Die Finnen sind glücklich

Im Weserkurier veröffentlichte Christoph Arens am Sonnabend, d. 19. März 2022 den Artikel “ Das Glück der Finnen“.

Der vormalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begründete die Ausrufung des „World-Happiness-Day“ damit, das zum Glück mehr gehört als Wirtschaftswachstum und Umsatz. Zum Glück gehört auch Gemeinwohl, Mitgefühl und nachhaltige Entwicklung. Nach der in New York veröffentlichen Liste für das Jahr 2021 ist Finnland zum fünften Mal in Folge das glücklichste Land der Welt, und die dort lebenden Menschen. Dem veröffentlichen Bericht zu Folge sind die Finnen die glücklichsten Menschen, weil sie ein ausgeprägtes gegenseitiges Vertrauen haben, ihren Mitmenschen und Institutionen gegenüber, sich gegenseitig unterstützen und Verantwortung füreinander übernehmen. Sie  sind Künstler*innen.

Christian

Beziehung, Schmerz, Angst, Krankheit, Freude, Verlassensangst sind manchmal schwer zu bewältigen, zu gestalten, zu tragen. Vertrauen hilft, in den Anderen, seine Fähigkeiten, seinem Lebenswillen, seine Anstrengungen, sein Bemühen, seine Kraft, ebenso wie Vertrauen in die eigene Kraft. Nicht wegsehen.

Ist das Kunst- oder kann das weg?

Für Joseph Beuys bedeutet „Soziale Plastik“: „Die Gesellschaft als Kunstwerk“

Die Soziale Plastik beginnt, wenn das Individuum zum Schöpfer eigener Ideen wird, Kreativität lebt. Beuys war Gründungsmitglied der Partei Die Grünen. Sein Anliegen, seine Auseinandersetzung bezog sich auf das Gebilde „Gesellschaft“, politisches Handeln, Zusammenleben, gegenseitige Verantwortung übernehmen, das Lebendige erhalten, schützen. Seine Ansicht von Spiritualität zeigte er in der Performance „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“, am 26. November 1965 in der Galerie Schmeler in Düsseldorf.

Christian:

In der Beziehung zu Manfred erlebe ich jeden Tag Gestaltung. Gestaltung im Gegenseitigen Miteinander, Sackgassen im Handeln, neue Richtungen. Ereignisse fordern neue zu erarbeitende Lösungen. Das ist auf der einen Seite sehr anstrengend und auf der anderen Seite sinnvoll. Und von allem bleibt, die Beziehung leben zu lassen. Der Begriff der gegenseitigen Führsorge, Obacht und nebeneinander wirkenden lässt das Tun sinnvoll erscheinen. Ist das Kunst? Ist somit jeder Mensch ein Künstler?

 

 

 

10 mg Mestinon- noch ein Schlüssel

 

Mestinon

Mestinon ist das Medikament der Wahl zur Therapie/ Behandlung der Myasthenia gravis. Was macht das Medikament? Es lässt die Botenstoffe länger im Spalt zwischen Muskel und Nervenende verweilen. Somit ist mehr „Botenstoff-Menge“ im Spalt. Ist eine Andockstelle frei am Muskel ( Rezeptor) kann der Botenstoff schneller andocken und der Muskel bewegt sich wieder. Mestinon ist der Treibstoff und gehört wohldosiert.

 

 

 

 

Mestinon wird bis zu 5 Mal täglich eingenommen, da es gut über 4 Stunden wirkt, Nachts ist es in Retardtform einzunehmen ( wirkt bis zu 10 Stunden), um 8 Stunden Nachtruhe zu erreichen. Mestinon ist die Verheißung, fast das Versprechen, ein „normales“ Leben zu führen.

Manfred 

Ich nehme um 8:00, 12:00, 16:00 und 20:00 jeweils 60 mg Mestinon und um 23:00 90 mg Mestinon mit Retardtwirkung. Bei mir ist die Gesamtmenge 330 mg. In der Regel reicht das, um den Tag zu bewältigen, zu gestalten, Teilhabe am sozialen Leben zu gewährleiten. Bei Anstrengungen brauche ich mehr. Und Experten empfehlen dann, mit den 10 mg Mestinon Tabletten zu experimentieren. Die Tagehöchstdosis liegt bei 400-600 mg Mestinon.

Die Ärzte Franz Blaes und Andreas Meisel benennen im folgendem youtube Video diese Möglichkeit. PS: Das Video dauert über 2 Stunden. Erst ab 1:32:00 min kommen die beiden Ärzte auf dieses Thema zu sprechen:

https://www.youtube.com/watch?v=d9zkU9PMbjI&t=5781s

Unser Experimentieren gestalte sich am Anfang sehr zögerlich, da es so unbeaufsichtigt und fremdartig war. Einfach 10 mg Mestinon nachschmeißen, und das hilft? Ja ist die  Antwort. Die Myasthenia gravis ist leider eine Krankheit für Menschen mit geschulter Körperwahrnehmung, Beobachtung und dem Mut zum medikamentösen Experimentieren, Wir beide, Manfred und ich können nur dazu ermutigen, mit den 10 mg Tabletten Mestinon bewusst zu experimentieren. Im Gespräch mit der Ortsgruppenleiterin Oldenburg konnte ich erfahren, das sie gar nicht wusste, das es Mestinon in 10 mg Dosierung gibt. Sie hat ihre körperlichen Erschöpfungszustände versucht auszuhalten.

 

Porträt/Selbstporträt – das Kohärenzgefühl stärken, Video

Christian

Im letzten Jahr habe ich Manfred gebeten, ein Porträt von mir zu erstellen. Mit seinem Smartphone. Ein Video hat er damit noch nie erstellt.. Er hat mit den einzelnen Funktionen experimentiert, hat geflucht und weiter gefilmt, gelöscht, neu angefangen und am Ende dieses einminütige Video erstellt. Mir ging es darum, ihn probieren und finden zu lassen und sein Ergebnis zu zeigen.

 

Das Kohärenzgefühl- ein Schlüssel

Das Kohärenzgefühl (SOC) stellt die globale Orientierung einer Person dar, hinsichtlich der Dimensionen Verstehbarkeit (interne und externe Reize den Anforderungen entsprechend zu verarbeiten), Handhabbarkeit (Überzeugung der Person, Schwierigkeiten alleine oder mit Hilfe anderer prinzipiell lösen zu können)  und Bedeutsamkeit (Ausmaß, in dem eine Person ihr Leben als sinnvoll empfindet, lebenswert erachtet und Herausforderungen annehmen kann)(vgl. Antonowsky 1997, S.34-36).

Antonowsky, Aaron (1997): Salutogenese, Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt-Verlag

 

Christian

Das Erleben des Kohärenzgefühls,  hat uns viele Schwierigkeiten meistern lassen.  Situationsprobleme, finden von Mitteln zur Bewältigung der Situation  und dann die Umsetzung, das Gelingen der Situation förderte unser Kohärenzgefühl, bescherte uns immer wieder das Erlebnis, ja wir bewältigen das. Ja, wir können die Situation meistern.

Die Myasthenia gravis ist eine chronische Erkrankung, die das Gefühl erzeugt, da lauert etwas, und kann ausbrechen. Ein Schnupfen, eine Zusatzerkrankung, seelische Belastungen können Symptome wie Muskelschwäche, Schluckprobleme auslösen. Und dann verschwinden dies Symptome wieder. Und die Frage, warum ist das jetzt so geschehen, kann nicht beantwortet werden.

Im Laufe der Jahre konnten wir diverse Bewältigungsstrategien erlernen, das Kohärenzgefühl stärken und festigen: muskuläre Schwäche, mehr Mestinon, muskuläre Erschöpfung, Ausruhen, soziale Kontakte pflegen an gute Tagen, Unterstüzung bei den alltäglichen Arbeiten, Pflegedienst aktivieren.

Viel Wissen hilft viel. Leider ist die Myasthenia gravis eine Erkrankung für Wissenshungrige.

Salutogenese – Aron Antonowsky

Salutogenese- Aron Antonowsky

Im Rahmen der salutogenetischen Orientierung geht Antonowsky der Frage nach, welche Faktoren direkt zur Gesundheit beitragen, welche Ressourcen gestärkt werden, damit der Organismus widerstandsfähiger wird und ermöglicht die Rehabilitation der Stressoren im menschlichen Leben. Stressoren beschreibt Antonowsky als Anforderungen an den Organismus, auf die er keine direkt verfügbare oder automatische adaptive Reaktion hat. Das salutogenetische Denken ermöglicht die Untersuchung der Konsequenzen aus den Anforderungen an den Organismus (vgl. Antonowsky 1997, S. 25-26). Die salutogenetische Orientierung verwirft die dichotome Klassifizierung von gesund oder krank, verhindert, dass wir uns ausschließlich auf die Ätiologie der Krankheit konzentrieren und nach der gesamten Geschichte eines Menschen, einschließlich der Krankheit suchen. Es wird der Frage nachgegangen, welche Faktoren das Beibehalten der Position auf dem Kontinuum ermöglichen und welche Faktoren die Bewegung hin zum gesunden Pol, d.h. zu Copingressourcen unterstützen. Copingressourcen stehen im Zentrum der salutogenetischen Orientierung. Stressoren werden als allgegenwärtig angesehen, nicht ausschließlich pathologisch bewertet, sondern als möglicherweise sehr gesund. Die aktive Adaption des Organismus an die Umgebung soll erleichtert werden (vgl. Antonowsky 1997, S. 29-30). Nach Antonowsky ist der bestimmende Faktor im Modell der Salutogenese das Kohärenzgefühl (SOC). Das SOC stellt die globale Orientierung einer Person dar, hinsichtlich der Dimensionen Verstehbarkeit (interne und externe Reize den Anforderungen entsprechend zu verarbeiten), Handhabbarkeit (Überzeugung der Person, Schwierigkeiten alleine oder mit Hilfe anderer prinzipiell lösen zu können)  und Bedeutsamkeit (Ausmaß, in dem eine Person ihr Leben als sinnvoll empfindet, lebenswert erachtet und Herausforderungen annehmen kann)(vgl. Antonowsky 1997, S.34-36).

Antonowsky, Aaron (1997): Salutogenese, Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt-Verlag

Erst mal einen Kaffee

Christian

Es tut gut den Bademantel einzupacken, und zum Kaffee trinken ans Wasser zu fahren. Klaus und ich ich haben das dann auch gemacht.

 

Mitteilung des Bundesministeriums über die Gesundheitsgefahren der seltenen Erkrankungen

Christian

ich habe mich dafür interessiert, inwieweit Menschen mit einer seltenen, chronischen Erkrankung gesetzlich verortete Unterstützung erfahren. Der Gesetzgeber hat vorgesorgt und Gesetze zur besonderen Unterstützung erlassen. Selbsthilfegruppen erfahren eine besondere Zuwendung.

 

„Eine Erkrankung gilt nach den Richtlinien der Europäischen Union als selten, wenn nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen  von ihr betroffen sind (BMG 2020). Bei der M.g. ist die Prävalenz mit 60-150/Million angegeben (vgl. Köhler 2012, S.43). Das Statistische Bundesamt veröffentlicht 2018 im Statistischen Jahrbuch für das Jahr 2016 eine Bevölkerungsgröße von 83,2 Millionen Einwohnern (vgl. Statistisches Bundesamt 2021). Daraus ergibt sich für die Menschen mit M.g. eine Betroffenenanzahl von ca. 4950 bis 12375 Erkrankten bundesweit, unregelmäßig verteilt. Das BMG stellt fest, dass seltene Erkrankungen Besonderheiten aufweisen. Dazu gehören die geringe Anzahl der Patient*innen, eine die Durchführung von Studien erschwerende Verteilung in überregionale Gebiete  und eine geringe Anzahl von Expert*innen, die eine Versorgung sicherstellen. Wege zu guten Versorgungs- und Behandlungsmöglichkeiten sind lang, häufig nicht klar ersichtlich. Betroffene fühlen sich allein gelassen, die Diagnose wird erst deutlich verzögert gestellt und sie erfahren wenig bis gar keine Unterstützung.

Die gesundheitliche Selbsthilfe wird neben der medizinischen Versorgung immer mehr zu einer zentrale Säule in unserem Gesundheitssystem. Selbsthilfegruppen (DMG-Deutsche Myasthenie Gesellschaft) ergänzen hier das professionelle Versorgungssystem. Sie bieten den Betroffenen und Angehörigen Ressourcen durch gegenseitige Hilfe und Erfahrungsaustausch. Die Selbsthilfeförderung durch das Bundesministerium für Gesundheit liegt dabei schwerpunktmäßig auf bundesweiten Modellprojekten und Maßnahmen, die sich neuen Herausforderungen und Entwicklungen in der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe zuwenden und aufgreifen. Durch die Selbsthilfeförderung wird versucht Verbände für seltene Erkrankungen zu unterstützen. Das Selbsthilfeengagement in den einzelnen Organisationen wird gestärkt und Zugänge zur Selbsthilfe aufgezeigt. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Selbsthilfegruppen nach der gesetzlichen Regelung zur Selbsthilfeförderung (§ 20h SGB V) von den Krankenkassen unterstützt werden (vgl. BMG 2020, Selbsthilfegruppen).“

 

Literatur:

Bundesministerium für Gesundheit: Seltene Erkrankungen , online verfügbar unter:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/seltene-erkrankungen.html (Abruf: 22.11.05.2021)

Köhler, Wolfgang; Sieb, Jörn Peter (2012): Myasthenia gravis, 4. Auflage. International Medical Publishers London, Boston; Bremen: UNI-MED

Statistisches Bundesamt (Destatis), Bevölkerung im Jahr 2021, online verfügbar unter:                            https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/_inhalt.html   (Abruf: 4.1.2022)

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Christian

Das Problem, was sich aus der Situation der seltenen Erkrankung der Myasthenia gravis ergibt ist, das Krankenkassen, Pflegedienste, Patientenberatungen dem Gesetz nicht Rechnung tragen können. Sie sind über Tragweite, Erscheinungsform, Bewältigungsstrategien schlicht weg nicht informiert. Sie kennen die Erkrankung nicht. Schulung, Ausbildung im Umgang mit der Erkrankung können nicht erbracht werden. Die Betroffenen gehen den mühseligen weg der Eigenedukation. Und versuchen die Lebenssituation und den Alltag zu bewältigen.

 

 

Die Selbsthilfegruppe stärkt, Probleme lassen sich leichter bewältigen

Selbsthilfegruppen können das Gefühl „gemeinsam sind wir stärker“ und „wir verstehen dich“ vermitteln. Dieses Gefühl kann helfen, Probleme besser zu bewältigen. Selbsthilfegruppen können durch Gruppen-Treffen, Monatszeitschriften, Informationsbroschüren, Tutorials, Chatgruppen Wissen vermitteln, die Betroffenen zu Bewältigungs-Experten ihrer Situation machen.

Link zur „Deutschen Myasthenie Gesellschaft“: https://dmg-online.de/

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Manfred

Am 12.1.2022 haben wir uns zu einem kurzen Interview zum Thema Selbsthilfe Gruppe der Myasthenia gravis Gesellschaft bei Manfred verabredet. Er hatte beim Interview Tee getrunken und über seine Erfahrungen berichtet. Im folgenden Abschnitt habe ich einen Teil des Gesprächs wörtlich wiedergegeben.

Manfred:  Die Jahre 2000, also ab Mai 2010 bis Ende 2011 waren die (psychisch) schlimmsten Jahre.

Intervier:   Ja.

Manfred:  2012 und bis zur Hälfte. Aber ich habe dann auf Anraten des Dr. T (…).

Intervier: Dr. T ist der ist der Neurologe, der dich betreut?

Manfred:  Ja (…) Kontakt zu der Gesellschaft für Myasthenie in Bremen aufgenommen, die hier im Hauptsitz in Bremen. Da gibt es für die ganze Bundesrepublik Regionalgruppen. Und die Regionalgruppe für Bremen veranstaltet zwei, drei Mal im Jahr Treffen mit…puh…Menschen die diese Krankheit auch haben, Angehörigen, von Myasthenia gravis Patienten (…).

Intervier:   Hilft diese Gruppe?

Manfred:  Da komm ich gleich zu.

Diese Myasthenie-Gesellschaft in Bremen publiziert auch (…), ich glaube vier Mal im Jahr ne Zeitschrift, in der äh (…), Berichte von Fachärzten, Myasthenie-Zentren (…) äh (…) Erfolgen und Misserfolgen von Behandlungen berichtet wurde, ähm, aber auch Berichte von diesen Regionaltreffen (…).

Jetzt hab ich deine Frage vergessen.

Intervier:   Hilft dir diese Selbsthilfegruppe?

Manfred:  Nein.

Intervier:  Gibt die Unterstützung (…), die hilft nicht?

Manfred:  Nein (…), ich bin (…).

Intervier:   Was fehlt?

Manfred:  Ich bin mehrfach in Bremen gewesen. Ich bin auch in ein paar anderen Bundesländern gefahren. Ich bin in Hamburg gewesen. Ich bin in Niedersachsen bei einigen Treffen gewesen (…). Aber es gab nie einen Austausch und es gab immer nur Vorträge und Fragen (…), (hörbares Atmen), die beantwortet wurden waren eigentlich selten. Da gab`s mal eine einzige Vorstellung mal in Hamburg im Krankenhaus in Eppendorf, bei der aber auch noch herauskam, das eigentlich die Ärzte, die vortragenden Ärzte, Werbung zur Behandlung in diesem Krankenhaus machten.

Intervier:  hm (bejahend), konntest du da über diese Selbsthilfegruppe Menschen kennenlernen, die eine Myasthenia gravis haben und die dir zur Seite stehen und denen auch du zu Seite stehen konntest?

Manfred:  Nein. Wenn ein Vortrag zu Ende war, löste sich die Gruppe auf.

Intervier:  Und es gab keine Bestrebungen und Interessen zum Knüpfen von privaten Kontakten?

Manfred:  Es gab keine Anregung dazu. Ich hätte mich natürlich irgend Jemanden zuwenden wollen (…) aber (…) die Gruppen wurden aufgelöst und (…) mhm (…) man ging auseinander.

Intervier:  Bist du noch in der Gesellschaft?

Manfred:  Ich habe (…), ich bin in diesem Jahr ausgetreten.

Ich habe zum Jahresende 2018 gekündigt, meine Mitgliedschaft, weil, weder diese Gruppen, noch die Zeitschriften für mich Sinn bedeuten. Es gibt also sehr viele widersprüchliche Dinge.

Es mag ein vernünftiger Anlaufpunkt gewesen sein (…), die Beiträge (Artikel) und die Vorträge die ich geregelt gehört habe, beigetragen, daß ich mich über die Krankheit (…) anders, oder genauer informieren konnte  als ich das auch über das Internet gemacht habe. Aber es gibt viele Widersprüche, ein Beispiel: Man sollte sich also hüten vor irgendwelchen körperlichen Aktivitäten (..), weil, das wäre also, ja, das das würde die Myasthenie eigentlich noch vergrößern. Also die Symptome verschlimmern.

Intervier:  mhm, ja.

Manfred:  ähm (…)

Intervier:  Was macht…

Manfred: Ich hab darauf gehört (…).

Intervier:  Ja.

Manfred:  Und hab dann überhaupt nichts mehr gemacht.

Intervier:  Ja.

Manfred:  Ich bin einfach dick geworden.

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Eine von der Myasthenia gravis begleitete Betroffene erzählt:

„Es war ein miteinander reden und austauschen in der Gesellschaft. Wir mussten beide damit klar kommen, jeder auf seine Weise. Daher alles gut. Es braucht Zeit und Geduld auf beiden Seiten.Mehr aus den 4 Wänden rauskommen und mal etwas anderes sehen wünsche ich mir.“

Ihr Lebensgefährte äußerte sich dazu:

„Selbsthilfegruppen fehlen, die die praktischen Herausforderungen im Alltag thematisieren. Die Regionalgruppe der Deutschen Myasthenie-Gesellschaft ist auf die Vermittlung von medizinischen Wissen und die Organisation von Frontal-Vorträgen fokussiert und wünscht keine „Stammtischgespräche“ in denen Betroffene und deren Partner sich gegenseitig ermutigen und helfen. Das ist schade.“

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Die Deutsche Myasthenie Gesellschaft (DMG)

Die Deutsche Myasthenie Gesellschaft (DMG)  ist ein am 18.04.1986 in Göppingen gegründeter eingetragener Verein. Der Verein finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, 60 Euro Jahresbeitrag, Spenden und Zuwendungen der folgenden Krankenkassen, für 2019: Barmer GEK, TK und KHK. Seit 2007 befindet sich die Geschäftsstelle in der Westerstrasse 93 in Bremen. Im Vereinsprofil werden Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um auf diese seltene, neurologische Erkrankung Myasthenia gravis aufmerksam zu machen und eine schnellere Diagnosestellung bei Ärzten*innen für Betroffene zu ermöglichen, als wichtigste Aufgaben und Ziele benannt. Als weitere Aufgaben werden eine enge Zusammenarbeit und Informationsaustausch mit dem Ärztlichen Beirat der DMG, finanzielle Unterstützung und Förderung bei wissenschaftlichen Forschungsprojekten, die neueste Erkenntnisse über diese seltene Erkrankung liefern und die Behandlung der Betroffenen verbessern und die Vergabe von Forschungsaufträgen benannt. Das Erfassen von Daten der in Deutschland lebenden Betroffenen, soweit diese damit einverstanden sind, Beratung der Mitglieder und Unterstützung in sozialen Angelegenheiten z.B. bei Antragstellung auf Berentung, Schwerbehindertenausweis, Reha, Widerspruchsverfahren komplettieren die Zielsetzung des Vereins. Die monatlich erscheinende Vereinszeitschrift sichert die aktuelle Informations- und Austauschmöglichkeiten der Mitglieder und Interessierte. Aktuelle Sonderausgaben ergänzen die benannten Zielsetzungen (vgl. DMG e.V.2018,S.3-5). In dem Verein sind aktuell ca. 3400 Mitglieder über Regionalzugehörigkeit organisiert. Die Regionalgruppen werden von Regionalgruppenleiter*innen betreut. Vereinsbeitritte ordnen sich den Regionalgruppen sofort zu.

Im Haushaltsjahr 2019 werden kassenübergreifende und kassenindividuelle Förderungen von insgesamt 99.400 Euro gewährt. Diese Gelder werden für Myasthenie-Symposien für Patienten und Angehörige, sowie Filmmitschnitte für DVD-Veröffentlichungen verwendet.  Workshops für regionale Ansprechpartner*innen, mit den Inhalten: Motivations- u. Kommunikationstraining, Erweiterung medizinischer Kompetenz und „Neu-Betroffenen-Workshops: Stärke durch Wissen“ und Druckwerk mit Erfahrungsberichten (vgl. DMG e.V. 2020, Förderungen) werden über diese Mittel finanziert.Die DMG wird nach§ 20h SGB V: Förderung der Selbsthilfe gefördert.

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Christian

Mein Eindruck als Freund von Manfred ist, das das Unterstützungsangebot der DMG zu wissenschaftslastig ausgelegt ist. Es fehlt die Anleitung und Beratung zu Themen der Alltagsbewältigung. Als Freund von Manfred ist es mir nicht wichtig, ob ein neues Medikament eine nicht signifikante Verbesserung der neuronalen Neuverknüpfung ermöglicht.. Wichtiger ist mir, das Problem zu bewältigen, Manfred beim Frühstücken würdevoll zu unterstützen, wenn die Muskulatur zum Heben der Hände beim Essen noch nicht so richtig wollen.

Es wird mir zu wenig das dauerhafte Thema Angst angesprochen, was sich im Laufe der Zeit eingenistet hat.

 

 

 

 

 

Ist das Kunst oder kann das weg?

Ist es schon ein kunstvoller Akt, eine Beziehung einzugehen?

Eine Skulptur war für Beuys mehr als eine dreidimensionale Arbeit, vielmehr sah er sie als „[…] eine Kräftekonstellation […], die sich zusammensetzt aus unbestimmten chaotischen, ungerichteten Energien, einem kristallinen Formprinzip und einem vermittelnden Bewegungsprinzip.“ Dem Pol der Wärme, der chaotischen Energie, ordnete er den Pol der Kälte, das kristalline Formprinzip, zu. Für Beuys waren diese beiden Pole eine Energie, die den jeweiligen Pol in sein Gegenteil zu transformieren in der Lage sei. Wärme und Kälte sind nach Beuys „überräumliche plastische Prinzipien.“ Seine Plastische Theorie entwickelte er während seiner Studien zu den Romantikern NovalisPhilipp Otto Runge sowie zu Rudolf Steiner und ab 1973 zu Wilhelm Schmundt, nachdem er ihm beim 1. Jahreskongress Dritter Weg im Internationalen Kulturzentrum Achberg begegnet war. In Anknüpfung suchte Beuys die verlorengegangene Einheit von Natur und Geist wiederherzustellen, indem er dem zweckgerichteten Denken ein ganzheitliches Verstehen entgegensetzte, das archetypische, mythische und magisch-religiöse Zusammenhänge einbezieht. Er übertrug das plastische Prinzip, das bei der Erschaffung einer erkaltenden „Form“ durch den Eingriff des Bildhauers („Bewegung“), bei welchem das heiße, warme und sich im Zustand des „Chaos“ befindliche Rohmaterial in das kristalline umgeformt wird, in eine Theorie des kreativen Schaffens. Indem er dieses Gestaltungsprinzip auf das gesellschaftliche Miteinander transformierte, unternahm Beuys den Versuch, die aus seiner Sicht am Materialismus erkrankte westliche Welt zur Neuorientierung zu bewegen; mit Hilfe des von ihm formulierten Denkansatzes sollte eine „neue soziale Bewegung“ entwickelt werden, wie sie unter anderem 1978 im Aufruf zur Alternative beschrieben wurde. Dieser neue soziale Organismus war für Beuys ein Kunstwerk, das er die „Soziale Plastik“ (oder zuweilen: die „soziale Skulptur“) nannte. Alle Menschen, die an diesem neuen Gesellschaftssystem arbeiteten, seien „Mitglieder an der lebendigen Substanz dieser Welt.“

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Beuys

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