Abschlussreflexion: Umgang mit Heterogenität in der Schule.

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.

Durch die Ringvorlesung durfte ich vieles zum Umgang mit Heterogenität in der Schule und im Unterricht dazulernen. So war ich z.B. erstaunt davon, dass wir bei dem Thema Mehrsprachigkeit erfahren haben, dass die Leistung von nichtdeutschsprachigen Kindern wenig zählt, wenn sie die Sprache nicht gut beherrschen. Dies ist eine der zentralsten Erkenntnisse meinerseits gewesen, da ich für mich feststellen musste, dass ich dies auch bei meinen Praktika feststellen musste. So wurde bei den Kindern, die kaum oder gar kein Deutsch sprachen automatisch davon ausgegangen, dass diese nicht die erwünschte Leistung erbringen würden. Gut fand ich diesbezüglich jedoch den Vortrag von Frau Daase, indem es darum ging, dass der Unterricht sprachsensibler gestaltet werden sollte, um sprachlich schwache SuS genügend sprachliche Hilfen zu bieten und diese somit zu unterstützen (Daase, Sprach- und Literaturwissenschaften DaZ/DaF, S. 55). So ist es für mich gerade in Bezug auf meine Fächer Deutsch und Religion mehr als notwendig den Unterricht sprach- und registersensibel zu gestalten und den Kindern hilfreiche sprachliche Unterstützungen zu bieten. Es wäre z.B. nötig auf den Wortschatz in im Unterricht verwendeten Texten zu achten oder den Kindern im vorhinein Begriffe, die für sie noch unklar sein könnten zu erklären um zu gewährleisten, dass jedes Kind am Unterricht teilnehmen und diesem folgen kann.

Die Sprachförderung ist auch im Vortrag von Prof. Dr. Böning (Intehrierte (Früh-)Förderung von Sprache und Mathematik) ein großes Thema. Durch diesen Vortrag erhielt ich gute Anreize, wie ich Kinder spielerisch in ihrer Sprache fördern kann. In Bezug auf mein Fach Religion wäre es z.B. notwendig, dass die Kinder über ihren Glauben sprechen können und diesen auch vor den Mitschülern vertreten können sollten. Hierzu sollten sie lernen zu argumentieren. Ebenfalls ist die Sprache sehr wichtig in Bezug auf Bildbeschreibungen, da sie hierfür einen geeigneten Wortschatz benötigen. Durch den Vortrag weiß ich nun mehr, wie ich durch bestimmte Spiele, Bücher oder dem Einsatz von einer Schatzkiste oder Materialsammlung die Sprache der Kinder fördern kann. Zudem habe ich auch erfahren, dass diese Frühförderung auch schon in der Kita anwendbar ist, jedoch müsste man hier dem Alter entsprechende Spiele, Bücher und Materialien verwenden.

Ebenfalls für mich zentral waren die Erkenntnisse, die ich aus dem Vortrag von Herrn Fantini ziehen durfte (Fokus: Soziokulturelle Heterogenität – Erziehungswissenschaftliche Perspektiven). Neu war für mich besonders, dass die Lehrkraft beim Bildungserfolg der SuS nur eine kleine Rolle spielt und viel weniger Einfluss auf diesen hat, als bisher gedacht. Für einen optimalen Bildungserfolg muss es ein Zusammenspiel von allen Personen geben, die am Bildungsprozess beteiligt sind. Das Bildungsniveau ist jedoch stark vom familialen Milieus abhängig. Hierbei wurde auch darauf eingegangen, dass es keine Gleichberechtigung ist, von allen Kindern der Klasse dasselbe abzuverlangen, da Kinder, die aus schwierigen familialen Milieus kommen viel mehr Entlastung bezüglich ihrer Familienlasten oder Stadtteillasten benötigen. Hilfreich wäre hierfür z.B., dass diese Kinder in Ganztagsschulen gehen, um eine festere Struktur im Leben zu erhalten und um bestmöglich gefördert werden zu können. Zudem wäre die Zusammenarbeit mit den Eltern oder anderen Institutionen ebenfalls sehr hilfreich für diese Kinder. Denn wenn diese Dinge nicht geschehen, würde eine soziokulturelle Heterogenität nur verstärkt werden. Es sollte also im Allgemeinen bei jedem Schüler und bei jeder Schülerin individuell auf deren Hintergründe, deren Lernziele und deren Leistungsstand geachtet werden um bestmöglich mit der Heterogenität in der Schule umzugehen.

 

  1. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark – und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?

Ich erinnere mich, dass zu meiner Schulzeit die Leistungsorientierung sehr ausgeprägt war. Jede/r SuS hatte die selben Leistungen zu erbringen wie seine Mitschüler/innen. Sobald der Gong die Pause beendete musste man sich an seinen Platz setzten, die Materialien für das jeweilige Fach herausholen und direkt mit dem Unterricht anfangen. Zudem gab es zu meiner Zeit nicht die Unterstützung, die die Kinder heut zu Tage bekommen. Ich hatte z.B. starke Probleme mit dem lesen, da ich hierbei immer zu stottern anfing. Hilfe bei diesem Problem bekam ich von meinen Lehrkräften jedoch nicht, da diese meinten, dass meine Mutter dies mit mir zu lernen hat. Wenn ich im Gegensatz hierzu an meine letzten Praktika denke, dann erkenne ich zahlreiche positive Faktoren zum Umgang mit der Heterogenität in der Schule. So hatten die Kinder z.B. sehr viel Freiheiten beim Lernen, wie z.B. beim „freien Lernen“, bei dem sie sich aussuchen durften, was genau sie lernen möchten oder müssten. In jeder meiner Praktikumsklassen eine zweite Lehrkraft, eine Sonderpädagogin oder eine Fachkraft, die die Lehrkraft unterstützte. Bei meiner einen Praktikumsklasse wurde als Team unterrichtet. Da die Schule eine Brennpunktschule war, konnte durch das Teamteaching besonders auf die individuellen Bedürfnisse eines jeden Kindes eingegangen werden. Zudem wurde in dieser Schule sehr viel Wert auf die Sprachförderung gelegt, da die meisten der Kinder Deutsch als Zweitsprache sprachen. Es gab einen DaZ Kurs, einen Muttersprachlichen türkisch und kurdisch Kurs und einen LRS- Kurs. Alle Kurse befanden sich im Schulgebäude. Auch die Aufgabenstellungen und die Arbeitsblätter waren sehr sprach-und registersensibel gestaltet.

Ebenfalls an dieser Schule vorzufinden waren die von Herrn Trostmann vorgestellten Schritte zur Individualisierung des Unterrichtes. Diese Schritte waren: Leistung wahrnehmen, rückmelden und beurteilen. So wurde an dieser Schule versucht jedes Kind individuell bei seinen Leistungen zu betrachten, darauffolgend wurde an einer Wand mit Smileys eine Rückmeldung zur Leistung jedes einzelnen Kindes gegeben und dieses beurteilt. Ein Kind, welches sich also gut verhalten hat wurde einen Smiley weiter hochgesetzt und hierfür gelobt. Ein Kind, welches im Unterricht gar nicht mitgemacht hat wurde einen Smiley weiter runtergesetzt und bekam eine Erklärung, weswegen die Lehrkraft dies als schlechte Leistung beurteilt hat. So hatte jedes Kind z.B. die Möglichkeit zu erfahren, was es beim nächsten Mal besser machen könnte. An dieser Schule wurde zudem auch viel mit spielerischem Lernen gearbeitet. Es gab z.B. im Matheunterricht so Spielplatten, mit denen die Kinder ihre Matheaufgaben spielerisch lösen konnten. Es gäbe noch sehr viele weitere Faktoren zum Umgang mit der Heterogenität an dieser Schule, jedoch sind die bisher aufgezählten meines Erachtens schon sehr aufschlussreich gewesen. Alles in Allem kann ich aber sagen, dass diese Schule fast alle, in der Ringvorlesung erlernten Methoden für einen positiven Umgang mit der Heterogenität in der Schule in den Schulalltag mit eingebracht hat. Diese Schule war daher in meinen Augen eine „Vorzeigeschule“ wenn es darum geht, auf die Vielfältigkeit/Heterogenität der SuS einzugehen und diese wertzuschätzen.

 

  1. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?

 In Bezug auf die in der Vorlesung kennengelernten erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen würde mich besonders die Fragestellung der Chancengleichheit an den Schulen interessieren. Mich würde hierbei besonders interessiert, ob die Chancenungleichheit mit den familiären Hintergründen der Kinder zusammenhängen könnte und wie man als Lehrkraft eine Chancengleichheit am besten erreichen könnte. Ebenfalls für mich sehr interessant wäre die Leistungsbewertung in der Schule. Mich würde hierbei interessieren, welcher der beste Weg wäre um die Leistung eines jeden Schülers und einer jeden Schülerin individuell zu bewerten.

 

  1. Welche in den Vorlesungseinheiten von BAUMHET thematisierten Problematiken/Aspekte sehen Sie für sich persönlich als besondere Herausforderung? Wie könnten Sie sich, im Uni-Kontext oder auch darüber hinaus, auf diese Herausforderungen vorbereiten?

Durch die Vorlesung musste ich feststellen, dass die Sprache meines Erachtens nach einer sehr großen Problematik und somit auch Herausforderung in der Schule und auch für mich selbst darstellt. Ich denke, dass es schwierig ist, sprachliche Hürden im Arbeitsmaterial oder in den sprachlichen Aufgabenstellungen zu erkennen und zu verändern, da man als Erwachsene/r oft nicht mehr genau weiß, welche Wörter für Kinder in der Grundschule noch unbekannt sein könnten. Da sprachliche Hürden in der Grundschule jedoch zu einer Menge Probleme führen könnten, wie z.B. zu fehlender Mitarbeit, weil ein Kind nichtverstanden hat, was es tun soll, ist es umso wichtiger, dass in der Universität der sprachsensible Unterricht behandelt wird, so dass man früh hierfür sensibilisiert wird. Auch für bereits dienstlich tätige Lehrkräfte sollte meines Erachtens eine Fortbildung zum sprachsensiblen Unterricht Pflicht sein, da ich auch in meinen Praktika feststellen musste, dass viele ältere Lehrkräfte Formulierungen oder Wörter wählen, die die Kinder nicht verstehen. In dem Vortrag von Frau Daase wurde besonders auf das Thema Mehrsprachigkeit eingegangen. Hierbei wurde erwähnt, dass die Vermittlung bildungssprachlicher Kompetenz Aufgabe der Schule sei. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass alle Lehrkräfte eine Ausbildung in dem Thema Sprachförderung erhalten (2019, Daase, Sprach-und Literaturwissenschaften DaZ/DaF). Ich denke, dass ich persönlich bereits durch die Universität und meine Praktika gut auf diese Herausforderungen vorbereitet wurde. So achte ich z.B. seit meinem Seminar über den sprachsensiblen Unterricht immer auf meine, oder die Formulierungen anderer und darauf, ob diese für jedes Kind verständlich waren. Zudem achte ich auch bei meinen Unterrichtsmaterialien darauf, dass diese möglichst keine sprachlichen Hürden beinhalten. In Bezug auf die Mehrsprachigkeit der Kinder durfte ich durch mein Seminar „Kontrastsprache Türkisch“ am eigenem Leib erfahren, wie es für nichtdeutschsprachige Kinder sein muss, von denen man verlangt, dass sie die deutsche Sprache nach nur wenigen Monaten schon fließend beherrschen sollen.

 

Alles in allem fand ich die Ringvorlesung sehr interessant und aufschlussreich für meine Zukunft als Lehrerin und hoffe, dass ich zu den einzelnen Themen noch mehr im Laufe des Studiums erfahren darf, so dass ich später der Herausforderung der Heterogenität in den Schulen und im Unterricht gewachsen und bestmöglich auf diese vorbereitet bin.

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