RV10 // Julia Tietjen: Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der Schule

  1. Was haben die beiden Filme „In a Heartbeat“ und „The Light“ in Bezug auf Schule gemeinsam?

Beide Filme handeln um die Lebensrealitäten von Schüler:innen und auch allgemein die von Teenagern und Kindern. Speziell geht es um Kinder mit queeren Identitäten und der Umgang mit diesen Lebenswelten durch die Kinder. Es steht vor allem der problematische, der konfliktreiche Umgang mit diesem durch queere Jugendliche. Dieser Konflikt entsteht vor allem durch gesellschaftliche und auch schulische Normen und Werte, welche in den Filmen persönliche Konflikte verursachen. In beiden Filmen wird eben dieses Spannungsverhältnis zwischen individueller sexueller Entfaltung oder Auslebung und diese gesellschaftlichen Werte und Normen aufgezeigt. Außerdem werden in beiden auch die inneren Erlebnisse und auch der externe Druck durch eine weitverbreitete Heteronormativität dargestellt.

 

  1. Welchen Rahmen können Lehrkräfte ermöglichen, um Schüler*innen einen sicheren Ort zum Lernen und für die Entwicklung ihrer je eigenen Geschlechtlichkeit und Sexualität zu bieten?

Lehrkräfte können im Rahmen des Unterrichts und der schulischen Laufbahn von Schüler:innen versuchen Kritik an heteronormativen Gedankenstrukturen zu nehmen. Dies kann in Form von alltäglichen Bemerkungen passieren um den Schüler:innen eigene Fehler und die eigene Konformität zu diesen Normen aufzuzeigen. Außerdem ist es Lehrenden möglich Schutzräume für queere Schüler:innen zu bieten (Schroth, 2024). Damit können Lehrkräfte aktiv gegen Diskriminierung vorgehen oder auch präventiv und schützend wirken. Auch wären verschieden Unterrichtsstunden im Rahmen einer Aufklärung zu diesen fälschlichen Normen möglich. Dabei könnten verschiedenste queere Identitäten thematisiert werden, um mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz für diese zu ermöglichen. Trotzdem liegt die Verantwortung auch bei den Lehrkräften um sich mit eigenen, normativen Vorstellungen auseinanderzusetzen und dementsprechend zu hinterfragen. Lehrende benötigen dazu, vor allem durch das Studium, die Möglichkeit thematische Sachkenntnisse, Gender- und Differenzkompetenzen, Sozial- und Selbstreflexionskompetenz sowie Sensibilität für Machtverhältnisse zu erarbeiten (Brumlik, Wiesner 2016). Dazu ist es unerlässlich, dass Lehrende den Klassenraum für alle Menschen, in diesem Fall vor allem Schüler:innen mit queeren Identitäten, somit keine einzige Lebensweise als sogenannter Normalfall deklariert und institutionalisiert wird, die Pädagogik muss also die Vielfalt selbst als Normalfall annehmen (vgl. Debus, et al. 2018: 18).

 

 

  1. Welchen Rahmen können cis-/endogeschlechtliche und heterosexuell lebende Lehrkräfte ihren queer lebenden Kolleg*innen bieten, um auch für diese einen sicheren Arbeitsort zu schaffen, in dem sie möglichst keine Diskriminierung erfahren?

Für einen solchen Arbeitsort benötigt es auch nicht queere Kollegen, welche sich bewusst und offen als sogenannte Allies positionieren. Dabei müssen diese sich gegen homophobe Diskriminierung positionieren und sie aktiv bekämpfen, um zu einem sicheren Arbeitsort beizutragen. Außerdem sind diese Lehrkräfte dazu aufgefordert auch ihre eigene privilegierte Lebensweise zu bedenken und reflektieren und der eigenen normativen Position, als Cis- oder heteronorme Person bewusst zu werden. Außerdem ist die Organisationsstruktur essenziell, um Queerfeindlichkeit zu vermeiden. Dazu können Schulen den Einsatz inklusiver Sprache und Namen- und Pronomenregelungen implementieren. Außerdem ist eine allgemeine Sensibilität für Queerfeindlichkeit im Kollegium und in der Kommunikation mit Eltern immer relevant. Aufgrund dessen liegt die Verantwortung nicht nur auf dem Individuum, sondern eher auf den der institutionellen Strukturen. Um diese antidiskriminierend zu gestalten, müssen Fortbildungen zu Vielfalt und Diskriminierung präventiv eingefordert werden und in die Curricula eingegliedert werden.

 

Literaturverzeichnis

Debus, Katharina; Laumann, Vivien; Klemm, Sarah. Pädagogik geschlechtlicher, amouröser und sexueller Vielfalt: Zwischen Sensibilisierung und Empowerment. Dissens, 2018.

Schroth, Jan. “Safer Spaces für queere Menschen – Wie kann die Soziale Arbeit dazu beitragen?” 2024.

Brumlik, Micha; Reinhard Wiesner. Handbuch Antidiskriminierungspädagogik: Grundlagen – Konzepte – Praxisfelder. Beltz Juventa, 2016.

 

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