Im Raume des Tutoriums bin ich auf den Gedanken bzw. die Erinnerung an meine Erfahrungen im Jahr 2012 gekommen. Damals hatte ich durch meinen Latein-Lehrer, der zudem als Pastor tätig war, die Möglichkeit für zwei Wochen nach Hyderabad, Indien zu reisen.
Dort besuchte unsere Gruppe bspw. eine Privatschule und hat in einem Waisenhaus für Jungen Zeit mit den Kindern verbracht und Aktivitäten unternommen.
Vor unserer Reise hatten wir ein paar Sitzungen zu den Aktivitäten, wie auch Informationen zu dem Land und Kultur. Es kamen auch einige Punkte von No-Go’s auf, die in der indischen Kultur zu vermeiden sind. Einer dieser Punkte war das Thema der Kaste. Die Kaste ist eine Art Zugehörigkeit oder „Kategorie“ in die jeder Mensch in Indien fällt. „Das Thema ist ein Tabu-Thema und darüber spricht man in Indien nicht“. Aus diesem Grund sollten wir damals auch vorsichtig sein und dieses Thema nicht ansprechen, da man die kennengelernten Menschen nicht gut genug kennt und sie nicht verletzten oder beleidigen möchte. Wir hatten gar nicht erst Informationen oder Einzelheiten zu jeweiligen Kasten bekommen, um auf der einen Seite nicht unvorsichtig zu werden und da es auf der anderen auch nicht viele Informationen gab. Dieses Thema der Kasten war keines, worüber man einfach Informationen im Netz finden konnte und fragen konnte man auch nicht. Jedenfalls war dies 2012 so; wie es heutzutage aussieht, darüber müsste man sich noch einmal informieren.
Bestimmt wird diese Zugehörigkeit zu einer Kaste z.B. durch die Familie und ihren Status in der Gesellschaft, Herkunft oder Stadt in Indien und auch am Äußeren.
Menschen mit einer helleren Hautfarbe werden in Indien hoch geschätzt, weshalb in diesem Land viele „Whitening-Produkte“ produziert und verkauft werden. Es gibt jedoch den Unterschied zwischen Beauty-Standard und Status. In anderen Ländern, wie z.B. Südkorea ist es ein Schönheitsideal, besonders verbreitet bei Frauen, denen dieses Ideal schon von klein-auf mitgegeben wird. In Indien sind es Schönheitsideal und Platz in der Gesellschaft. Nur mit einem helleren Hautton landet man nicht in einer höheren Kaste, jedoch haben Menschen, die mit diesem geboren sind, schon bessere Chancen in der Gesellschaft akzeptiert zu werden.
Ein gutes Beispiel zur Veranschaulichung und wie dies in der Realität aussieht, findet sich in der Filmbranche Indiens, dem Bollywood. Es finden sich aus bestimmtem Grund fast nur Schauspielende mit hellerem Aussehen in Filmen und Serien und nicht aus Zufall. Bollywood ist groß und prächtig, teuer und traumhaft. Und realitätsfremd. Dies ist auch kein Zufall, denn: seit frühester Zeit haben Macher*innen Produktionen gezeigt, in denen sie von der Realität weggehen und den Zuschauer*innen Träume vorspielen. Dies zeugt aus dem Grund, dass die indische Bevölkerung schon früh und zahlreich die Kinos besucht hat. In diesen Filmen wird vom eigenen Leben weggeschaut und sich in eine andere Welt begeben. Die Menschen wollen keine realitätsnahen Szenarien sehen. Probleme des Alltags, der Armut etc. finden sich aus diesem Grund eher wenig, dafür gibt es Drama, Tanz, bunte Farben und ein Film vollgepackt mit Geld.
Über die letzten Jahre gab es einige wenige Veränderungen, jedoch sind es eher Einzelfälle, die es mit ihrem Aussehen, das aus dem Schönheitsideal fällt, in diese Sparte der Unterhaltung schafften und weiterhin tun. Ein Schauspieler, der es fast nicht in die Bollywood-Welt geschafft hätte, war tatsächlich Shah-Rukh Khan. Seine Hautfarbe war vielen Produzenten und Zuschauern „zu dunkel“ und auch nach seinen ersten Produktionen hatte er es schwer. Wie heute jedoch zu sehen ist, ist er weltbekannt, wird besonders in Indien regelrecht verehrt und ist nicht mehr aus der Filmwelt wegzudenken und auch Menschen international, die sich keine Bollywood-Produktionen anschauen, kennen zumindest seinen Namen. Dieser Werdegang inspiriert viele junge Menschen aus vielleicht nicht sehr guten Verhältnissen zum Handeln.
Hallo Hilal,
Ich finde deinen Blogeintrag sehr spannend, weil ich mich selbst auch schon viel mit diesem Thema beschäftigt habe. Dadurch, dass ich große Japanliebhaberin bin, wusste ich bereits, dass es in Japan und auch Südkorea bestimmte Schönheitsideale gibt, die es Menschen einfacher machen, in der Gesellschaft höher gestellt zu sein. Wie du bereits in deinem Text beschrieben hast, bezieht sich dies oftmals auf die Hautfarbe und die unzähligen Whitening-Produkte, die es dort zu kaufen gibt.
Tatsächlich war mir aber nicht bewusst, dass es in Indien genau so ein großes Problem ist, dass sich Menschen daran messen, ob sie eine hellere Hautfarbe haben als andere und fast schon unerreichbaren Schönheitsidealen entsprechen.
Als Kind habe ich mit meinem Vater sehr viele Bollywood Filme geschaut, die im Fernsehen liefen und wenn ich darauf zurückblicke, realisiere ich auch jetzt erst, dass dort hauptsächlich Schauspieler:innen mit einem helleren Hautton und bestimmten Gesichtsfeatures ausgesucht wurden.
Mich macht es sehr traurig, dass einige Menschen sich heutzutage immer noch an ihrer Hautfarbe oder allgemein ihrem Aussehen messen und dadurch eine bessere Stellung in ihrer Gesellschaft haben.