Updated on November 17, 2017
Popcorn-Kino? Nicht wirklich
Die Ethnografischen Filmtage waren diese Woche angesagt, für die der StugA ja reichlich Werbung gemacht hat. Am Mittwoch haben wir uns dann in der Keksdose im kleinen Hörsaal getroffen, um uns drei Filme anzuschauen, von denen ich zu Beginn nicht einmal die Namen wusste (obwohl sie natürlich auf dem Flyer standen, der sich locker in 3-facher Ausführung in den Tiefen meiner Tasche befindet). Dementsprechend bin ich auch komplett ohne Erwartungen in die Veranstaltung gegangen und kann schon einmal vorwegnehmen, dass ich nicht enttäuscht nach Hause gefahren bin.
An dieser Stelle möchte ich die Filme gar nicht im Detail wiedergeben, sondern nur kurz den Inhalt in einem Satz zusammenfassen und vor allem meine Gefühle nach den Filmen beschreiben.
„MIRR“, der erste Film des Abends, behandelt die Folgen des Land Grabbing in Kambodscha – große Unternehmen, die im Film nicht namentlich erwähnt werden, nehmen den kleinen Bauern ihre Felder und somit ihre gesamte Lebensgrundlage weg. Wer sich weigert, wird verhaftet.
Dass auch Kambodscha von Land Grabbing betroffen ist, wusste ich vorm Schauen des Films nicht – das Thema war also komplett neu für mich. MIRR fängt die Situation, die den Bauern leider aussichtslos erscheint und wohl tatsächlich ist, sehr gut ein und für die Protagonisten empfand ich ab der ersten Szene Empathie. Die Ungerechtigkeit, die der Film darstellt, ist nicht leicht zu ertragen und bis zum Ende des Films stets präsent. Außerdem gewinnt der Zuschauer einen Einblick in das Leben der kambodschanischen Familie, das so ganz anders ist als unser bzw. mein Leben hier. Meine „Probleme“ und „Sorgen“ wirken so unglaublich klein und unbedeutend wenn man sich vor Augen führt, womit sich Familien in Kambodscha täglich auseinandersetzen müssen und dementsprechend war ich nach dem Film etwas down, wenn auch begeistert, dass sich ein Filmemacher diesem Thema gewidmet hat.
Der zweite Film „Between Islam and the Sacred Forest“ von Martin Gruber und Frank Seidel, die spontan ein Ritual in einem Afrikanischen Dorf filmen durften, welches zu Ehren einer Verstorbenen veranstaltet wurde und sich über mehrere Tage erstreckte. Dabei trafen das Ritual einer religösen Frauengruppe, die der Verstorbenen aus ihrer Mitte mit viel Tanz und Musik gedachten, auf das der Muslime, die 40 Tage nach dem Tod (der selben Frau?) eine gesittetere Zeremonie abhielten, wie es im Islam so üblich ist (ich hoffe, ich gebe alles einigermaßen richtig wieder..).
Nach dem Ende des Films hatte ich eigentlich mehr Fragen als Antworten, denn vor allem das Ritual der Frauen ist für Außenstehende nicht zu durchschauen. Das war laut Martin Gruber aber auch gar nicht Ziel des Films. Nichtsdestotrotz fand ich es ultra spannend zu sehen, wie in anderen Teilen der Erde mit dem Tod einer Person umgegangen wird. Das gefilmte Ritual war fröhlich, es wurde gesungen, getanzt und getrommelt und von Trauer war keine Spur. Womit ich nicht sagen möchte, dass die Frauen nicht um die Verstorbene getrauert haben, sie haben lediglich eine andere Art und Weise, der Toten die letze Ehre zu erweisen.
Zum Abschluss des Abends wurde der Film „Fuck White Tears“ gezeigt, in dem eine junge Filmstudentin nach Südafrika reiste, um dort einen Film über die Studentenproteste der Schwarzen zu drehen. Allerdings erfuhr sie dafür von den betroffenen schwarzen Studenten keinen Zuspruch und wurde zurückgewiesen. „Eine Weiße kann keinen authentischen Film über uns machen!“, „Was haben WIR davon, wenn du über uns berichtest?“, „Du drehst einen Film über uns, gehst damit zurück nach Deutschland, wir sehen dich nie wieder und ändern wird sich für uns auch nichts!“ waren unter anderem die Beschuldigungen, mit denen die Filmemacherin konfrontiert war. Dennoch wurden einige der Ungerechtigkeiten, mit denen die schwarze Studenten gegenüber den weißen Studenten zu kämpfen haben, deutlich und mit Bildern von gewaltsamen Auflösungen der Proteste durch die Polizei, die nicht zimperlich mit den Protestanten (Schwarze UND Weiße) umgingen, hat sie mich richtig erschrocken. Denn auch hier wusste ich im Vorfeld nicht wirklich über das Thema des Films bescheid.
Am Ende blieb auch hier das Gefühl der Ernüchterung, dass die Menschheit nicht so toll ist wie sie von sich selber vielleicht denken mag und auf der Welt einfach auch (oder vielleicht gerade) im Jahr 2017 eine ganze Menge echt beschissen läuft!
Es ist einfach traurig, wie der Mensch mit dieser Welt und seinen Nächsten umgeht. Der Klimawandel schreitet immer weiter voran indes scheint den Meisten egal zu sein, dass immer mehr Raubbau betrieben wird. Des Weiteren denken alle nur an sich, sind hasserfüllt oder auf Profit aus (oder beides) oder auch zu dumm. Aber so viel Verstand sollte man haben, die Zeichen zu erkennen.
Wir haben nur diese eine unersetzliche Welt. Die Erde ist der einzig uns bekannte Planet, auf dem (intelligentes) Leben möglich ist. Die Intelligenz suche ich hier bis heute…..
Wir setzten alles daran, unsere Erde aus purem Egoismus an die Wand zu fahren. Die Menschen hätten so viel gutes Potential, zusammenzuarbeiten, eine große Gemeinschaft zu bilden und diese Welt wundervoll zu gestalten. Stattdessen zerstören wir sie lieber…..