Was mir bei der Vorlesung besonders in Erinnerung geblieben ist, ist auch die eigentliche Kernaussage: Jede Schülerin und jeder Schüler ist ein Individuum mit einzigartigen Stärken, Schwächen und Bedürfnissen. Dies scheint erst einmal selbstverständlich, doch die Herausforderung als zukünftige Lehrperson liegt in den Widersprüchen, die der Grundsatz von Heterogenität im System Schule mit sich bringt. Vorurteile und Verallgemeinerungen sind zutiefst menschliche Tendenzen und auch oft vorteilhaft, jedoch ist es elementar, diese kontinuierlich zu hinterfragen. Man muss sich als Lehrperson darüber im Klaren sein, dass die Bias, die man angelernt hat, ob nun genderspezifisch oder ähnlich, sehr reale Auswirkungen auf das Leben von SuS haben können.
Was mir an der Vorlesung gefallen hat, war die fächerübergreifende Abarbeitung des Themas Heterogenität. Ich hab das Gefühl, dass man im Lehramtsstudium oft in der Blase seiner Fächer ist und trotz der erziehungswissenschaftlichen Seminare wenig über andere Fächer erfährt. Für mich war es interessant, auch Einblicke außerhalb meiner Fächer, also zum Beispiel in den Naturwissenschaften zu gewinnen. Ich denke, ich kann viel aus der Ringvorlesung mitnehmen, da ich auch im Rahmen meiner Nebenjobs viel mit Kindern und Jugendlichen arbeite. Außerdem denke ich, dass sich die Konzepte auch auf andere Lebensbereiche übertragen lassen und ich durch den einen oder anderen Denkanstoß aus der Vorlesung generell offener und empathischer auf Menschen zugehen werde.
Tagged: abschluss, rv13 5. Juli 2018
Die zehnte Vorlesung schloss in ihrem Inhalt an die vorangegangene an, denn es ging um wieder um Gender, diesmal spezifisch im Fremdsprachenunterricht. Generell herrscht noch immer die Annahme, Mädchen wären Sprachunterricht oder in kommunikationsbasierten Fächern generell leistungsfähiger als Jungen, die wiederherum angeblich besser in den Naturwissenschaften abschneiden. Auch ich bin mit diesen Vorurteilen in meiner Schullaufbahn in Kontakt gekommen. In der 6. Klasse konnten wir zwischen Französisch und Latein wählen und es fiel auf, dass die Mädchen eher Französisch und die Jungen eher Latein wählten, was oft damit begründet wurde, Latein sei als tote Sprache eher analytisch (‚wissenschaftlich‘) fundiert als Französisch und sprach somit die Jungen eher an. Später spiegelte sich das auch in der Oberstufe wider, denn das Sprachprofil wählten fast ausschließlich Mädchen, die Jungen eher die naturwissenschaftlichen Profile. Im Englisch- und Spanischunterricht hingegen war die Leistung beider Geschlechter jedoch eher ausgeglichen.
Als motivationstheoretischen Ansatz zur Motivation beider Geschlechter im Sprachunterricht bietet sich der sozialkonstruktivistischen Ansatz von Williams und Burden an. Diese Theorie geht davon aus, dass uns unsere Umwelt und Gruppenzugehörigkeiten beim Lernen beeinflusst und sich auf unsere Leistungsfähigkeit und die Annahme oder Ablehnung von Rollenzuschreibungen von außen auswirkt. Demzufolge ist es besonders wichtig, SuS und auch ihre Eltern über genderspezifische Vorurteile aufzuklären und die SuS zu motivieren, sich davon nicht zu sehr lenken zu lassen.
In Unterrichtsmaterialien und Schulbüchern finden sich meiner Erfahrung nach noch immer gendersensible Vorurteile. Dazu gehörten in Fremdsprachenlehrbüchern oft stereotype Interessen und Hobbies von Mädchen und Jungen. Als Lehrperson s0llte man seine SuS dafür sensibilisieren.
Tagged: fremdsprachenunterricht, rv10 14. Juni 2018
In der neunten Vorlesung, gehalten von Christoph Fantini, ging es um Genderrollen und -perspektiven und ihren Einfluss in der Schule. Dieses Thema ist immernoch relevant, weil Rollenzuschreibungen und die Performanz stereotyper Rollenvorstellungen in Bezug auf Gender nicht nur die SuS beeinflussen, sondern auch die Lehrpersonen. Auch heute halten sich bestimmten Vorstellungen hartnäckig, zum Beispiel das Mädchen im Allgemeinen ruhiger, zurückhaltender und fleißger sind, Jungen hingegen aktiver, rebellischer und weniger diszipliniert. Auch was Leistungsstärken angeht, gibt es viele klischeehafte Vorstellungen, zum Beispiel dass Mädchen eher in Sprachen oder Kunst begabt sind und Jungen eher in den Naturwissenschaften und Sport. Diese Vorurteile beeinflussen die Performanz der SuS, da sich viele im heranwachsenden Alter daran orientieren und sich bemühen, sich dem Status quo und den Erwartungen, die gefühlt an sie gestellt werden, anzupassen.
Auch in meiner Schulzeit herrschten diese Rollenbilder vor, wobei ich persönlich nie sonderlich unter ihnen litt. Die Mädchen wurden meiner Wahrnehmung oft von den Lehrpersonen bevorzugt und hatten generell bessere Noten (natürlich mit vielen Ausnahmen). Im Sportunterricht waren die Jungs oft sehr viel engagierter und aktiver als die Mädchen, in den Sprachen waren die Mädchen dagegen überwiegend engagierter und aktiver.
Als Beobachtungsaufgabe für das Praktikum könnte man einerseits die Lehrpersonen beobachten und wie sie mit Jungen und Mädchen generell umgehen oder ob es Unterschiede in ihrem Umgang mit beiden Geschlechtern gibt. Andererseits könnte man auch die SuS beobachten, während des Unterrichts als auch während der Pausen, um zu untersuchen, wie sie innerhalb ihrer Geschlechtsgruppe miteinander umgehen und mit dem jeweils anderen Geschlecht. Ich bin sicher, dass aus den Beobachtungen interessante Schlussfolgerungen ablesen lassen.
Tagged: gender, rv09 7. Juni 2018
Das Thema Inklusion wurde und wird noch immer kontrovers diskutiert und bei weitem nicht von allen Experten im Bereich Bildung befürwortet. Aussonderung von SuS mit besonderem Förderbedarf bedeutet in diesem Zusammenhang, dass SuS nicht in die Regelklassen eingegliedert werden sondern mit einer Gruppe ähnlicher Kinder unterrichtet werden. Dies hat weit reichende Konsequenzen für die SuS mit Förderbedarf, aber auch für die ohne, denn SuS mit und ohne besonderen Förderbedarf können viel voneinander lernen. Kinder mit besonderen Bedürfnissen brauchen Vorbilder in Bezug auf Sprachentwicklung, Verhalten etc, besonders Gleichaltrige können als Vorbilder dienen. SuS ohne besonderen Förderbedarf profitieren aber auch von der anderen Gruppe, denn sie lernen dadurch Respekt und Toleranz vor beeinträchtigten Menschen und können dadurch eher Empathie entwickeln.
Die Diagnosen ‚Förderschwerpunkt: Wahrnehmung und Entwicklung‘ und ‚Förderschwerpunkt: Lernen‘ sind sehr allgemein gehalten und können daher alle möglichen Diagnosen bedeuten. Als Lehrperson ist es wichtig, sich intensiv mit den betroffenen SuS zu befassen, um sie individuell am besten fördern zu können. Diese vagen Diagnosen können von ADHS über Autismus bis zu leichten Leserechtschreibschwächen alles bedeuten. Auch enge Zusammenarbeit mit den betroffenen Eltern und Sonderpädagogen ist essentiell.
Als Lehrperson ist es meines Erachtens besonders wichtig, SuS mit Förderbedarf aktiv einzubeziehen und die anderen SuS daraus einzustimmen. Auch ein gewisses Feingefühl im Umgang mit den Betroffenen Kindern, aber auch mit deren Eltern sind von Bedeutung. Letztich ist gelungen Inklusion auch eine Frage der Motivation und der Bgeisterung dafür.
Tagged: Rv08 31. Mai 2018
Religion ist neben Sprache, Herkunft, Geschlecht etc ein wichtiger Faktor von Heterogenität. Unsere Gesellschaft ist schon lange nicht mehr vorwiegend christlich geprägt und es gibt viele andere Religionsgemeinschaften, was sich auch in der Schule und im Unterricht widerspiegeln sollte. Hier ist es wichtig, die SuS mit verschiedenen Religionen und Weltanschauungen vertraut zu machen und Toleranz und Respekt für unterschiedliche Religionen zu schaffen. In begegnispädagogischen Settings haben die SuS die Möglichkeit, mit Glaubensvertretern zu kommunizieren oder Glaubensstätten zu besichtigen.
In meiner eigenen Schulzeit kam es nicht zu begegnispädagogischen Settings. Ab der 6. Klasse wählte ich Philosophie statt Religion und beschäftigte mich kaum weiter mit dem Thema. Ich erinnere mich aber daran, dass im Religionsunterricht sehr darauf geachtet wurde, alle Weltreligionen so neutral wie möglich zu behandeln und die SuS nicht in irgendeiner Art zu beeinflussen. Ausserdem wurden SuS aktiv einbezogen, die zu einer Religionsgemeinschaft gehörten, die wir als Thema behandelten.
Eine Beobachtungsaufgabe könnte darin bestehen, die Kleidung, religiösen Symbole oder Essgewohnheiten von SuS zu analysieren, um daraus eventuell zu schliessen, wie sie mit ihrer Religion im täglichen Leben und in der Schule umgehen. Ausserdem wäre es interessant zu beobachten, wie SuS mit Religionen umgehen, denen sie nicht angehören bzw ob das überhaupt eine Rolle spielt.
Herausforderungen reliöser Pluralität könnten meines Erachtens in der Schule darin bestehen, inwieweit Religion die SuS im Schulalltag beeinflussen darf. Was ist, wenn Eltern ihre Kinder aus religiösen Gründen nicht am Schwimmunterricht teilnehmen lassen oder auf Klassenreuse fahren lassen? Es gibt noch viele weitere interessante Fragen zu dem Thema.
Tagged: religiöse Pluralität, Rv06 17. Mai 2018
In der fünften Vorlesung zum Thema Umgang mit Heterogenität ging es um sogenannte Seiteneinsteiger, also SuS aus anderen Ländern mit gar keinen oder geringen Deutschkenntnissen, die in Bremen erst einen Vorkurs zum Spracherwern besuchen und dann in die Regelklassen eingegliedert werden. Dies stellt die Lehrpersonen vor einige Herausfofderungen; Seiteneinsteiger haben oft sehr unterschiedliche Bildungshintergründe und deutsche Sprachkenntnisse. Ausserdem haben sie in den Vorkursen nur ein Jahr Zeit die Sprache im Idealfall so gut zu lernen, dass sie am Regelunterricht ohne grössere Probleme teilnehmen können. In Bremen haben die SE ausserdem die Möglichkeit, schon früher an weniger sprachbasierten Fächern wie Sport und Kunst am Regelunterricht teilzunehmen.
In meiner eigenen Schulzeit hatte ich so gut wie gar nichts mit Seiteneinstergern zu tun, die SuS waren ziemlich homogen und es gab keine Vorkurse, jedoch eine bilinguale Klasse, in der die Fächer auf Deutsch und Italienisch unterrichtet wurden. Kontakt zu Seiteneinsteigern hatte ich das erste Mal während meines Orientierungspraktikums, in dem ich beim Deutschunterricht in einem Vorkurs assistierte. Diese Erfahrung ist mir sehr positiv in Erinnerung geblieben, ich erlebte die Seiteneinsteiger als ungemein motiviert, fleissig und höflich. Darüber hinaus war ich sehr beeindruckt von dem Tempo, mit dem sich einige von ihnen Deutsch aneigneten. So konnten einzelne SuS schon nach 3 Monaten in Deutschland und ohne Vorkenntnisse der Sprache komplexe, flüssige Unterhaltungen führen. Die Lehrperson förderte sie mit anspruchsvollen Übungen, ging jedoch auf auf die individuellen Vorkenntnisse der SE ein.
Im Englischunterricht könnte es schwierig sein, sich auf die SE einzustellen, denn dazu müsste man ihre Sprachkenntnisse genau kennen. Viele SE haben Englisch auch schon in ihren Herkunftsländern gelernt, darauf müsste man eingehen. Falls dies nicht der Fall ist und sie im deutschen flüssiger sind als im Englischen, könnte man ihnen die Aufgabe geben, Texte, Dialoge o.ä. erst einmal ins deutsche zu übersetzen und nicht wie ihre Mitschüler gleich die Aufgabe in der Zielsprache Englisch bearbeiten.
Tagged: RV05, Seigeneinsteiger 10. Mai 2018
- In der vierten Vorlesung zum Thema „Sprachliche Heterogenität“ ging es um Heterogenität in naturwissenschaftlichen Fächern, insbesondere in Physik. Es wurde unter anderem die Hypothese, in den naturwissenschaftlichen Fächern gäbe es weniger Raum für sprachliche Missverständnisse widerlegt. Empirische Studien ergaben zum Beispiel, dass Schülerinnen in mehreren Schulfächern über Jahre hinweg bessere Noten erzielten als Schüler, und dass in heterogen zusammengesetzten Gruppen bessere Ergebnisse erzielt wurden als in eher homogenen Gruppen.
- In meiner eigenen Schulzeit wurde weniger nach Leistungen differenziert, als es heute üblich ist, was aber auch daran lag, dass auf meinem Gymnasium eine größere Homogenität der SuS herrschte, als ich es an anderen Schulen mitbekommen habe. Verschiedene Lerntempos wurden normalerweise über Zusatzaufgaben ausgeglichen, was ich als positiv empfand. So wurde verhindert, dass leistungsstärkeren SuS langweilig wurde, und leistungsschwächere SuS fühlten sich weniger unter Druck gesetzt, die Aufgaben so schnell und effinzient wie möglich zu lösen.
- Im Englischunterricht könnte man zum Beispiel mit einem Hörverstehen beginnen und die SuS danach in möglichst heterogenen Gruppen einen Lückentext dazu ausfüllen lassen. So wird beim Hörverstehen erst einmal das Vorwissen aktiviert, auf das die SuS dann im zweiten Teil zuückgreifen und mit den anderen teilen können.
- Eine mögliche Antwort an die Kollegin: Es ist klar, dass die Heterogenität von SuS zu Schwierigkeiten beim Unterrichten führen kann, aber der Gewinn ist sehr viel größer als die Herausforderungen, vor die sie uns stellt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sowohl leistungsstärkere SuS als auch Leistungsschwächere voneinander profitieren können und wir als Lehrpersonen sollten das fördern und SuS nicht voneinander isolieren.
Tagged: RV04, sprachliche heterogenität 26. April 2018
In der dritten Vorlesung, gehalten von Prof. Dr. Klee, ging es um das Konzept der doppelten Heterogenität und inwieweit man sie in der Unterrichtspraxis berücksichtigen sollte. Laut diesem Konzept beinhaltet Heterogenität in der Schule nicht nur Faktoren wie Religion, Muttersprache oder den kulturellen Hintergrund, sondern auch das ‚Vorwissen der SuS, also die Vorstellung, die sie von Begriffen oder Systemen haben. Sprache ist oft enorm unpräzise und wie Begriffe aufgefasst werden in vielen Fällen subjektiv geprägt, was im Unterrichtsgespräch zu Missverständnissen führen kann. Für mich als zukünftige Politiklehrerin ist dieses Konzept von grosser Bedeutung, da in diesem Fach viel und intensiv diskutiert wird, und Verständigungn auf bestimmte Definitionen daher eine grosse Rolle spielt.
Im Politikunterricht wird mit grossen Begriffen wie ‚Staat‘, ‚Demokratie‘ oder ‚Recht‘ gearbeitet. Diese Begriffe sind nicht nur an sich extrem vage, sondern unterliegen auch dem historischen Wandel. Ich halte es daher für wichtig, sich diesen Konzepten ausführlich gemeinsam zu widmen, um überhaupt eine Basis für Diskussion und Wissensaustausch und -vermittlung zu schaffen. Konkret könnte man das anhand von Mindmaps machen, Stuhlkreisen und Gruppenarbeiten. Ich denke, es kann für den Unterricht enorm bereichernd sein, verschiedene Auffassungen von Begriffen und Konzepten zu diskutieren und warum diese vorhanden sind. Warum hat das Wort ‚Staat‘ für einige SuS vielleicht eine eher positive Konnotation und für andere nicht?
Beobachten sollte man vor allem, in welchen Zusammenhängen im Unterricht Missverständnisse auftreten und wie die SuS als auch die Lehrpersonen damit umgehen.
Tagged: doppelte heterogenität, RV03 20. April 2018
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10. April 2018