Abschlussreflexion

28. Juli 2019

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.
  2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?
  3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema BAUMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

Antwort:

  1. Für mich haben die Inhalte der BAUMHET-Ringvorlesung zur Erkenntniserweiterung, zur persönlichen Reflexion und auch zu Momenten des Erstaunens geführt. Die zentralen Aspekte, besonders in Bezug zu meiner persönlichen Entwicklung in meinen Fächern (Mathematik, Englisch), sollen im Folgenden dargestellt werden. Ich möchte hierbei zum Beginn der Veranstaltung zurückgreifen und thematisieren, dass im Zusammenhang mit Heterogenität, ob migrationsbedingt, leistungsbezogen oder anders begründet, oft von Problemen gesprochen wird. Besonders bedeutsam waren für mich Begriffe, wie die Chancengleichheit und darauf aufbauend auch die Gleichheit und Gerechtigkeit in Vorlesung 1. Nicht jeder SuS bringt gleiche Voraussetzungen mit, ob diese Voraussetzungen Leistungsunterschiede oder körperliche Beeinträchtigungen sind, spielt dabei keine Rolle. Lehrkräfte müssen für jeden SuS eine Chancengerechtigkeit“ schaffen. Trotzdem ist zu betonen, dass gleichermaßen Herausforderungen – nicht nur zwischen den SuS, aber auch besonders seitens der LuL durch Heterogenität bewältigt werden müssen. Ausdifferenzierte Unterrichtskonzepte, sensibilisierter Zugang zu den SuS sowie das Durchbrechen der Mauern traditioneller Vorstellungen und Anforderungen sind als Aspekte zu verstehen, die den Arbeitsaufwand intensivieren und oftmals persönliche mit professionellen Perspektiven mischen.
    Ein zentraler Aspekt, die ich aus der Vorlesung von Prof. Dr. Andrea Daase mitgenommen habe ist, dass der Begriff Mehrsprachigkeit unterschiedlichen Definitionen unterliegt. Anhand der Befragung der Studierenden während der Vorlesung, sind viele von der Definition ausgegangen, dass Mehrsprachigkeit bedeutet, zwei Sprachen perfekt fließend zu sprechen. Diese Definition von Mehrsprachigkeit ist jedoch veraltet. Uns Studierenden wurden weitere Definitionen von dem Begriff vorgeschlagen und anhand dieser haben sich teilweise mehr Studierende gemeldet, da sie sich selber mit der Definition identifizieren konnten. Besonders die Ausmalbilder zur Identitätsfindung der Sprache in den jeweiligen Körperregionen haben mich sehr angesprochen. Da ich später Deutsch unterrichten werde, könnte ich mir sehr gut vorstellen diese Methode, um versteckte Sprachen von Kindern und Jugendlichen zum Vorschein zu bringen, zu übernehmen und als einen geeigneten Einstieg ins neue Schuljahr zu nutzen. Ein weiterer zentraler Aspekt bezieht sich auf Begriffe, jedoch nicht auf die Definitionen oder eine Erklärung dieser Begriffe, sondern die Auseinandersetzung mit der unterschiedlichen Behaftung und unterschiedlichen Definitionen von Begriffen. Prof. Dr. Andreas Klee beleuchtete dieses Phänomen der unterschiedlichen Bedeutung eines Begriffes oder Konzeptes für unterschiedliche Personen mit dem Beispiel „Demokratie“, ein Wort mit vielen unterschiedlichen Konnotationen. Auf eine andere Weise, jedoch mit demselben Effekt auf mich persönlich, behandelte Dr. Eileen Schwarzberg das Konzept zwischen „behindert sein“ und „behindert werden“. Beide Vorträge gaben mir ein Bewusstsein für die Unterschiedliche Behaftung bestimmter Begriffe und das unterschiedliche Nutzen dieser Begriffe.
    Noch ein weiterer zentraler Aspekt war für mich die innere und äußere Differenzierung bezogen auf den Umgang mit Leistungsheterogenität von Christoph Kulgemeyer. Die innere Differenzierung meint eine Lernumgebung, die auf die jeweiligen Leistungsniveaus angepasst wird. Dies geschieht zum Beispiel durch Zusatzaufgaben, gestufte Lernhilfen oder höhere Unterstützung durch Lehrkräfte. Die äußere Differenzierung beschreibt Zusatzangebote oder ein mehrgliedriges Schulsystem durch Niveaukurse. Eine Maßnahme ist die konstant positive Einstellung gegenüber Fehlern, die besonders Disziplin erfordert: es sollte bei Fehlern im Unterricht nicht resigniert werden, vielmehr sollte ich als angehender Lehrender die leistungsbezogene Heterogenität, die im Englischunterricht vorliegen kann, als Ressource für den Lernerfolg aller SuS sehen, da der Fremdsprachenunterricht nicht ohne die Lösung von und das Diskutieren über Fehler auskommt. Die Ringvorlesung hat außerdem dazu beigetragen, die vielen Formen und der spezifische Umgang mit Dimensionen von Heterogenität zu erkennen und den Grundstein für eine tiefergehende Professionalisierung in diesem Bereich gelegt. Im Ganzen kann ich also einen Fortschritt bezüglich meiner persönlichen Einstellung gegenüber der Mehrdimensionalität von Heterogenität sowie gegenüber den fachspezifischen Charakteristika beobachten.
  2. Da das Thema Inklusion an fast jeder Schule vertreten ist, wird es auch auf mich zukommen. Daher ist es unbedingt notwendig sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Zudem finde ich es wichtig sich die notwendigen Kompetenzen und das benötigte Fachwissen anzueignen, damit man in Stresssituationen versucht so gut es geht zu handeln. Zudem habe ich Erfahrung mit dem Thema Lernen in heterogenen Gruppen gemacht. In meiner Schullaufbahn wurden die leistungsschwächeren SuS neben den leistungsstärkeren SuS gesetzt. Dies hatte zur Folge, dass man die leistungsschwächeren SuS mitgezogen hat und sie Hilfe von den leistungsstärkeren SuS bekamen. Somit kann ich bestätigen, dass es für die Gesamtleistung der Klasse besser ist, wenn man in heterogenen Lerngruppen arbeitet. Des Weiteren habe ich die Erfahrung gemacht, dass wenn SuS in homogenen Lerngruppen arbeiten, die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler schnell unmotiviert sind und vom Thema abkommen. Zudem wird, falls die Fragestellung nicht verstanden wird, schnell über ein anderes Thema geredet und die eigentliche Aufgabe ignoriert. Bei den leistungsstärkeren SuS habe ich hingegen erlebt, dass sie schnell mit der Aufgabe fertig sind und dann ebenfalls über ein anderes Thema sprechen. Ich denke, dass die Faktoren Lehrweise (z.B. Frontalunterricht), Leistungsunterschiede, Migration, Integration und Inklusion jene Faktoren sind, die sich innerhalb meiner Erfahrungen am stärksten hervorgetan haben. Zu meiner eigenen Schulzeit, war der Umgang mit Heterogenität eher beschränkt, da sich meine Lehrer/-innen nicht derart umfassend mit dem Thema befasst hatten, wie sie im Nachhinein selbst zugaben. Somit wurde Diversität nicht als normal, aber vielmehr als etwas Beständiges gesehen, dass sich eben in den regulären Unterrichtsplan der Lehrkräfte etablieren musste. Die Unterrichtsform, die ich während meiner Schulzeit größtenteils kennengelernt hatte, war daher der Frontalunterricht, bei dem wenig bis kaum Rücksicht auf uns damalige SchülerInnen genommen wurde.
  3. Ich möchte gerne mehr darüber erfahren, wie genau man mit Leistungsunterschieden der SuS umgeht. Das nicht jeder auf dem gleichen Lernniveau ist, ist nachvollziehbar und in jeder Klasse so. Jedoch möchte ich gerne wissen, wie man leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler fair behandelt und wie man ihnen trotzdem eine gute Chance gibt, gute Noten zu erlangen und motiviert zu bleiben. Zudem möchte ich gerne wissen wie man damit umgeht wenn man mitbekommt, dass es SuS in der Klasse nicht gut geht. In meiner Schulzeit wurde das Thema Mobbing kaum behandelt, obwohl es rückblickend betrachtet einige Fälle in meiner Schullaufbahn gab, wo man schon von Mobbing sprechen kann. Jedoch haben meine LehrerInnen nicht viel über das Thema in der Klasse gesprochen, sondern mehr ignoriert. Ich schätze, dass viele Lehrkräfte von mir auch überfordert waren. Mobbing ist ein aktuelles Thema und leider gibt es davon noch viel zu viel an den Schulen. Auch von anderen Fällen höre ich, dass viele Lehrer nicht gehandelt haben. Daher möchte ich gerne mehr darüber erfahren, wie ich in Zukunft handeln soll, wenn ich mal mit diesem Thema konfrontiert werde. Ich möchte wissen, wie ich am besten den SuS helfen kann und wie ich Mobbing auch präventiv verhindern kann. Zudem möchte ich wissen, wie man am besten für Aufklärung sorgt und die SuS mit diesem Thema erreichen kann. Des Weiteren interessiere ich mich dafür, wie man damit umgeht wenn man mitbekommt, dass SuS im Elternhaus misshandelt oder vernachlässigt werden. Auch hier würde ich gerne bessere Kenntnisse erhalten, da so etwas auch nicht selten vorkommt.

Vorstellungen und politisches Bewusstsein als Ausgangspunkt sozialwissenschaftlichen Lernens

02. Juni 2019

  1. Diskutieren Sie die Relevanz der Arbeitshypothese der „doppelten Heterogenität“ für eines Ihrer Fächer und stellen Sie dies anhand einen konkreten Unterrichtsinhaltes dar.
  2. Skizzieren Sie unter Bezugnahme auf einen konkreten Unterrichtsinhalt drei methodische Varianten zur unterrichtspraktischen „Erhebung“ von Schüler*Innenvorstellungen.
  3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe in Bezug auf unterschiedliche Sprachwirklichkeiten von SchülerInnen und Lehrer.

Antwort:

  1. Unter der „doppelten Heterogenität“ versteht man die unterschiedlichen Bedeutungsinterpretationen und Vorstellungen zu einem Begriff von Individuen. So können beispielsweise die Definitionen und Vorstellungen von den Begriffen Staat, Demokratie, Freiheit und Frieden innerhalb einer Klasse stark variieren, da jeder Schüler und jede Schülerin eigene Interpretationen mit sich bringt. Diese unterschiedlichen Vorstellungen entstehen unter anderem aufgrund verschiedener sozialer Einflüsse wie beispielsweise der Kultur, der Religion, des Bildungshintergrundes sowie der Erziehung im Elternhaus. In der Vorlesung wurde ferner durch das Beispiel an dem Staatsbegriff – dieser kann einerseits aus der räumlich-geographischen als auch aus der institutionell-politischen Perspektive beleuchtet und interpretiert werden – verdeutlicht, dass es wichtig ist, mit den SuS über derartige „unstrukturierte“ Begriffe zu sprechen, die Bedeutungsunterschiede herauszuarbeiten und sich auf eine gemeinsame Bedeutung im Unterricht zu einigen. Dies ist insofern wichtig, als das es ohne eine gemeinsame Definition für SuS oft nicht möglich ist, derartige Begriffe im Kontext des Unterrichts richtig zu verstehen und somit dem Unterricht erfolgreich zu folgen. Als angehende Lehrerin nehme ich mir aus der Vorlesung mit, dass ich auch im Englischunterricht darauf achten muss, dass abstrakte bzw. unstrukturierte Begriffe klar definiert sind und im Kontext erklärt werden, damit jeder Schüler und jede Schülerin dem Unterrichtsgeschehen folgen kann und keine Missverständnisse entstehen. Als Beispiele für Unterrichtsinhalte, bei denen die „doppelte Heterogenität“ ein besonderes Augenmerk erfordert, seien an dieser Stelle die Themenfelder Tourismus, Natur und Umwelt sowie Metropolen und Regionen genannt. Hier spielen politische, gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte sowie geschichtliche Dimensionen eine wichtige Rolle, die oft mit unstrukturierten Begriffen umschrieben werden. Diese bedürfen im Unterrichtsgeschehen der näheren inhaltlichen Betrachtung.
  2. Es ist sinnvoll die drei Methoden, die in der Vorlesung behandelt wurden, anzuwenden, um die Vorstellungen der SuS zu erheben. Bei den Methoden unterscheidet man zwischen selbstreflektierende, kommunikative und differenzierende Begegnung. Zum Erheben der Lernfortschritte bei der Bildung des „past present“ im Englischen können verschiedenste Erhebungen durchgeführt werden. Zum einen können sogegannte selbsreflexierende Erhebungen durchgeführt werden. Beispielsweise könnte man eine Mindmap erstellen mit allen Dingen, welche den SuS zu dem Thema „past present“ einfallen. Hiermit würden die eigenen Vorstellungen des Unterrichtsinhalts sehr klar herauskristallisiert und ein heterogener Unterrichtsplan wäre leichter erstellbar. Des weiteren wäre eine kommunikative Erhebung als ergebnisführend zu betrachten. Hierbei könnte ein Diskurs in verschiedenster Form zwischen den SuS ausgetragen werden. Mit dem Ziel offene Fragen und Unterrichtserwartungen zu klären ließe sich ein Frage-Antwort-System in verschiedensten Formen zum Thema „past present“ formulieren. Zuletzt ist eine diffenrenzierende Begegnung eine mögliche Methode auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Im Falle des „past present“ können Expertenmeinungen aus Zeitschriften, und Fachblättern eingeholt werden um eine differenziertere Auffassung des Sachverhalts bei den SuS zu gewährleisten.
  3. Inwiefern unterscheidet sich die Sprache der Lehrkraft zu der Sprache der SuS?
    Verwendet die Lehrkraft viele Fachbegriffe oder bedient sie sich der einfachen Sprache, wenn sie mit ihren SuS spricht? Wie sprechen die SuS untereinander im Vergleich zu dem, wenn sie mit den Lehrkräften sprechen? Haben die Schülerinnen und Schüler genug Zeit sich mit dem Thema bzw. Begriff auseinanderzusetzen? Wie werden sie definiert und werden sie von allen gleich verstanden?

Auf dem Weg zu einer Schule für alle.

26. Mai 2019

  1. Reflektieren Sie die Konsequenzen der Aussonderung von Schüler/-innen mit Förderbedarf?
  2. Welche Informationen sind in der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ bzw. „Förderschwerpunkt Lernen“ enthalten? Welche Informationen benötigen Sie von einer Schüler/-in um Ihren Unterricht ggf. anzupassen?
  3. Wie können Sie der Vielfalt der Schüler/-innen gerecht werden und welche Verbündeten können sie dazu gewinnen?
  4. Warum stellte die Entwicklung der Sonderschulen historisch betrachtet einen Fortschritt dar? (vgl. Feuser in Müller 2018)

Antwort:

  1. Die Auswirkungen der Aussonderung Kinder mit Förderbedarf entfalten sich negativ auf verschiedene Ebenen. Zunächst wird damit eine Erfolg Differenzierung bedient, die einen erheblichen Unterschied der Leitungsniveau zwischen den Schüler/-innen ohne und mit Förderbedarf verdeutlicht. Kinder, die eine „normale“ Schullaufbahn verfolgen, bleibt die Möglichkeit eine heterogene Klassenzusammensetzung zu genießen verweigert und somit die Chance Ihren Wissen und Können zu teilen und dabei anderen zu unterstützen. Eine Radikale Ansicht des Anderen könnte dabei eine Folge sein. Die Kinder mit Förderbedarf werden dadurch weiter stigmatisiert, was eine emotionale Instabilität hervorruft und sie noch mehr verunsichern könnte. Eine weitere negative Auswirkung könnte sich auch durch einen Verlust der Lust am lernen. Ihre Bildungsstand wäre folge dessen in Gefahr und könnte ihre Eingliederung in der Gesellschaft auf längerer Sicht gefährden. Das Minderwertigkeitsklischee wäre damit einmal mehr erfüllt und wurde nicht für einen inklusive Schulsystem stehen.
  2. Mit der Diagnose „Förderschwerpunkt Wahrnehmung & Entwicklung“ sind in den meisten Fällen Einschränkungen beziehungsweise Problem mit der geistigen Entwicklung gemeint. In anderen Bundesländer nennt man diese Diagnose auch „geistige Entwicklung“, diese weist auf eine geistliche Behinderung hin. Dagegen weist die Diagnose „Förderschwerpunkt Lernen“ auf ein Defizient in der Lernentwicklung hin, dabei können sich Schüler*innen mit Förderbedarf nicht richtig konzentrieren oder haben beispielsweise Probleme mit der Sprache oder beim Rechnen. Allgemein gibt es für diese Diagnosen keinen allgemeinen Lösungsansatz, es ist wichtig, dass eine gute Kommunikation zwischen Eltern, Lehrenden und dem jeweiligen Schüler/-innen mit Förderbedarf besteht. Sodass sich seine Schwächen und Diagnosen erkennen und mit unterschiedlichen Methoden, individuell anpassen lassen.
  3. Heutzutage wird eine Lehrkraft in der Regel immer mit einer heterogenen Lerngruppe konfrontiert, sowohl bezüglich der verschiedenen Herkunftsländer und Sprachen als auch bezüglich der verschiedenen Lernanforderungen und Förderschwerpunkte der Schüler/-innen. Die Möglichkeiten dieser Vielfalt der Schüler/-innen gerecht zu werden, sind sehr unterschiedlich. Eine Möglichkeit stellt die Arbeit mit Gruppentischen dar, währenddessen die Schüler/-innen freier an verschiedenen Projekten arbeiten und sich gegenseitig unterstützen können. Bezüglich der Unterrichtsvorbereitung ist es für die Lehrkraft wichtig, dass sie sich mit anderen Kollegen/-innen sowie der Schulleitung abspricht und auch die Erziehungsberechtigten der Kinder mit einbezieht. Auch technische Hilfen sollte man nutzen, wenn es dazu beträgt die Kinder entsprechend ihrer persönlichen Profile zu fördern oder wenn diese das Arbeitspensum der Lehrkraft entlasten, damit sich die Lehrkraft stärker den Bedürfnissen der Schüler/-innen widmen kann.
  4. Die Entwicklung der Sonderschule stellt historisch betrachtet einen großen Fortschritt dar. Sie ermöglicht die betroffenen Schüler/-innen eine Eingliederung in den gängigen Schulsystem ohne dabei auf eine adäquate Förderung verzichten zu müssen. Eine Chance auf Bildung hier somit auch für Kinder mit Behinderung gegeben. Es ist einen Schritt in Richtung integrative Gesellschaft, die jeder Mensch mit seinen Besonderheiten wahr zu nehmen und zu akzeptieren versucht. Eine Schule, die sowohl die Stärken als auch die Schwäche ihrer Lernenden erkennt und bereits ist Unterstützung zu leisten.

Meint Inklusion wirklich alle?!

19. Mai 2019

  1. Bennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung und begründen Sie die Auswahl.
  2. Betrachten Sie bitte Ihre bisherigen Erfahrungen an Schulen im Gemeinsamen Unterricht und reflektieren Sie kritisch folgende Fragen:
    a. Wie würden Sie ihre Erfahrungen im Hinblick auf die theoretischen Aspekte aus der Vorlesung einordnen? (z.B. Modelle von Behinderung, „inkludierende Exklusion“).
    b. Welchen Meinungen zur Inklusion sind Ihnen im Praktikum / in Praxiserfahrungen an Schulen, insbesondere zu der Frage der Inklusion von SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Gymnasien, begegnet und welche Auffassung vertreten Sie selbst?
    c. Was sind ihrer Meinung nach die größten Chancen und Herausforderung der schulischen Inklusion?
  3. Formulieren Sie eine Beobachtungaufgabe für zukünftige Praktika. Entweder zur schulischen Inklusion oder zur beruflichen Inklusion bzw. zum Übergang Schule-Beruf.

Antwort:

1. In der Vorlesung wurden die Abstufungen der Teilhabe deutlich: Zum Einen gibt es die Exklusion. Hierbei werden Menschen mit Beeinträchtigung vom Unterricht der gesunden Schüler ausgeschlossen. Bei der „Separation“ bzw. „Segregation“ werden die beeinträchtigten Kinder in getrennten Bereichen unterrichtet. Bei der „Integration“ bekommen diese Schüler sonderpädagogische Unterstützung in Regelschulen. Die „Inklusion“ sieht vor, dass Kinder mit Beeinträchtigung wie alle anderen Kinder Regelschulen besuchen. Im nächsten Schritt soll die Inklusion überwunden werden. Folglich soll ein Grundverständnis entstehen, dass Beeinträchtigte von Anfang an Teil der Gruppe sind und nicht erst eingegliedert werden müssen. Ich fand dieses Modell besonders wichtig, dass es die verschiedenen Formen der Teilhabe darstellt, die mir z.B. nur zum Teil bewusst waren.

2.

a. Leider habe ich persönlich bis jetzt noch nicht so viele Erfahrungen mit dem Thema Inklusion gemacht. Umso interessanter war die Vorlesung für mich, besonders mit dem Einblick, dass in Bremen das Thema so einen großen Stellenwert hat. Aus meinen Erfahrungen heraus habe ich die Fragestellung der Vorlesung, welcher Förderbedarf am häufigsten diagnostiziert wird, richtig beantworten können. Die tatsächliche Aufteilung hat mich dann jedoch trotzdem verwundert. Es gibt in diesem Bereich noch viel zu lernen, nicht nur für uns zukünftige Lehrkräfte.

b. Da ich mein erstes Praktikum an einer Schule tatsächlich erst dieses Jahr haben werde, habe ich in der Hinsicht noch keine Erfahrung. Auch während meiner Schulzeit bin ich eigentlich keinen Meinungen zu diesem Thema begegnet, da ich zu jung war und ich in meinem restlichen Schulverlauf keine weiteren Begegnungen mit dieser Thematik hatte und es dementsprechend auch nie wirklich zur Sprache kam. Jedoch denke ich, dass eine Inklusion, auch an Gymnasien stattfinden sollte. Dies fördert das Verständnis der Schüler für diese Thematik und wirkt dem “Behindert werden“ entgegen. Jedoch muss darauf geachtet werden, dass kein Schüler sich vernachlässigt oder nicht genug gefordert fühlt, weshalb es zu einer enormen Herausforderung für Lehrer und Hilfskräften kommen kann.

c. Die größten Chancen der Inklusion sehe ich im Lernen des sozialen Umgangs mit SuS mit Förderbedarf. Die Kinder und Jugendlichen können mit dem Thema für die Zukunft bereits vertraut gemacht werden, sodass ein selbstverständlicher Umgang miteinander im späteren Leben gegeben ist. Durch gegenseitige Unterstützung kann die Heterogenität der Klassengemeinschaft gefördert werden. Allerdings gibt es jedoch auch Herausforderungen, die bedacht werden müssen. Für die SuS mit Förderbedarf ist der Umgang mit anderen Schülern und umgekehrt von großer Bedeutung. Eine gegenseitige Akzeptanz, aber auch Gleichberechtigung sind entscheidend, um eine erfolgreiche Inklusion in die soziale Gesellschaft gewährleisten zu können. Allerdings spielen die Lehrkräfte eine entscheidende und unterstützende Rolle. Die Frage ist nur, ob diese sich mit der Inklusion von SuS mit Förderbedarf überlastet fühlen, nicht gegen den erhöhten Zeitaufwand ankommen und vielleicht sogar aufgrund von fehlendem Wissen die Augen vor dieser Thematik verschließen. Des Weiteren könnte der Mangel an Sonderpädagogen eine große Herausforderung in der Zukunft sein.

3. Als eine Beobachtungsaufgabe für zukünftige Praktika zum Thema der schulischen Inklusion würde ich folgendes vorschlagen:
Inwiefern werden die SuS mit pädagogischem Förderbedarf in den Unterricht eingebunden?
Werden sie im Unterricht ausreichend unterstützt, ohne jedoch eine Explizite Sonderbehandlung zu erhalten?
Wird die Struktur des Unterrichts und die Stellung von Arbeitsaufgaben an Sie angepasst?
Wie wird der Förderbedarf von Lehrkräften und Mitschüler*innen und ihnen selbst in Unterrichtssituationen thematisiert? Implizit? Explizit?
Wie interagieren die Schülerinnen und Schüler miteinander im inklusiven Schulunterricht?
Wie wirkt sich eine veränderte Sitzordnung auf das Klassengefüge und das Lernumfeld aus?
Welche Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten haben Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf ?

Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität

6. Mai 2019

  1. Fassen Sie die für Sie wichtigsten Einsichten, die Ihnen diese
    Perspektive eröffnet hat, zusammen.
  2. Welchen Beitrag leistet Ihrer Meinung nach eine solche – auch
    kritische Sichtweise – auf die mit Individualisierung verbundenen
    Herausforderungen und Probleme für die Reflexion des Umgangs mit
    Leistungs-Heterogenität im Unterricht?
  3. Welche Fragestellungen könnten aus einer solchen Sicht in der Beobachtung von Unterricht in Praktika entwickelt werden.

Antwort:

  1. Auf dem ersten Blick scheint die Variante des Individualisierten Unterrichts eine gute Alternative zum Unterricht als Klassengespräch darzustellen, da hier auf die verschiedenen Bedürfnisse und Fähigkeiten der einzelnen SchülerInnen eingegangen werden kann. Wenn man näher hinsieht können jedoch schnell verschiedene Problemstellen gefunden werden. Besonders hervorgestochen hat für mich die erhöhte Arbeitsleistung für die Lehrenden, da diese erstmals eine gründliche und tiefengehende Einsicht in das Vorwissen und die schulischen Kompetenzen der SchülerInnen besitzen muss, und für diese auch einen ausführlichen Lehrplan entwickeln muss. Individualisierung auf Lehrpersonenebene ist also schon allein aufgrund der sich erhöhenden Anforderungen auf die Lehrenden und des bereits existierenden Mangels an qualifizierten Lehrpersonal nur auf kleiner Skala umzusetzen.
  2. Damit die SuS von dem individualisierten Unterricht profitieren, müssen zunächst einige Vorkehrungen getroffen werden. Nicht nur die individuelle Anpassung der Aufgaben und des Zeitfensters zur Bearbeitung dieser muss erfolgen, sondern auch beispielsweise der Einsatz mehrerer Lehrkräfte, die insbesondere auf SuS mit einer Leistungsschwäche eingehen können. Die individualisierte Unterrichtsform, von einer einzelnen Lehrkraft ausgehend, erweist sich als jedoch als Herausforderung, da diese Lehrkraft sich auf verschiedene parallele Prozesse konzentrieren muss. Das Beispiel mit Tarkan zeigt deutlich, dass die Lehrerin sich zu sehr auf Tarkan fixiert, in dem sie an einem Einzeltisch versucht, ihn individuell zu fördern. Diese räumliche Trennung von seinen Mitschüler*Innen führt bereits zu einer sozialen, internen Ausgrenzung. Der zusätzliche Tatbestand, dass die Lehrerin sich intensiv mit Tarkan beschäftigt, lässt ihn gegenüber den anderen Kindern als „Sonderfall“ da stehen. Dieses Beispiel hat also gezeigt, dass eine besondere Behandlung und individuelle Förderung zu einer klassen-internen Ausgrenzung führen kann.
  3. Wie wird mit der Leistungsheterogenität im Unterricht umgegangen?
    Wird der Unterricht auf Grund von Leistungs-Heterogenität mit differenzierten Aufgaben gestaltet?
    Wie reagieren die Lehrkräfte, aber auch die Schüler*innen darauf?
    Welche Leistungen liefert die jeweilige Schulform?
    Sind Probleme erkannt worden und gibt es schon Lösungsansätze?
    Sollte homogenisiertes Lernen der individualisierten Unterrichtsform vorgezogen werden, um Ausgrenzung zu vermeiden?
    Ist eher die Verbesserung der Leistungsdefizite sinnvoll, oder doch die Förderung der individuellen Stärken?
    Kann man individualisierten Unterricht anwenden, ohne die Schüler zu kategorisieren (beispielsweise zwischen „Leistungsstarke“ und „Leistungsschwache“)?
    Gibt es eine deutliche Unterscheidung zwischen den Leistungsstarken und den Leistungsschwachen?
    Zu welchem Extent geht der Dozent auf die einzelnen SchülerInnen ein?
    Wird auf der Unterrichtsebene bzw der Lehrpersonenebene distinguiert?
    Wie reagieren die verschiedenen SchülerInnen auf den Unterrichtsmaterialien, -methoden, -prozesse?
    Wie ist die zu observierende Atmosphäre zwischen der Lehrperson und den SchülerInnen? Werden bestimmte Gruppen bzw Einzelpersonen bevorzugt?
    Wie ist die zu observierende Atmosphäre zwischen den SchülerInnen? Werden bestimmte Gruppen bzw Einzelpersonen ausgegrenzt?

Empirische Forschung zu Heterogenität im naturwissenschaftlichen Unterricht: Felder und Maßnahmen

23. April 2019

  1. In einer Konferenz in Ihrem Fachbereich in Ihrem Fach an Ihrer Schule diskutiert das Kollegium über Maßnahmen zum Umgang mit Heterogenität. Sie erinnern sich kurz an diese Vorlesung: nennen sie zwei empirisch überprüfte Fakten zum Umgang mit Heterogenität, die der Diskussion dienen könnten!
  2. Erläutern Sie, welches Unterrichts-Muster Sie in Ihrer bisherigen Erfahrung selbst als das wirkungsvollste erlebt haben! Diskutieren sie Ihre Beobachtung vor dem Hintergrund der Vorlesung!
  3. Entwickeln sie eine kurze Aufgabe mit drei gestuften Lernhilfen, die Sie in Ihrem Fach morgen im Unterricht einsetzen könnten! Erläutern Sie die gestuften Lernhilfen und beschreiben Sie, wie Sie im Unterricht erkennen können, ob diese erfolgreich gewählt sind.
  4. Eine Kollegin sagt: „Gesamtschulen sind ja immer mal wieder der letzte Trend, ob wir sie nun Oberschulen nennen oder Sekundarschulen, die Idee ist doch dieselbe. Alle werden gemeinsam unterrichtet, was für eine Ideologie. Dabei zeigt doch die empirische Forschung klar, dass das Gymnasium nur von den besten SuS besucht werden sollte. Die Schlechten fühlen sich hier doch viel zu schnell überfordert und das frustriert sie so sehr, dass sie vollkommen abschalten“. Was antworten sie der Kollegin?

Antwort:

1. Um die Leistung der Schüler durch Heterogenität zu steigern, gibt es zwei Möglichkeiten: Das wären die äußere Differenzierung und die innere Differenzierung. Dazu zeigen empirische Forschungen folgende Ergebnisse: Bei der äußeren Differenzierung handelt es sich um Zusatzangebote oder unterschiedliche Niveaukurse, jedoch haben diese Angebote wenig Auswirkung auf die Leistungsteigung. Jedoch profitieren bei diesen Angeboten die Leistungsstarken SuS. Bei der inneren Differenzierung handelt es sich um Lerngruppen zwischen starken und schwache SuS, bei der es unterschiedliche Aufgabenschwierigkeiten gibt oder Aufgaben mit gestuften Lernhilfen , hier bei profitieren die Leistungsschwachen. Eine Binnendifferenzierung, also das Anwenden vielfältiger Methoden um mit den Unterschieden der Lernenden umzugehen, ohne die Gruppe dauerhaft aufzuteielen, führt hingegen dazu, dass alle SuS mehr lernen. Also ist es empirisch bewiesen, dass Differenzierung von leistungsstarke und leistungsschwache Schüler nur den Leistungsstarken hilft.

2. Ich habe nicht in Deutschland zur Schule gegangen, sondern in meine Heimat. In meiner Schulzeit habe ich nicht von dem Umgang mit Heterogenität mitbekommen. In dem Mathematikunterricht war das Unterrichtsmuster immer gleich und ich würde es nicht als wirkungsvoll bezeichnen. Es wurden Aufgaben verteilt und entweder man konnte sie sofort lösen oder man musste warten bis die Lösung später von den leistungsstarken Schülern an die Tafel geschrieben wurde. Meistens besteht die Schwierigkeit für leistungsschwache SuS darin einen Lösungsansatz zu finden. Die SuS mit Schwierigkeiten haben dann nur auf ihr Blatt geschaut, irgendwas auf ihr Heft geschrieben und haben gehofft, dass die Lehrkraft nicht mitbekommt, dass man die Aufgabe nicht versteht. Würden leistungsschwache SuS Lernhilfen zum Lösen der Aufgaben erhalten, z.B. Tippkarten oder Tipps unter der Aufgabenstellung, gäbe es für diese die gleiche Möglichkeit zum Ergebnis zu gelangen wie für die leistungsstarken SuS.

3. Ich bin morgen in einem Mathematikunterricht der 6. Klasse eingesetzt und möchte das Thema Termumformungen behandeln. Im Anfang meiner Stunde würde ich zuerst einmal erklären, was Terme sind und wie man mit ihnen rechnen kann. Im Anschluss an meine Theorie verteile ich an jeden Schüler/jede Schülerin jeweils zwei Blätter. Auf einem Blatt stehen auf der Vorderseite 10 Aufgaben zur Termumformung, auf der Rückseite ein kurzer Feedbackbogen, wo man ankreuzen kann welche Tipp (1,2,3 oder keine) benötigt wurde und darunter ein paar Zeilen, wo die SuS erläutern können, worin genau ihre Schwierigkeiten bestanden. Auf dem anderen Zettel stehen die Tipps in drei Unterteilungen, damit die Schüler mit den Aufgaben klar kommen.

Aufgabenblatt

Vereinfache folgende Terme soweit wie möglich.
1) 8a + 9b- 3c + 11d + 2a +4c (als Beispiel)
2) 4c+ 8b- 4a- 5b+ 1c+ 7a
3)…

Lernhilfe Blatt
Aufgabe 1 (Beispiel)
Tipp 1) Markieren Sie alles mit den Gleich Buchstaben.
8a + 9b –3c+ 11d + 2a +4c
Tipp 2) Stellen Sie statt den Buchstaben Objekte vor und fassen Sie diese zusammen.
a=Äpfel, b=Bananen, c=Zitronen ,d=Erdbeeren
8 Äpfel + 9 Bananen– 3 Zitronen+ 11 Erdbeeren+ 2 Äpfel + 4 Zitronen
Tipp 3) Sortieren Sie alles mit gleichen Buchstaben .
8a + 2a +9b–3c+4c+11d

Aufgabe 2 (analog zu Aufgabe 1)
Tipp 1) 4c +8b –4a –5b+1c +7a

Mit diesen gestuften Lernhilfen sollte jede/jeder SuS in der Lage sein die Aufgaben zu lösen. Da jeder ein Lernhilfen Blatt bekommt, muss es keinem unangenehm sein danach zu fragen. Die SuS können den Zettel erst beiseitelegen und wenn sie Hilfe benötigen das Blatt heranziehen. Am Ende der Stunde kreuzt jeder/jede die höchste Hilfestufe an, die er/sie benötigt hat und kann ggf. ein kurzes Feedback schreiben. So kann ich nach der Stunde die anonymen Feedbackbögen einsammeln und auswerten.

4. Es gibt keine schlechten Schüler. Es gibt nur Schüler, die mehr Hilfe benötigen aufgrund von ihren individuellen Anfangsbedingungen und es gibt Schüler die weniger Hilfe benötigen. Es ist empirisch bewiesen, dass heterogene Gruppen von leistungsstarken und -schwachen Schülern die Leistungsschwachen fördert und sie in der Gruppe mehr lernen und motivierter sind, als wenn sie in eingeteilt und separiert werden in eine leistungsschwache Gruppe. Die Motivation der Leistungsschwächeren würde in solchen heterogenen Gruppen steigen. Sie würden sich besonders anstrengen und durch die Leistungsstärkeren SuS würden sie den Stoff besser lernen. Es muss also nicht unbedingt frustrierend sein, wenn Leistungsschwächere mit Leistungsstärkeren arbeiten. Außerdem stärkt das Lernen in heterogenen Gruppen die sozialen Kompetenzen aller SuS mehr.

 

(Welt-)Gesellschaftliche Veränderungen, Migration und die Reaktion von Schule – ein Blick auf Strukturen und Konzepte

09. April 2019

  1. Was ist gemeint mit einer „nationalen Orientierung des Bildungssystems“ ?Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen, Inhalte/Fächer, Strukturen? (denken Sie hier auch an ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit zurück)
  2. Was nehmen Sie aus dem öffentlichen Diskurs über „Migration als Herausforderung für die Schule“ und über sog. „Schüler mit Migrationshintergrund“ als Informationen wahr und inwiefern hat die Vorlesung für sie andere/neue Perspektiven dazu eröffnet?
  3. Inwiefern kann das Beispiel von Betül (Interviewausschnitt aus einer qualitativen Studie) als Ausdruck von „Doing Culture“ durch Lehrer*innenhandeln im Unterricht herangezogen werden?

Antwort:

  1. Mit einer nationalen Orientierung des Bildungsystems ist gemeint, dass sich der Unterricht hauptsächlich auf die Hintergründe des Landes fokusiert. Dies wird daran deutlich zum Beispiel, dass an den deutschen Schulen der Unterricht auf Deutsch gelehrt wird und der Unterricht nicht auf anderen Sprechen stattfindet. In dem Geschichtsunterricht wird deutsche Geschichte erzählt und in Musikunterricht werden am meisten deutsche/europäische Künstler/-innen und Musiker/-innen behandelt. In jedem Land ist der zu lernende Stoff unterschiedlich und abhängig von der nationalen Orientierung des Bildungsystems. Ein weiteres Aspekt der nationalen Orientierung des Bildungsystems ist der Erwerb von Abschlüssen, die nur national anerkannt werden und somit den Wechsel zwischen zwei Schulsystemen schwierig machen.
  2. Migration wird oft als Herausforderung fur die Schule betrachtet, da oftmals eine Sprachbarriere auftritt. Diese wird dadurch hervorgerufen, dass die Schüler mit Migrationshintergrund häufig die deutsche Sprache noch nicht so gut können aber der Unterricht ausschließlich auf Deutsch gelehrt wird. Für die Lehrer/-innen besteht die Herausforderung darin den Schülern mit Migrationshintergrund, die noch nicht sehr gut Deutsch können, dasselbe Wissen zu vermitteln wie den Schüler deren Muttersprache Deutsch ist. Füreine/-n Lehrer/-in ist dies nicht allein zu bewältigen, hier bedarf es zusätzlichen Deutschunterricht für die Schüler mit Migrationshintergrund oder eine strukturelle Veränderung des Bildungssystems. Die Vorlesung hat gezeigt, dass Migration nicht ausschließlich eine Herausforderung für die Schule ist, sondern eine neue Möglichkeit eröffnet um Schule und unsere Gesellschaft offener und internationaler zu gestalten.
  3. „DoingCulture“ verdeutlicht den Konstruktionscharakter von Kultur. Kultur ist ein Produkt menschlicher Entwicklung und wurde sozusagen von dem Menschen konstruiert und war nicht einfach von Anfang an da. Eine Kultur wird auch erst durch die Abgrenzung zu anderen Kulturen deutlich. In dem Fallbeispiel von Betül/Birgül wird veranschaulicht, dass die Lehrerin eine Schülerin (die Betül heißt und einen türkischen Migrationshintergrund hat) auf einen kulturellen Hintergrund zuschreibt. Die Lehrerin hat eine Vorstellung von der türkischen Kultur, welche auf Vorurteile basiert ist. Sie hinterfragt Betül nicht, ob ihre Vorstellung der Realität entspricht und erwartet somit in der Klassenarbeit eine Antwort von Betül, die sich von denen der deutschen Schülern/-innen unterscheidet. Betül aber identifiziert sich als europäisch und versucht durch Kommunikation die um sie herum errichteten Vorurteile aufzubrechen. Die Lehrerin konstruiert hier also kulturelle Unterschiede, die es in der Realität vielleicht gar nicht gibt.

Allgemeine Einführung

1. April 2019

  1. Benennen Sie ausgewählte, für Sie zentrale Aspekte des in der Vorlesung aufgemachten Spannungsfeldes von Heterogenität und Homogenität im schulischen Feld. Beziehen Sie sich dabei auf die theoretischen Kernaussagen der Vorlesung und begründen Sie deren Auswahl.
  2. Benennen und diskutieren Sie Beispiele für die von Ihnen unter 1 benannten Aspekte und nehmen sie dabei explizit Bezug zu Ihren bisherigen Praktika oder Ihrer eigenen Schulzeit.
  3. Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Spannungsfeld von Heterogenität und Homogenität in der Schule.

Antwort:

  1. Die Heterogenität stellt die Unterschiede verschiedener Personen im Hinblick zu ihrer Kultur, Ethnizität und ihres Geschlechts dar. Da jeder Mensch ein Individuum ist und andere Bedürfnisse hat, kann die Heterogenität im schulischen Kontext als eine Herausforderung betrachtet werden. Die Schule und ihre Lehrkräfte sollten dazu in der Lage sein, die Schüler individuell fördern zu können, da jeder Schüler andere Stärken und Schwächen haben. Wenn diese individuelle Förderung nicht gewährleistet werden kann, kommt das Bildungssystem an ihre Grenzen, da die Schüler aufgrund persönlicher Eigenschaften benachteiligt werden.
  2. Wenn von einem Konstruktionscharakter der Heterogenität die Rede ist, ist damit gemeint, dass die Heterogenität als eine soziale Konstruktion betrachtet werden kann, dessen Wahrnehmung von expliziten und impliziten Maßstäben abhängig ist. Somit ist hier die Einheitlichkeit beziehungsweise die Homogenität auch enthalten.
  3. Das AGG sagt aus, dass niemand wegen seiner Weltanschauung diskriminiert werden sollte. Es gibt keine spezielle Regelung dafür, allerdings ist bei „AGG“ davon auszugehen, dass kein Mensch aufgrund der Religion, des Geschlechts oder wegen der Nationalität verachtet werden sollte. Während meiner Schullaufbahn habe ich keine Erinnerungen darüber, wie sich LehrerInnen mit diesen Dimensionen auseinandergesetzt haben, allerdings sind mir Diskriminierungen unter den Schülern aufgrund der Herkunft oder des Aussehens in der Erinnerung geblieben. Leider wurden diese Konflikte von Lehrern oftmals nicht ernst genommen und wurden ignoriert.