Bitte begründen Sie unter Rückgriff auf die Ausführungen in der Präsentation, warum Heterogenität im schulischen Kontext häufig als ´Herausforderung´, die bewältigt werden muss, wahrgenommen wird?
Die Schule als Bildungsinstitut ist nur eines der vielen Orte, an denen sich Heterogenität beobachten und definieren lässt. Bei der Beantwortung dieser Frage möchte ich mich zunächst auf eine Klasse beschränken. Diese setzt sich aus Schüler/-innen zusammen, die unterschiedliche äußerliche Merkmale, kulturelle Hintergründe, Interessen, Stärken und Schwächen etc. haben. Die Heterogenität an sich wird erst deutlich, wenn man sich die gesamte Klasse ansieht und anschließend feststellt, dass diese „Einzelteile“ erst „die Klasse“ bilden. Diese Zusammensetzung von unterschiedlichsten Individuen in einem Klassenraum könnte jedoch aus diversen Gründen als „Herausforderung“ für Schüler/-innen untereinander, aber auch für Lehrkräfte betrachtet werden. Zunächst herrscht eine generelle Schwierigkeit für jene, die nicht mit Verschiedenheit in jeglicher Form umzugehen wissen, was möglicherweise durch prägende Gewohnheitsmuster verursacht wird. Unter Schüler/-innen könnte es durch Intoleranz gegenseitiger Unterschiede schneller zu Konflikten kommen. Eine Lehrperson könnte eine Herausforderung darin sehen, sich auf unterschiedliche Leistungsniveaus einzustellen und einen Bewertungsrahmen zu entwerfen, nach dem Schüler/innen benotet werden sollen.
Was ist damit gemeint, wenn von dem ´Konstruktionscharakter´ von Heterogenität die Rede ist? Bitte erklären Sie das in eigenen Worten.
Der Konstruktionscharakter von Heterogenität besteht darin sich einen gedanklichen Aufbau bzw. ein Ordnungssystem vorzustellen, dass mit u.a. von der Gesellschaft erschaffen wurde. Die Praktizierung von „Differenzierungen“ begegnet uns tagtäglich. Wie wir einander wahrnehmen und unsere Wahrnehmungen definieren ist auf prägende Muster zurückzuführen, die wir von klein auf durch die Gesellschaft vermittelt bekommen.
Welche Erfahrungen/Beobachtungen mit dem Umgang von Lehrer*innen mit verschiedenen Dimensionen von Heterogenität (siehe AGG) haben Sie in ihrer Schulzeit gemacht? Bitte beschreiben Sie ein aus Ihrer Perspektive besonders positives oder auch negatives Beispiel.
Ein besonders positives Beispiel ist mein ehemaliger Klassenlehrer. In unserer ersten gemeinsamen Stunde folgte nach einer Begrüßung folgender Satz: „In meiner Klasse akzeptieren wir uns wie wir sind und beschränken niemanden auf seine/ihre Schwächen und äußerlichen Merkmale“. Diesen Satz erinnere ich bis heute, da er dies stets als Grundvoraussetzung für ein harmonisches Klassenklima und Miteinander darstellte. Durch lange Monologe und Beispiele von seiner eigenen Persönlichkeit, hob er „Unterschiede“ als etwas Positives hervor, das uns alle so einzigartig machte, trotz der Tatsache, dass wir alle bloß eine/-r von vielen waren.
Ein Beispiel für ein eher negativ in Erinnerung bleibendes Ereignis wäre einer meiner vergangenen Mentoren. Eine Schülerin wurde aus der gegenüberliegenden Klasse in seine Klasse geschickt, da sie offenbar einen Konflikt mit ihrer Lehrerin hatte. Die Schülerin kam in den Raum und beschwerte sich: „ Frau X mag keine Ausländer“! Daraufhin entgegnete mein Mentor: „Natürlich. Wer mag auch schon Ausländer“? Dies führte dazu, dass die Schüler/-innen (die eigentlich nicht am Geschehen beteiligt waren, sondern in Einzelarbeit Aufgaben bearbeiteten) aufsahen und einen erstaunten Gesichtsausdruck hatten, der nicht allzu unterschiedlich von meinem war. Im Nachhinein erfuhr ich, dass er es ironisch meinte.
Ich denke, dass beide Beispiele vor Allem eines verdeutlichen: Ein Lehrkörper fungiert als Vorbild. Das Verhalten bzw. die Einstellung von Lehrkörpern gegenüber Unterschieden, oder die Art und Weise wie Schüler/-innen diese wahrnehmen, ist ausschlaggebend dafür wie diese in Zukunft damit umgehen werden. An dieser Stelle würde ich auch erneut auf die Erste Frage zurückgreifen wollen und sie damit beantworten, dass es für manche eine Herausforderung sein kann, ein beispielhaftes Verhalten der Akzeptanz und Toleranz gegenüber Heterogenität zu präsentieren.
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