Nach der Diagnosestellung, im Jardin de Plantes in Paris

Paris ist wundervoll, gerade im Frühjahr, ach, egal zu welcher Zeit. Es ist die Stadt der Liebe sagt man. Ja, ich war da. Und es blüht in den Gärten der Stadt. Der Jardin de Plantes ist wunderschön. Im Frühjahr sind es die Tulpen, fast riecht man sie. Paris, die Stadt der Liebe und des Lebens, es ist  schön dort. Dort traf ich aber auch ihn, nach der Diagnosestellung, den Panther, im Jardin des Plantes.

Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.

Rainer Maria Rilke, 6.11.1902, Paris

Literatur: Reiner Maria Rilke – Gedichte, Der Panther, S. 106,Verlag: Phillip Reclam jun., Stuttgart, 1997

 

Dieses Gedicht gefällt Manfred, wie er mir sagte. Irgendwie passt es, und irgendwie auch nicht. Vielleicht ist das so mit Gedichten und dem Leben. Eine lyrische Welt und eine Reale, zu bewältigende Welt. Das Leben gilt es neu zu ordnen, eine neue Wohnung, vielleicht Menschen, die bei einem bleiben möchten. Vielleicht auch nicht. Der Ort des Lebens ist klein geworden.



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