Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung in der Primarstufe

  1. In der Lehrerkonferenz diskutieren Sie die Empfehlungen für die jeweilige weiterführende Schule der einzelnen Schüler*innen. Für einen Schüler, der vor zwei Jahren nach Deutschland und nach einiger Zeit in der Vorklasse in Ihre Klasse gekommen ist, soll – lediglich aufgrund seiner Deutschkenntnisse – von einer Empfehlung für das Gymnasium abgesehen werden. Nehmen Sie auf Basis der Inhalte der Vorlesung Stellung dazu.

Meines Erachtens nach ist es nicht akzeptabel dem Schüler nur auf Grund seiner mangelnden Deutschkenntnisse keine Empfehlung für das Gymnasium zu geben. Sollten seine sonstigen Leistungen dem Niveau des Gymnasiums gerecht werden, so sollte er diese Empfehlung genauso erhalten, wie Kinder die die Sprache perfekt beherrschen. Die Schulen sind außerdem dazu verpflichtet dem Schüler bei seinem Spracherwerb bestmöglich zu unterstützen, da sie für die Vermittlung von bildungssprachlichen Kompetenzen verantwortlich sind (Folie 54). Zudem sollte Mehrsprachigkeit nicht als Problem oder Hindernis für die Lernenden gesehen werden, sondern als Chance für alle Lernenden. So hat eine Studie z.B. gezeigt, dass die Nutzung er Erstsprache die Denk- und Verstehensprozesse fördern kann (Vgl. Folie 51).

  1. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in und oder Praxiserfahrungen) haben Sie bislang gemacht? Diskutieren Sie die Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung

Während meiner Praktika konnte ich bereits einige Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit machen. Bei meiner ersten Praktikumsklasse gab es eher wenige mehrsprachige Kinder. Es war jedoch üblich, dass die Lehrkraft die Kinder jeden Morgen auf verschiedenen Sprachen begrüßte. Dabei verwendete sie nicht ausschließlich die Sprache, die die mehrsprachigen Kinder beherrschten. In meinem ersten Praktikum habe ich auch miterlebt, wie die Lehrer extra für die neuen Erstklässler DAZ- Kurse angeboten haben, an denen die mehrsprachigen Kinder einmal die Woche teilgenommen haben. So wollten sie erreichen, dass die Kinder direkt zu Anfang der Schulzeit schon in der deutschen Sprache gefördert werden um schneller auf das Sprachniveau der Klassenkameraden zu gelangen. In meinem zweiten Praktikum gab es fast ausschließlich mehrsprachige Kinder in der Klasse. Hierbei wurde versucht, den Unterricht sowie die Arbeitsblätter so sprachsensibel wie möglich zu gestalten. In dieser Schule wurde besonders Rücksicht auf die Mehrsprachigkeit der Kinder gelegt und es wurde meiner Meinung nach auch versucht, die Kinder bestmöglich mit der deutschen Sprache zu unterstützen. Zudem haben sich die Lehrkräfte oft auf die Erstsprache der Kinder bezogen um besser herausfinden zu können, ob es den Kindern bei der Bearbeitung einiger Aufgaben nur an Sprachkenntnissen fehlt, oder ob diese Aufgaben im Allgemeinen zu schwierig für sie sind. Ebenfalls schön zu sehen war, dass die Kinder an der Schule auch die Möglichkeit haben Türkisch, Kurdisch oder Englisch Unterricht zu nehmen, sofern die Eltern damit einverstanden sind.

In Bezug auf die Vorlesung kann ich also für mich feststellen, dass meine zweite Praktikumsschule sehr gut auf die Mehrsprachigkeit aller Kinder eingegangen ist und die Heterogenität der sprachlichen Register sehr gut berücksichtigt hat. Zudem merkt man, dass bei meinem zweiten Praktikum die Mehrsprachigkeit der Kinder wertgeschätzt wird.

  1. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch?

Für meine zukünftige Unterrichtsgestaltung möchte ich darauf achten, dass ich die Mehrsprachigkeit der Kinder berücksichtige und ihre Erstsprache weitestgehend auch mit in den Unterricht einbeziehe. So würde ich z.B. ebenfalls ein Ritual machen, in dem ich die Kinder auf unterschiedlichen Sprachen begrüße. Zudem würde ich gerne, dass die Kinder sich auch untereinander ihre unterschiedlichen Sprachen beibringen können. Auch Hilfestellungen würde ich für die Kinder einplanen. So war eine Hilfestellung an meiner Praktikumsschule z.B., dass die Wörter des Wochenplanes einen farbigen Punkt davor hatten, so dass die Kinder wussten, dass bei einem roten Punkt der richtige Artikel z.B. „das“ ist, bei einem gelben Punkt „die“ und bei einem blauen Punkt „der“. Allgemein würde ich meinen Unterricht also so sprach- und registersensibel wie möglich gestalten.

  1. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein. Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

Zu aller Erst sollte die Mehrsprachigkeit aller Kinder wertgeschätzt und in den Unterricht miteingebracht werden. Ich halte es zudem für notwendig, dass die Lehrkräfte eine Fortbildung machen sollten, um bestmöglich über den Umgang mit Mehrsprachigkeit informiert zu sein und um zu lernen, wie man den Unterricht sprach- und registersensibel gestalten kann. Hilfreich wäre es auch, wenn mehr Ressourcen und Fachpersonal zur Verfügung stehen würden.

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