(Welt-)Gesellschaftliche Veränderungen, Migration und die Reaktion von Schule – ein Blick auf Strukturen und Konzepte

09. April 2019

  1. Was ist gemeint mit einer „nationalen Orientierung des Bildungssystems“ ?Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen, Inhalte/Fächer, Strukturen? (denken Sie hier auch an ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit zurück)
  2. Was nehmen Sie aus dem öffentlichen Diskurs über „Migration als Herausforderung für die Schule“ und über sog. „Schüler mit Migrationshintergrund“ als Informationen wahr und inwiefern hat die Vorlesung für sie andere/neue Perspektiven dazu eröffnet?
  3. Inwiefern kann das Beispiel von Betül (Interviewausschnitt aus einer qualitativen Studie) als Ausdruck von „Doing Culture“ durch Lehrer*innenhandeln im Unterricht herangezogen werden?

Antwort:

  1. Mit einer nationalen Orientierung des Bildungsystems ist gemeint, dass sich der Unterricht hauptsächlich auf die Hintergründe des Landes fokusiert. Dies wird daran deutlich zum Beispiel, dass an den deutschen Schulen der Unterricht auf Deutsch gelehrt wird und der Unterricht nicht auf anderen Sprechen stattfindet. In dem Geschichtsunterricht wird deutsche Geschichte erzählt und in Musikunterricht werden am meisten deutsche/europäische Künstler/-innen und Musiker/-innen behandelt. In jedem Land ist der zu lernende Stoff unterschiedlich und abhängig von der nationalen Orientierung des Bildungsystems. Ein weiteres Aspekt der nationalen Orientierung des Bildungsystems ist der Erwerb von Abschlüssen, die nur national anerkannt werden und somit den Wechsel zwischen zwei Schulsystemen schwierig machen.
  2. Migration wird oft als Herausforderung fur die Schule betrachtet, da oftmals eine Sprachbarriere auftritt. Diese wird dadurch hervorgerufen, dass die Schüler mit Migrationshintergrund häufig die deutsche Sprache noch nicht so gut können aber der Unterricht ausschließlich auf Deutsch gelehrt wird. Für die Lehrer/-innen besteht die Herausforderung darin den Schülern mit Migrationshintergrund, die noch nicht sehr gut Deutsch können, dasselbe Wissen zu vermitteln wie den Schüler deren Muttersprache Deutsch ist. Füreine/-n Lehrer/-in ist dies nicht allein zu bewältigen, hier bedarf es zusätzlichen Deutschunterricht für die Schüler mit Migrationshintergrund oder eine strukturelle Veränderung des Bildungssystems. Die Vorlesung hat gezeigt, dass Migration nicht ausschließlich eine Herausforderung für die Schule ist, sondern eine neue Möglichkeit eröffnet um Schule und unsere Gesellschaft offener und internationaler zu gestalten.
  3. „DoingCulture“ verdeutlicht den Konstruktionscharakter von Kultur. Kultur ist ein Produkt menschlicher Entwicklung und wurde sozusagen von dem Menschen konstruiert und war nicht einfach von Anfang an da. Eine Kultur wird auch erst durch die Abgrenzung zu anderen Kulturen deutlich. In dem Fallbeispiel von Betül/Birgül wird veranschaulicht, dass die Lehrerin eine Schülerin (die Betül heißt und einen türkischen Migrationshintergrund hat) auf einen kulturellen Hintergrund zuschreibt. Die Lehrerin hat eine Vorstellung von der türkischen Kultur, welche auf Vorurteile basiert ist. Sie hinterfragt Betül nicht, ob ihre Vorstellung der Realität entspricht und erwartet somit in der Klassenarbeit eine Antwort von Betül, die sich von denen der deutschen Schülern/-innen unterscheidet. Betül aber identifiziert sich als europäisch und versucht durch Kommunikation die um sie herum errichteten Vorurteile aufzubrechen. Die Lehrerin konstruiert hier also kulturelle Unterschiede, die es in der Realität vielleicht gar nicht gibt.

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