DaZ in bewegten Zeiten. Zum Umgang mit sprachlicher Heterogenität in der Grundschule

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Eine Situation, die mir in meiner Schulzeit in der Sekundarstufe 1 begegnete und das Thema Deutsch als Zweitsprache (DaZ) betraf, war die Integration einer neuen Mitschülerin aus der Türkei. Sie kam im Alter von 13 Jahren ohne jegliche Deutschkenntnisse nach Deutschland und wurde direkt in unseren regulären Unterricht integriert. Die Tatsache, dass ihr kein spezieller Deutschkurs zur Verfügung stand, machte ihre Integration zu einer Herausforderung. Sie hatte Schwierigkeiten, den Unterrichtsinhalten zu folgen und die Aufgabenstellungen zu verstehen. Trotz dieser anfänglichen Schwierigkeiten war sie bemüht, sich in die Klasse zu integrieren. Einige Mitschülerinnen und Mitschüler sowie ich konnten ihr dabei helfen, da wir Türkisch sprechen konnten. Letztendlich gelang es ihr, sich schnell in unsere Klassengemeinschaft zu integrieren und die deutsche Sprache relativ rasch zu erlernen.

Auch in meinem Orientierungspraktikums bin ich einer ähnlichen Situation begegnet. In der Klasse, der ich zugeteilt wurden bin, hatten wir zwei Schülerinnen aus der Ukraine, die erst vor Kurzem nach Deutschland gezogen waren und Deutsch als Zweitsprache lernten. Obwohl sie vor der Einschulung an einem Vorkurs teilgenommen hatten, der von der Schule angeboten wurde, waren ihre Fortschritte begrenzt.  Die beiden Schülerinnen kamen ohne ausreichende Deutschkenntnisse in die 1. Klasse und wurden direkt in den regulären Unterricht integriert. Sie waren oft auf Hilfe angewiesen, die jedoch nicht in dem Maße verfügbar war, wie sie benötigt wurde. Das Fehlen einer differenzierten Unterstützung machte es für sie schwierig, den Unterrichtsstoff zu verstehen und den Anforderungen gerecht zu werden. Dabei ist mir besonders aufgefallen, dass die Lehrkräfte diese Situation nicht angemessen berücksichtigten. Die Schwierigkeiten der Schülerinnen wurden nicht ernst genommen und eher ignoriert.

 

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Ich stimme der Aussage „Das Fach Deutsch als Zweitsprache sollte alle Kinder einer Regelklasse berücksichtigen, die neben Deutsch noch eine andere Sprache sprechen“ (vgl. Riehl; Schröder 2022) zum Teil zu. Ich bin der Meinung, dass man auch betrachten sollte, ab wann ein Kind die Zweitsprache erwirbt. Es ist wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder einzugehen, dabei sollte man aber auch berücksichtigen, ab wann ein Kind die deutsche Sprache erworben hat. Der Zeitpunkt, an dem ein Kind mit dem Erwerb einer weiteren Sprache beginnt, beeinflusst einscheidend das Erwerbsmuster dieser weiteren Sprache (vgl. Herrmann, K.). Erwirbt das Kind von Geburt an gleichzeitig mehr als eine Sprache, so spricht man von einem simultanen (bilingualen) Erwerb. Da sich der Erwerb von zwei oder mehr Sprachen von Geburt an (simultaner Erwerb) kaum vom monolingualen Erwerb unterscheidet, erscheint es mir mir folglich nicht zwingend erforderlich, dass diese Kinder am Deutsch als Zweitsprache Unterricht teilnehmen sollten. Im Gegensatz dazu erwerben Kinder beim sukzessiven Spracherwerb Deutsch erst nach dem dritten Lebensjahr (vgl. Wildemann/ Vach, 2022, S. 22). Kinder, die die deutsche Sprache erst nach dem dritten Lebensjahr erworben haben, könnten hingegen vom Deutsch als Zweitsprache Unterricht profitieren und ihre sprachlichen Fähigkeiten erweitern.

 

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In einem Szenario könnten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam Bilderbücher betrachten, die wenig Text enthalten und hauptsächlich durch Bilder erzählt werden. Die Lehrkraft könnte das Bilderbuch vorlesen und die Handlung anhand der Bilder erklären. Anschließend könnten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen oder mit einem Partner über das Buch sprechen und ihre Gedanken und Gefühle dazu äußern. Sie könnten auch ihre eigenen Geschichten erfinden, die auf den Bildern basieren. Durch diese visuelle und interaktive Herangehensweise können neuzugewanderte Schülerinnen und Schüler aktiv am Unterricht teilnehmen und ihre Deutschkenntnisse verbessern, ohne sich überfordert zu fühlen.

In einem weiteren Szenario könnten die Schülerinnen und Schüler mathematische Spiele und Aktivitäten spielen, die ihre mathematischen Fähigkeiten fördern, ohne dass umfangreiche sprachliche Erklärungen erforderlich sind. Zum Beispiel könnten sie ein Spiel wie „Zahlenmemory“ spielen, bei dem sie Karten mit Zahlenpaaren umdrehen und versuchen, passende Paare zu finden. Dies fördert das Zahlenverständnis und das Gedächtnis, ohne dass komplexe sprachliche Anweisungen erforderlich sind. Darüber hinaus könnten die Schülerinnen und Schüler mit einfachen Rechenpuzzles arbeiten, die visuell dargestellt sind, um ihre mathematischen Fähigkeiten zu stärken.

 

Literaturverzeichnis

Hermann, K. (o. J.). Die Entwicklung von Mehrsprachigkeit und mögliche Einflussfaktoren.

Wildemann, A. & Vach, K. (2022). Deutsch unterrichten in der Grundschule: Kompetenzen fördern, Lernumgebungen gestalten, S. 9- 26


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