Wer kennt schon den 2. Hauptsatz der Thermodynamik? Chemie, kein Fach für alle?

 

  1. Formulieren Sie basierend auf den Vorlesungsinhalten drei Thesen, die für Sie (!) einen modernen Chemieunterricht für alle ausmachen. Orientieren Sie sich gerne an den Grundannahmen von STL (Scientific and Technological Literacy for All), setzen Sie jedoch eigene Schwerpunkte.

    1. Ein moderner Chemieunterricht sollte möglichst praxisorientiert stattfinden und versuchen die teilweise sehr abstrakten Theorien mit dem Alltag und dem Interesse der SuS zu verknüpfen. 

    2. Es sollten aktuelle Geschehnisse und kontroverse Themen im Bereich der Chemie aufgegriffen werden, um den SuS somit die Möglichkeit zu geben, am wissenschaftlichen Diskurs in der Gesellschaft teilzunehmen und sich faktenbasiert eine Meinung zu bilden. 

    3. Den SuS sollte vermittelt werden, wieso es wichtig ist chemische Sachverhalte zu vestehen, insbesondere auch wenn sie keine Karriere in der naturwissenschaftlichen Richtung anstreben.

  2. Reflektieren Sie auf Basis der Vorlesungsinhalte und des Grundlagentextes, inwieweit chemisches Wissen im Allgemeinen und naturwissenschaftliches Wissen im Speziellen aus Ihrer Sicht als Teil des Allgemeinwissens (im Sinne einer „Scientific Literacy for All“) angesehen werden kann. Beziehen Sie hier auch ihre eigenen Erfahrungen aus dem schulischen Chemieunterricht/Ihrem Alltag einChemie begegnet uns jeden Tag und ist Grundstein für zahllose technische Errungenschaften, die wir für selbstverständlich halten. Betrachtet man beispielsweise ganz grundlegend die Menge an Menschen, die rund um den Globus mit Nahrung versorgt werden müssen, so wäre dies niemals möglich gewesen ohne die Herstellung von Düngemitteln aus dem gewonnenen Amoniak im Haber-Bosch-Verfahren. Aber so abstrakt muss man gar nicht denken, um die Wichtigkeit von Chemie für jeden einzelnen von uns zu erkennen. Wir benutzen täglich Seife, Kunststoffe, Lebensmittel und Medikamente, ohne die ein Leben kaum vorstellbar wäre. Deshalb scheint es nur naheliegend, dass unsere Allgemeinbildung auch gewisse Themenbereiche der Chemie abdecken sollte. Seien es Inhaltsstoffe von Lebensmitteln, sodass wir fundiert entscheiden können, was wir zu uns nehmen und was nicht oder im Bezug auf die Umwelt, dass wir verstehen wieso es von Bedeutung ist, auf nachhaltige Rescourcen und weniger Plastik zu setzen. Gerade in der heutigen Zeit, in der eine Masse an Informationen jederzeit und von überall zugängllich ist, ist es wichtig seine Meinung auf Grundlage von Wissen und Fakten zu bilden. Die aktuelle Lage der Pandemie hat anschaulich gezeigt wie wichtig es für uns als Geselschafft ist, Sachverhalte in der Chemie und Naturwisschenschaften allgemein greifen zu können, um weniger beeinflussbar zu sein. Sei es durch Medien, „Fake News“, Freunde und Verwandte. Zusätzlich zu den praktischen Aspekten von naturwissenschaftlichem Wissen, gehört meiner Meinung nach auch eine phänomenologische Betrachtung zum Allgemeinwissen. So sollte man meiner Ansicht nach wissen woher die bunte Farbe im Feuerwerk kommt oder wieso Wasser einen kleinen Hügel bildet, wenn es bis zum Rand gefüllt ist, obwohl diese Kenntnis in den wenigsten Fällen eine Auswirkung auf das eigene Leben hat.
  3. In einem Interview zur Sinnhaftigkeit des Hinterfragens naturwissenschaftlicher Informationen in sozialen Medien (zum Beispiel naturwissenschaftsbasierter „Fakenews“) sagte eine Lehrkraft: „Es ist blöd zu sagen, aber es ist im Endeffekt eine intellektuelle Grenze für mich; also auch-… oder Lebensumstandsgrenze, wenn die [Anm.: Die Schüler*Innen] einfach in ihrem Lebensumfeld so anders damit umgehen und nur plakative Äußerungen sozusagen verbreiten und nutzen und das auch völlig in Ordnung ist in deren Umfeld, so…, dann werden die da nicht rauskommen. Also das schaffen die dann alle nicht, das geht dann nicht, das ist dann so Kampf gegen Windmühlen.“. Verfassen Sie eine Antwort darauf. 

    Ich finde diese Aussage bedenklich, da sie in meinen Augen eine Lehrkraft zeigt, die einen Teil ihrer SuS aufgegeben hat. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass es aussichtslos erscheint, da es langwierig sein kann, falsche Aussagen stichhaltig zu widerlegen. Insbesondere ohne sein Gegenüber dabei zu verschrecken. Nichtsdestotrotz gehört es zu den grundlegenden Aufgaben einer Lehrkraft, die SuS zu mündigen Bürger*innen zu erziehen. Und dazu gehört es meiner Meinung nach ebenfalls, den SuS stets die Informationen zu geben und das Bestmögliche zu tun, falschen oder plakativen Aussagen entgegenzuwirken. Als fraglich empfinde ich auch, dass sie SuS „abstempelt“ mit den Worten „völlig in Ordnung ist in deren Umfeld, so…., dann werden die da nicht rauskommen.“ An dieser Aussage finde ich problematisch, dass die Lehrkraft sich hier negativ auf das Umfeld der SuS bezieht und sogar erwähnt, dass diese da nicht rauskommen, dabei jedoch außer Acht lässt, dass gerade dann die Schule als Institution und die Lehrkräfte einen Gegenpol darstellen sollten. „Also das schaffen die dann alle nicht“, in dieser Aussage verbirgt sich meiner Meinung nach eine weitere Fehleinschätzung der Lehrkraft. Sie mag zwar Recht damit haben, dass nicht allen SuS geholfen werden kann, aber selbst wenn alle Anstrengungen nur einen Bruchteil der SuS überzeugen, so ist es mit Sicherheit die Mühe wert.

 

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