Gesellschaftliche Veränderungen und die Reaktion von Schule – ein Blick auf Strukturen und Konzepte

Was ist gemeint mit einer ´nationalen Orientierung des Bildungssystems´? Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen, Inhalte/Fächer, Strukturen? (denken Sie hier auch an ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit zurück)

 

Sei es im Musik- Deutsch- Geschichts- oder auch Politikunterricht, Fakt ist, dass in den meisten angebotenen Fächern der Schule Deutschland mit seiner Geschichte, Kultur und Tradition gegenüber anderen Ländern und dessen Werten priorisiert wird. Zwar mögen Beethoven, Goethe und die Weltkriege an sich nichts miteinander zutun haben, jedoch ist erkennbar, dass es sich bei den durchaus gängigen Themen der Schulzeit immer um deutsche Geschichte handelt. Mit der ,, nationalen Orientierung des Bildungssystems“ ist also Deutschland als Grundlage und Zentrum des Bildungssystems gemeint. Auf der anderen Seite befinden wir uns nicht ohne Grund auf deutschem Boden und sind daher dem deutschen Bildungssystem untergeordnet , weshalb es unumgänglich ist ebenfalls dessen Werte anzunehmen. Zudem wurde in meiner Schulzeit immer wieder an geeigneten Stellen andere Räume Europas vorgestellt, sodass vielleicht nicht ganz unklar ist wie die Stellung Frankreichs in den Kriegen war oder welche deutschen Musikgenres von anderen inspiriert wurde.

 

Was nehmen Sie aus dem öffentlichen Diskurs über ´Migration als Herausforderung für die Schule´ und über sog. ´Schüler mit Migrationshintergrund´ als Informationen wahr und inwiefern hat die Vorlesung für sie andere/neue Perspektiven dazu eröffnet?

 

In der Schule bekommt man teilweise selber mit wie mit Leuten mit Migrationshintergrund umgegangen wird und wie mit ohne. Das ständige Problem ein Gefühl der Benachteiligung bei der Notenverteilung ist mittlerweile normal. Jedoch zeigte die Vorlesung auch andere Probleme und Konfrontationen die sich meist im Hintergrund abspielten und zunächst gar nicht sichtbar für einen normalen Schüler waren, wie zum Beispiel das Lernen der Lehrer mit solchen Schülern umzugehen und sich verständlich auszudrücken. Dies ist nicht nur gemeint, wenn der betroffene Schüler mit Hintergrund über keine fließende Sprache verfügt, sondern ebenfalls im Religionsunterricht, falls andere Religionen angesprochen und diskutiert werden, dass dies sich nicht als Offensive gegen ihn erweist. Denn die Integration eines solchen Schülers ist nunmal von den Lehrern abhängig und daher maßgeblich. So hat die Vorlesung auch gezeigt, wie schwer es teilweise sein kann den Unterricht für eine Heterogenität von Schülern zu gestalten. Je verschiedener, desto mehr muss beachtet werden. Der hohe Anteil von Migrationshintergründen in Deutschland zeigt nur, dass darauf mehr Acht gegeben werden muss und besonders die Lehrer sich mit verschiedenen Kulturen auseinandersetzen müssen um Gleichheit für alle schaffen zu können.

 

Inwiefern kann das Beispiel von Betül (Interviewausschnitt aus einer qualitativen Studie) als Ausdruck von ´DoingCulture´ durch Lehrer*innenhandeln im Unterricht herangezogen werden?

Im Interview ist klar die Klassifizierung von einem Menschen und zwar Betül zu erkennen. Dem Lehrer sind verschiedene Kulturen von Ländern bekannt, wahrscheinlich auch ein paar Beispiele aus ihrem Umfeld, was dazu führt Menschen mit einem Migrationshintergrund, welche ihr geläufig erscheinen, alle in eine Schublade zu stecken. Das macht es zu einem Beispiel von ,,DoingCulture.“ Die Herangehensweise ist klar nicht richtig, denn bevor man andere Kulturen kategorisiert sollte man sich bewusst sein, dass diese auch die deutsche Kultur prägen. Europäisches Handeln und Gedanken sollte für ein Jedermann normal sein, wenn man einen solch zwischenmenschlichen Beruf ausübt. So kann man das Handeln des Lehrers als diskriminierend einstufen, da der Schüler in eine unfreiwillige Situation verwickelt wird. Zudem führt die Diskussion Betüls mit dem Lehrer zu irreführenden Gedanken, welche vor Allem die deutsche Kultur betreffen. Als Autoritätsperson hat der Lehrer in vielen Fällen eine objektive Meinung zu vertreten besonders bei strittigen Themen, um wie bereits genannt, für eine Heterogenität unterrichten zu können. In diesem Fall wird also die deutsche Kultur als eine ausgrenzende und egoistische angesehen. Nichtsdestotrotz sollte betont werden, dass jeder Mensch seine Lebensweise selbst zu gestalten hat und sie nicht anhand von Kulturen abgestempelt werden sollte, weshalb alle deutsche das Recht haben eine ausländische Kultur zu vertreten, genauso wie jede ausländische das Recht hat die deutsche zu vertreten.

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