Über jüdisches Leben reden – (k)ein Tabu? Umgang mit religiöser Diversität am Beispiel Judentum

 

  1. Fassen Sie die im Text dargestellten unterschiedlichen Positionen in Bezug auf die Religionsausübung zusammen.
    1. Gläubige Juden haben viele Vorschriften einzuhalten, sodass ihr Tag durch die Religion strukturiert ist. Gerade das Essen ist hier ein schwieriges Thema, denn besonders hier gibt es viele Regeln in Bezug auf das koschere Essen. So dürfen Milch und Fleisch niemals zusammen gelagert/gegessen werden. Auch dürfen Meerestiere, welche keine Schuppen und Kiemen haben, nicht gegessen werden. Dieses Regelwerk stellt für die gläubigen Juden den Sinn des Lebens dar und lässt diese bewusst, religiös Leben.
    2. Im Gegensatz dazu stehen einige liberale Juden, welche die Verbote und das strikte Regelwerk als Störung empfinden. Sie sehen sich in ihren Handlungsmöglichkeiten und in ihrer Freiheit eingeschränkt.
    3. Im Text werden die Schwierigkeiten aufgeführt, welche das jüdische Leben mit sich bringt. Trotzdem sehen die Gläubigen in diesem Leben ihre Erfüllung. Im Gegensatz dazu werden die liberalen Juden nur kurz erwähnt.
  2. Wenden Sie die drei Grundannahmen des religionswissenschaftlich- kulturwissenschaftlichen Ansatzes (interne Diversität, Religion beeinflusst historische Prozesse, Religion als Teil soziokultureller Strukturen) auf den Text beziehungsweise die im Text beschriebenen Haltungen und Praktiken an. Die beiden letzteren sind eventuell eher subtil und implizit im Text abgelegt.
    1. Innerhalb einer Religion gibt es immer eine Diversität. Gläubige, welche sich strikter an die Vorschriften halten und ihr Leben stärker nach ihrem Glauben ausrichten als liberalere Gläubige kommen immer vor. So gibt es Juden und Jüdinnen, welche Sushi (nur mit Kiemenfisch) verzehren und andere nicht, denn die Vorschriften können auf verschiedene Art und Weisen ausgelegt werden.
    2. So wie die Geschichte der Menschheit von Religion und den Taten der Menschen wegen der Religion gezeichnet ist (Kreuzzüge, Holocaust etc.) so beeinflusst das Zeitalter auch die Religion. Da immer neue Rezepte und Zubereitungsmöglichkeiten für Speisen entwickelt werden muss auch die Religion (hier das Judentum) diese Veränderungen adaptieren und kann diese auch für sich nutzen. Allerdings muss auch immer wieder neu diskutiert werden, ob neue Speisen gegessen werden dürfen. Das Beispiel im vorliegenden Text ist Sushi.
    3. Hinsichtlich der kulturellen, politischen und sozialen Interessen (kurz: soziokulturelle Interessen) hat Religion schon immer eine wichtige Rolle gespielt und tut es auch noch immer, auch wenn Religion im Leben vieler Menschen eine nicht mehr so große Rolle spielt. Jeder Mensch ist frei sich an die Gesetze in einer Religion zu halten, solange dadurch keine Menschenrechte eingeschränkt werden.
  3. Beschreiben Sie Ihre eigene Verortung gegenüber dem im Text angelegten Phänomen.
    1. Ich selber würde mich als Agnostikerin beschreiben. Ich möchte eine Existenz eines Gottes oder mehrere Götter nicht ausschließen, glaube aber selber aber nicht. Trotzdem möchte ich offen mit den Religionen anderer umgehen, interessiere mich für diese und akzeptiere, dass Schülerinnen und Schüler (SuS) Gläubige sind. Für Probleme im Unterricht findet sich meist ein Kompromiss oder eine Lösung, die es den SuS möglich macht trotz ihrer Religion mitzumachen. Ich sehe verschiedene Religionen und Einstellungen als Bereicherung für meinen eigenen Unterricht, da so viele verschiedene Meinungen zu unterschiedlichsten Ansätzen führen können.
      So wie ich die Religionen anderer akzeptiere möchte ich aber auch, dass Andere es tolerieren, dass ich meine eigene Meinung habe und das diese mich nicht versuchen zu bekehren. Trotzdem lasse ich mir gerne erklären, wie andere Religionen funktionieren und warum die Menschen die Religion auf eine bestimmte Weise leben.
      Mein pädagogische Ziel ist, dass alle SuS untereinander verstehen und akzeptieren, dass jeder seine Religion auf seine Art und Weise leben kann und darf und das diese Menschen deshalb nicht besser oder schlechter sind. Dafür ist ein großes Wissen über alle Religionen wichtig, welches vermittelt werden sollte.
  4. Entwickeln Sie eine schriftliche pädagogische Reflexion zum Umgang mit den Folgenden Szenarien:
    1. Sie haben mit ihrer Klasse ein gemeinsames Essen zur Feier des Schuljahresabschlusses geplant. Eine Schülerin möchte nicht teilnehmen, da sie nur koscheres Essen zu sich nimmt. Eine andere Schülerin sagt ihr, sie sei albern, schließlich würde es auch Juden und Jüdinnen geben, die sich nicht koscher ernähren.
    2. Die nicht gläubige Schülerin sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass jeder Mensch die Freiheit hat seinen Glauben auf seine individuelle Art und Weise auszuleben. Sie könnte sich bei ihrer gläubigen Mitschülerin darüber informieren, warum sie glaubt und wie genau sie mit ihrem Glauben umgeht. So könnte die nicht gläubige Schülerin ein besseres Verständnis für ihre Mitschülerin bekommen. Vielleicht hilft hier der Vergleich mit Vegetariern oder Veganern, die wegen ihrer Grundsätze auf Fleisch oder tierische Produkte verzichten.
    3. Die gläubige Schülerin muss nicht das Essen, welches geplant wird, essen. Jedoch sollte sie an dem Essen des Schuljahresabschlusses teilnehmen. Sie kann sich dann ihr eigenes Essen mitbringen und dieses vertilgen. Es wäre auch interessant, wenn die Schülerin den anderen SuS der Klasse erklärt, was dieses Essen für sie bedeutet.
    4. Genauso wie die nicht gläubigen SuS der Klasse ein Verständnis für die gläubige Schülerin entwickeln sollen, muss auch die gläubige Schülerin auf die anderen eingehen und akzeptieren, dass diese das Essen der Abschlussfeier essen.

 

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