Option 1: Koscheres Essen, verschiedene Haltungen dazu

In der jüdischen Religion wird in den „Kaschrut“-Regeln vorgeschrieben, welche Nahrungsmittel gegessen werden dürfen. Hierbei wird der Unterschied zwischen dem Koscheren (das reine Essen) und Trefa (das unkoschere, unreine Essen) gemacht. Beispielsweise dürfen Milch und Fleisch nicht vermischt, gelagert oder vom selben Geschirr gegessen werden. Außerdem dürfen nur bestimmte Tiere gegessen werden, hierzu gehören fast alle Fisch und Geflügelarten und das Fleisch der Tiere, welche Wiederkäuer sind oder Hufe haben. Auch Getränke sind aufgeteilt in koscher und nicht koscher, z.B. kann Wein nur dann koscher sein, wenn keine nicht-jüdische Person mit Ihnen in Kontakt kam. Es wird immer versucht, die „Kaschrut“-Regeln an neue Fisch- und Fleischsorten und -gerichte anzupassen. Somit gilt z.B. Sushi als Koscher, wenn es nicht mit Meeresfrüchten zubereitet wird, weil Juden nur Dinge aus dem Meer essen dürfen, welche Kiemen und Schuppen haben.

Die drei Grundannahmen des religionswissenschaftlich-kulturwissenschaftlichen Ansatzes sind auf die Handlungen und Praktiken im Text (Option 1) anwendbar. Die interne Diversität zeigt sich in den verschiedenen Ausführungen und Auffassungen der „Kraschut“-Regeln jeder jüdisch glaubigen Person, da nicht alle diese Regeln identisch und gleich streng umsetzen. Hier wird zwischen den liberalen und den orthodoxen Juden unterschieden, wobei die liberalen Juden die Regeln weniger streng umsetzen als die orthodoxen Juden. Die Grundannahme der „Religion als beeinflusst von historischen Prozessen“ zeigt sich in der ursprünglichen Regel „Du darfst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen“, die besagt, dass Ziegen nicht in Ziegenmilch gekocht werden dürfen. Diese Regel wandelte sich mit der Zeit dazu, dass Fleisch nie mit Milch gemischt, gelagert und verzehrt werden darf. „Religion als Teil soziokultureller Strukturen“ ist die dritte Grundannahme. Sie besagt, dass sich diese Regeln mit der Zeit an die jeweils soziokulturellen Strukturen anpasst und somit ist sie in der Frage wiederzufinden, wie mit neuen, in dem alten Regelwerk nicht enthaltenen, Lebensmitteln und Gerichten umgegangen werden soll. Das „alte“ Regelwerk wird somit an die neueren Strukturen und Situationen angepasst. Am Beispiel von Sushi ist jedoch zu sehen, dass es viele verschiedene Ansichten gibt.

Meine persönliche Verortung gegenüber den „Kaschrut“-Regeln ist eher gleichgültig. Ich bin der Meinung, dass jeder die Regeln seiner Religion so umsetzen sollte, wie es für sich als richtig empfunden wird. Da ich selber keine starke Bindung zu meiner Religion, dem Christentum, habe, finde ich es sehr interessant, wie andere mit ihrer Religion umgehen und diese ausleben. Als Lehrkraft möchte ich ebenfalls vermitteln, dass jeder seine Religion so ausleben darf, wie er es möchte, gleich ob jemand dies als richtig oder als falsch ansieht. Die Schüler_innen sollen lernen mit Diversität tolerant umzugehen und niemanden aufgrund seiner Religion auszuschließen oder zu verurteilen.

Szenario: Sie haben mit ihrer Klasse ein gemeinsames Essen zur Feier des Schuljahresabschlusses geplant. Eine Schülerin möchte nicht teilnehmen, da sie nur koscheres Essen zu sich nimmt. Eine andere Schülerin sagt ihr, sie sei albern, schließlich würde es auch Juden und Jüdinnen geben, die sich nicht koscher ernähren.

Das Szenario zeigt, dass Schüler_innen nicht automatisch anderen mit Toleranz und Empathie begegnen, die eine andere Religion ausüben. Es ist wichtig, dieser Schülerin zu erklären, dass jeder seine Religion so ausleben darf, wie er es möchte und aufgrund seiner Ansichten von niemandem verurteilt werden darf. Es sollte versucht werden, dass die Mitschülerin trotzdem an dem Essen teilnehmen kann, indem versucht wird, für sie koscheres Essen zur Verfügung zustellen.


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