Für mich war Pristina immer von einem besonderen Gefühl durchdrungen, das sich nicht so leicht in Worte fassen lässt. Im Allgemeinen denke ich gerne darüber nach, welchen Eindruck die verschiedenen Städte, die ich besuche, auf mich machen, und versuche zu verstehen, wie dieses Gefühl entsteht. Schon als Kind habe ich mir Orte in lebhaften Farben vorgestellt, von denen mir erzählt wurde
Pristina erscheint mir wie ein abstraktes Gemälde, das man aus der Nähe betrachtet – man verliert sich in den Details, den Farben, den Pinselstrichen und kann sich nie daran gewöhnen, es aus der Ferne zu sehen, da man den „Rausch“ genießt, den es einem gibt. Die Ästhetik liegt tief im Inneren, irgendwo zwischen den Menschen, den wilden städtischen Räumen und besonders für mich, dem sogenannten Sunny Hill (sonnigen Hügel). Fragt man die Einwohner Pristinas, ob sie sich mit der Architektur identifizieren, erhält man keine klare Antwort. Aber es ist sicherlich schwierig, sich mit einem Ort zu identifizieren, der unter verschiedenen Regimen erbaut wurde. Pristina ist keine Stadt, die von der Gesellschaft aufgebaut wurde.
The Sunny Hill.
Ein Viertel, das den Hügel hinaufgeht, mit einer Hauptstraße namens San Francisco Straße, beherbergt die schönsten Häuser, Gärten und Ausblicke. Es ist gut geplant für ein großartiges und gesundes Leben im Einklang mit der Natur. Leider wird dieses Viertel seit einiger Zeit zerstört, ohne dass jemand dagegen protestiert oder es schützt. Platz wird gemacht für weitere Hochhäuser, die halb leer stehen. Es scheint, als gäbe es keine Notwendigkeit, etwas aus der Vergangenheit zu bewahren, das uns die Möglichkeit einer Zeitreise gibt. Den Menschen wird jedoch auch ein Gefühl „verkauft“, dass es in kompakten Wohnungen schöner sei, da sie sich nicht mehr um große Häuser und Gärten kümmern müssten. Der Tausch eines Hauses gegen mehrere kleine Wohnungen klingt zunächst attraktiv. Menschen lassen sich verführen von dem Gefühl, in einem modernen Zuhause zu leben. Eine ähnliche Entwicklung war in der DDR zu beobachten, wo Menschen in ihren „Arbeiterschließfächern“ lebten. Neubauwohnungen mit fließend warmem Wasser und Zentralheizung galten als Privileg. Dass solche Bauten jedoch zu sozialistischer Massentristesse führen können, möchte zunächst niemand in Pristina hören.
Die Zukunft trägt den Namen „die Katze auf dem Dach“.
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