(SL_B3) Busfahren in Norwegen

Über die Winterferien war ich mit Familie in Norwegen eine Freundin besuchen. Sie ist deutsche, ist aber vor Jahren ausgewandert, weil sie in Deutschland keine Arbeit finden konnte. Sie hat damals gelesen, dass in Norwegen viele Busfahrer gesucht werden. Die Ausbildung wurde ihr vom Arbeitsamt finanziert. In Deutschland wäre es ihr wohl schlechter ergangen, in Norwegen lebt sie nun mit ihrem Mann, der erst vor kurzem Vollzeit zu ihr gezogen ist. Sie hat ein Haus etwa eine Stunde von Oslo entfernt. Sie fährt entweder einen Linienbus nach Oslo, oder fährt einen Schulbus.

 

Um Weihnachten herum hat sie zwei Freunde eingeladen. Ein Paar. Sie arbeiten auch beide als Busfahrer. Den Mann hat sie in Deutschland in der Ausbildung zum Busfahrer kennengelernt, und sie kennt durch ihn seine Frau. Er erzählt uns das sie eigentlich nicht hier sein wollen. Anders als meine Freundin werden sie hier nicht glücklich. Auch er ist ausgewandert, weil er in Deutschland keine Arbeit finden konnte. Er hat Maschinenbau studiert, ist in Deutschland aber Taxi gefahren, weil er auch nach hunderten Bewerbungen keine Arbeit finden konnte. Da man sich durch Taxifahren keine gute Rente verdient, hat er nach etwas anderem gesucht. Eigentlich hätte er gerne irgendwas mit Öl in Norwegen gemacht, aber erzählt uns, dass es sehr schwierig ist, da reinzukommen, vor allem wenn man nicht vor Ort ist und die Sprache noch nicht spricht. Sein Englisch war auch nicht gut genug dafür. Dann hat auch er gelesen, dass sie Busfahrer in Norwegen suchen. Das war vor etwa zwölf Jahren. Seine Frau kam erst ein, zwei Jahre später zu ihm rüber. Sie erzählt uns, dass es ihr in Norwegen sehr schwer gefallen ist. Sie hat mit Kindern gearbeitet, das half ihr die Sprache schneller zu lernen, doch machte sie nicht glücklich. Die Kollegen ihres Mannes kannten sie breites alle und schlugen ihr vor den Führerschein auch einfach zu machen. Sie ist jetzt seit etwa sieben Jahren Busfahrerin.

Sie sind jetzt zwar schon lange hier, aber erzählen uns, dass sie eigentlich lieber zuhause wären. Sie finden hier nicht viele Freunde, die Norweger blieben unter sich selbst, sagen sie. Außerdem macht ihnen die Arbeit zu schaffen, vor allem im Winter, ist Busfahrern in Norwegen nämlich nicht ungefährlich. Im Moment ist es noch okay, aber ab Februar fängt es an sehr eisig zu werden. Wenn dann einer von beiden eine Nachtschicht hat, kann die andere Person nicht schlafen gehen, bis der andere wieder zuhause angekommen ist. Sie erzählen uns auch von mehreren Vorfällen, wo sie sich gegenseitig aushelfen mussten, weil der Bus eine Steile Straße runterrutscht oder sie irgendwo im Nirgendwo stecken bleiben. Inzwischen bleiben sie einfach stehen, wenn sie sehen das die Straßen vor Eis glänzen. Die Menschen in Norwegen kennen das wohl, dass die Busse dann aufhören zu fahren und man es schaffen muss, irgendwie nach Hause zu laufen.

Deswegen hoffen sie eigentlich immer noch, dass sie bald wieder nach hause können.


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