Abschlussreflexion

28. Juli 2019

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.
  2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?
  3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema BAUMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Antwort:

  1. Für mich haben die Inhalte der BAUMHET-Ringvorlesung zur Erkenntniserweiterung, zur persönlichen Reflexion und auch zu Momenten des Erstaunens geführt. Die zentralen Aspekte, besonders in Bezug zu meiner persönlichen Entwicklung in meinen Fächern (Mathematik, Englisch), sollen im Folgenden dargestellt werden. Ich möchte hierbei zum Beginn der Veranstaltung zurückgreifen und thematisieren, dass im Zusammenhang mit Heterogenität, ob migrationsbedingt, leistungsbezogen oder anders begründet, oft von Problemen gesprochen wird. Besonders bedeutsam waren für mich Begriffe, wie die Chancengleichheit und darauf aufbauend auch die Gleichheit und Gerechtigkeit in Vorlesung 1. Nicht jeder SuS bringt gleiche Voraussetzungen mit, ob diese Voraussetzungen Leistungsunterschiede oder körperliche Beeinträchtigungen sind, spielt dabei keine Rolle. Lehrkräfte müssen für jeden SuS eine Chancengerechtigkeit“ schaffen. Trotzdem ist zu betonen, dass gleichermaßen Herausforderungen – nicht nur zwischen den SuS, aber auch besonders seitens der LuL durch Heterogenität bewältigt werden müssen. Ausdifferenzierte Unterrichtskonzepte, sensibilisierter Zugang zu den SuS sowie das Durchbrechen der Mauern traditioneller Vorstellungen und Anforderungen sind als Aspekte zu verstehen, die den Arbeitsaufwand intensivieren und oftmals persönliche mit professionellen Perspektiven mischen.
    Ein zentraler Aspekt, die ich aus der Vorlesung von Prof. Dr. Andrea Daase mitgenommen habe ist, dass der Begriff Mehrsprachigkeit unterschiedlichen Definitionen unterliegt. Anhand der Befragung der Studierenden während der Vorlesung, sind viele von der Definition ausgegangen, dass Mehrsprachigkeit bedeutet, zwei Sprachen perfekt fließend zu sprechen. Diese Definition von Mehrsprachigkeit ist jedoch veraltet. Uns Studierenden wurden weitere Definitionen von dem Begriff vorgeschlagen und anhand dieser haben sich teilweise mehr Studierende gemeldet, da sie sich selber mit der Definition identifizieren konnten. Besonders die Ausmalbilder zur Identitätsfindung der Sprache in den jeweiligen Körperregionen haben mich sehr angesprochen. Da ich später Deutsch unterrichten werde, könnte ich mir sehr gut vorstellen diese Methode, um versteckte Sprachen von Kindern und Jugendlichen zum Vorschein zu bringen, zu übernehmen und als einen geeigneten Einstieg ins neue Schuljahr zu nutzen. Ein weiterer zentraler Aspekt bezieht sich auf Begriffe, jedoch nicht auf die Definitionen oder eine Erklärung dieser Begriffe, sondern die Auseinandersetzung mit der unterschiedlichen Behaftung und unterschiedlichen Definitionen von Begriffen. Prof. Dr. Andreas Klee beleuchtete dieses Phänomen der unterschiedlichen Bedeutung eines Begriffes oder Konzeptes für unterschiedliche Personen mit dem Beispiel „Demokratie“, ein Wort mit vielen unterschiedlichen Konnotationen. Auf eine andere Weise, jedoch mit demselben Effekt auf mich persönlich, behandelte Dr. Eileen Schwarzberg das Konzept zwischen „behindert sein“ und „behindert werden“. Beide Vorträge gaben mir ein Bewusstsein für die Unterschiedliche Behaftung bestimmter Begriffe und das unterschiedliche Nutzen dieser Begriffe.
    Noch ein weiterer zentraler Aspekt war für mich die innere und äußere Differenzierung bezogen auf den Umgang mit Leistungsheterogenität von Christoph Kulgemeyer. Die innere Differenzierung meint eine Lernumgebung, die auf die jeweiligen Leistungsniveaus angepasst wird. Dies geschieht zum Beispiel durch Zusatzaufgaben, gestufte Lernhilfen oder höhere Unterstützung durch Lehrkräfte. Die äußere Differenzierung beschreibt Zusatzangebote oder ein mehrgliedriges Schulsystem durch Niveaukurse. Eine Maßnahme ist die konstant positive Einstellung gegenüber Fehlern, die besonders Disziplin erfordert: es sollte bei Fehlern im Unterricht nicht resigniert werden, vielmehr sollte ich als angehender Lehrender die leistungsbezogene Heterogenität, die im Englischunterricht vorliegen kann, als Ressource für den Lernerfolg aller SuS sehen, da der Fremdsprachenunterricht nicht ohne die Lösung von und das Diskutieren über Fehler auskommt. Die Ringvorlesung hat außerdem dazu beigetragen, die vielen Formen und der spezifische Umgang mit Dimensionen von Heterogenität zu erkennen und den Grundstein für eine tiefergehende Professionalisierung in diesem Bereich gelegt. Im Ganzen kann ich also einen Fortschritt bezüglich meiner persönlichen Einstellung gegenüber der Mehrdimensionalität von Heterogenität sowie gegenüber den fachspezifischen Charakteristika beobachten.
  2. Da das Thema Inklusion an fast jeder Schule vertreten ist, wird es auch auf mich zukommen. Daher ist es unbedingt notwendig sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Zudem finde ich es wichtig sich die notwendigen Kompetenzen und das benötigte Fachwissen anzueignen, damit man in Stresssituationen versucht so gut es geht zu handeln. Zudem habe ich Erfahrung mit dem Thema Lernen in heterogenen Gruppen gemacht. In meiner Schullaufbahn wurden die leistungsschwächeren SuS neben den leistungsstärkeren SuS gesetzt. Dies hatte zur Folge, dass man die leistungsschwächeren SuS mitgezogen hat und sie Hilfe von den leistungsstärkeren SuS bekamen. Somit kann ich bestätigen, dass es für die Gesamtleistung der Klasse besser ist, wenn man in heterogenen Lerngruppen arbeitet. Des Weiteren habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn SuS in homogenen Lerngruppen arbeiten, die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler schnell unmotiviert sind und vom Thema abkommen. Zudem wird, falls die Fragestellung nicht verstanden wird, schnell über ein anderes Thema geredet und die eigentliche Aufgabe ignoriert. Bei den leistungsstärkeren SuS habe ich hingegen erlebt, dass sie schnell mit der Aufgabe fertig sind und dann ebenfalls über ein anderes Thema sprechen. Ich denke, dass die Faktoren Lehrweise (z.B. Frontalunterricht), Leistungsunterschiede, Migration, Integration und Inklusion jene Faktoren sind, die sich innerhalb meiner Erfahrungen am stärksten hervorgetan haben. Zu meiner eigenen Schulzeit, war der Umgang mit Heterogenität eher beschränkt, da sich meine Lehrer/-innen nicht derart umfassend mit dem Thema befasst hatten, wie sie im Nachhinein selbst zugaben. Somit wurde Diversität nicht als normal, aber vielmehr als etwas Beständiges gesehen, dass sich eben in den regulären Unterrichtsplan der Lehrkräfte etablieren musste. Die Unterrichtsform, die ich während meiner Schulzeit größtenteils kennengelernt hatte, war daher der Frontalunterricht, bei dem wenig bis kaum Rücksicht auf uns damalige SchülerInnen genommen wurde.
  3. Ich möchte gerne mehr darüber erfahren, wie genau man mit Leistungsunterschieden der SuS umgeht. Das nicht jeder auf dem gleichen Lernniveau ist, ist nachvollziehbar und in jeder Klasse so. Jedoch möchte ich gerne wissen, wie man leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler fair behandelt und wie man ihnen trotzdem eine gute Chance gibt, gute Noten zu erlangen und motiviert zu bleiben. Zudem möchte ich gerne wissen wie man damit umgeht wenn man mitbekommt, dass es SuS in der Klasse nicht gut geht. In meiner Schulzeit wurde das Thema Mobbing kaum behandelt, obwohl es rückblickend betrachtet einige Fälle in meiner Schullaufbahn gab, wo man schon von Mobbing sprechen kann. Jedoch haben meine LehrerInnen nicht viel über das Thema in der Klasse gesprochen, sondern mehr ignoriert. Ich schätze, dass viele Lehrkräfte von mir auch überfordert waren. Mobbing ist ein aktuelles Thema und leider gibt es davon noch viel zu viel an den Schulen. Auch von anderen Fällen höre ich, dass viele Lehrer nicht gehandelt haben. Daher möchte ich gerne mehr darüber erfahren, wie ich in Zukunft handeln soll, wenn ich mal mit diesem Thema konfrontiert werde. Ich möchte wissen, wie ich am besten den SuS helfen kann und wie ich Mobbing auch präventiv verhindern kann. Zudem möchte ich wissen, wie man am besten für Aufklärung sorgt und die SuS mit diesem Thema erreichen kann. Des Weiteren interessiere ich mich dafür, wie man damit umgeht wenn man mitbekommt, dass SuS im Elternhaus misshandelt oder vernachlässigt werden. Auch hier würde ich gerne bessere Kenntnisse erhalten, da so etwas auch nicht selten vorkommt.

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