Aufgabe zum 06. Vorlesungstermin
11. Mai 2016
Aufgabenstellung: Wilfried Bos stellt in der Begleituntersuchung zu IGLU 2003 fest, dass Jungen sich in der Tendenz – im Vergleich mit der weiblichen Gleichaltrigengruppe – signifikant weniger sicher in Schule fühlen, deutlich weniger gerne zur Schule gehen und eindeutig häufiger das Gefühl haben, dass sich die Lehrkräfte nicht/wenig um sie kümmern. Wie erklären Sie sich diese Ergebnisse und wie könnte man diese Situation verbessern?
Persönlicher Antwortsvorschlag: Meiner Meinung nach könnte der Grund dieser Ergebnisse in der früh-kindlichen Erziehung begründet liegen. Tatsächlich ist man bereits im Kindergarten- und Grundschulalter oftmals umgeben von weiblichen Arbeitskräften, während männliche Bezugspersonen meist in der Unterzahl sind. Beispiele wären besonders Kindergärtner oder Grundschullehrer. Gerade bei jungen Schülern könnte dadurch schnell ein falscher Eindruck geschaffen werden, der ihnen das Gefühl gibt, Mädchen seien von Natur aus besser in der Schule als Jungen.
Hinzu kommen gewisse Vorurteile und Rollenbilder, die sich schon früh in den Köpfen der Kinder einnisten können. So seien Jungen angeblich besser in Mathe, während Mädchen besser im Lesen sind. Doch nicht nur bezüglich Stärken und Schwächen mögen sich diese vorgefassten Meinungen in den Gedanken der Schüler verankern, sondern auch bezüglich einiger charaktertypischen Verhaltensmustern. In einem Jungen wird beispielsweise eher die Möglichkeit gesehen, als „Störenfried“ zu gelten, als bei einem Mädchen, von denen vielmehr ein gewissenhaftes Arbeiten erwartet wird.
Dieser Situation entgegen treten könnte man eventuell, indem man sich bemüht, ein einigermaßen ausgeglichenes Verhältnis zwischen Grundschullehrinnen und -Lehrern herzustellen. Außerdem müsste besondere Aufmerksamkeit auf die Gleichbehandlung der Lehrer an den Schülerinnen und Schülern gerichtet werden. Anstatt sich als Lehrer gewissen Vorurteilen zu fügen, sollte man vielmehr die Förderung der Schüler in den verschiedensten Bereichen in Angriff nehmen. So könnte man Jungen beispielsweise das Lesen oder die Künste attraktiver gestalten und ihnen offen zeigen, dass beide Geschlechter in der Schule erfolgreich sein können. Denn letztendlich sollte jeder Mensch dieselben Chancen im Leben bekommen und sich nicht von falschen Annahmen oder Rollenbildern verunsichern lassen müssen.
Mai 11th, 2016 at 17:53
Liebe Sharon,
ich teile Deine Ansicht, dass ein Grund für die Ergebnisse der Untersuchung in der frühen Kindheit liegen kann. Es ist allgemein bekannt, dass eher Frauen die sozialen Berufen ergreifen möchten. Ich finde, dass wird vor allem im Grundschullehramt deutlich. Ich finde mich häufig in Kursen wieder, in denen weibliche Studentinnen eindeutig überwiegen, wenn sie nicht sogar den gesamten Kurs ausmachen.
Ich finde Deine Lösung durchaus plausibel und wie Projekte an der Uni, aber auch in der Arbeitsagentur zeigen, wird durchaus etwas unternommen, um auch zunehmend Männer für die sozialen Berufe zu begeistern. Ein Beispiel hierfür wäre das Projekt von Herrn Fantini, „Männer in die Grundschule“. Fänden sich mehr männliche Pädagogen in Kitas und Grundschulen, dann würden sich vielleicht auch die vorgefassten Meinungen, die du ansprichst, verändern. Die Beispiele, die Du in diesem Zusammenhang nennst, kennen wir vermutlich alle und ich glaube auch, dass es nur zu einer Änderung dieser Rollenzuschreibungen kommen kann, wenn wir damit beginnen, uns darüber bewusst zu sein, dass es diese Rollenbilder gibt und wir auch alle von ihnen beeinflusst werden. Ich denke, man darf diese Rollenbilder gerade als Lehrkraft nicht außer Acht lassen. Rollenbilder verändern sich im Laufe der Zeit und innerhalb einer Gesellschaft, aber dennoch – ich glaube nicht, dass man Rollenbilder völlig los werden kann. Daher ist es gerade für Lehrkräfte wichtig, sich für Rollenerwartungen zu sensibilisieren und diese Sensibilisierung im Alltag zu nutzen, um sich auch mit den SchülerInnen mit der Problematik von Rollenzuschreibungen auseinandersetzen. Denn nur über eine Kommunikation über Rollenerwartungen, kann diesen entgegen gewirkt und so der Druck von den SchülerInnen genommen werden, einer Rolle gerecht zu werden.