I.Erläutern Sie das in der Vorlesung thematisierte Spannungsfeld zwischen Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf Genderdynamiken und -pädagogik in der Schule. Nehmen Sie dafür Bezug auf die in der Vorlesung genannten theoretischen Ansätze.

 

Das Spannungsfeld der Inszenierung und Zuschreibung in Bezug auf die Genderdynamik ist ein prägender und fester Bestandteil in unserer Gesellschaft und vor allem in der Schullaufbahn ein treuer Begleiter. Um das Spannungsfeld in dieser Thematik zu verstehen, müssen die Pole des Spannungsfeldes verstanden werden.

Der erste Pol des Spannungsfeldes ist die Inszenierung, genauer genommen die Selbstinszenierung der eigenen Person. Dabei präsentiert man sein Ich, seine eigene Person nach seinen eigenen Vorstellungen und Inszenierungsstrategien an die Außenwelt. In Bezug auf die Genderdynamik kann gesagt werden, dass das biologische Geschlecht der eigenen Person als Grundlage dient. Dabei darf die Selbstinszenierung nicht als konstante, geschlechts-/ stereotypische Einheit angesehen werden, denn die Inszenierung ist der Prozess der Gestaltung und der persönlichen Entwicklung. Dies gelingt vor allem auf der Ebene des nonverbalen Verhaltens und des ästhetischen Erscheinungsbildes.

Der zweite Pol des Spannungsfeldes ist die Zuschreibung, die von außenstehenden Personen erfolgt. Grundlegend für die Zuschreibung ist die Selbstinszenierung der Personen. Denn erst durch die Interpretation der Selbstinszenierungen von Personen können die außenstehenden Personen diese auf ihre Art und Weise aufnehmen und verschiedene Punkte und Aspekte der biologischen Geschlechter zuschreiben.

Das Spannungsfeld findet sich zudem in den vorgestellten „Inszenierungstudien“ innerhalb der Vorlesung wieder, die von Dr. Christoph Fantini durchgeführt wurden. Dabei wurde mit Hilfe der 1. Studie ermittelt, wie viele weibliche und männliche Studierende der Universität auf der Plattform „Stud.ip“ ein Profilbild besitzen. Das Ergebnis dieser Studie war für mich persönlich überraschend, da nicht wie erwartet die Mädchen eine signifikante Mehrheit bildeten, denn diese waren nur leicht in der Mehrheit im Vergleich zu den Jungen. (2017: m=14,8%, w=16,9% * ein minimaler Unterschied von 2,1% ;  Vorlesung Teil 1, Folie 3) Dabei stellte ich persönlich fest, wie sehr meine Erwartungen von geschlechtsspezifischen Zuschreibungen geprägt sind, während die Inszenierung von der Individualität geprägt ist und nicht nur auf das Geschlecht zu minimiert oder gar vereinheitlicht ist. Dies spiegelte sich auch  in den nächsten Umfragen von Herrn Fantini. In der Studie zum „Studierverhalten“  wird ein signifikanter Unterschied unter den Geschlechtern  bei dem Aspekt  „Relevanz der Note für das Studium“ festgestellt, während bei den anderen Aspekten nur ein minimaler Unterschied zu vermerken ist.( w=2,25, m=3,45 *  Spanne zwischen 1: trifft zu u. 6: trifft nicht zu ; Vorlesung Teil 1, Folie 8) Bei dem Ergebnis der Studie  wurde meine Erwartung bestätigt, da in der Schulzeit immer wieder, wenn auch unbewusst, den Schüler*innen durch Mehrheit der Lehrkräfte vermittelt wurde, dass die Relevanz der Note bei den männlichen Schülern keine große Rolle spielt, was zudem anhand der Motivation zu beobachten sei.

Diese Verallgemeinerung lenkt die Pädagogik in die falsche Richtung. Durch die ungenügende und teilweise fehlerhafte Verallgemeinerung im Bereich der Erziehung und Bildung in Bezug auf die Gender, entstehen viele geschlechtsspezifischen Stereotypen und Klischees. Dabei wird die Förderung der Individualität vernachlässigt und ein Schubladendenken weitergegeben, wodurch sich viele Schüler*innen in eine Schublade einzuordnen versuchen.

Die Zuschreibungen, die vor allem geschlechtsspezifisch in der Schule vorkommen, passen  mit den  Inszenierungen der Schüler*innen, was sich auch stätig im Prozess befindet, in vielen Fällen nicht überein. Entstandene Zuschreibungen wie, dass Jungen in naturwissenschaftlichen Fächern begabter sind als Mädchen, da diese in künstlerisch-musikalischen Fächern erfolgreicher sind, lenken und verwirren viele Schüler während ihrer Entwicklung und hindern teilweise die Selbstfindung und beeinflussen ihre Inszenierung. Wie man auch in dem Video  „Zum Dilemma der gendersensiblen Pädagogik durch Fehlen männlicher Fachkräfte in Grundschulen Teil 1“ in einigen Ansätzen erkennt und sich dabei fragt: Warum haben junge, männliche Schüler das Gefühl, dass nur männliche Lehrer ihre Probleme richtig verstehen können? Ist eine weibliche Lehrerin nicht in der Lage diese zu verstehen?

 

II.Reflektieren Sie ihre bisherigen Praxiserfahrungen aus der eigenen Schulzeit und ersten Praktika zum schulischen „Genderplay“, möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion

 

Da ich leider keine Praxiserfahrung durch Praktika aufweisen kann, kann ich  nur aus den persönlichen Erfahrungen aus meiner Schulzeit vom schulischen „Genderplay“ aus der Perspektive einer Schülerin berichten.

In meiner Schulzeit konnte ich in jeder einzelnen Unterrichtsstunde fast täglich Aspekte des „Genderplays“ beobachten. Wenn ich an den Anfang meiner Schulzeit denke, dann fallen mir eindeutig klar formulierte Geschlechterrollen ein. In der Grundschule wurden die Jungen vor einer Kunsthausaufgabe oder auch bei einer Schreibaufgabe vorher deutlich gewarnt, damit sie sich Mühe geben. Zeitgleich wurden, wenn auch unbewusst als Mädchen als Vorzeige- Beispiel erwähnt , wenn es um die Sorgfalt bei der Bearbeitung von Aufgaben ging. Zudem kann ich mich genau erinnern, dass auch Jungs aus meiner ehemaligen Grundschulklasse mit einer großen Sorgfalt ihre Aufgaben erledigten, jedoch wurden diese nicht wirklich im Unterricht als Beispiele erwähnt.

Zudem werden meiner Meinung nach Aspekte des „Genderplays“ im Sportunterricht deutlich. In der Grundschule sollten zwei gleichstarke Mannschaften selbständig gebildet werden. Dafür sollte sich jeder Schüler*innen einen gleichstarken Partner aussuchen. Meine Mitschülerin suchte sich einen Jungen als gleichstarken Partner aus. Dies wurde jedoch von der Lehrkraft abgelehnt, da Jungs und Mädchen auf sportlicher Ebene nicht zu vergleichen seien. Dabei geht man davon aus, dass Mädchen im direkten Vergleich zu Jungs schwächer sind. Ähnliche Erfahrungen, wie im Sportunterricht sind auch in den weiterführenden Schullaufbahn auf ähnliche Art und Weis zu beobachten. Die prägendsten Erfahrungen waren zum Beispiel, dass bei sozialen und organisatorischen Aufgaben immer Mädchen bevorzugt wurden, da diese vertrauensvoller wären. Jungs waren im Gegenzug die Sportskanonen, die bei zum Beispiel Schulfesten etc. größtenteils alleine für den Auf- und Abbau verantwortlich waren.
Auffällig ist hierbei das den beiden Geschlechtern „spezifische“ Fächer, Eigenschaften und Voraussetzungen zugeordnet werden. Dadurch reduziert sich meiner Meinung nach die individuelle Leistungsbewertung, da man als Lehrkraft teilweise unbewusst von geschlechtsspezifischen Voraussetzungen geprägt ist. Klischees werden verstärkt und die freie individuelle Entfaltung der Schüler*innen erschwert und teilweise verhindert. Für gendersensible Pädagogik muss die konsequente Unterteilung der Fähigkeiten der Schüler*innen von ihrem Geschlecht differenziert werden

 

 

III.Formulieren Sie eine Beobachtungsaufgabe für kommende Praktika zum Thema „gendersensible Pädagogik“, auch hier möglichst unter Bezugnahme auf mindestens ein anderes Heterogenitätsfeld der Ringvorlesung, wie Sprache, soziokultureller Background, Leistung, Inklusion, um deutlich zu machen, dass die Kategorie Gender nicht für sich steht, sondern andere Dimensionen von Heterogenität oftmals wesentlich mit beeinflusst

 

1. Wie stark ist die Klasse, Lehrkraft und Schüler*innen, über die Thematik Gender  aufgeklärt.

Dafür soll beobachtet werden:

  • sind die geschlechtsspezifischen Vorurteile und Annahmen in den Unterrichtsfächern festzustellen (Beispielhafte Annahmen: Jungs sind in naturwissenschaftlichen Fächern begabt, während Mädchen in künstlerisch-musikalischen Fächern begabt sind)
  • Falls ja, liegt es an der beeinflussten Bewertung der Lehrkraft oder spiegelt die Beobachtung lediglich die Leistungen wider

 

2. Beobachtung der Schülerinnen und Schüler individuell und in Gruppenarbeit. Verändert sich dabei ihre Selbstinszenierung, wenn sie in Gruppen aktiv sind oder wenn sie mit der Lehrkraft interagieren. Falls ja, woran liegt die Veränderung ihrer Inszenierung. Liegt es an den geschlechtsspezifischen Zuschreibungen, denen sie „gerecht“ werden wollen.

 

 

 

 

 

Bild: https://www.sueddeutsche.de/image/sz.1.4127732/1200×675?v=1546857780