Aufgabenstellung: Sind Unterschiede in den mathematischen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ein Grund zur Sorge?

 

Persönlicher Antwortvorschlag: Der erste Impuls, der sich beim Lesen dieser Aufgabe bemerkbar gemacht hat, war ein ganz klares „nein“. Dafür gibt es diverse Gründe. Der Offensichtlichste ist das unterschiedliche Interessen- und Fähigkeitenfeld der SchülerInnen. Während einige ein höheres Interesse an Naturwissenschaften aufweisen, gibt es gleichzeitig auch Menschen, die bei Naturwissenschaften keinen großen Lerneifer empfinden. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass einigen SchülerInnen literarische Unterrichtsfächer besser liegen, als naturwissenschaftliche und umgekehrt. Daran ist weder etwas falsch, noch besorgniserregend. Dazu kommt, dass in der Oberstufe Mathematik vertieft wird und somit die Kenntnisse, die man für gewöhnlich im alltäglichen Leben benötigt, bereits behandelt wurden. Letztendlich wird die Thematik lediglich problematisch, wenn die mathematischen Leistungen bereits bei grundlegenden Themengebieten, die man im Alltag braucht, stark unterschiedlich sind. Diese Themengebiete beziehen sich jedoch häufig auf die Schulklassen 1-6, weshalb OberstufenschülerInnen in dieser Problematik für gewöhnlich nicht unbedingt mitein begriffen sind.

Ein weiterer Punkt, der zum Nachdenken animieren würde, ist das Maß der Unterschiede. Die Frage, bei wie vielen SchülerInnen die Leistung eher niedrig sind, und bei wie vielen eher hoch, ist ein Umstand, der die Rechtfertigung der Sorge stark beeinflusst. Besonders der jeweilige Lehrer sollte hierbei ein Auge auf die Ergebnisse haben und Schlüsse ziehen können – sollte es nämlich sein, dass der Großteil der SchülerInnen schlechte Noten schreibt und mit dem Stoff partout nicht hinterher kommt, muss eine kritische Sichtweise auf die Lernmethoden und den Lernumfang erfolgen. Sollten sich die Unterschiede allerdings im Rahmen halten, sehe ich persönlich keinen großen Grund zur Sorge.

Schlussendlich ist es in jedem Fall wichtig, dass man als Lehrkraft versuchen sollte, seine SchülerInnen bestmöglich zu fördern und das Interesse zu wecken. Sollte letzteres aber schlichtweg nicht vorhanden sein, ist es ein normaler Umstand. Ich denke, auch hier hat der Umgang mit den SchülerInnen viel mit Heterogenität zu tun und das sollte beachtet werden.

Aufgabenstellung: Ermitteln Sie in einer Lehrbuchreihe Ihrer Wahl Aufgaben, die Ihrer Ansicht nach besonders Jungen oder besonders Mädchen ansprechen. Versuchen Sie diese Aufgabe(n) mit einer umgekehrten Gender-Orientierung umzuformulieren.

 

Persönlicher Antwortvorschlag: Da ich bedauerlicherweise keine alten Schulbücher mehr besitze, habe ich als einziges Material zur Beantwortung dieser Aufgabenstellung schriftliche Notizen und Arbeitsblätter. Auf diesen befindet sich jedoch keine genaue Quellenangabe. Ich bitte dies zu entschuldigen.

Die erste Aufgabe bezieht sich auf das Fach Mathe und dem Thema der linearen Funktionen. Sie lautet wiefolgt:

„Zwei Autovermietungen bieten unterschiedliche Wochentarife an. Autovermietung A: Rinmalige Grundgebühr von 25€ und 0,50€ für jeden gefahrenen Kilometer. Autovermietung B: Keine Grundgebühr und 0,70€ für jeden gefahrenen Kilometer. Stelle jeweils eine lineare Funktion auf, die die beiden Tarife beschreibt und skizziere die zugehörigen Graphen in ein Koordinatensystem.“

Aufgrund des Themas „Autos“ ist diese Aufgabe womöglich eher für Jungen ansprechend. Umgekehrt wäre ein Thema wie die Gebühren einer Pferdekutsche am Hochzeitstag vielleicht für Mädchen ansprechender.

Ebenfalls aufgefallen ist mir auf einem anderen Arbeitsblatt zum Fach Englisch folgende Aufgabe:

„Look at the picture below. Describe it and explain what the artist is trying to say.“ Dabei wurde ein Bild eines neuzeitlichen Graffitigemäldes gezeigt, auf denen zwei Männer unterschiedlicher kultureller Herkunft mit vielen Wunden und Schrammen nebeneinander sitzen und ungeachtet ihrer körperlichen Versassung lachen. Trotz ihrer Unterschiede und der schwierigen Situation, in der sie sich befinden, verstehen sie sich gut miteinander.

Auch hier finde ich, dass das gewählte Bild wahrscheinlich eher Jungen ansprechen könnte. Ein Bild, bei dem derselbe Effekt womöglich bei Mädchen Anklang finden würde, wäre vielleicht eine Szene, in der Mann und Frau unterschiedlicher kultureller Herkunft zusammen in einer kargen Einöde tanzen.

Dennoch sei gesagt, dass meiner Meinung nach das Kastendenken der Genderrollen gerade in höheren Schulklassen nicht mehr ganz zeitgemäß ist. Trotz der allgemeinen Meinung, dass mehr männliche Schüler ein Interesse an Autos hegen, gibt es in der heutigen Zeit auch viele Schülerinnen, die solch ein Interesse teilen. In der Grundschule sind meiner Meinung nach solche stereotypischen Interessenunterschiede deutlicher ausgeprägt, als in der Sek 1 oder der Oberstufe.

Aufgabenstellung: Wilfried Bos stellt in der Begleituntersuchung zu IGLU 2003 fest, dass Jungen sich in der Tendenz – im Vergleich mit der weiblichen Gleichaltrigengruppe – signifikant weniger sicher in Schule fühlen, deutlich weniger gerne zur Schule gehen und eindeutig häufiger das Gefühl haben, dass sich die Lehrkräfte nicht/wenig um sie kümmern. Wie erklären Sie sich diese Ergebnisse und wie könnte man diese Situation verbessern?

 

Persönlicher Antwortsvorschlag: Meiner Meinung nach könnte der Grund dieser Ergebnisse in der früh-kindlichen Erziehung begründet liegen. Tatsächlich ist man bereits im Kindergarten- und Grundschulalter oftmals umgeben von weiblichen Arbeitskräften, während männliche Bezugspersonen meist in der Unterzahl sind. Beispiele wären besonders Kindergärtner oder Grundschullehrer. Gerade bei jungen Schülern könnte dadurch schnell ein falscher Eindruck geschaffen werden, der ihnen das Gefühl gibt, Mädchen seien von Natur aus besser in der Schule als Jungen.

Hinzu kommen gewisse Vorurteile und Rollenbilder, die sich schon früh in den Köpfen der Kinder einnisten können. So seien Jungen angeblich besser in Mathe, während Mädchen besser im Lesen sind. Doch nicht nur bezüglich Stärken und Schwächen mögen sich diese vorgefassten Meinungen in den Gedanken der Schüler verankern, sondern auch bezüglich einiger charaktertypischen Verhaltensmustern. In einem Jungen wird beispielsweise eher die Möglichkeit gesehen, als „Störenfried“ zu gelten, als bei einem Mädchen, von denen vielmehr ein gewissenhaftes Arbeiten erwartet wird.

Dieser Situation entgegen treten könnte man eventuell, indem man sich bemüht, ein einigermaßen ausgeglichenes Verhältnis zwischen Grundschullehrinnen und -Lehrern herzustellen. Außerdem müsste besondere Aufmerksamkeit auf die Gleichbehandlung der Lehrer an den Schülerinnen und Schülern gerichtet werden. Anstatt sich als Lehrer gewissen Vorurteilen zu fügen, sollte man vielmehr die Förderung der Schüler in den verschiedensten Bereichen in Angriff nehmen. So könnte man Jungen beispielsweise das Lesen oder die Künste attraktiver gestalten und ihnen offen zeigen, dass beide Geschlechter in der Schule erfolgreich sein können. Denn letztendlich sollte jeder Mensch dieselben Chancen im Leben bekommen und sich nicht von falschen Annahmen oder Rollenbildern verunsichern lassen müssen.