Warum Anne Boleyn für mich so eine große Bedeutung hat(SL_B4)

Fast jeder hat seine eigenen Obsessionen und Hyperfixations, meine ist die englische Tudor-Königin Anne Boleyn.
In der 12. Klasse habe ich eine Facharbeit über sie geschrieben, hierbei habe ich das Buch „500 years of lies“ von Hayley Nolan gelesen; in dem Buch ging es darum, die Wahrheit über ihre Persönlichkeit herauszufinden.
Denn das ist ein wichtiger Aspekt meines Interesses an Anne Boleyn, es gibt 1000 verschiedene Auffassungen von ihr.
Vor allem Männer haben sie in der Vergangenheit als „Hexe“ oder gar „Teufel“  bezeichnet, manche behapteten, sie hätte sechs Finger gehabt (galt als „Beweis“ für Hexerei im 16. Jahrhundert).
Dadurch stellte sich natürlich auch mir die Frage, wer die echte Anne Boleyn gewesen sei.

Was ich über sie weiß, ist, dass sie als jüngstes Kind reicher Eltern (ihr Vater arbeitete am Hof des Königs) entweder im Jahr 1501 oder 1507 gboren war.
Über die Jahre wird sich heftig gestritten, aber wenn man mich fragt, dann glaube ich, dass das Jahr 1501 besser passt.
Ihre frühe Kindheit verbrachte sie auf dem Anwesen ihrer Eltern, auf Hever Castle.
Als sie in die Pubertät kam, wurde sie an den Hof der französischen Königin geschickt, dort wurde ihr viel Wissen gelehrt, aber auch die damals typischen „Anstandsregeln“.
Dort kam sie auch das erste mal mit dem Protestantismus und der Reformation in Kontakt und entwickelte eine Begeisterung.
Als sie als junge Frau zurück nach England kam, war sie zu einer stillen Anhängerin des Protestantismus geworden; sie wurde als gebildet, charismatisch und humorvoll beschrieben.
Sie verliebte sich in einen Mann namens Henry Percy, der jedoch verlobt war, und als sie heiraten wollten, erlaubte der König, Heinrich VIII das nicht.
Stattdessen entwickelte der König eine eigene Obsession mit ihr und wollte sie für sich selbst, als Mätresse, haben.
Auch seine Frau, Katharina von Aragon erfuhr davon und empfand Anne als Bedrohung; oft wird Anne deshalb als Verführerin bezeichnet und es wird behauptet, dass sie Katharina den Mann „gestohlen hatte“.
Anne wollte jedoch keine Mätresse sein und kehrte auf das Familienanwesen zurück.
Darauf folgten viele Briefaustausche zwischen Heinrich und Anne, die hauptsächlich aus Liebesgedichten vonseitens Heinrich und Zurückweisungen vonseitens Anne bestanden.
Auf Konsens legte der König jedoch keinen großen Wert, er akzeptierte kein Nein und versuchte es immer wieder.
Da damals jedoch viel Wert auf Jungfräulichkeit gelegt wurde, beteuerte Anne jedoch immer wieder, dass sie diese erst verlieren wollen würde, sobald sie verheiratet sei.
Für den Kontext ist es wichtig zu wissen, dass Heinrich schon lange keine Zuneigung mehr für seine Frau hegte und sich von Gott verraten fühlte, da diese ihm keinen Sohn gebähren konnte; er war regelrecht besessen von dem Gedanken, einen Sohn zu haben, der sein Vermächtnis weiterführen konnte.
Aus diesem Grund entschied er sich dafür, sich von Katharina scheiden zu lassen und machte Anne einen Heiratsantrag.
Anne willigte ein und wie schon bereits erwähnt schien sie sowieso keine andere Wahl zu haben, allerdings schien auch sie ihre eigenen Ziele zu verfolgen.
Schließlich war sie nun eine Anhängerin des Protestantismus und hatte die Hoffnung, diesen als Königin in ganz England durchsetzen zu können.
Doch sie hatten die Rechnung ohne den Papst gemacht, dieser stand an der Seite der strengkatholischen Königin Katharina und duldete eine Scheidung nicht.
Sieben Jahre später wurde Heinrich vom Vatikan exkommuniziert und gründete auf Anstoß von Anne, die ihm ein Buch zeigte, in dem stand, dass der König über dem Papst stehen sollte, seine eigene Kirche, die „Church of England“.
Diese Kirche war zwar weiterhin katholisch, stellte den König aber als Papstersatz dar und ließ ihn Scheidungen bewilligen.
Also heirateten Heinrich und Anne im Januar 1533; Anne wurde am 1. Juni des gleichen Jahres von Heinrich zur Königin gekrönt, zu dem Zeitpunkt war sie bereits schwanger.
Das Paar erwartete den versprochenen Sohn; am 7. September gebahr Anne jedoch eine Tochter, Elizabeth (spätere Königin Elizabeth I.).
Statt Enttäuschung empfanden sie Erleichterung darüber, dass das Kind gesund war (Katharina hatte bis auf eine gesunde Tochter nur Fehlgeburten gehabt) und trösteten sich damit, dass das nächste Kind bestimmt der versprochene Sohn sein würde.
Das übte natürlich enormen Druck auf Anne aus, deren „Aufgabe“ nun darin bestand, so schnell wie möglich wieder schwanger zu werden, dennoch berichteten Aufzeichnungen darüber, dass sie eine liebevolle Mutter für Elizabeth gewesen sei.
Anne wurde bald darauf wieder schwanger, litt aber an einer Fehlgeburt; Heinrich wurde wütend auf sie und nahm sich immer mehr Mätressen.
Er fing an, den Fehler bei ihr und ihrer Ehe zu suchen und erwähnte oft wutentbrand „dass Gott ihm keine männlichen Erben schenken wollen würde“.
Doch Anne gab sich nicht damit zufrieden, nur für die Produzierung eines männlichen Erben zuständig sein zu müssen; sie wollte ihre Rolle als königin nutzen, um die Politik zu beeinflussen.
Zusammen mit dem Staatsmann Thomas Cromwell versuchte sie, protestantische Reformen in England durchzusetzen und sich mit internationalen Vertretern des Protestantismus zu verbünden.
Auch glaubte sie daran, dass alle Menschen gleich seien und spendete viel Geld an ärmere Menschen.
Doch nicht alle ihre Eigenschaften waren positiv, zum Beispiel begegnete sie Leuten oftmals als sehr aufbrausend.
Sie ließ einige Priester der katholischen Kirche, die sich die Almosen selber in die Tasche steckten, hinrichten und begegnete ihnen nicht mit Gnade.
Auch ihrer Stieftochter Maria war sie nicht besonders freundlich gegenüber, genauso wenig wie Menschen, die weiterhin zu Katharina hielten.
Da sie emanzipierter sein wollte, als es für Königinnen üblich war, geriet sie oft mit Cromwell aneinander, mit der Zeit befürchtete er, dass sie seine Position übernehmen wollte und fühlte sich von ihr bedroht.
Auch Heinrich wollte sie loswerden, da sie ihm nach drei Jahren noch keinen Sohn geboren hatte, sich politisch zu viel einmischte und er sich bereits nach einer neuen Frau umgeguckt hatte.
Zusammen mit Verbündeten und „Zeugen“, die unter Folter aussagten, verbreitete Cromwell das Gerücht, dass Anne mit mehreren Männern, mitunter ihr eigener Bruder, geschlafen hatte, und somit Hochverrat beging.
Heinrich glaubte dies sofort und ließ Anne festnehmen und in den Tower of London sperren.
Vor Gericht sagte sie aus, dass all dies gelogen war, doch niemand glaubte ihr und sie wurde zur Hinrichtung durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen verurteilt.
Im Grunde war jedem klar, dass Anne unschuldig war und Heinrich nur einen Vorbehalt suchte, um sie loszuwerden, doch die Menschen schwiegen.
Bis zu dem Zeitpunkt war noch nie eine englische Königin hingerichtet worden, vor allem nicht auf diese brutale Weise.
Aus Angst vor einem Aufstand ließ Heinrich „Gnade“ gewehren und änderte die Hinrichtungsform auf Enthauptung mit einem Schwert, dies sollte ein letzter Akt von „Liebe“ zu Anne darstellen.
Dass dies jedoch ganz und gar nicht stimmte, konnte man spätestens dann erkennen, als Heinrich elf Tage später eine neue Frau heiratete.
Ein weiteres Argument dafür, dass er Anne einfach nur so schnell wie möglich loswerden wollte; eine weitere Scheidung wäre nicht so schnell geduldet worden und wäre zeitintensiv gewesen.
Während ihrer Inhaftierung betete Anne viel und schwor bei Gott (damals war dies sehr viel mehr wert als heute, es wurde gesagt, wenn man das Wort Gottes missbrauchte, würde man in die Hölle kommen), dass sie die besagten Taten nicht begangen hatte.
An dem Tag ihrer Hinrichtung, dem 19. Mai 1536, wirkte Anne gefasst und lief zielstrebig zum Schafott,; sie weinte nicht und hielt eine Rede, durch die auch ihre Gegner ihr mit Bewunderung begegneten.
Die Stimmung des Publikums war bedrückt, da jeder über ihre Unschuld Bescheid zu wissen schien und auch ihr Hinrichter verspürte Mitleid mit ihr und lenkte sie ab, damit sie nicht auf den Schlag des Schwertes vorbereitet war und weniger Angst verspürte.
Nach Anne’s Hinrichtung hielten ihre Hofdamen aus Treue zu ihr über mehrere Stunden Wache, bis ihr Körper begraben wurde.

Meiner Meinung nach macht Anne Boleyn’s Komplexität sie so unglaublich intteressant,; sie war eine Person mit Ecken und Kanten, besaß aber auch viele Eigenschaften, die ich äußerst bewundernswert finde.
Ihre emanzipierte Persönlichkeit und ihre Willensstärke gehören definitiv dazu; ihre Motivationen und Ziele machen sie zu einer greifbaren aber auch modernen Figur.
Auch kann man immer weiter über sie recherchieren und man findet jedes mal weitere Punkte und Erkenntnisse über sie und ihr Leben.
Besonders wichtig ist es dabei auch, ihren „Erfolg“ nach ihrem Tod zu betrachten, die Herrschaft ihrer Tochter Elizabeth, die zweiundzwanzig Jahre nach Anne’s Tod begann; Elizabeth gelang es schließlich, die Ideen ihrer Mutter weiterzuführen und
deren Ziele zu erreichen.


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