N°12 – Abschlussreflexion

Im vergangenen Semester wurde das Thema der Heterogenität innerhalb der Ringvorlesung weitreichend beleuchtet. Durch Vorträge von Dozierenden der Uni Bremen die unterschiedlichen Fachbereichen angehören, konnten wir Studierende und das Thema Heterogenität auf mehreren Dimensionen erschließen. In meiner Abschlussreflexion möchte ich eingangs auf die für mich zentralsten Erkenntnisse aus den Vorträgen eingehen. Anschließend nenne ich die Themen, über die ich ich gerne zukünftig noch mehr erfahren möchte. Abschließend widme ich mich der Fragestellung, welche Problematik ich aus der Vorlesung als für mich größte Herausforderung sehe und wie ich diese bewältigen möchte. 

Mit meinen beiden großen Fächern Germanistik und Interdisziplinäre Sachbildung und dem zusätzlichen Schwerpunkt der Elementarpädagogik waren für mich insbesondere die Vorträge interessant, in denen der Schwerpunkt auf der Sprache innerhalb der Klasse lag. 

So ergab sich zum Beispiel aus dem Vortrag von Andrea Daase eine zentrale Erkenntnis für mich und meine weitere Ausbildung als angehende Lehrperson und auch im Hinblick auf meine beiden großen Fächer. Mit dem Thema „Mehrsprachigkeit als Ausgangspunkt und Ziel schulischer Bildung“ habe ich mich im Zuge meines Studiums zwar schon häufiger beschäftigt, jedoch noch nicht in einem solchen Umfang wie in diesem Vortrag. Ein für mich zentraler Aspekt den Frau Daase in ihrem Vortrag genannt hat, ist die Differenz zwischen Bildungssprache und Alltagssprache. Insbesondere anhand ihrer Aufgabe die sie an den Hörsaal richtete, wurden wir mit diesem Aspekt konfrontiert, indem wir entscheiden sollten, ob ein Kind mit mangelnder Bildungssprache aber ausreichender Alltagssprache die Gymnasialempfehlung erhalten sollte. Die Bewusstwerdung darüber, welch ungeheure Leistung Kinder vollbringen, wenn sie eine zweite Sprache erlernen und was für eine Komplexität die deutsche Sprache mit sich bringt, wurde mir hier noch einmal verdeutlicht. Zusätzlich wurde mir bewusst, dass ich als Lehrperson auf diese Komplexität reagieren muss und den betroffenen Kindern entgegenkommen muss. Der Anspruch darf im Falle eines Erwerbs von Deutsch als Zweitsprache nicht beim Niveau der Bildungssprache liegen, da es für die betroffenen Kinder einen ungleichen Arbeitsaufwand gegenüber den Kindern mit Deutsch als Erstsprache bedeuten würde (vgl. Folie 37). Das hierfür auch der Einbezug der Erstsprache als förderlich und nicht hinderlich begriffen werden kann, ist eine weitere zentrale Erkenntnis aus dem Vortrag. So zeigte beispielsweise eine Studie, dass die Wertschätzung der Erstsprache  durch Einbindung in den Unterricht zu einem besseren fachlichen Verständnis bei den Kindern führt (vgl. Meyer & Prediger 2011). 

Ein anderer Aspekt der sich auf mein zweites Fach, dem Sachunterricht, übertragen lässt, war der des Vorwissens der Kinder, welcher in dem Vortrag von Herrn Schmidt-Borcherding zur Geltung kam. Was für eine enorme Auswirkung das Vorwissen auf den weiteren Schulerfolg von Schülerinnen und Schülern hat (vgl. Schwippert, Bos & Lankes, 2003), war mir vorher nicht bewusst und hat mir insbesondere verdeutlicht, welche Bedeutung die Bildung bereits im Elementarbereich trägt. Schon beim Schuleintritt zeigen sich starke Differenzen im Vorwissen der Schülerinnen und Schüler. Um diese Differenzen einander anzunähern und da Vorwissen insbesondere durch den konkreten Handlungsumgang mit einem Sachverhalt entsteht (vgl. Hofstätter, 1957), ist es wichtig entsprechende Angebote im Kindergartenalltag anzubieten. 

Gleichermaßen verhält es sich mit der Intelligenzentwicklung, die zur Hälfte bedingt ist durch die „komplexen, miteinander agierenden Umwelten“ (s. Folie 22) der Kinder. Hierzu gehört auch die Kindertageseinrichtung, in der tagtäglich ein Umgang miteinander stattfindet und die Kinder selbstbildend lernen. Die Umwelt als bedeutsam wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu treffen, die für eine positive Auswirkung der Umwelt auf die Intelligenzentwicklung der Kinder beitragen, sollte bereits in der Kindertageseinrichtung stattfinden. Hierdurch kann meines Erachtens nach ein ausgeglichener Lernzuwachs garantiert werden, denn das Lernen wird im Wesentlichen durch das „beeinflusst (…) was der Lernende bereits weiß“ (s. Ausubel, 1968). Bei einem gelingenden Transfer zwischen den beiden Institutionen Grundschule und Kindertageseinrichtung könnten so die Lehrkräfte direkt an das Vorwissen der Kinder anknüpfen und den Lernerfolg der Kinder steigern.

Von den Themen die in der Ringvorlesung bereits sehr umfassend umrissen wurden, würde ich mich freuen wenn zwei Bereiche in dem Modul MA-UMHET noch einmal näher beleuchtet würden. 

Dazu gehört zum einen der bereits oben erwähnte Bereich der Relevanz des Vorwissens der Kinder. In dem Vortrag wurde zwar eindrücklich beschrieben wie wichtig das Vorwissen für den Lernerfolg der Kinder ist und das demzufolge unbedingt eine Konsequenz für den Unterricht gezogen werden muss, jedoch blieb aus wie die konkrete Umsetzung stattfinden sollte. So stellt sich mir beispielsweise die Frage wie das umfangreiche Vorwissen der Kinder in vollem Umfang erhoben werden kann und wie sich ein Unterricht gestaltet, der an den individuellen Erfahrungsständen einer gesamten Klassengemeinschaft ansetzt. 

Weiter würde mich eine ausführlichere Auseinandersetzung in Bezug auf die Frühförderung in der Kita interessieren. Wie oben schon beschrieben, sehe ich eine große Bedeutung in der Funktion der Kindertageseinrichtung. In dem Vortrag von Dagmar Bönig wurde bereits eine Möglichkeit beschrieben, wie Förderung im Bereich der Sprache und der Mathematik stattfinden kann. Während meiner bisherigen Erfahrungen in der Kindertageseinrichtung konnte ich ein großes Interesse der Kinder an Zahlen feststellen und habe mich aus dem Stegreif an möglichen Mathespielen versucht. Diese eher zufälligen Handlungen würde ich gerne durch eine Vertiefung zu bewussten Handlungen werden lassen, die einen Lernzuwachs der Kinder garantieren können. Dieses gilt nicht nur für den Bereich der Mathematik sondern auch für die Germanistik und natur- sowie sozialwissenschaftliche Fragestellungen. Mein Repertoire an Möglichkeiten für die erfolgreiche Transfergestaltung von der Kindertageseinrichtung zur Grundschule möchte ich gerne im Modul MA-UMHET erweitern, da ein erfolgreicher Anfangsunterricht sich meines Erachtens nach nur durch einen erfolgreichen Transfer gestaltet.

Als eine der größten Herausforderungen sehe ich die Leistungsbeurteilung der Kinder. Insbesondere unter dem Aspekt der Heterogenität gestaltet sich diese nach meinem momentanen Empfinden besonders schwierig. Um diese Herausforderung anzugehen wäre mein erster Schritt mich näher mit dem Bremer Instrument zu Leistungsbewertung „KompoLei“ zu befassen, dass bereits in dem Vortrag von Herrn Trostmann angesprochen wurde. Da ich zurzeit an einer Bremer Grundschule arbeite, würde ich auch hier das Gespräch mit den Lehrkräften suchen um mehr darüber zu erfahren wie genau die Lehrenden mit dieser herausfordernden Aufgabe umgehen. Zusätzlich wäre es interessant zu beobachten inwieweit genau das KompoLei-Modell in der Unterrichtspraxis angewandt wird.

Zusätzlich merke ich immer wieder, wie ich persönlich Kinder unterschiedlich einstufe, abhängig davon ob sie sich nach der Norm verhalten oder von ihr abweichen. Diese naturgegebene Bewertung zu beeinflussen, fällt mir besonders schwer, da ich die Ursache nicht kenne und ich nur vermuten kann, dass es eine „schlechte Angewohnheit“ ist. Wie genau ich mich dieser Herausforderung annehmen kann, weiß ich nicht. Meine Hoffnung liegt darin, dass ich mit zunehmender Praxiserfahrung eine größere Objektivität entwickeln kann und mich von meinen bisherigen voreingenommenen Bewertungen der Kinder langsam distanzieren werde.

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