Bucketlist Semesterferien

  • nach Berlin verreisen
  • Content für den Podcast produzieren
  • anfangen kurdisch zu lernen
  • den letzten Monat und den Launch von Chai reflektieren
  • zu Abla nach Halle fahren
  • Schlaf nachholen
  • Platten für den Plattenspieler kaufen
  • neue Outfits zusammenstellen
  • meine Uhr kaufen
  • Zeit mit Freunden verbringen
  • ins Planetarium
  • Dates mit Can
  • arbeiten bei NEXT
  • Abende mit baba und anne verbringen
  • mit dem Sport anfangen
  • viel spazieren und die Anfänge vom Frühling genießen
  • das neue Buch anfangen
  • Kerzen selber machen
  • Handy und Ipad leeren und Speicherplatz leeren
  • langweilen und die Ruhe genießen

Note to myself:

Nichts tun, lange schlafen, in die Natur, selfcare <3

 

In’s and Out’s

In’s

  • ehrlich sein
  • Bücher lesen
  • korean skincare
  • ein Spaziergang am Tag
  • AfD haten
  • Kerzen
  • Goldschmuck
  • gesunde Haare
  • emphathisch sein
  • über Gefühle sprechen
  • Pflanzen im Zimmer
  • Journal führen
  • gute Noten
  • ins Ausland reisen
  • aufmerksam zuhören
  • die eigene Meinung vertreten
  • boundries setzen
  • lachen
  • sich für andere freuen
  • sich selber stolz machen
  • bewusste Me-time
  • basic tops mit coolen Hosen
  • mini bags
  • arbeiten und kreativ sein

Out’s

  • lästern
  • Nichtsgönner
  • Rassisten
  • übermäßiger Konsum
  • Stress
  • Narzissten
  • Umweltverschmutzung
  • nicht an sich selber denken
  • gemein zu sich selber sein
  • hohe Bildschirmzeit

Wohin Heval?

09-50-M1T2: Tutorium 2 zu „Einführung in die Ethnologie“ I Tutor: Ben Baumgarten I WiSe 2023 I Dicle Hisir I 6297869 I Assoziativer Text SL

Ich beobachte dich, einen dünnen, langen Stofffetzen. Einen halben Finger breit und fast sechs Finger lang, so dass ich dich vier Mal um mein Handgelenk wickeln könnte. Du strahlst in einem dunklen Grün, aber kein trauriges, in sich gekehrtes Grün. Ein Grün, welches mich anlächelt und je nach Anblick in seiner Helligkeit ab und zunimmt. Sanft, fein, wenn ich ehrlich bin, makellos, so fühlst du dich an, wenn ich langsam über die Mitte deiner Oberfläche streiche. An den Seiten bist du teilweise losgelöst in einzelne feine Fäden, aber habe keine Angst, du schaust trotzdem friedlich aus. Weißt du wem du ähnelst? Du ähnelst wunderschönem Satain, weil du unter jeder Bedingung glänzt, beinahe glitzerst. Besonders, wenn die Lichtstrahlen der Sonne auf dich treffen und dich, genauer gesagt jede Faser in dir, zum Leben erwecken. 

Ist es nicht verrückt, dass ich dich immer wieder gesehen habe-in der Heimat, auf Bildern aus der Heimat, an den Bäumen aus der Heimat, aber nie wirklich kannte? Wer du bist wusste ich nicht, so wie ich manchmal weinend da saß und vergessen habe, wer ich eigentlich bin. Und doch konnte ich nie wirklich wegschauen, wenn ich  auch nur für einen kurzen Augenblick das lächelnde Grün sah. An der Tür und am Schrank, bei Oma zuhause. Du hingst dort, gefestigt mit einem Knoten. Komischer Weise war es immer genau einer. Wie gerne hätte ich dich gefragt: „Woher kommst du heval, wohin geht dein Weg heval? Manchmal schaute ich dich für eine längere Zeit an, aber ohne Erfolg. Frustriert ging ich fort, inmitten der Enttäuschung nicht zu wissen warum du mein Herz erwärmst. Vielleicht weil du mein Herz beschützen und meinen Frieden behüten sollst. So ähnlich hat es mir zumindest Anne erzählt, als sie deine andere Hälfte an meine andere Hälfte gegeben hat, an abla. So musste es sein, weil grade sie doch mein innerer Frieden ist. Vielleicht aber auch, weil du zwischen dem Licht der Sonne und der unendlichen Freiheit der Berge geboren wurdest. Zwischen Eupharat und Tigris und das Feuer in dir trägst. 

Du hast das jahrelange Leiden mit deiner Sanftheit geheilt, Hoffnung in die bedrückten Herzen gesetzt und Müttern, die in Richtung der Berge weinen, ihre Tränen weggewischt. Dein Anblick ist rein, mag sein, dass man dich in der Vergangenheit zerpflückt hat und an manch Stellen deine wertvollen Fasern auseinandergerissen hat, aber doch bist du Ruhe und in deinem Dasein vollkommen. Die Menschen sind rein, mag sein, dass man sie vertrieben und gespalten hat, ihnen Unrecht und unwiderstehlichen Schmerz in die Brust niedergelassen hat, aber doch sind sie Widerstand. Du wehst im Wind, der zwischen Leben und Tod weht und tanzt zwischen den eng liegenden Schultern, die sich bereit erklärt haben, nicht aufzugeben. Du bist das, wonach sich meine Seele sehnt. Nach meinem Zuhause, dem Ort, wo ich genau wie du in der Sonne glitzere. Die Antwort, auf meine Frage, wer ich bin. Du bist ich, ich bin du, ateşin ve güneşin coğu, heval.  

 

 

*heval (kurdische Wort für Freund/Kamerad)

Grünes Pulver

Ein grünes Pulver, dunkel grün und so fein, dass es sich beinahe anfühlt wie gemahlener Sand. Ich habe die Sonne, die Berge und das Feuer vermisst . Da, wo ich hingehöre. Ich sehne mich nach lauten Menschen, langen warmen Sommernächten, einem kleinen Teeglas, dem wir alle nicht widerstehen können. Ich sehne mich nach lauten Lachern, den schönsten Farben des Sonnenunterganges, dem Rauschen der Wellen, die mich mit in die Ferne reißen- dieser unendlichen Leichtigkeit. Ich schaue stundenlang auf das Boot, was sich auf dem Wasser hin und her schwenkt und ein beruhigendes Quitschen von sich gibt. Meine Haut sah noch nie so schön, so gesund aus. Meine Haare sind durch das Licht heller geworden, lockiger und kraftvoller, so wie füher. Mein Körper ist verziert mit Schmuck, goldenem Schmuck, wie es sich gehört. Dem Auge, welches mich beschützt, obwohl  nur ich mich selber schützen kann. „Gözlerin ici gülüyor“ – das Innere deiner Augen lacht. So fühlt es sich an, wenn ich dort bin. Als wäre ich nach einer langen Reise angekommen. Ein grünes Pulver, dunkel grün, welches sich nun anfühlt wie gemahlener, nasser Sand. Die Sehnsucht überkommt mich und die Fernwehe. Das Gefühl, mich selber verloren zu haben. Meine Traurigkeit und Frustration überkommt mich. Bevor ich aber meine Hände zu verkrampften Fäusten zusammenrolle, öffne ich sie. Ich schaue die Innenfläche meiner Hände an. Meine Haut schaut blass, unglücklich und leblos aus. Eine Träne tropft genau in die Mitte und fließt durch die Fältchen auf meiner Haut. Ich verziere sie. Einen Kreis aus dem gemahlenen, nassen Sand. Ich binde ein weißes Tuch um meine Hände und lege mich schlafen. In meinem Auge liegt noch immer eine Träne. Am nächsten Tag sehe ich sie. Zwei orange, rote Sonnen auf meiner Haut, meinen Händen- aus dem grünen Pulver. Die Sonne, wo ich hingehöre. Ich sehe Leben und Liebe. Ich sehe Heimat.

Undankbar

UNDANKBAR

Das, was unseren Dopamingehalt für unbestimmte Zeit steigen lässt, uns besser und mächtiger fühlen lässt. Für eine unbestimmte, aber endliche Zeit, in der wir unsere ständige Gier nach mehr bändigen. Der Erhalt von einem Gegenstand, der unseren Tag „rettet“ uns „belohnt“ und uns in der Scheinwelt Freude sowie Glück schenkt. Wie verloren wir doch sind, dass wir unser Glück von dem Konsum abhängig machen, während der Konsum uns unter Druck setzt, uns drängt, uns mehr und schneller arbeiten lässt. Uns unserer Lebenszeit beraubt. Wir kennen es nicht, zufrieden zu sein, weil wir doch nie wirklich gehungert haben. So wurde es mir erzählt. Es stimmt. Vielleicht aber auch, weil wir nie gelernt haben, wie man Dinge schätzt. Wahrhaftige Wertschätzung. Es beginnt mit der Wertschätzung, leben zu dürfen. Nicht wo man lebt, mit wem oder wie man lebt, sondern das man lebt. „Hayatina deger ver“. Schenke dem Leben Wert. Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal bewusst in den Himmel geschaut habe. Mich darüber gefreut habe, dass ich die Farben des Himmels sehen kann und über die Motive in den Wolken philosophieren kann. Ich kann dir nicht sagen, wann ich zuletzt gerannt bin und glücklich war, dass meine Beine mich tragen. Wenn ich nicht mal den Himmel achte, die Möglichkeit, meine Arme um meine Liebsten zu legen, wie soll ich mein bestehendes, vergängliches Hab und Gut schätzen? Zufrieden und bescheiden sein? Wie soll ich meine Nefs nach immer mehr besiegen, mein Herz mit Luft und Liebe zufrieden stellen? Wir sollten alle öfter in den Himmel schauen, öfter lachen, ohne die Hand vor das Gesicht zu halten, rennen und lieben. Wir sollten vor allem eins: dankbarer sein. Hayataina deger ver

Rojbas, Selam, Merhaba

Ich fließe durch drei Länder und münde im persischen Golf. Zwischen mir und Eupharat liegt Mesopotamien, wo ich das Leben ermöglichte. Zumindest hat es mir anne so erklärt. Mein Herz schlägt am schnellsten, wenn die kurdischen Lieder von früher angehen und ich in Nostalgie schwebe und mich gleichzeitig ärgere, dass ich die Worte doch gar nicht richtig verstehe. Eins hat sich geändert- die Schuld dafür bei den beiden zu suchen, denen die Worte und Sprache verboten worden ist. Und wenn ich meinem jüngeren Ich etwas zuflüstern könnte, wäre es, dass ich  Kind der Sonne und des Feuers bin, auch wenn ich es manchmal vergesse. Dass es mich gibt, dass es uns gibt, dass es unsere Lieder gibt, welche von Menschen in den Bergen gesungen werden. Dass mein Herz dafür schlagen darf, auch wenn es nicht auf der Karte abgebildet ist.

Ich würde Abla nicht in meinem harten Ton widersprechen, während sie mir liebevoll über mein Haar streicht und eine kleine Locke um ihre Finger wickelt. Abla, jetzt liebe ich sie.    Meine Liebe für neue Klamotten, Taschen und Schmuck hast du aber schon immer kritisch hinterfragt. Genommen hast  du sie mir aber nie. Im Gegenteil, du hast mir gezeigt, dass darin eine kleine Passion von mir steckt. Ich vermisse unsere kleinen Unterhaltungen, mit großer Bedeutung. Über das Leben, unsere Träume, unsere Unsicherheiten, unsere Geheimnisse. Nicht zu vergessen, unsere hochpolitischen Diskussionen über unsere Rolle als Frau und warum wir nicht Monopoly spielen dürfen, weil es doch der Kapitalismus in seiner leichtsinnigsten Form ist.

Lehrstunden von baba über Karl Marx, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin am Abend haben sich manchmal ewig lang angefühlt, aber nur, weil er so viel Wissen hatte und wir versucht haben mitzuhalten. Sein Ego ist so klein und sein Verständnis eine Kunst für sich. Und wenn die hitzigen Diskussionen im Streit ausgingen und wir uns in unsere Zimmer verkrochen haben, kam er am Abend an unsere Betten und hatte trotzdem liebe Worte für uns übrig. Heute sehe ich mich in ihm, in seinem Bedürfnis aufzuklären und Ungerechtigkeiten aufzudecken. Die wichtigste Regel dabei verliere ich aber manchmal aus den Augen- dass es manchmal schon reicht, wenn du sie in deinem Kopf aufdeckst. 

Rojbas, Selam, Merhaba, mein Name ist Dicle