(SL) Döring Freier Text

Anouk Döring
Matrikelnummer 6299096
17.12.2023

Tutorium 3 “Einführung in die Ethnologie” 09-50-M1-T3

Beobachtungsprotokoll

Um 14:40 setze ich mich mit zwei Kommilitoninnen an einen Tisch vor der Angolino Café Bar. Wir bestellen alle Kaffee bei einer Kellnerin und beginnen mit unserer Beobachtung.

Es kommt mir anfangs sehr seltsam vor, hier mit zwei Menschen zusammen zu sitzen, ohne mich mit ihnen zu unterhalten, aber schnell schaffe ich es relativ gut, mich auf mein Umfeld zu konzentrieren.

Es ist sehr laut, ständig hört man Autos über den Pflasterstein fahren. Alle paar Minuten fährt eine Bahn surrend, quietschend an uns vorbei. Es riecht nach Marihuana und nach Zigarettenrauch. Am neben Tisch gucken sich vier Männer laut ein Video über ein Handy an. Viele der Leute die hier sitzen rauchen, unterhalten sich, lachen manchmal. Immer wieder kommen Menschen auf die hier sitzenden zu, begrüßen sich, geben sich die Hand und unterhalten sich kurz, bevor sie wieder gehen.

Die Männer am Tisch neben mir versperren mir den Blick auf die Kreuzung etwas und direkt vor dem Café steht ein großes DHL Auto und schränkt meine Sicht weiter ein. Links neben dem Auto ist ein Hotdog laden, an dem sich gerade jemand etwas kauft. Daneben ist ein Kiosk den immer mal wieder jemand betritt oder verlässt. Vor dem Café stehen einige Taxis. Auf einem der Dächer sitzen sehr viele Tauben, darunter ist ein Fenster in dem eine Pride Flagge hängt. Im Fenster steht eine Frau mit ihrem Handy am Ohr und redet. Rechts vom DHL Auto ist die Sielwall Haltestelle an der die Linie 2, 3 und 10 hält. Manchmal sieht man wie Leute in die Richtung der Haltestelle sprinten. Es steigen immer Menschen ein und aus. Es sind auch Fahrradfahrer unterwegs, manche Fahren auf der Straße, manche auf dem Gehweg, die meisten tragen keinen Helm. Ich beginne zu zählen wie viele Kinder hier unterwegs sind, wie viele Hunde? Ich zähle in der Stunde die ich hier verbringe 32 Kinder. Die meisten sehe ich nur einmal vorbei laufen. Eine Frau fällt mir allerdings besonders auf, denn sie läuft mit ihrem Kinderwagen, in dem zwei Kleinkinder sitzen, drei Mal an uns vorbei. In der selben Zeit sehe ich neun Hunde. Auch hier bemerke ich, das die meisten nur einmal an mir vorbei kommen, doch manchmal sehe ich dass der selbe Hund ein zweites Mal mit seinem Besitzer am Café vorbeikommt.

Es kommt ein Mann in einer gelben DHL Jacke, mit einer Sackkarre auf der ein paar Pakete liegen vorbei, räumt die Pakete hinten in das DHL Auto und fährt anschließend weg. Auf einmal kann ich mir viel mehr sehen. Gegenüber, auf der anderen Straßen Seite, stehen zwei Männer, nicht wirklich zusammen, vielleicht einen Meter entfernt, manchmal sprechen sie miteinander, manchmal kommen andere auf sie zu und sprechen mit ihnen. Sie bleiben dort den Rest meines Aufenthaltes stehen.

Irgendwann kommt ein Mann in orangener Jacke und Hose vorbei, er hat eine Mülltüte und einen Greifer dabei, um Müll aufzuheben. Über ein kleines Radio hat er Musik an. Er leert die Mülltonne an der Haltestelle aus und geht weiter.

Hinter mir ist eine Tür, die in das Café führt. Ein Mann auf Krücken versucht hinein zu gehen. Hat allerdings Probleme die Tür zu öffnen, da sie sehr schwer ist. Da die Tür hinter mir ist, fällt es mir erst zu spät auf und ich fühle mich etwas schlecht, da ich ihm nicht geholfen habe.

Es ist eine Stunde vergangen, wir gehen zusammen rein, bezahlen unseren Kaffee und verlassen die Sielwall Kreuzung.

 

Viele Menschen scheinen hier nur vorbei zu kommen. Sie fahren in Autos oder mit dem Fahrrad vorbei. Auch ein Großteil der Fußgänger die ich hier gesehen habe, sind hier nur zügig vorbei gelaufen. Doch die Cafés die ich hier gesehen habe waren alle sehr gut besucht. Auch durch die Nähe der Haltestelle scheint dies wie ein Art Zwischenstopp für viele. Sie kommen von anderen Orten um zur bahn zu gehen, oder steigen aus der Bahn aus um von hier aus weiter zu gehen.

Viele Menschen scheinen sich hier zu kennen. Immer wieder konnte ich beobachten wie Menschen sich hier zufällig getroffen haben, dadurch wirkt dieser Ort wie eine enge Gemeinschaft.

Dieser Ort wirkt also auf mich sowohl wie ein Treffpunkt für viele Menschen, durch die Cafés in die man sich hier setzen kann, aber auch wie ein Nicht-Ort, der nur als Weg fungiert an einen anderen Ort zu kommen.

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