Archiv für den Monat: Mai 2019

Auf dem Weg zu einer Schule für alle.

26. Mai 2019

  1. Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf?
  2. Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler/-in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?
  3. Wie können Sie der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht werden und welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?
  4. Warum stellte die Entwicklung der Sonderschulen historisch betrachtet einen Fortschritt dar? (vgl. Feuser in Müller 2018)

Antwort:

  1. Die Auswirkungen der Aussonderung Kinder mit Förderbedarf entfalten sich negativ auf verschiedene Ebenen. Zunächst wird damit eine Erfolg Differenzierung bedient, die einen erheblichen Unterschied der Leitungsniveau zwischen den Schüler/-innen ohne und mit Förderbedarf verdeutlicht. Kinder, die eine „normale“ Schullaufbahn verfolgen, bleibt die Möglichkeit eine heterogene Klassenzusammensetzung zu genießen verweigert und somit die Chance Ihren Wissen und Können zu teilen und dabei anderen zu unterstützen. Eine Radikale Ansicht des Anderen könnte dabei eine Folge sein. Die Kinder mit Förderbedarf werden dadurch weiter stigmatisiert, was eine emotionale Instabilität hervorruft und sie noch mehr verunsichern könnte. Eine weitere negative Auswirkung könnte sich auch durch einen Verlust der Lust am lernen. Ihre Bildungsstand wäre folge dessen in Gefahr und könnte ihre Eingliederung in der Gesellschaft auf längerer Sicht gefährden. Das Minderwertigkeitsklischee wäre damit einmal mehr erfüllt und wurde nicht für einen inklusive Schulsystem stehen.
  2. Mit der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ sind in den meisten Fällen Einschränkungen beziehungsweise Problem mit der geistigen Entwicklung gemeint. In anderen Bundesländer nennt man diese Diagnose auch „geistige Entwicklung“, diese weist auf eine geistliche Behinderung hin. Dagegen weist die Diagnose „Förderschwerpunkt Lernen“ auf ein Defizient in der Lernentwicklung hin, dabei können sich Schüler*innen mit Förderbedarf nicht richtig konzentrieren oder haben beispielsweise Probleme mit der Sprache oder beim Rechnen. Allgemein gibt es für diese Diagnosen keinen allgemeinen Lösungsansatz, es ist wichtig, dass eine gute Kommunikation zwischen Eltern, Lehrenden und dem jeweiligen Schüler/-innen mit Förderbedarf besteht. Sodass sich seine Schwächen und Diagnosen erkennen und mit unterschiedlichen Methoden, individuell anpassen lassen.
  3. Heutzutage wird eine Lehrkraft in der Regel immer mit einer heterogenen Lerngruppe konfrontiert, sowohl bezüglich der verschiedenen Herkunftsländer und Sprachen als auch bezüglich der verschiedenen Lernanforderungen und Förderschwerpunkte der Schüler/-innen. Die Möglichkeiten dieser Vielfalt der Schüler/-innen gerecht zu werden, sind sehr unterschiedlich. Eine Möglichkeit stellt die Arbeit mit Gruppentischen dar, währenddessen die Schüler/-innen freier an verschiedenen Projekten arbeiten und sich gegenseitig unterstützen können. Bezüglich der Unterrichtsvorbereitung ist es für die Lehrkraft wichtig, dass sie sich mit anderen Kollegen/-innen sowie der Schulleitung abspricht und auch die Erziehungsberechtigten der Kinder mit einbezieht. Auch technische Hilfen sollte man nutzen, wenn es dazu beträgt die Kinder entsprechend ihrer persönlichen Profile zu fördern oder wenn diese das Arbeitspensum der Lehrkraft entlasten, damit sich die Lehrkraft stärker den Bedürfnissen der Schüler/-innen widmen kann.
  4. Die Entwicklung der Sonderschule stellt historisch betrachtet einen großen Fortschritt dar. Sie ermöglicht die betroffenen Schüler/-innen eine Eingliederung in den gängigen Schulsystem ohne dabei auf eine adäquate Förderung verzichten zu müssen. Eine Chance auf Bildung hier somit auch für Kinder mit Behinderung gegeben. Es ist einen Schritt in Richtung integrative Gesellschaft, die jeder Mensch mit seinen Besonderheiten wahr zu nehmen und zu akzeptieren versucht. Eine Schule, die sowohl die Stärken als auch die Schwäche ihrer Lernenden erkennt und bereits ist Unterstützung zu leisten.

Meint Inklusion wirklich alle?!

19. Mai 2019

  1. Bennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung und begründen Sie die Auswahl.
  2. Betrachten Sie bitte Ihre bisherigen Erfahrungen an Schulen im Gemeinsamen Unterricht und reflektieren Sie kritisch folgende Fragen:
    a. Wie würden Sie ihre Erfahrungen im Hinblick auf die theoretischen Aspekte aus der Vorlesung einordnen? (z.B. Modelle von Behinderung, „inkludierende Exklusion“).
    b. Welchen Meinungen zur Inklusion sind Ihnen im Praktikum / in Praxiserfahrungen an Schulen, insbesondere zu der Frage der Inklusion von SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Gymnasien, begegnet und welche Auffassung vertreten Sie selbst?
    c. Was sind ihrer Meinung nach die größten Chancen und Herausforderung der schulischen Inklusion?
  3. Formulieren Sie eine Beobachtungaufgabe für zukünftige Praktika. Entweder zur schulischen Inklusion oder zur beruflichen Inklusion bzw. zum Übergang Schule-Beruf.

Antwort:

1. In der Vorlesung wurden die Abstufungen der Teilhabe deutlich: Zum Einen gibt es die Exklusion. Hierbei werden Menschen mit Beeinträchtigung vom Unterricht der gesunden Schüler ausgeschlossen. Bei der „Separation“ bzw. „Segregation“ werden die beeinträchtigten Kinder in getrennten Bereichen unterrichtet. Bei der „Integration“ bekommen diese Schüler sonderpädagogische Unterstützung in Regelschulen. Die „Inklusion“ sieht vor, dass Kinder mit Beeinträchtigung wie alle anderen Kinder Regelschulen besuchen. Im nächsten Schritt soll die Inklusion überwunden werden. Folglich soll ein Grundverständnis entstehen, dass Beeinträchtigte von Anfang an Teil der Gruppe sind und nicht erst eingegliedert werden müssen. Ich fand dieses Modell besonders wichtig, dass es die verschiedenen Formen der Teilhabe darstellt, die mir z.B. nur zum Teil bewusst waren.

2.

a. Leider habe ich persönlich bis jetzt noch nicht so viele Erfahrungen mit dem Thema Inklusion gemacht. Umso interessanter war die Vorlesung für mich, besonders mit dem Einblick, dass in Bremen das Thema so einen großen Stellenwert hat. Aus meinen Erfahrungen heraus habe ich die Fragestellung der Vorlesung, welcher Förderbedarf am häufigsten diagnostiziert wird, richtig beantworten können. Die tatsächliche Aufteilung hat mich dann jedoch trotzdem verwundert. Es gibt in diesem Bereich noch viel zu lernen, nicht nur für uns zukünftige Lehrkräfte.

b. Da ich mein erstes Praktikum an einer Schule tatsächlich erst dieses Jahr haben werde, habe ich in der Hinsicht noch keine Erfahrung. Auch während meiner Schulzeit bin ich eigentlich keinen Meinungen zu diesem Thema begegnet, da ich zu jung war und ich in meinem restlichen Schulverlauf keine weiteren Begegnungen mit dieser Thematik hatte und es dementsprechend auch nie wirklich zur Sprache kam. Jedoch denke ich, dass eine Inklusion, auch an Gymnasien stattfinden sollte. Dies fördert das Verständnis der Schüler für diese Thematik und wirkt dem “Behindert werden“ entgegen. Jedoch muss darauf geachtet werden, dass kein Schüler sich vernachlässigt oder nicht genug gefordert fühlt, weshalb es zu einer enormen Herausforderung für Lehrer und Hilfskräften kommen kann.

c. Die größten Chancen der Inklusion sehe ich im Lernen des sozialen Umgangs mit SuS mit Förderbedarf. Die Kinder und Jugendlichen können mit dem Thema für die Zukunft bereits vertraut gemacht werden, sodass ein selbstverständlicher Umgang miteinander im späteren Leben gegeben ist. Durch gegenseitige Unterstützung kann die Heterogenität der Klassengemeinschaft gefördert werden. Allerdings gibt es jedoch auch Herausforderungen, die bedacht werden müssen. Für die SuS mit Förderbedarf ist der Umgang mit anderen Schülern und umgekehrt von großer Bedeutung. Eine gegenseitige Akzeptanz, aber auch Gleichberechtigung sind entscheidend, um eine erfolgreiche Inklusion in die soziale Gesellschaft gewährleisten zu können. Allerdings spielen die Lehrkräfte eine entscheidende und unterstützende Rolle. Die Frage ist nur, ob diese sich mit der Inklusion von SuS mit Förderbedarf überlastet fühlen, nicht gegen den erhöhten Zeitaufwand ankommen und vielleicht sogar aufgrund von fehlendem Wissen die Augen vor dieser Thematik verschließen. Des Weiteren könnte der Mangel an Sonderpädagogen eine große Herausforderung in der Zukunft sein.

3. Als eine Beobachtungsaufgabe für zukünftige Praktika zum Thema der schulischen Inklusion würde ich folgendes vorschlagen:
Inwiefern werden die SuS mit pädagogischem Förderbedarf in den Unterricht eingebunden?
Werden sie im Unterricht ausreichend unterstützt, ohne jedoch eine Explizite Sonderbehandlung zu erhalten?
Wird die Struktur des Unterrichts und die Stellung von Arbeitsaufgaben an Sie angepasst?
Wie wird der Förderbedarf von Lehrkräften und Mitschüler*innen und ihnen selbst in Unterrichtssituationen thematisiert? Implizit? Explizit?
Wie interagieren die Schülerinnen und Schüler miteinander im inklusiven Schulunterricht?
Wie wirkt sich eine veränderte Sitzordnung auf das Klassengefüge und das Lernumfeld aus?
Welche Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten haben Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf ?

Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

6. Mai 2019

  1. Fassen Sie die für Sie wichtigsten Einsichten, die Ihnen diese
    Perspektive eröffnet hat, zusammen.
  2. Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche – auch
    kritische Sichtweise – auf die mit Individualisierung verbundenen
    Herausforderungen und Probleme für die Reflexion des Umgangs mit
    Leistungs-Heterogenität im Unterricht?
  3. Welche Fragestellungen könnten aus einer solchen Sicht in der Beobachtung von Unterricht in Praktika entwickelt werden.

Antwort:

  1. Auf dem ersten Blick scheint die Variante des Individualisierten Unterrichts eine gute Alternative zum Unterricht als Klassengespräch darzustellen, da hier auf die verschiedenen Bedürfnisse und Fähigkeiten der einzelnen SchülerInnen eingegangen werden kann. Wenn man näher hinsieht können jedoch schnell verschiedene Problemstellen gefunden werden. Besonders hervorgestochen hat für mich die erhöhte Arbeitsleistung für die Lehrenden, da diese erstmals eine gründliche und tiefengehende Einsicht in das Vorwissen und die schulischen Kompetenzen der SchülerInnen besitzen muss, und für diese auch einen ausführlichen Lehrplan entwickeln muss. Individualisierung auf Lehrpersonenebene ist also schon allein aufgrund der sich erhöhenden Anforderungen auf die Lehrenden und des bereits existierenden Mangels an qualifizierten Lehrpersonal nur auf kleiner Skala umzusetzen.
  2. Damit die SuS von dem individualisierten Unterricht profitieren, müssen zunächst einige Vorkehrungen getroffen werden. Nicht nur die individuelle Anpassung der Aufgaben und des Zeitfensters zur Bearbeitung dieser muss erfolgen, sondern auch beispielsweise der Einsatz mehrerer Lehrkräfte, die insbesondere auf SuS mit einer Leistungsschwäche eingehen können. Die individualisierte Unterrichtsform, von einer einzelnen Lehrkraft ausgehend, erweist sich als jedoch als Herausforderung, da diese Lehrkraft sich auf verschiedene parallele Prozesse konzentrieren muss. Das Beispiel mit Tarkan zeigt deutlich, dass die Lehrerin sich zu sehr auf Tarkan fixiert, in dem sie an einem Einzeltisch versucht, ihn individuell zu fördern. Diese räumliche Trennung von seinen Mitschüler*Innen führt bereits zu einer sozialen, internen Ausgrenzung. Der zusätzliche Tatbestand, dass die Lehrerin sich intensiv mit Tarkan beschäftigt, lässt ihn gegenüber den anderen Kindern als „Sonderfall“ da stehen. Dieses Beispiel hat also gezeigt, dass eine besondere Behandlung und individuelle Förderung zu einer klassen-internen Ausgrenzung führen kann.
  3. Wie wird mit der Leistungsheterogenität im Unterricht umgegangen?
    Wird der Unterricht auf Grund von Leistungs-Heterogenität mit differenzierten Aufgaben gestaltet?
    Wie reagieren die Lehrkräfte, aber auch die Schüler*innen darauf?
    Welche Leistungen liefert die jeweilige Schulform?
    Sind Probleme erkannt worden und gibt es schon Lösungsansätze?
    Sollte homogenisiertes Lernen der individualisierten Unterrichtsform vorgezogen werden, um Ausgrenzung zu vermeiden?
    Ist eher die Verbesserung der Leistungsdefizite sinnvoll, oder doch die Förderung der individuellen Stärken?
    Kann man individualisierten Unterricht anwenden, ohne die Schüler zu kategorisieren (beispielsweise zwischen „Leistungsstarke“ und „Leistungsschwache“)?
    Gibt es eine deutliche Unterscheidung zwischen den Leistungsstarken und den Leistungsschwachen?
    Zu welchem Extent geht der Dozent auf die einzelnen SchülerInnen ein?
    Wird auf der Unterrichtsebene bzw der Lehrpersonenebene distinguiert?
    Wie reagieren die verschiedenen SchülerInnen auf den Unterrichtsmaterialien, -methoden, -prozesse?
    Wie ist die zu observierende Atmosphäre zwischen der Lehrperson und den SchülerInnen? Werden bestimmte Gruppen bzw Einzelpersonen bevorzugt?
    Wie ist die zu observierende Atmosphäre zwischen den SchülerInnen? Werden bestimmte Gruppen bzw Einzelpersonen ausgegrenzt?