Abschlussreflexion

  1. Zentrale theoretische Erkenntnisse

Insgesamt gab es in der Ringvorlesung viele wirklich interessante Inhalte, mit denen ich mich vorher noch nicht so intensiv auseinandergesetzt habe. Eine der einprägsamsten Vorlesungen war für mich die Vorlesung über die Inklusive Pädagogik. Die Darstellung über die Perspektivenvielfalt mit dem individuellen, kollektiven und universellen Blick (vgl. Prengel 2003), hat mir noch mal verdeutlicht, dass man sich innerhalb und außerhalb des Unterrichts von sogenannten „Kollektiven Klassifikationen“ (Prengel 2003, S. 34) lösen sollte. Dieser Aspekt war mir zwar vor der Vorlesung bereits bewusst, allerdings ist dies ein Punkt, den ich mir immer wieder vor Augen führen muss. Auf der einen Seite weiß man genau, dass der individuelle Blick eine große Rolle spielen sollte im Lehrer*innenalltag, auf der anderen Seite denke ich aber, dass es nicht immer zu hundert Prozent umsetzbar ist, sobald man vor einer Klasse steht. Daher ist es meiner Meinung nach auch eine wichtige Entwicklungsaufgabe von Lehrkräften, einen guten bzw. besseren Umgang damit zu finden und sich auf die Individualität jedes Kindes zu konzentrieren und einlassen zu können.

Ein weiterer Aspekt, den ich aus der Ringvorlesung mitgenommen habe, bezieht sich auf die Raumgestaltung des Klassenraums. Diese hat nämlich mehr Einfluss auf das Lernklima als man zunächst denkt. Gerade für Kinder, die sich gerne zurückziehen oder sich nicht so gut konzentrieren können, ist z.B. für den Deutschunterricht eine ruhige Ecke zum Lesen gut geeignet. Es sollte also insgesamt eine Lernumgebung geschaffen werden, in der Schüler*innen sich wohlfühlen und ihrem Lernprozess möglichst gut unterstützt werden können. (vgl. Stadler-Altmann 2016, S. 7). Die Raumgestaltung soll die Partizipation fördern, also die „soziale Zugehörigkeit und Mitgestaltung mit dem Recht auf individuelle Herausforderung (achievement) und angemessene Unterstützung im Lern- bzw. Bildungsprozess“ (Seitz/ Scheidt 2012). 

 

  1. Prägende Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität

Meiner Meinung nach sind direkt in der ersten Vorlesung bereits viele wichtige Punkte dargestellt wurden, die sowohl in meiner eigenen Schulzeit als auch in meinen bisherigen Schulpraktika immer wieder zum Ausdruck kamen, wie zum Beispiel die Homogenisierung heterogener Gruppen. Neben der von Lehrkräften oftmals klaren Differenzierung zwischen Mädchen und Jungen, kam ebenfalls die Einteilung der Kinder nach verschiedenen Leistungsniveaus hinzu (vgl. Hummrich 2016, S. 14). Bei diesen Klassifizierungen besteht oftmals die Gefahr, dass die gesellschaftlichen Vorstellungen bestimmter Menschengruppen, auf die Schüler*innen übertragen werden (vgl. Hummrich 2016, S. 41). Dies kann wiederrum zu Zuschreibungen von Stereotypen führen, wodurch die bereits erwähnten Klassifizierungen begünstigt werden könnten (vgl. Hummrich 2016, S. 52).

Ebenfalls ist der richtige Umgang mit DaZ im Unterricht von hoher Bedeutung. Da ich in meinem Orientierungspraktikum einer Klasse zugeteilt wurde, in der 95 Prozent der Schüler*innen einen Migrationshintergrund aufwiesen, wurde mir die Relevanz dieses Themas erst richtig bewusst. Hier sollte vor allem das soziale Lernen mit einbezogen werden (vgl. Riehl/Schröder 2022, S. 69), denn eine gemeinsame Beschulung der Schüler*innen sowie der Sprachkontakt können sich beim Lernen einer neuen Sprache als sehr hilfreich darstellen (vgl. ebd., S.74). Dabei können Schüler*innen ohne DaZ auch unterstützend wirken. Dies zeigte sich auch in meinem Praktikum, denn die Kinder, die noch sehr unsicher im Umgang mit der deutschen Sprache waren, haben sich beispielsweise in Gruppenarbeiten oder Spielen mit ihren Mitschüler*innen viel öfter getraut, Deutsch zu sprechen als in einer Phase des Frontalunterrichts.

 

  1. Fragestellungen, über die ich mehr erfahren möchte

Weitergehend würde mich das Thema der Inklusiven Pädagogik sehr interessieren, da dieses meiner Meinung nach von hoher Bedeutung für die Praxis ist und im Studiengang (ohne IP) eher vernachlässigt wird, obwohl es ein sehr weites Themenfeld darstellt. Außerdem habe ich durch mein Orientierungspraktikum gemerkt, dass man öfter mit dieser Thematik konfrontiert wird als man vielleicht denkt, denn Inklusion bezieht sich nicht nur auf Kinder mit z.B. körperlichen Behinderungen, sondern „zunächst auf alle Kinder“ (vgl. Seitz/ Scheidt 2012).

Des Weiteren sollte es vermehrt Einblicke in die genaue Unterrichtsgestaltung, z.B. im Deutschunterricht, geben. In der Ringvorlesung wurde uns gezeigt, wie beispielsweise eine richtige Literaturauswahl zur Inklusion beitragen kann und was es bei dieser Auswahl alles zu beachten gibt als Lehrkraft. Mit direkteren bzw. konkreteren Beispielen kann man sich besser vorstellen, wie man bestimmte Modelle auf verschiedene Themen anwenden kann.

 

Literaturangaben:

Hummrich, M. (2016): Homogenisierung und Heterogenität – Die erziehungswissenschaftlichen Bedeutung eines Spannungsverhätnisses. In: Tertium comparationis. Journal für International und Interkulturell Vergleichende Erziehungswissenschaft. Vol. 22, No. 1, Waxmann Verlag GmbH, Münster. S. 39-58.

Prengel, Annedore (2003): Kinder akzeptieren, diagnostizieren, etikettieren? Kulturen‐ und Leistungsvielfalt im Bildungswesen. In: Birgit Warzecha (Hrsg.): Heterogenität macht Schule. Beiträge aus sonderpädagogischer und interkultureller Perspektive. Münster. S. 27–40. Münster

Stadler-Altmann, U. (Hrsg.) (2016): Lernumgebungen. Erziehungswissenschaftliche und architekturische Perspektiven auf Schulgebäude und Klassenzimmer. Opladen; Berlin; Toronto Verlag: Barbara Budrich. S. 7.

Internetquellen:

Riehl, C.M./ Schroeder, C. (2022): DaF/DaZ im Kontext von Mehrsprachigkeit. S.69-74.
https://dafdigital.de/ce/daf-daz-im-kontext-von-mehrsprachigkeit/detail.html  [10.07.2024]

Seitz, S. / Scheidt, K: Vom Reichtum inklusiven Unterrichts – Sechs Ressourcen zur Weiterentwicklung. (2012).  Zeitschrift für Inklusion.

https://www.inklusion-online.net/index.php/inklusion-online/article/view/62/62 [10.07.2024]


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