RV03: DaZ in bewegten Zeiten. Zum Umgang mit sprachlicher Heterogenität in der Grundschule

1)Während meiner eigenen Schulzeit konnte ich als Schülerin leider keine Erfahrungen mit DaZ sammeln. Einerseits gab es in meinem persönlichen schulischen Umfeld kaum Kinder mit Deutsch als Zweitsprache, andererseits wurden diese nicht anders behandelt beziehungsweise anders und mehr gefördert. Ich kann mich insoweit nicht erinnern, dass einzelnen Schüler*innen eine besondere sprachliche Förderung angeboten wurde, vielmehr wurden alle Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer sprachlichen Fähigkeiten, mit einem einheitlichen sprachlichen Förderkonzept bedient. Dabei wurde allen Kindern Förderunterricht zum regulären Deutschunterricht angeboten, bei denen die Lehrkräften einen Förderbedarf sahen. Dieser Förderunterricht war allerdings nicht konkret auf Kinder mit Deutsch als Zweitsprache ausgelegt. Somit gab es zwar für alle Kinder eine Förderung der Sprache, jedoch keine extra Förderung für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache.
Des Weiteren habe ich in meiner schulischen Laufbahn mehrere Praktika an Schulen absolviert, bei denen ich weitere Erfahrungen sammeln konnte. Hier bin ich in einer Klasse auf einen Jungen getroffen, dessen Zweitsprache Deutsch war. Er hatte deutliche Schwierigkeiten sich auf Deutsch richtig auszudrücken. Erschwerend kam hinzu, dass seine Eltern nur auf Türkisch mit Ihm kommunizierten. Besonders auffällig war zudem, dass er nach den langen Sommerferien besondere Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hatte, da er in den Ferien ausschließlich türkisch sprach und erzielte Lernerfolge verloren gingen.

Besondere Förderungen wie separaten Deutschunterricht für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache gab es hier nicht. Die Lehrkräfte waren aber bemüht dem Jungen angepasste Aufgaben zur Verfügung zu stellen, sodass Ihm das Erarbeiten der Inhalte leichter viel. Die Lehrerin hat ihn stärker unterstützt als andere Kinder, damit er aufholen konnte, was andere Kinder ohne Sprachbarriere schon längst beherrschten. Zudem gab es immer eine zweite Person, die die Lehrerin dabei unterstützt hat, um den Unterricht trotz des besonderen Förderangebots für den Jungen für alle anderen Kinder anforderungsgerecht weiterführen zu können. Ich musste aber feststellen, dass die Maßnahmen während meiner Grundschulzeit wie auch in der Schule meines Praktikums nicht ausreichend waren, um Kindern mit Deutsch als Zweitsprache die gleichen Möglichkeiten und Chancen zu bieten, wie den anderen Kindern, die in einem Elternhaus aufwuchsen mit Deutsch als Muttersprache

2)„Das Fach Deutsch als Zweitsprache sollte alle Kinder einer Regelklasse berücksichtigen, die neben Deutsch noch eine andere Sprache sprechen“ (vgl. Riehl; Schröder 2022). Dieser Aussage würde ich zustimmen, insbesondere damit anhaltender Migration immer weiter steigende Anzahl an Kindern mit Deutsch als Zweitsprache in den Schulen betreut werden und das Thema dadurch immer wichtiger und präsenter wird. Aber das Thema geht über den reinen Förderunterricht weit hinaus und betrifft sowohl die Kinder mit Migrationshintergrund als auch die Kinder ohne. Die Kinder ohne Migrationshintergrund sind ebenfalls mit in das Geschehen involviert und spielen eine zentrale Rolle (vgl. Petschel, 2021).
Zudem verfügen Kinder mit einer Zweitsprache oft über mehr Flexibilität, komplexe sprachliche Strukturen, wie einem großen Vokabular (vgl. Adesope et al., 2010) Der DaZ Unterricht kann den Kindern somit noch mehr Unterstützung bieten ihre sprachlichen Strukturen auf die Sprache Deutsch zu reproduzieren und somit einfacheren Zugang zur Sprache zu erlangen. Ebenfalls spielt die Unterstützung des DaZ- Unterrichts eine wichtige Rolle, da die sprachlichen Defizite nicht ohne Unterstützung aufgeholt werden können und es so zu Chancenungleichheiten und Schwierigkeiten in der späteren Schullaufbahn kommen kann. Der Fokus sollte allerdings nicht nur auf die Schüler*innen mit Deutsch als Zweitsprache gelegt werden, sondern ebenfalls genauso auf die Schüler*innen die Defizite im Deutschunterricht aufweisen. Kinder mit Deutsch als Erstsprache können genauso Spracherwerbsschwierigkeiten haben wie Kinder mit Deutsch als Zweitsprache (vgl. Rost- Roth, M, 2017).

3)Ein Unterrichtsszenario für neuzugewanderte Kindern könnte der Einsatz von Hilfsmitteln sein, damit diese keine Nachteile erfahren müssen. Texte könnten durch Aufzeichnungen, Diagramme, Darstellungen oder ähnliches ersetzt werden, sodass die neuzugewanderten Kinder die gleichen Möglichkeiten haben, sich die vermittelten Inhalte wie Kinder ohne sprachliche Barrieren zu erarbeiten. Zudem können Zeichen eingeführt werden, die für alle verständlich gemacht werden, sodass Texte auf eine andere Weise zugänglich gemacht werden können. Die Kinder bekommen eine Anleitung der Zeichen, die ebenfalls mit den Eltern kommuniziert werden müssen. Ein weiteres Szenario könnte auf Stationsarbeit basieren. Hierbei werden Aufgaben mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden angeboten, welche die Schüler*innen selbständig wählen können. Sie wählen Aufgaben, welche sie eigenständig bearbeiten können und ihrem Schwierigkeitsgrad entsprechen. Hilfreich ist hier außerdem, dass die Kinder hier ihr Lerntempo eigenständig bestimmen können. Hierbei kommen die Kinder auf unterschiedliche Weisen in den Austausch.

 

Quellen:

Petschel, A. (2021). Native speaker/Non- native speaker conversation and the negotiation of comprehension input. Applied Linguistics, S. 126- 141

Adesope, Lavin, Thompson& Ungerleider, 2010, a systematic review and meta- analysis of the cognitive correlates of bilingualism, S. 207- 245

Rost- Roth, M. 2017, Lernprofessionalität für Deutsch als Zweitsprache , S. 70f.


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