Abschlussreflexion


  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene, gerne auch mehr) theoretischen Erkenntnisse (auf allgemeine Konzepte oder empirische Studien aufbauend), die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei Bezug auf: a.) unterschiedliche fachdidaktische Aspekte. Übertragen Sie, wenn möglich, die in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. b.) generelle Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht. Bitte benennen Sie für Aufgabenteil 1 konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen  (Namen, Jahr, Titel). Hinweis: Die Vorlesungsfolien stellen keine Literaturquellen dar. Sie können jedoch gerne auf die Literatur zurückgreifen, auf die auf den Folien verwiesen wird.
  2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen/-strukturen, schulkulturelle Aspekte, Handeln von Lehrkräften), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele reflektieren. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.
  3. Zu welchen, mindestens zwei, Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

1)

Rückblickend ist einer der ersten Vorträge an den ich mich erinnere, wenn ich an die Ringvorlesung zurückdenke, der von Prof. Dr. Florian Schmidt-Borcherding über „Die kognitiven Dimensionen von Lernerfolg: Intelligenz vs. Vorwissen.“

Auch wenn es mich in der Vorlesung nicht groß überrascht hat, dass Vorwissen mehr Einfluss auf den Lernerfolg hat als Intelligenz, ist es doch etwas, was durch den Vortrag noch verdeutlicht wurde. Der Vortrag hat gezeigt, wie wichtig es ist, sich diesen Einfluss für die Gestaltung des eigenen Unterrichts bewusst zu machen.

Für Erwerb neuer Kompetenzen sind außerdem auch die sozioökonomische und soziokulturelle Herkunft relevant (Jünger 2008: 27ff.). Die Möglichkeit, Vorwissen überhaupt zu erwerben wird hierdurch also beeinflusst. Da Schüler:innen auch aus den bisher von ihnen gemachten Erfahrungen Vorwissen schöpfen können, könnten auch Chancen, die (unbewusst) einigen Gruppen eher zugeteilt werden als anderen dazu führen, dass einige Schüler:innen Wissen erwerben können, was anderen verwehrt bleibt (beispielsweise wenn bei der Unterstützung bei einem chemischen Experiment (unbewusst) eher Junge gefragt werden und keine Mädchen).

Hier könnte es Verbindungen zu den Vorträgen zu Genderrollen oder Mehrsprachigkeit geben.

Aus bisherigen Unterrichts- und Nachhilfeerfahrungen ist mir immer wieder aufgefallen, dass Schüler:innen verschiedenste grundlegende Kenntnisse fehlen, die eigentlich in der 5. oder 6. Klasse, oder sogar schon in der Grundschule hätten erworben werden sollen. Aus verschiedenen Gründen wurden diese jedoch nie, oder zu unzureichend angeeignet. Da Unterricht in der Schule in der Regel auf dem zuvor gelernten aufbauen, ist es so für die Schüler:innen mit mangelnden Grundkenntnissen schwieriger, weiterhin dem Unterricht zu folgen. Sie hinken hinterher und sind durch ihr fehlendes Vorwissen im zukünftigen Unterricht dauerhaft benachteiligt.

Des Weiteren ließe sich hier auch eine Brücke schlagen zum Vortrag von Prof. Dr. Andrea Daase über „Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Gymnasialen Oberstufe.“ Insbesondere Schüler:innen mit geringeren Deutschkenntnissen wird es beim Erlernen von weiteren Fremdsprachen schwerer fallen als den Schüler:innen, die keine/ weniger Probleme mit der deutschen Sprachen haben. Denn: in der Regel sind die im Sprachenunterricht zur Instruktion genutzten Sprachen deutsch sowie die jeweilige Sprache, die gelehrt wird. Im Englischunterricht beispielsweise wird die Grammatik auf Deutsch erklärt und auch Vokabellisten bestehen aus Wörtern auf Deutsch und Englisch. Ich persönlich hatte beispielsweise im Unterricht eine Situation, in der in einem Text das Wort „comfortable“ vorkam. Da es eine neue Vokabel war, stand neben dem Text die deutsche Übersetzung „gemütlich“. Eine Schülerin fragte irgendwann, was denn „gemütlich“ überhaupt hieße. Sie war erst vor einigen Jahren nach Deutschland gezogen und hatte erst seit dem deutsch gelernt. Um beispielweise in Vokabeltests gut zu sein, musste sie also zum Teil doppelt so viele Vokabeln lernen, als Mitschüler:innen mit guten Deutschkenntnissen, die somit über Vorwissen verfügten, das ihr nur eingeschränkt zur Verfügung stand. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, als bestünde gerade beim Fremdsprachenunterricht kein Nachteil für Schüler:innen deren Herkunftssprache(n) nicht deutsch ist, da die neue Sprache ja für alle Schüler:innen neu ist, zeigt sich so, dass sehr wohl einer bestehen kann. Generell gilt, „dass die Beherrschung der Instruktionssprache Deutsch für den Bildungserfolg von mehrsprachig aufwachsenden Kindern und Jugendlichen mit Zuwanderungshintergrund in Deutschland zentral ist“ (Edele, Kempert, Stanat 2020 : 152).

 

2)

Gerade wenn ich meine aktuelle Praxiserfahrung mit meiner eigenen Erfahrung in der Schule vergleiche, ist auffällig, dass das Thema der Digitalisierung stark an Relevanz zugenommen hat. Zwar hatte ich in meiner Schulzeit immer mal wieder Computerunterricht oder musste an den Schulcomputern arbeiten, durch die technischen Voraussetzungen war dies jedoch immer eine eher frustrierende Arbeit. Durch meine aktuelle Arbeit an einer Schule weiß ich zwar, dass (zumindest an meiner Schule) die Computer immer noch sehr langsam sind, allerdings besteht jetzt die Möglichkeit, auf iPads umzusteigen. Wie und ob diese dann jedoch auch im Unterricht eingesetzt werden variiert stark von Lehrkraft zu Lehrkraft. Während die Arbeit mit dem iPad bei einigen in den Unterricht integriert werden, kommt es mir so vor, als wären andere (insbesondere ältere) eher damit überfordert. Ich kann mir vorstellen, dass dies auch mit der recht schnellen, Coronabedingten Einführung von iPads zusammenhängt. Sailer, Mürbock und Fischer (2021) haben herausgefunden, dass der Einsatz von digitalen Technologien von den Kenntnissen der Lehrkräfte abhängen.

Wenn ich an meine eigene Schulzeit zurückdenke, fällt mir auf, dass die Klassen in denen ich war in der Regel sehr homogen waren, sei es in Bezug auf Mehrsprachigkeit, Schüler:innen mit Migrationshintergrund oder Behinderungen. Ein Migrationshintergrund wurde in meiner Erinnerung von Lehrer:innen meistens eher als Herausforderung wahrgenommen. Kontakt zu Schüler:innen mit körperlichen Behinderungen hatte ich kaum. Generell lässt sich ungefähr sagen: je höher die Klassenstufe, desto homogener war auch die Zusammensetzung der Schüler:innen in einer Klasse.

 

3)

Alles in einem habe ich die ausgewählten Themen für die Vorträge der Ringvorlesung als sehr  interessant gefunden, sodass man das Gefühl hat nach der Ringvorlesung einen guten Überblick über den Umgang mit Heterogenität in der Schule zu haben. Dadurch hätte ich mir jedoch gerade bei Themen, mit denen man sich bereits zuvor (sei es im Studium oder privat) stärker auseinandergesetzt hat, gewünscht, noch tiefer in einzusteigen. Gleichzeitig würde das dann aber wahrscheinlich den Rahmen der Ringvorlesung sprengen. Nachdem ich schon eingangs auf den Vortrag über den Zusammenhang von Intelligenz und Vorwissen eingegangen bin, hätte ich in Bezug auf diese Vorlesung eine weitere Vertiefung oder eher Verknüpfung zu Schüler:innen mit beispielsweise Migrationserfahrungen interessant gefunden, wenn sich durch ihre Biografie ihr erworbenes (Vor-)wissen von dem ihrer Mitschüler:innen unterscheidet, was sich wiederrum auf ihren Erfolg im deutschen Schulsystem auswirkt.

Ich hätte manchmal mehr konkrete Handlungsbeispiele für und aus der Praxis für sehr hilfreich gefunden, insbesondere hinsichtlich des Umgangs mit Rassismus und Antisemitismus.

 

 

Quellen:

Edele, Aileen/ Kempert, Sebastian/ Stanat, Petra 2020: Mehrsprachigkeit und Bildungserfolg. In: Gogolin, I., Hansen, A., McMonagle, S., Rauch, D. (eds) Handbuch Mehrsprachigkeit und Bildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20285-9_22

Jünger, Rahel 2008: Bildung für alle? Die schulischen logiken von ressourcenprivilegierten- und -nichtpriviligierten Kindern als Ursache der bestehenden Bildungsungleichheit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91130-4

Sailer, Michael/ Murböck, Julia/ Fischer, Frank 2021: “Digital learning in schools: What does it take beyond digital technology?” Teacher and Education. Nr. 103 S. 1- 13.https://doi.org/10.1016/j.tate.2021.103346.


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