- Wählen Sie ein „leeres Blatt“ oder die „Memory mit Schrift“-Szene von Mia und Anastasia und beschreiben Sie möglichst genau an Beispielen aus dem Material, welche Zugänge zur Schrift die Kinder bereits gefunden haben (z.B. Was wissen sie über Schrift? Wie nutzen sie Schrift?, was bedeutet ihnen Schrift?, worin unterscheiden sich ihre Schrifterfahrungen?) Sie können zur Unterstützung den Text von Dehn, Mechthild/Hüttis-Graff, Petra (2000) (Hrsg.): Zeit für die Schrift II. Beobachtung und Diagnose. Berlin, S. 32-54 nutzen.
Die Methode „leeres Blatt“ erweist sich als geeignetes Werkzeug um während der Schuleingangsphase zu klären, was ein Kind im Bereich Schriftspracherwerb bereits alles kann. Das leere Blatt in der Präsentation zeigt, dass das Kind bereits weiß, dass bestimmte Wörter (hier Nomen und Namen) groß geschrieben werden (vgl. Folie 9, RVL 09). Diese Wörter werden so geschrieben, wie man sie spricht, was dafür spricht, dass dieses Kind bestimmte Laute und Wörter bereits fixiert hat (vgl. Dehn / Hüttis-Graff, 2000, S. 38). Außerdem kann es das gesamte Alphabet in Großbuchstaben aufschreiben (vgl. Folie 9, RVL 09). Das zweite Kind kann hingegen schon kurze Sätze schreiben, wie „Mama malt Timo“ (vgl. Folie 10, RVL 09). Beide Kinder haben (vermutlich) Wörter verwendet, welche ihnen häufig begegnen und ein Teil ihrer Lebenswelt sind, wie Mama, Papa oder Namen von Freunden, Familienmitgliedern oder Haustieren. Zudem ist den Kindern unterbewusst das phonographische Prinzip geläufig, da sie so schreiben, wie man sie spricht. Diese Wörter stellen eine niedrige Eingangsschwelle in den Schriftspracherwerb dar, da jedes Kind einen individuellen Zugang zu einer Vielzahl von Bezugswörtern hat.
2. Erklären Sie den Begriff „elementare Schriftkultur“ , grenzen Sie ihn von dem Begriff der Kulturtechnik ab. Führen Sie anschließend drei Beispiele konkret aus, in denen Sie Kindern in Kita oder Unterricht bereits Zugänge zur elementaren Schriftkultur ermöglicht haben bzw. ermöglichen könnten. Sie können zur Unterstützung den Text aus Schüler, Lis (2021) (Hg.): Elementare Schriftkultur in heterogenen Lernkontexten. Zugänge zu Schrift und Schriftlichkeit. Seelze: Klett/Kallmeyer, S. 7-26 nutzen.
Die Begrifflichkeit „elementare Schriftkultur“ umfasst jegliche erste Zugänge und Verknüpfungen die zur Schrift geschaffen werden. So wird Schrift entweder formell (z.B. zum Schreiben eines Briefes) oder literarisch (z.B. zum Schreiben eine Geschichte) verwendet. So haben Kinder ganz unterschiedliche erste Berührungspunkte mit Geschriebenem, wie beispielsweise mit Schildern / Reklamen, Aufschriften, Karten. Auch das Beobachten von anderen wie sie dabei sind zu schreiben kann ein Anstoß für den Erwerb von Schrift sein, ebenso wie beim Konsumieren von Medien, wie Filmen, Büchern oder Hörspielen. Zudem sind das eigenständige Ausprobieren etwas zu Papier zu bringen oder ganz persönliche Bezüge, wie der eigene Name, der Name eines Familienmitglieds, Freundes oder Haustiers ebenfalls Zugänge zum Schriftspracherwerb (vgl. Schüler, 2022, S.152-154). Hierbei wird deutlich, dass jedes Kind eine subjektive Wahrnehmung von Schrift hat und individuelle Bezüge hierzu herstellt. In Abgrenzung zur elementaren Schriftkultur stehen die Kulturtechniken, welche den Deutschunterricht eher mit formalen Aspekten unterfüttern (vgl. Schüler, 2022, S. 153). Sie umfassen die Fertigkeiten, welche erforderlich sind um Lesen und Schreiben (lernen) zu können. Hierbei sind sämtliche orthographische Prizipien, sowie das weitere Verknüpfen von Wissen zentral. Beide Aspekte sollen im Unterricht, sowie im Elementarbereich sinnvoll miteinander verzahnt sein (vgl. Schüler, ebd.)
3. Die neuesten Ergebnisse der IGLU Studie zeigen einmal mehr, dass sich die Leistungsheterogenität im Lesen(lernen) weiter verschärft. 25% der Kinder erreichen Ende Klasse 4 nur die Kompetenzstufe 1 und 2, können also im Grunde nicht lesen; weitere 35% lesen unterdurchschnittlich bis durchschnittlich (Stufe 3). Stellen Sie vor dem Hintergrund des weiten Begriffs von Schriftspracherwerb (Folie 20) und insbesondere des Begriffs der elementaren Schriftkultur Überlegungen dazu an, wie es zu diesen Ergebnissen kommen konnte und wie sich Leseunterricht verändern müsste, damit viel mehr Kinder zu Leser:innen werden können.
Lesen ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ein Kind in der Schule erwerben sollte. Hinsichtlich der elementaren Schriftkultur können für die Kinder bessere Zugänge zum Lesen (und zum Schreiben) geschaffen werden, wenn sie eigene Erfahrungen mit Schrift machen und in ihrer Umwelt viele Berührungspunkte damit haben (vgl. Folie 3, RVL 09). Vermutlich wird zu Hause immer seltener vorgelesen, da Handys, das Internet etc. das Buch als Unterhaltungsmedium ablösen. Somit haben die Kinder weniger Bezüge, weshalb ihnen mögliche Zugänge vorenthalten bleiben. Zudem hat das Homeschooling während der Pandemie den Austausch mit Gleichaltrigen oder das Thematisieren von Lesen im Allgemeinen unterbunden. Somit fallen nicht nur erste natürliche Berührungspunkte weg, sondern auch das erste offizielle Behandeln von Schrift. Da Lesen eine zentrale Fähigkeit ist kann man diese auch im Mathematik-, Kunst- oder Sachunterricht einsetzen und nebenbei fördern. Im Deutschunterricht kann das laut Vorlesen gezielt in Zweierteams geübt werden. Zudem kann eine Leseecke eingerichtet werden um Schrift noch präsenter zu machen und auch Kindern, die zu Hause vielleicht keine Bücher haben zugänglich zu machen.
Quellen:
Dehn, Mechthild/Hüttis-Graff, Petra (2000) (Hrsg.): Zeit für die Schrift II. Beobachtung und Diagnose. Berlin, S. 32-54.
Schüler, Lis (2021) (Hg.): Elementare Schriftkultur in heterogenen Lernkontexten. Zugänge zu Schrift und Schriftlichkeit. Seelze: Klett/Kallmeyer, S. 7-26.
Harr, Anne-Kathrin/Geist, Barbara (2022) (Hrsg.): Sprachförderung in Kindertagesstätten S. 150-155.
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