Inklusion ist mehr als dabei sein!

 

1.Benennen Sie bitte die für Sie zentralen theoretischen Aspekte aus der Vorlesung und begründen Sie die Auswahl.

 

Inklusion wird von Mensch zu Mensch unterschiedlich wahrgenommen und definiert. Dies könnte vor allem daran liegen, dass in unserem alltäglichem Leben keine vollständige Inklusion stattfindet, wie zum Beispiel im Erziehung- und Bildungssystem. In der heutigen Vorlesung „Meint Inklusion wirklich alle?!“ wurden verschiedene theoretische Aspekte zum Thema „Inklusion“ vorgestellt. Die folgenden ausgewählten theoretischen Aspekte aus der Vorlesung tragen meiner Meinung nach viel zum Verständnis zum allgemeinen Konzept der Inklusion bei.  Denn um die Inklusion vollständig zu verstehen muss man sich doch fragen können , was passiert eigentlich, wenn wir keine Inklusion haben?

Dazu sind die Erläuterungen zu Begriffen wie Exklusion, Separation/Segregation  und Integration hilfreich. Während Exklusion das Gegenbeispiel der Inklusion darstellt, indem zum Beispiel Kinder mit Behinderungen vom Schulsystem ausgeschlossen werden, bilden Separation und Integration aufwertende  Zwischenstufen zwischen Exklusion und Integration. Diese grundlegende Aufklärung der verschieden Formen und Stufen, schafft meiner Meinung nach einen Überblick für den Grundverständnis der Inklusion. Denn bei der Inklusion geht es darum, gemeinsam verschieden zu sein, denn Verschiedenheit ist Normalität und kein Grund zur Separation! 1

Jedoch muss einem zeitgleich bewusst sein, dass durch Inklusion trotz allem auch eine Exklusion unbewusst erzielt werden kann. Dies wird verstärkt durch den theoretischen Aspekt „Inkludierende Exklusion“ aus der Vorlesung verdeutlicht. Es findet eine Inklusion im Erziehungs- und Bildungssystem statt, indem man ein Recht auf Bildung hat, jedoch können Sonderlehrpläne oder zum Beispiel auch Sondereinrichtungen zu einer erneuten Exklusion führen. Dazu zählt auch die fehlende Profession der Lehrkräfte, die zu einer Ausschließung führen können. Vor allem trägt dieser Aspekt zu enormen Wichtigkeit bei, um die Fehlerquellen der Inklusion zu beachten und zu verstehen. Denn Inklusion kann bei einer falschen Umsetzung wiederum zur Exklusion führen.

Zudem sollte man beim Verständnis der Inklusion alle Heterogenitätsdimensionen einbeziehen und ihre Wechselwirkungen zueinander verstehen können. Denn es geht bei Inklusion nicht nur darum, Menschen mit Behinderung zu berücksichtigen, sondern auch alle weiteren  Heterogenitätsdimensionen zu beachten, wie  zum Beispiel  die Berücksichtigung des Geschlechts.

 

2.Lesen Sie bitte die Fallbeispiele (unten als Datei angehängt; auch auf Stud.IP im Dateiordner RV06 zugänglich) und beantworten die Fragen.

Reflektieren Sie bitte anschließend Ihre bisherigen Erfahrungen an Schulen:
a) Wie würden Sie ihre Erfahrungen im Hinblick auf die theoretischen Aspekte aus der Vorlesung einordnen? (u.a. Modelle von Behinderung, „inkludierende Exklusion“).
b) Welchen Meinungen sind Ihnen im Praktikum / in Praxiserfahrungen insbesondere zu der Frage der Inklusion von SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Oberschulen und Gymnasien begegnet und welche Auffassung vertreten Sie selbst?

 

a) Meine Erfahrung aus der Schulzeit weist vor allem mit der „inkludierenden Exklusion“ Ähnlichkeiten auf.

Meine Schule, ein Gymnasium, setzte vermehrt in meiner Schulzeit auf die Inklusion von Schüler*innen mit Behinderung ( weitere Heterogenitätsdimensionen wurden nicht beachtet).Dementsprechend hatte ich die Möglichkeit eine Klasse mit einem Mitschüler, der eine  Aufmerksamkeits- und Verhaltensstörung hatte, zu besuchen.

Meiner Meinung nach scheiterte die Inklusion des Schülers in unserem Bildungssystem, da viele meiner Lehrkräfte mit seiner Behinderung nicht zurechtkamen. Da mein Mitschüler aufgrund seiner Verhaltensstörung dazu neigte ein aggressives Verhalten gegenüber den Lehrkräften zu zeigen, was wiederum dazu führte, dass diese nicht wussten wie sie vor den anderen Schüler*innen reagieren sollen. Die Kommunikation zwischen Schüler und Lehrkraft scheiterte, da die Lehrkräfte keine richtige Unterstützung des Schülers aufwiesen. Dies führte wiederum dazu, dass weitere Mitschüler die Zusammenarbeit mit dem Mitschüler mit Behinderungen vermieden, da sie Angst hatten mit ähnlichen Situationen konfrontiert zu werden.  Zeitgleich vermieden Lehrkräfte die Inklusion des Schülers am Unterricht, um weitere Auseinandersetzungen zu vermeiden. Ich hatte das Gefühl, dass er von seitens der Lehrer und den meisten Mitschülern , als „Sonderling“ abgestempelt wurde. Zudem kann ich davon sprechen, dass mein ehemaliger Mitschüler mit täglicher Exklusion und täglichem Mobbing konfrontiert wurde.

Während meine Schule sich an die Inklusion von Schülern mit Behinderung versuchte, führte die fehlende Profession der Lehrenden dazu, dass es zur Ausschließung des Schülers im Unterricht kam, die sich bis auf Weiters auf die Mitschüler auswirkte. Zudem führte die Exklusion dazu, dass der Mitschüler die Schule wechselte.

 

b) Ich persönlich vertrete die Auffassung, dass Inklusion sehr wichtig ist, jedoch bezweifle ich, ob dies in einem gemeinsamen Erziehung- und Bildungssystem problemlos umsetzbar ist. Dabei beschäftigt mich der Aspekt des Mobbings. Denn wie auch schon erwähnt, kann Inklusion auch schnell zu Exklusion führen, wenn dies falsch umgesetzt wird. Da meiner Meinung nach das heutige Schulsystem zunächst nur daran interessiert ist für Gleichberechtigung  zu sorgen, während die Chancengleichheit ignoriert wird, da Schüler*innen und Lehrer*innen unaufgeklärt mit der Inklusion konfrontiert werden. Zeitgleich führt die Unerfahrenheit zur Separation der Klassengemeinschaft, meist sogar zum Mobbing der Mitschüler. Viel mehr sollte versucht werden, die  Schüler*innen und die Lehrer*innen mit dem Konzept der Inklusion vertraut zu machen. Erst nach der vollständigen Aufklärung kann die erfolgreiche Inklusion in Betracht gezogen werden.

Da ich persönlich noch keine Praktika oder Praxiserfahrungen vorweisen kann, jedoch mein Bruder eine Behinderung hat und ich selbst bei der „Lebenshilfe“ mit Menschen mit Behinderung arbeite, habe ich dadurch viele verschiedene Auffassungen zur  Thematik Inklusion an Gymnasien und Oberschulen erleben können. Meine Arbeitskolleg*innen sind, wie ich der Auffassung, dass Inklusion im Bildungssystem sehr angebracht wäre, sie sind sich aber dessen bewusst wie schwer die Umsetzung sein kann und auch sein wird.

Dagegen haben meine Eltern eine klare Meinung zu der Thematik, da sie mit meinem Bruder viele Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht haben. Sie sind der Meinung, dass bei der Inklusion am Bildungssystem nicht jedes Kind mit einer Behinderung erfolgreich teilnehmen kann. Bei einer zu großen Behinderung des Kindes würden sie empfehlen ein ähnliches Konzept, wie die Separation umzusetzen, da die Förderung des Kindes überwiegend allein im Fokus stehen muss. Denn auch die Inklusion meines Bruders in einer Regelschule scheiterte recht schnell, durch die fehlende Profession.

 

3. Formulieren Sie bitte eine Beobachtungaufgabe für den inklusiven Unterricht für zukünftige Praktika.

 

Für die Beobachtungsaufgabe wären folgende Fragestellungen nützlich, die dann abschließend nach dem Praktikum beantwortet und reflektiert werden:

 

  • Welche Heterogenitätsdimensionen werden in der Klasse abgedeckt? (Um zu ermitteln, ob ein inklusiver Unterricht vorliegt)
  • Wie funktioniert das Konzept des inklusiven Unterrichts? (Um zu ermitteln, ob ein inklusiver Unterricht vorliegt)
  • Welche Rolle spielt die Lehrkraft im Unterricht, findet lediglich eine Gleichberechtigung statt oder wird ein Augenmerk auf Chancengleichheit gesetzt?
  • Wie funktioniert die Inklusion in der Klassengemeinschaft? ( Beobachtung von Gruppenarbeiten, Hinterfragung und Beobachtung der Sitzordnung etc. …)
  • Welche pädagogischen Fördermaßnahmen finden statt und sind diese angebracht?

 

 

 

 

1 https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/was-ist-inklusion.html?gclid=Cj0KCQjwn7j2BRDrARIsAHJkxmz7DI7VgBvwKie0Wg2o5rp9OS9BF4f9pWhtgGjKBGgCz-wUI5Tm40gaAtUvEALw_wcB