Sprachspuren in der Stadt
Ausgehend eines Studienprojekts zu dem Thema ‚‚Rekonstruierte Regionen des Niederdeutschen‘‘ haben Leyla Olberding und ich für eine Ausstellung zum Thema der Mehrsprachigkeit in der Stadt Bremen Kartographien des Plattdeutschen (kurz: Platt) in Bremen erarbeitet.
Auf der Grundlage von Literatur- und Internetrecherchen, Expert:inneninterviews sowie geographischer Datenanalysen haben wir versucht, diese scheinbar aussterbende Sprache und ihre Spuren im Sinne einer linguistic landscape in der Stadt sichtbar zu machen. Damit wollten wir auf die (historische) Bedeutung von Platt für die Stadt aufmerksam machen, die sich noch heute auf teils subtile Weise im Stadtraum ablesen lässt und sich weiterhin auf den städtischen Alltag auswirkt.
Die Ausstellung ‚‚Bremen spricht‘‘ fand von März bis Mai 2022 im Focke Museum statt, dem Bremer Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte.
Die Karten wurden beim Plattdeutsch-Wettbewerb der Bremischen Bürgerschaft ‚‚Best op Platt‘‘ ausgezeichnet.
Kartographien des Plattdeutschen
Klaar höört Platt eenfach to de Norden en de Bremers! Man wat is dat mit Plattdütsch hier? Wat hett dat mit so’n Spraak up sik? Woneem snackt se wo? Wat bedüded dat in de historie? Spreken dat blot oole minschen? Wi laadt Se in, dat Se sik hier maal umkieken doot!
Niederdeutsch (umgangssprachlich Plattdeutsch) ist eine geschützte Regionalsprache, die in Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie in den nördlichen Teilen Nordrhein-Westfalens, Sachsen-Anhalts und Brandenburgs gesprochen und verstanden wird. Die gesellschaftliche Bedeutung der Sprache hat sich mit der Zeit verändert. Von 1350-1550 war sie als (offizielle Schrift-)Sprache der Hanse eine Weltsprache. Der Bremer Roland ist mit seiner Inschrift auf Platt ein Zeuge dieser Zeit. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Niederdeutsche allerdings vom Hochdeutschen als Schriftsprache in Universitäten, später auch in der Verwaltung und der Kirche abgelöst. So setzte sich das Hochdeutsch auch als gesprochene Sprache durch und das Platt verschwand aus dem öffentlichen in den privaten Raum. Heute sprechen nur noch 14,6% der Bremer und Bremerinnen (sehr) gut Niederdeutsch. Die besten Sprachkenntnisse finden sich unter älteren Menschen, aber auch Kinder lernen nun in der Schule Platt.
Maren Schwarz, Leyla Olberding (Studierende des MA Stadt- und Regionalentwicklung, Universität Bremen)
Entstanden mithilfe freundlicher Unterstützung von Dr. Reinhard Goltz (Institut für niederdeutsche Sprache), Christianne Nölting (Länderzentrum für Niederdeutsch), Britta Riethmöller und Myriam Kolbe (Schule Schönebeck), Dr. Astrid Adler (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache), Jürgen Hoppe, Britta und Torsten Brede