RV09: Mehrsprachigkeit als Ausgangspunk und Ziel schulischer Bildung in der gymnasialen Oberstufe

1. An Ihrem Gymnasium gibt es einen – wie üblich sehr heterogen besetzte – Vorkurs, in welchem sogenannte Seiteneinsteiger*innen Deutsch lernen und auf die Teilnahme am Regelunterricht vorbereitet werden. Für einige wird nun der endgültige Übergang in die Regelklasse diskutiert. Ein Großteil der Lehrpersonen plädiert – mit Verweis auf die noch nicht vollständig ausreichenden (bildungssprachlichen) Deutschkenntnisse – die Schüler*innen an eine Oberschule zu überweisen, obwohl die Schüler*innen hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit und ihrer Vorbildung eigentlich die Voraussetzungen für das Gymnasium mitbringen und gerne an der Schule bleiben würden, da sie dort durch die Teilintegration in die Regelklassen auch schon Kontakte zu anderen Schüler*innen geknüpft haben. Nehmen Sie auf Basis der Vorlesung Stellung dazu.

Da die Schüler*innen die Qualifikationen für das Gymnasium erbringen, sehe ich es nicht als sinnvoll, diesen Schüler*innen die Möglichkeit auf bessere Bildung zu nehmen. Die Deutschkenntnisse sind anfangs eventuell nicht auf dem höchsten Niveau, jedoch bringen sie die anderen Qualifikationen mit und können ihr Fachwissen anwenden. Die Schüler*Innen sind sozial integriert und haben somit auch die Möglichkeit in einem weiteren Feld ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und richtig zu erlernen. Dies kann zum Teil auch sehr schnell gehen. Wenn man sich wirklich bemüht die neue Sprache zu erlernen, kann es schon nach kurzer Zeit bergauf gehen. Aneignen kann man sich dies auch beispielsweise durch Praktika. (Vorlesung 09, Folie 30). 

 

1. Welche Erfahrungen mit Mehrsprachigkeit – in der hier verstandenen breiten Sicht – in Schule und Unterricht (selbst als Schüler*in  und/oder Praxiserfahrungen als unterrichtende Person) haben Sie bislang gemacht? Reflektieren Sie diese Erfahrungen vor dem Hintergrund dieser Vorlesung.

Meine Muttersprache ist türkisch. Von klein auf spreche ich beide Sprachen, deutsch und türkisch. Als Zwei- bzw. Mehrsprachige werden diejenigen betrachtet, die im Alltag zwei oder mehr Sprachen (oder auch Dialekte) nutzen.“ (2020: 14) Da meine Eltern die deutsche Sprache gut beherrschen und ich mit 3 Jahren in den Kindergarten gekommen bin, spreche ich beide Sprachen fließend und mische beide Sprachen gerne zusammen. Oft tauschte ich mich auch mit Freunden im Unterricht oder in den Pausen auf türkisch aus. Weitere Sprachen erlernte ich in der Schule. Ab der 3. Klasse fing ich an Englisch zu lernen. Englisch zu erlernen hat mir immer gefallen, denn ich interessiere mich sehr für die Sprache und beherrsche sie mittlerweile sehr gut. Nicht fließend, sprich nicht so gut wie ein Muttersprachler, jedoch verstehe ich so gut wie alles und kann mich auch gut mit Anderen austauschen. Spanisch erlernte ich in der 6. Klasse, jedoch spreche ich mittlerweile kaum noch Spanisch, beziehungsweise gar nicht mehr. Damals, während des Unterrichts war ich sehr gut und konnte mich sehr gut mit Anderen verständigen, jedoch nahm dies stark ab, nachdem ich Spanisch nicht mehr im Unterricht beigebracht bekommen habe.

2. Was möchten Sie nach dem Besuch dieser Vorlesung bei Ihrer zukünftigen Unterrichtsgestaltung beachten? Welches Wissen und welche Fähigkeiten fehlen Ihnen dafür noch? Was wollen Sie dafür tun?

Nach der Vorlesung habe ich bemerkt, dass es nicht wirklich relevant ist, eine Sprache von Anfang an gut zu beherrschen, sondern dass man dies Schritt für Schritt mit der einherkommenden Interesse erlernt. In meiner Unterrichtsgestaltung werde ich darauf achten, dass ich alles gerecht aufteile. Ich werde Schüler, die die deutsche Sprache gut beherrschen mit den Schülern zusammen setzen, die noch Hilfe benötigen. Selbstverständlich vorausgesetzt, dass diese Schüler*innen auch miteinander arbeiten möchten, und dass keiner sich unwohl fühlt. Ebenfalls werde ich dafür sorgen, dass die Schüler*innen jeder Zeit einen Ansprechpartner haben, und dass sie jegliche Starthilfe bekommen, die sie benötigen. Vorausschauend wäre es vielleicht sogar sinnvoll, den Unterricht an einigen stellen auf Englisch fortzuführen. Somit erleidet keinen einen Nachteil dadurch – ganz im Gegenteil. Denn es würde einfach nur die Sprachkenntnisse in Englisch erweitern und verbessern. 

3. Wie muss Schule unserer mehrsprachigen Gesellschaft gestaltet sein? Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, damit Sie die Mehrsprachigkeit Ihrer Schüler*innen einbeziehen und einen registersensiblen Fachunterricht gestalten können?

Lehrende sollten sich auf die Mehrsprachigkeit der Schüler vorbereiten. Man kann davon ausgehen, dass beispielsweise in den Pausen andere Sprachen als Deutsch gesprochen werden. An einigen Schulen ist das bis heute ein Problem, was total falsch ist, denn die Schüler*innen können sich meiner Meinung nach nicht so entfalten, wie sie es selbst wollen. Wichtig als Lehrkraft ist es, sich effiziente Lehrmethoden anzueignen. Eine professionelle Lehrkraft sollte auf jede*n Schüler*in eingehen können und sollte darauf achten, dass auch jeder etwas von der Unterrichtseinheit mitnehmen kann. Als Lösung könnte man wie oben schon erwähnt den Unterricht zum Teil auf Englisch durchführen und dies mit Deutsch mischen, so dass man Schritt für Schritt den Zusammenhang versteht. Dies wäre sehr praktisch für Schüler*innen, die kaum Deutsch sprechen können, als auch für Schüler*innen, die kaum Englisch sprechen können. Als weiteren Punkt könnte man ein Treffen zwischen den Schüler*innen organisieren, um einen Kultur- und Sprachkontakt zu kreieren (vgl. Fürstenau, Niedrig 2018: S. 215)

Quellen: 

  • Wlossek & Rost-Roth (2016): Sprache/n als Ressource im Klassenzimmer? Erfahrungen und Einschätzungen von Lehrkräften in Regel- und Übergangsklassen. S. 105
  • Fürstenau, Sara; Niedrig, Heike (2018): Unterricht mit neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern. Wie Praktien der Mehrsprachigkeit für das Lernen genutzt werden können. In: Dewitz, Nora von; Terhart, Henrike; Massumi, Mona (Hrsg.): Neuzuwanderung und Bildung. Eine interdisziplinäre Perspektive auf Übergänge in das deutsche Bildungssystem. Weinheim & Basel: Beltz Juventa, 214 – 230. 

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