Kinder stellen das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit über die eigenen Interessen, was einerseits für das soziale Lernen und das Erlernen sozialer Kompetenzen ergiebig ist, andererseits mit dem Erlangen von Autonomie kollidiert. Auch hier ist ein kompetenter Umgang erforderlich.

Als weitere zentrale Erkenntnis gilt für mich, dass Vorwissen einen größeren Einfluss auf den Lernerfolg in der Grundschule hat als die Intelligenz, was in der dritten Ringvorlesung thematisiert wurde. Diese Erkenntnis ist in einer Studie verankert (vgl. Hasselhorn et al., 2006, S. 155 ff.). Auch dieser Ansatz lässt sich in der Fachdidaktik des Sachunterrichts wiederfinden, da das Vorwissen eine wesentliche Rolle spielt und in jedem Fall aufgegriffen werden sollte. Die Verknüpfung von neu Erlerntem an bereits vorhandenem Wissen garantiert eine längerfristige Verankerung des Wissens. Besonders im Sachunterricht kann jedes Kind lebensweltliches Wissen mit einbringen, wodurch dieser Ansatz beispielhaft zum Tragen kommt.

2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen/-strukturen, schulkulturelle Aspekte, Handeln von Lehrkräften), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele reflektieren. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Meines Erachtens nach ist insbesondere die Unterrichtsform ausschlaggebend für den Schulalltag. Durch die zunehmende Heterogenität, die in den Klassen herrscht, ist die Entscheidung zwischen Frontalunterricht oder flexiblen Unterrichtsstrukturen ausschlaggebend. Zu den flexiblen Unterrichtsstrukturen gehören beispielsweise jahrgangsübergreifendes Lernen oder individuelle Förderpläne. In meinem Orientierungspraktikum hat die Lehrerin im Sachunterricht mit Mindmaps und offenen Gruppendiskussionen gearbeitet, um den Wissenstand der Kinder zu erfassen und passende Unterrichtsentwürfe zu erstellen. Zudem wurden Wochenpläne eingesetzt um der Individualität jedes Kindes gerecht zu werden. Die Kinder konnten zwischen Aufgaben wählen und in diese selbstorganisiert in einem individuellen Tempo bearbeiten. Um Wissen „abzufragen“ bzw. die SuS zu bewerten, wurden an Stelle von Lernzielkontrollen Präsentationen oder Portfolios verwendet. 

Als weiterer Faktor wäre die allgemeine Einstellung zu Heterogenität der Lehrkraft zu benennen, was vor allem anderen steht. Bevor sich ein/e Lehrer*in für eine Unterrichtsform entscheidet, muss die Einstellung zu Heterogenität feststehen. Denn ist man nur eine Lehrkraft aus Gründen der Existenzabsicherung, so möchte man lediglich den Schultag hinter sich bringen und kaum Aufwand für die Materialerstellung und Unterrichtsplanung aufbringen. Hat man jedoch ein Interesse an dem Erfolg der Kinder und nimmt sich der Heterogenität an, so können in Heterogenität auch Chancen und Vorteile gesehen werden.

3. Zu welchen, mindestens zwei, Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Im Rahmen dieser Ringvorlesung habe viele interessante Thematiken kennenlernen dürfen. Da IP kein Teil meines Studiums ist, Inklusion jedoch ein wichtiger und gegenwärtiger Bestandteil von Schule ist, wären Ansätze aus der inklusiven Pädagogik eine interessante und bereichernde Ergänzung für angehende Lehrkräfte, um noch besser mit den Pädagogen*innen zusammen zu arbeiten zu können. 

Darüber hinaus ist die Verknüpfung aller vorgestellten Heterogenitätsdimensionen im Klassenraum immer noch sehr abstrakt geblieben. Dies könnte anhand einer Unterrichtsplanung veranschaulicht werden. 

 

 

Quellen

  • Folien der Ringvorlesung
  • Deci, Edward L. / Ryan, Richard M. (1993): Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. In: Zeitschrift Pädagogik 39. Bletz Juventa, S. 223-238
  • Hasselhorn, M. & Gold, A. (2006). Pädagogische Psychologie. Erfolgreiches Lernen und Stuttgart: Kohlhammer.

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