Liebe Leser:innen,

Auf diesem Blog findet Ihr den Werdegang einer Disney-Prinzessin. Was unterscheidet jede einzelne Prinzessin und welche Ähnlichkeiten gibt es? Was bedeutet es heutzutage, eine Disney-Prinzessin zu sein? Und wie haben sich die Prinzessinnen im Laufe der Jahre verändert?

Die passenden Antworten und vieles mehr könnt Ihr auf diesem Blog finden. Folgt einfach dem Menüband und taucht in meine Welt ein.

Viel Spaß beim Lesen!

 

Women React To Realistic Disney Princess Waistlines

Um nochmal auf die ungesunden Schönheitsideale der Disney-Prinzessinnen einzugehen, habe ich mir ein Video von dem YouTube-Channel BuzzFeed rausgesucht.

Hier werden bearbeitete Bilder, wo die Prinzessinnen mit normalen Körperbau, gezeigt und gleichzeitig verglichen mit der originalen Statur. Auf diese Bilder reagieren unterschiedliche Frauen und teilen deren Beziehung zu Disney und wie sie die Darstellung von weiblichen Körpern finden.

 

 

Moderne Epoche

Im 21. Jahrhundert sind die Möglichkeiten grenzenlos, doch die Erwartungen sind ebenso vielfältig. Es existieren keine festgelegten Regeln mehr, die definieren, was eine Frau tun darf oder muss. Sie muss mittlerweile alles sein. Ähnlich verhält es sich natürlich auch für Männer. Es wird von ihnen erwartet, dass sie sich am Haushalt beteiligen und ihre Emotionen offen zeigen, obwohl sie einst als das starke Geschlecht galten. Gleichzeitig steht die durchschnittliche Frau unter dem Druck, Haushalt, Emotionen, Beruf und Entschlossenheit perfekt zu beherrschen. Traditionell männliche und weibliche Eigenschaften werden nicht mehr ausschließlich einem bestimmten Geschlecht zugeschrieben; sie dürfen und müssen von beiden gleichermaßen genutzt werden.

 

In der Verfilmung „Küss den Frosch“ von 2009 zeigt die Hauptfigur Tiana eine bemerkenswerte Vielseitigkeit. Trotz ihrer Armut und dem Wunsch ihres Vaters, ein Familienrestaurant zu eröffnen, kämpft sie unermüdlich dafür. Anders als in den 50er Jahren wartet sie nicht auf einen Märchenprinzen, der ihre Träume erfüllt, sondern arbeitet selbst daran. Als sie auf den Frosch-Prinzen Naveen trifft, beeindruckt sie seine Lässigkeit nicht sofort, sondern fordert ihn auf, ebenfalls anzupacken. Sie lernt von ihm, dass das Leben auch Spaß machen kann. Es geht weniger darum, wer die Kontrolle hat, sondern darum, voneinander zu lernen. Am Ende wird Tiana nicht nur zur Chefin des Restaurants, sondern auch zur Prinzessin durch ihre Heirat mit Naveen. Romantik erlebt eine Renaissance.

Tiana (Küss den Frosch)
She served (Copyright: Disney)

Es geht weiter mit „Rapunzel – Neu verföhnt“, der ein Jahr später in die Kinos kam. Rapunzel lässt sich nicht auf ein simples Stereotyp reduzieren. Sie hat zahlreiche Interessen und Hobbys: Sie putzt, malt, liest und widersetzt sich ihrer vorgeblichen Mutter, nur um dann doch aus Liebe nachzugeben. Durch Langeweile in ihrer Gefangenschaft im Turm erlernt sie auf eigener Faust diese ganzen Hobbys. Doch zu an ihrem achtzehnten Geburtstag verlässt sie zum ersten mal ihren sicheren Turm und ist der Welt ausgesetzt. Rapunzel nutzt eine Vielzahl von Eigenschaften, um sich in der Welt zu behaupten. Am Ende heiratet sie ebenfalls und wird Prinzessin. Doch ähnlich wie Tiana und Naveen mussten auch Rapunzel und Flynn Rider sich erst kennenlernen. Der männliche Part ist nicht mehr einfach nur ein süßer Kerl, sondern braucht eine eigene Persönlichkeit und Hintergrundgeschichte.

Rapunzel
Relationship dynamic: sweet girl and absolute himbo (Copyright: Disney)

Aus feministischer Sicht kann der Film „Merida – Legende der Highlands”,aus dem Jahr 2012, als eine Geschichte über die Befreiung einer jungen Frau von traditionellen Geschlechterrollen und Erwartungen betrachtet werden.

Merida, die Protagonistin, weigert sich, sich den traditionellen Rollenbildern zu fügen, die ihr als Frau auferlegt werden. Sie ist eine starke, unabhängige und mutige Figur, die ihre eigenen Entscheidungen treffen möchte, anstatt sich den Erwartungen ihrer Eltern oder der Gesellschaft zu beugen. Der Konflikt zwischen Merida und ihrer Mutter, Königin Elinor, spiegelt die Spannung wider, die oft zwischen Generationen entsteht, insbesondere zwischen den Vorstellungen von traditioneller Weiblichkeit und modernen feministischen Idealen. Merida kämpft dafür, ihr Leben selbst zu bestimmen, und weigert sich, sich in eine Rolle zu zwängen, die sie als unpassend empfindet.

Der Film betont die Bedeutung von Selbstbestimmung und Individualität für Frauen und ermutigt dazu, gegen traditionelle Geschlechterrollen anzukämpfen. Merida zeigt, dass Frauen nicht auf eine passive Rolle als Ehefrau oder Prinzessin beschränkt sein müssen, sondern die Fähigkeit haben, ihre eigenen Wege zu gehen und ihre eigenen Träume zu verfolgen.

“You can’t marry a man you just met.”
-Elsa, Die Eiskönigin (2013)

 

Ein weiteres Beispiel ist „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ aus dem Jahr 2013. Hier stehen nicht nur eine, sondern gleich zwei Frauen im Mittelpunkt: die Schwestern Elsa und Anna. Anna verkörpert die bekannten Eigenschaften: Sie ist lebensfroh, romantisch und mutig. Elsa hingegen hebt sich ab: sie ist zurückgekehrt und hat Angst vor den Dingen die sie anstellen könnte. Den ein gravierender Unterschied zwischen den beiden ist, dass Elsa magische Kräfte hat. Zum ende des Filmes gibt es gibt keine Liebesgeschichte für sie, was eine bedeutende Innovation ist. Denn nicht jede Frau strebt zwingend eine romantische Beziehung an. Stattdessen wird die Liebe zwischen Geschwistern betont, was die beiden wieder zusammenführt und Frieden in ihre Herzen bringt.

 

Und das letzte Beispiel ist der Film Vaiana aus dem Jahr 2016. Für sie war weder eine Liebesgeschichte vorgesehen noch irgendetwas der gleichen. Auf Wunsch ihres Vaters soll die abenteuerlustige Vaiana den Platz als Stammeshäuptling der Insel übernehmen. Doch diese möchte viel lieber die Welt hinter dem Riff entdecken und ihre Insel retten. Mit dem Halbgott Maui erlebte sie Abenteuer und sucht nach der Lösung für das Problem Ihrer Insel. Mit ihrer mutigen und sturrköpfigen Art schafft sie es auch ihre Insel zu retten und überzeugt ihr Vater damit, das noch mehr Möglichkeiten hinter dem Horizont zubinden sind.

Vaiana": Frische Heldin in vertrauten Gewässern - Film - derStandard.at › Kultur
we love independent women Copyright: Disney

Renaissance Epoche

Von den späten 1960er bis in die 1990er Jahre hinein erlebte unsere Gesellschaft eine feministische Bewegung, bekannt als die zweite Welle der Frauenbewegung. Diese Bewegung forderte nicht nur soziale Gleichstellung zwischen den Geschlechtern, sondern auch eine psychologische Befreiung, die sich in der Selbstbestimmung der Frau manifestierte. Frauen sollten das Recht haben, unabhängig zu entscheiden, wie sie ihr Leben führen wollen. Die nachfolgenden Disney-Beispiele setzen somit ein Ende des Bildes der unterwürfigen Hausfrau.

Im Zeichentrickfilm „Arielle, die Meerjungfrau“ aus dem Jahr 1989 zeigt sich Arielle sofort als kleine Rebellin. Bereits in ihrer ersten Szene erfährt man direkt von ihrer Ungehorsamkeit. Sie ist eine Prinzessin, die sich nicht unterwirft, sondern ihren eigenen Vorstellungen folgt. Arielle empfindet, dass ihr Leben noch nicht begonnen hat, und sehnt sich danach, ein Teil der Menschenwelt zu sein.

Im Verlauf der Geschichte rebelliert sie gegen ihren Vater und geht sogar einen riskanten Handel mit der Meerhexe Ursula ein, um als Mensch an der Seite von Prinz Erik zu sein, in den sie sich bereits verliebt hatte. Arielle ist von unerschütterlicher Neugier und Mut geprägt. Obwohl sie ihre Stimme opfert, die ihr größtes Kapital darstellt, um ihre Liebe zu Erik und den Menschen zu leben, gibt sie nicht nach. Die kleine Meerjungfrau akzeptiert ihr Schicksal nicht einfach so, sondern kämpft mit allem, was sie hat, um ihre Träume zu verwirklichen. Während die Liebe zu einem Prinzen wieder eine zentrale Rolle spielt, liegt ihr Hauptanliegen darin, eine andere Person zu werden und für diese Veränderung zu kämpfen, bis sie erreicht ist. Dass sie dabei auf die Unterstützung ihres Vaters zurückgreift, ändert nichts an ihrem eisernen Willen, der wohl jeden überzeugt hätte.

 

Als nächstes betrachten wir Belle aus „Die Schöne und das Biest“ von 1991. Genau wie Arielle fühlt sich auch Belle in ihrer Heimat nicht wirklich zuhause. Während der Rest ihres Dorfes eher simpel gestrickt ist, taucht sie gerne in Bücherwelten ab, die von fremden Ländern und Abenteuern erzählen. Wir haben es erneut mit einer Frau zu tun, die sich nicht in ihr enges Umfeld einpassen möchte. Auch sie weigert sich, den Erwartungen zu entsprechen, beispielsweise indem sie den Heiratsantrag des Dorfschönlings Gaston ablehnt.

Ihr Mut zeigt sich besonders deutlich, als sie freiwillig beim Biest bleibt, um ihren Vater zu befreien. Belle bricht auch die Regeln des Biests. Sie isst nicht nur mit ihm, wie angeordnet, sondern ignoriert auch das Verbot, den Westflügel zu betreten. Obwohl das Biest, einst ein verzauberter Prinz, sie vor Wölfen rettet, pflegt sie im Nachhinein nicht nur seine Wunden, sondern tritt ihm auch standhaft entgegen. Belle ist eine Frau, die stets ihrer Neugier nachgeht und sich von niemandem zwingen lässt. Sie ist die erste unter unseren Beispielen, die bei Männern nicht das Aussehen, sondern die Persönlichkeit schätzt. Und noch wichtiger: Zum ersten Mal wird ein Mann durch die Liebe einer Frau von seinem Fluch befreit, und nicht umgekehrt!

Copyright: Disney
“How dare you! All of you! Standing around deciding my future. I am not a prize to be won!”
-Princess Jasmine, Aladdin (1992)

 

Der Film Aladdin von 1992 präsentiert uns Prinzessin Jasmin als weiteres Beispiel für rebellische Disney-Frauen. Auch sie weigert sich, das Gesetz zu erfüllen, das sie zur Heirat mit einem Prinzen verpflichtet. Alle Bewerber schreckt sie ab. Jasmin besitzt eine starke Persönlichkeit und reagiert wütend, wenn man über sie spricht, als wäre sie ein Objekt. Am Ende ist es jedoch Aladdin, der sie aus einem riesigen Stundenglas befreit. Es scheint, dass sie ihm dafür dankbar ist, dass ihr Vater sie am Ende heiraten lässt, wen sie für würdig hält.

 

Der Trickfilm „Pocahontas“ von 1995 präsentiert uns eine Indigene Prinzessin, die unglaublich mutig ist und sich völlig frei bewegt. Pocahontas selbst sagt, sie geht, wohin der Wind sie führt. Sie springt von hohen Klippen und betont, dass sie nicht daran interessiert ist, „stetig“ zu werden. Für den „starken, beschützenden Mann“, den ihr Vater als Schwiegersohn wünscht, hat sie nur ein Stirnrunzeln übrig. Stattdessen gefällt ihr der freundliche, aufgeschlossene John Smith. Doch er kann ihr nichts beibringen; der Versuch, sich über sie zu stellen, macht sie wütend. Pocahontas zeigt John Smith stattdessen ihr Land und rettet ihm am Ende sogar das Leben. Trotz ihrer optischen Erscheinung scheinen die Rollen vertauscht zu sein. Am Ende weigert sich Pocahontas, John Smith in seine Heimat zu begleiten, und entscheidet, zu Hause zu bleiben, weil man sie dort braucht. Diese Prinzessin kann auch ohne einen Mann auskommt.

Copyright: Disney

Der Film „Mulan“ aus dem Jahr 1998 zeigt eine Frau, die sich in eine klassische Männerrolle begibt, um ihr Vater zu retten. Bereits zuvor war sie nicht besonders angepasst: Statt Eindruck bei einer Heiratsvermittlerin zu schinden, mischt sie sich lieber in Männerangelegenheiten ein. In ihrer Verkleidung lehnt Mulan es ab, Männerstereotype zu erfüllen, wie etwa in der Nase zu bohren oder Prügeleien anzufangen. Ihr Wille, kampftauglich zu werden, ist eisern, und am Ende stellt sich heraus, dass sie kriegsstrategisch ihren Truppen weit voraus ist. Sie rettet nicht nur ihre Freunde, sondern ganz China. Selbst der Kaiser verneigt sich vor ihr! Und natürlich verliebt sich auch Hauptmann Li Shang in sie, obwohl er einen Anstoß braucht, um ihr zu folgen.

Kaum je zuvor waren fiktive Frauen so kraftvoll wie in den Disney-Filmen der Mitte der 90er Jahre. Diese Damen kämpfen nicht nur, sondern sie sind es auch, die ihre Prinzen retten, und nicht umgekehrt. Hier wird also gekonnt versucht, sich gegen die Stereotypen zu stellen.

Klassische Epoche

 

Copyright: Disney

„When we do fantasy, we must not lose sight of reality.“

-Walt Disney

Der erste Disney Prinzessinnen Film ist schon einige Jahre alt. Um genau zu sein ist der Film “Schneewittchen und die sieben Zwerge” schon 87 Jahre alt und geht somit bald auf die 100 Jahre zu. Doch was unterscheidet die erste Disney Epoche von den anderen?

Der erste gravierende Unterschied ist, dass die ersten drei Disney-Prinzessinnen Filme unter der Aufsicht von Walt Disney persönlich produziert wurden. Und der Film “Schneewittchen und die sieben Zwerge”, aus dem Jahre 1937, ist der erste Disney Prinzessinnen Film. Dieser Film erzählt die Geschichte einer Prinzessin, die von ihrer Stiefmutter gehasst wird aufgrund ihrer unbeschreiblichen Schönheit. Die Stiefmutter geht sogar so weit und will das arme Schneewittchen töten lassen, um selber die “Schönste im ganzen Land” zu werden. Die Prinzessin entkommt aber den Tötungsversuch und nistet sich in einem kleinen Haus ein, das zu den sieben Zwergen gehört. Alles läuft gut. Sie wird von den Zwergen aufgenommen und lebt ein Leben außerhalb der bösen Stiefmutter. Doch diese hat Wind davon bekommen, das Schneewittchen noch lebt und vergiftet sie auf eigener Hand mit einem tödlichen Apfel. Schneewittchen fällt in einen todesähnlichen schlaf und wird am Ende von ihrem Traumprinzen gerettet. Happy End.

Doch wenn man das genauer betrachtet, ist das nur eine rein oberflächliche Beschreibung. Was einigen nicht bewusst ist, ist das Schneewittchen die typische Hausfrau aus den 1930er Jahren darstellen soll. Die Rolle der Frau war es, den Haushalt zu schmeißen und dazu zählt das Putzen des gesamten Hauses, kochen und sich nach ihrem Ehemann zu erkunden. Eine Frau war also zu dieser Zeit für Heim und Familie zuständig. Der Haushalt sollte für sie „the source of their pleasure; and the foundation of their glory“ sein1. Und dies stellt Schneewittchen durch ihre sanfte feminine Anmut und ihre mütterliches auftreten dar. Aufgrund ihrer Stiefmutter hat sie schon selbst im Palast nichts anderes gemacht außer zu putzen und zu singen, und das, obwohl sie eine Prinzessin ist. Doch als diese sie umbringen wollte, flieht sie zu den sieben Zwergen. Obwohl sie erst erfahren hat, das ihre Stiefmutter sie töten lassen wollte, fängt sie an das Haus der sieben Zwerge zu putzen und die Bedrohung wird komplett aus den Augen verloren. Hauptsache das Haus ist blitzeblank und die Zwerge akzeptieren sie.

Also haben wir es mit einer perfekten Hausfrau zu tun, deren mütterliche Qualitäten immer wieder zum Vorschein kommen. So bringt sie etwa den Tieren durch eine Gesangseinlage bei, wie man richtig putzt oder Essen zubereitet. Auch die Zwerge bleiben nicht verschont. Diese werden dazu gezwungen sich die Hände vor dem Essen zu waschen. So wie eine Mutter ihre Kinder behandeln würde. Die eigentliche Bedrohung, die sich in Form der bösen Stiefmutter widerspiegelt, wird komplett vergessen. Ihre einzige Erlösung wäre ihr Traumprinz, der sie aus dieser kläglichen Situation rettet. Dies ist auch zu sehen in einem der Lieder, die sie singt. Hier heißt es nämlich “Kommt erst mein Prinz zu mir, wird alles gut”. Und dieser Wunsch erfüllt sich auch für sie. Nachdem sie den Haushalt gemacht hat, wird sie von ihrer Stiefmutter, die verkleidet als alte Frau zu ihr kommt, vergiftet und sie fällt in einen tiefen Schlaf. Die Zwerge betrauern das arme Schneewittchen, doch ihre Rettung ist schon nah. Ihr Traumprinz küsst sie wieder wach und sie reiten gemeinsam in den Sonnenuntergang.

Schneewittchen
My stepmother tried to kill me…anyways I need to clean this place first. (Copyright: Disney)

Weiter geht es mit dem zweiten Film, nämlich Cinderella aus dem Jahr 1950. Die Geschichte ist fast dieselbe wie bei Schneewittchen. Nur der einzige Unterschied ist, dass Cinderella keine Prinzessin ist und ihre Stiefmutter sie nicht umbringen möchte, sondern sie als Dienstmagd ausnutzt. Genauso wie Schneewittchen, hat Cinderella ihre Tierfreunde, die ihr beim Haushalt helfen. Auch Cinderella wird als unbeschreiblich schön dargestellt. Mit ihrer engelsgleichen Stimme, dem schönen Gesicht und den kleinsten Füßen im Königreich ist sie der Stiefmutter und den “hässlichen” Stiefschwestern ein Dorn im Auge. Die “hässlichen” Stiefschwestern werden als faul, untalentiert und nörgelnd dargestellt. Somit wird impliziert, das man nur wunderschön ist, wenn man selbstständig den Haushalt schmeißen kann und leise/unterwürfig ist. Anders als Schneewittchen ist Cinderella von diesen arbeiten genervt und möchte gerne mehr aus ihrem Leben machen.

Hier findet man immer noch die alten Klischees der typischen Hausfrau wieder, nämlich, dass die Frau hinter den Herd gehört und für die Familie sorgt. Doch diese Noch-Nicht-Prinzessin sehnt sich nach etwas, das auch ihren Geist anregt. Durch ihre Lieder und den Träumen, von denen sie erzählt, hofft sie permanent auf eine bessere Zeit. Diese wird ihr auch ermöglicht, nachdem die gute Fee ihr den Besuch zum hoch angesehenen Ball ermöglicht. Als Cinderella dann auf dem Ball antrifft, verliebt sie sich (natürlich) in den Prinzen.

“…So this is love, So this is what makes life divine…”

Das ist ein Auszug aus dem Lied, das der Prinz und Cinderella während des Balls singen. Die beiden kennen sich vielleicht mal seit ein paar Stunden und reden direkt von liebe. Im weiteren Verlauf des Filmes wird Cinderella dann von ihrem Prinzen gerettet und aus der häuslichen Situation der bösen Stiefmutter befreit. Auch hier ist der männliche Gegenspieler wieder die Lösung zum Problem.

Cinderella
Hauptsache die Haare sitzen beim sauber machen. Periodt. (Copyright: Disney)

Die dritte Prinzessin, die zum Putzen verdonnert wurde, ist Dornröschen aus dem gleichnamigen Zeichentrickfilm “Dornröschen” aus dem Jahre 1959. Doch ihr werde weg als Hausfrau ist anders als bei den anderen beiden Prinzessinnen.

Bei der Geburt von der Prinzessin Aurora wird ein großes Fest gefeiert. Hier werden sämtliche Leute eingeladen, sogar auch die drei guten Feen. Diese drei Feen beschenken sie (Aurora) mit der Gabe der Schönheit und einer wunderschönen Stimme. Als die dritte Fee ihren Wunsch äußern wollte, werden sie von der bösen Fee Malefiz aufgehalten. Diese ist empört über die nicht erhaltende Einladung zu dieser Festlichkeit. Daraufhin will auch sie der jungen Prinzessin ein Geschenk machen. Nur ihr Geschenk stellt sich nicht so wunderschön wie die anderen heraus. Hier wird Aurora Schicksal durch einen mächtigen Fluch besiegelt. An ihrem 16 Geburtstag wird sie sich an einer Spindel stechen und sterben. Eine große welle des Schockes und der Angst macht sich in den Eltern breit. Nachdem Malefiz ihren Fluch ausgesprochen hat, verlässt sie die Feier. Um das arme, unschuldige Mädchen doch noch ein normales und erfülltes Leben zu erfüllen, übt die dritte und letzte Fee ihren Wunsch aus. Aurora soll nicht sterben, sondern nur in einen tiefen schlaf fallen und von dem Kuss der wahren Liebe wieder erweckt werden. Um die Sicherheitsmaßnahmen noch zu verschärfen, nehmen die drei Feen die Prinzessin in ihre Obhut und ziehen sie außerhalb des schlossen als normales Bauernmädchen auf. Hier lebt Aurora jetzt unter den Namen “Dornröschen” mit ihren drei Tanten in einem kleinen Waldhaus und ist mit Hausarbeiten wie putzen und dem Sammeln von Beeren beschäftigt. Jahrelang wurde Dornröschen ihrer wahren Identität verheimlicht und hält sich selber für ein einfaches Mädchen.

Im Laufe des Filmes erfahren wir, dass sie sich nach einem Mann sehnt, der sie liebt und heiraten will. Und somit äußert sich ihre größte Sehnsucht in dem fremden Mann, den sie im Wald kennenlernt. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ist das sie diesem fremden Mann schon seit ihrer Geburt versprochen ist und das der Mann nicht nur ein Mann ist, sondern ein Prinz. Nachdem Dornröschen ihren Tanten von dieser Begegnung erzählt, lassen diese die Blase platzen und offenbaren ihr ihre wahre Identität. Als sie erfährt, dass sie eigentlich eine Prinzessin ist und einen Prinzen heiraten muss, bricht für sie eine Welt zusammen. Trotz ihrer Tränen fügt sie sich jedoch ihrem Schicksal – und da es sich immer noch um einen Disney-Film handelt, stellt sich ihr Retter am Ende natürlich als derjenige Prinz heraus, in den sie sich bereits verliebt hatte.

Copyright: Disney

In den Zeichentrickfilmen dieser Ära sind die Disney-Prinzessinnen dazu verpflichtet, Hausarbeit zu verrichten, obwohl sie eigentlich aus hoch angesehenen Hause stammen. Trotzdem bleiben sie fürsorglich und gehorsam. Sie verlieben sich in ihre jeweiligen Prinzen in unbeschreiblich schneller Zeit, wodurch der Traummann eher wie eine finale Belohnung für ihre Mühen erscheint, anstatt als eigenständige Persönlichkeit betrachtet zu werden. Es ist ein wiederkehrendes Muster, bei dem die Frau putzt und am Ende vom Mann gerettet wird.

 

1 Fellner, Astrid M.: „Haus, Haushalt, Häuslichkeit“ -Ein kulturhistorischer Überblick über die Rolle der Frau in den USA

 

Das Interview

 

  1. Wer ist deine Lieblings Disney-Prinzessin und warum?

Eigentlich mag ich Elsa (Die Eiskönigin) ganz gerne. Das ist nicht so eine typische Liebesgeschichte, sondern eher auf Geschwister bezogen (Geschwisterliebe). Das finde ich eigentlich ganz schön, dass es nicht dieses typische Mann-und-Frau-Ding ist, sondern dass es wirklich mal eine Geschwisterliebe ist. Das finde ich ganz schön.

 

  1. Was unterscheidet diese Disney-Prinzessin von den Restlichen?

Erstmal ihre Kraft, da sie alles in Eis verwandeln kann und Schnee und alles beeinflussen kann. Und dass eben diese Geschwisterliebe im Vordergrund ist.

 

  1. Welche Disney-Prinzessin kannst du überhaupt nicht ausstehen? Und warum?

Welche ich nicht wirklich geguckt habe, waren Mulan oder Pocahontas. Aber eigentlich geht mir keine so richtig auf die Nerven im ersten Moment. Ich kann halt nur sagen, dass ich einige nicht so bevorzuge wie andere – das liegt aber eher da dran, dass ich die Filme nicht sonderlich mag. Aber es ist jetzt keine dabei, die ich jetzt überhaupt nicht mögen würde.

 

  1. Wie hat sich Ihre Wahrnehmung der Disney-Prinzessinnen im Laufe der Zeit verändert? Gibt es etwas, das Sie als Kind anders wahrgenommen haben als jetzt?

Ja, dass man die Geschichten anders wahrnimmt und quasi mit den Augen eines Erwachsenen auf die Filme guckt. Zum Beispiel sind da einige Dinge gewesen, die einem damals nicht aufgefallen sind oder die man zumindestens nicht verstanden hat, aber das liegt da dran, dass wir uns halt weiterentwickelt haben und über andere Sachen auch anders denken. Ich finde, die haben auch viele Sprüche genommen, die man im jungen Alter nicht verstanden hat und mit dem Alter erst das Verständnis dazu kam.

 

  1. Was für einen Bezug hatte Disney (Prinzessinnen) in der Kindheit für dich?

Doch, dass man sich damals schon mit denen verglichen hat oder dass man gerne eine Prinzessin sein wollte. Und natürlich auch, dass man sich mit anderen (Kindern) dann eine Art Rollenspiel ausgedacht hat, wo die verschiedenen Rollen der Disney-Prinzessinnen aufgeteilt wurden. Man hat schon versucht, sich mit Ihnen zu identifizieren. Ich würde sagen, die (Prinzessinnen) haben schon einen großen Einfluss auf mich in der Kindheit eingenommen.

 

  1. Können Sie eine spezielle Szene oder einen Moment aus einer Disney Prinzessinnen-Geschichte teilen, der/die für Sie persönlich eine besondere Bedeutung hat? Was macht diesen Moment so bedeutend für Sie?

Natürlich die Szene, wo Anna (Die Eiskönigin) einfriert und Elsa kommt und sie quasi rettet mit der Geschwisterliebe – das fand ich eigentlich ganz süß. Ja, oder auch die von Rapunzel. Da fand ich die Szene mit den Laternen, die zu ihrem Geburtstag steigen gelassen wurden, und dass sie diese immer vom Turm aus gesehen hat, aber die eigentliche Bedeutung dahinter überhaupt nicht kennt. Das finde ich auch ganz schön.

 

  1. Haben Sie sich jemals von einer Disney-Prinzessin inspirieren lassen, um eine Herausforderung in Ihrem eigenen Leben zu bewältigen? Wenn ja, können Sie uns davon erzählen?

Ja, eigentlich Vaiana und Elsa (Die Eiskönigin), weil sie halt versucht haben, ihr eigenes Ding zu machen und sich so gegen das Urteil der anderen zu stellen. Dass sie halt einfach ihr Ding gemacht haben, was sie für richtig empfunden haben und somit ihrem Herzen gefolgt sind, und das am Ende somit zu ihrem Erfolg geführt hat. Das sehe ich als sehr positiv, weil man sich dann schon mit denen vergleicht, und wenn eine Disney Prinzessin das schafft, dann schaffe ich es erst recht (lachen). Und natürlich darf man auch Rapunzel nicht vergessen. Sie hat es geschafft, ihren eigenen Weg zu gehen (sich gegen ihre “Mutter” zu stellen) und sich immer mit ihrer Bratpfanne verteidigt. Ich sage mal: “Selbst ist die Frau.“

 

Viele Disney-Filme sind ja mit Musik unterlegt.

  1. Haben Sie eine persönliche Verbindung zu einem bestimmten Lied aus einem Disney-Prinzessinnen-Film? Wenn ja, welche Emotionen ruft dieses Lied bei Ihnen hervor, und warum ist es für Sie so besonders?

Eigentlich ja, “let it go” wegen meiner kleinen Schwester. Sie tanzt und singt immer zu diesem Lied, und weil wir uns natürlich beide als Elsa zu Fasching verkleidet haben und wir dazu dann auch gemeinsam getanzt haben. Ich verbinde dieses Lied immer mit Zuhause.

 

Diversität und Disney

  1. Wie haben sich die Darstellungen von Disney-Prinzessinnen im Laufe der Jahre insbesondere in Bezug auf Vielfalt und Stärke verändert?

Also ich finde natürlich, dass am Anfang sehr klischeehaft auf dieses Bild der klassischen Frau/Mädchen gesetzt wurde. Also Kleider und Pink, schöne Haare, und das hat sich im Laufe der Jahre positiver entwickelt, dass nicht mehr dieses typische Frauenbild benutzt wird. Frauen sind viel selbstständiger und versuchen auch, ihre Rolle sehr stark zu vertreten.

 

  1. Welche Disney-Prinzessin hat Ihrer Meinung nach die größte kulturelle Wirkung gehabt und warum?

Ja, ich finde, Disney hat es schon versucht, viele unterschiedliche Kulturen darzustellen und reinzubringen. Ein Beispiel wäre Vaiana, die aus einem (fiktiven) Stamm aus Polynesien kommt, oder Anna und Elsa mit den skandinavischen Ländern. Die haben schon versucht, viele Kulturen reinzubringen. Mulan und Pocahontas würden mir auch noch einfallen. Das finde ich ganz schön, dass Sie dieser Minderheit an Menschen eine Bildschirmfläche geben. Bewundernswert ist auch Tiana aus dem Film „Küss den Frosch”. Sie ist die erste afroamerikanische Prinzessin. Die neue Ariel-Verfilmung würde mir auch noch einfallen, wo die Regisseure von dem “typischen” Erscheinungsbild von der eigentlichen Ariel auch einfach eine POC gecastet haben. Oder auch Merida, die ja aus Schottland kommt und zudem ein kleiner Wirbelwind ist mit ihren nicht kontrollierbaren roten Haaren. Ich finde es einfach richtig schön, dass Sie doch so viele Kulturen wie möglich in die Filme einbringen.

 

Geschlechterrollen und Disney

  1. Einige Kritiker argumentieren, dass die Darstellung der Disney-Prinzessinnen stereotype Geschlechterrollen verstärkt. Wie sehen Sie diese Kritik und welche Verantwortung trägt Disney, um diese Stereotypen herauszufordern?

Also ich finde, sie haben es in den letzten Jahren schon besser gemacht und dass sie (die Filme) nicht mehr so stereotypisch sind. Aber ich finde, Sie (Disney) sollten auch mehr gleichgeschlechtliche Liebespaare in die Filme einbringen, auch wenn es Kinderfilme sind. Am Ende sind das Beziehungen, die toleriert werden sollten und die man ja auch in der Gesellschaft (außerhalb von Filmen) wiederfindet. Am Ende ist eine gleichgeschlechtliche Beziehung nichts anderes als eine Hetero-Beziehung und somit was ganz normales. Disney sollte das mehr thematisieren. Aber auch Menschen mit Disabilities sollten präsenter in Disney-Filmen werden. Natürlich soll Disney ja eine traumhafte Welt darstellen, aber es ist nun mal die Realität.

 

  1. In vielen Disney-Filmen wird das Konzept der „wahren Liebe“ stark betont. Wie denken Sie, dass diese Darstellung von romantischen Beziehungen die Vorstellungen junger Menschen von Liebe und Beziehungen beeinflussen kann, insbesondere in Bezug auf Realismus und Einvernehmlichkeit?

Ja, natürlich gibt es immer dieses typische Happy End, und es ist auch sehr klischeehaft, dass immer die wahre Liebe gefunden wird und alles Frieden-Freuden-Eierkuchen ist. Aber ich finde, es sollte mehr thematisiert werden, dass die Liebe auf den ersten Blick nicht immer der Wahrheit entspricht. Die Liebe kann auch auf den zweiten oder dritten Blick kommen. Die Figuren sollten erstmal Freunde werden und sich dann verlieben (muss aber auch nicht sein). Disney ist da doch noch mehr stereotypisch. Zu sehen ist das ja auch noch bei den alten Disney-Filmen. Der Prinz verliebt sich direkt in Schneewittchen und rettet sie dann auch am Ende mit dem Kuss der wahren Liebe. So wie bei Dornröschen. Genau dasselbe Prinzip.

Aber Disney hat sich schon etwas gebessert. Zum Beispiel wird in dem Film „Die Eiskönigin“ auch gezeigt, dass die Liebe auf den ersten Blick nicht immer richtig ist. Hier verliebt sich die Prinzessin Anna in den Prinzen Hans und die beiden wollen auch direkt heiraten. Am Ende hat sich aber herausgestellt, dass er der eigentliche Bösewicht ist. Aber Disney hat selbst in diesem Film schon eine Beziehung von Anna und dem Mann Kristoffer angedeutet. Deren Beziehung verlief aber über mehrere Monate, bis er (Kristoffer) ihr (Anna) im zweiten Film einen Antrag gemacht hat.

 

  1. Einige Prinzessinnen sind kritisiert worden, weil sie als passiv oder abhängig von männlichen Figuren dargestellt werden. Wie könnte Disney diese Charaktere neu interpretieren, um sie stärker und unabhängiger zu machen?

Das ist eine schwierige Frage. Also ich finde, die könnten die alten Filme, wo die Frau quasi noch abhängig vom Mann ist, neu auflegen und den Charakteren mehr Charakter geben. Aber es ist auch ganz schwierig, weil für viele diese alten Filme einfach ein Teil der Kindheit sind und sie halt nicht möchten, dass diese Filme neu interpretiert werden. Ich finde, zum Beispiel bei Ariel haben die das ganz gut gemacht. Die originale Ariel war halt so weiß wie eine Kalkleiste und die neue Ariel ist halt eine POC1. Und das ist halt total durch die Decke gegangen, also im positiven Sinne. Ich habe so viele Videos gesehen, wo afroamerikanische Kinder sich extrem gefreut haben, dass Ariel so aussieht wie sie und die Kinder somit noch eine weitere Disney-Prinzessin haben, die sie als Vorbild nehmen können.

 

  1. Wie denken Sie über die Kritik, dass die körperlichen Merkmale der Disney-Prinzessinnen oft unrealistisch oder unerreichbar sind, und welche Auswirkungen dies auf das Körperbild junger Menschen haben könnte?

Natürlich vergleichen sich viele im jungen Alter mit den Disney-Prinzessinnen. Die Prinzessinnen sind ja ziemlich dünn im Gegensatz zu einem normalen Körper, und das könnte schon ziemlich kritisch sein, wenn man sich genau so einen dünnen Körper als Vorbild nimmt. Die Prinzessinnen sind ja immer schön schlank und tragen auch immer die besten Kleider, und die Haare sitzen perfekt. Zurückblickend findet man diese Aspekte bei fast allen Prinzessinnen. Da ist auf jeden Fall noch viel Luft nach oben und ich freue mich auf die zukünftigen Projekte von Disney.

 

1 People of Color