GESCHLECHTLICHE VIELFALT

1)Geschlechtliche Vielfalt wird von Debus und Laumann auf drei Ebenen differenziert. Diese drei Ebenen werden als Vielfalt des Körpers, Vielfalt der Ausdrucksweise und Vielfalt der Identität definiert (vgl. Debus, Laumann, 2018, S. 14f.). Merkmale im Körperbau können für manche Personen eine geschlechtliche Identifikation bieten und für andere nicht (vgl. Debus, Laumann, 2018, S. 15f.). Zudem spielt eine gleichwichtige Rolle, wie eine Person sich selbst fühlt und ihr Geschlecht zum Ausdruck bringen mag. Diese verschiedenen Formen der geschlechtlichen Vielfalt sollten auch auf gleicher Ebene betrachtet werden.

Bei der sexuellen und romantischen Orientierung geht es um a) wie stark die physische/romantische Anziehung ist, die empfunden wird (vgl. Debus, Laumann, 2018) und b) welche Geschlechterkombination anziehend auf die Person wirkt.

Heteronormativität bedeutet, dass heterosexuelle Cis-Orientierungen als normativ in der Gesellschaft angesehen werden. Demnach wird davon ausgegangen, dass jemand heterosexuell ist, sofern keine anderen Informationen vorliegen (vgl. Hartmann, Klesse, 2007).

Beispiele für Geschlechtervielfalt in der Schule

Für ein modernes und inklusives Bildungssystem müssen auch die Lehrpläne dementsprechend angepasst sein. Wenn Kinder im Unterricht Themen behandeln, nehmen sie aus jedem Thema etwas mit. So könnte im Deutschunterricht die Existenz und Akzeptanz von LGBTQ+-Personen verdeutlicht werden, indem Bücher behandelt werden, in denen genau diese Figuren eine Rolle spielen. 

Ebenso ist eine Überarbeitung des Sexual- und Biologieunterrichts zwingend nötig, um geschlechtliche Vielfalt im Lehrplan zu gewährleisten und gerade Kindern, die sich der nicht-heteronormativen Gesellschaft zugehörig fühlen, Gehör zu bieten. Genau hierfür müssen auch Kolleg*innen sensibilisiert werden. Es bringt nichts, wenn Lehrkraft A von zwei Geschlechtern redet und Lehrkraft B über z.B. Non-Binarität, da das zu Verwirrungen führen kann. Lehrkraft A sollte hier belehrt werden.

2)Fallbeispiel Jona

Vermutlich würde ich das Thema bei einer Lehrerkonferenz ansprechen und zuvor versuchen, im Lehrer*innenzimmer mit einzelnen Lehrkräften, gerade die, die Jona auch im Unterricht haben, zu sprechen. Gemeinsam sollte man dann eine Lösung für die Sensibilisierung der Schüler*innen überlegen. Ich glaube, dass Projekttage zum Thema Geschlechtervielfalt gut wären, in denen Schüler*innen Workshops zu verschiedensten Themenbereichen besuchen können.

Als eine direkte Lösung für das Problem von Jona im Sportunterricht sollte es sowieso an jeder Schule eine diverse Toilette geben, damit sich solche belastenden Situationen wie im Fallbeispiel genannt nicht mehr ergeben. Das gibt es ja an vielen Schulen auch schon, aber damit ist das Umkleideproblem noch nicht gelöst, weil man auch hier eine diverse Umkleidekabine bräuchte, um alle Kinder gleich zu behandeln.

 3) Influencer, die von der heteronormativen Struktur abweichen

Lisa Sophie Laurent macht unter anderem YouTube-Videos über die Rechte der LGBTQ+-Community. Sie spricht viel über ihre Bisexualität und mit welchen Problemen sie hier oft konfrontiert wird, da dies oft für Fake oder eine Phase gehalten wird.

Jolina Mennen ist eine Bremer Influencerin und Transperson. Sie war unter anderem auch im Reality-TV zu sehen.

Coupleontour sind Ina und Vanessa, ein verheiratetes homosexuelles Paar, das ein Kind hat und auf Instagram und TikTok aus ihrem Leben filmt. Sie haben oft schon das Thema Sexualisierung von Lesben angesprochen.

Quellen

Hartmann, Jutta/Klesse, Christian, Heteronormativität. Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht – eine Einführung,  2017, S. 9-15.

Debus, Katharina/Laumann, Vivien (2018): Pädagogik amouröser und sexueller Vielfalt. Zwischen Sensibilisierung und Empowerment.


Kommentare

Eine Antwort zu „GESCHLECHTLICHE VIELFALT“

  1. Hi Sarah,
    Deine Ausführungen zu den Aufgabenstellungen zum Thema der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt an Schulen waren durchweg sehr gut nachvollziehbar und durchaus spannend zu verfolgen. An vielen Stellen bleibt nichts hinzuzufügen, um der Aufgabenstellung gerecht zu werden, versuche ich dennoch inhaltlich auf einige Aspekte einzugehen. Dabei entschuldige bitte die Länge dieses Kommentars, mich kurz zu fassen war noch nie eine meiner Stärken.

    Zu Aufgabenstellung 1 könnte insbesondere ein etwas vertiefender Blick in das Konzept der Heteronor-mativität sinnvoll sein. Zum einen handelt es sich dabei nämlich um kein einheitliches Konzept. So kommt es öfters je nach Autor zu anderen Merkmalen, die Heteronormativität ausmachen. So kann Heteronor-mativität je nach Autor lediglich bedeuten, dass heterosexuelle Beziehungen als Norm angesehen wer-den und, wie du richtig im Blog angemerkt hast, Menschen standartmäßig als Heterosexuell angesehen werden, es kann aber bei anderen Autoren auch die Aktive Benachteiligung und Verdrängung aller Men-schen aus dem öffentlichen Leben bedeuten, die nicht der vermeidlichen „heterosexuellen Norm“ ent-sprechen (vgl. Wagenknecht, S. 18). Ebenfalls wird unter der Heteronormativität nahezu immer verstan-den, dass es nur die Existenz von zwei Geschlechtern gäbe, was die Existenz von sämtlichen andersge-schlechtlichen Personen abspricht (vgl. Woltersdorf, S. 323 ff.).
    Deinen Beispielen samt Anmerkungen für Geschlechtervielfalt stimme ich absolut zu, eine Umstrukturie-rung von Unterrichtsplänen und beispielweise auch Schulbüchern würde ich für sehr sinnvoll halten. Da-bei gefällt mir insbesondere dein Vorschlag sich im Deutschunterricht vorwiegend auch mit Büchern zu befassen, in denen alternative Lebensweisen im Gegensatz zu einer angeblichen „heterosexuellen Norm“ ganz selbstverständlich aufgegriffen werden. So könnte eine Sensibilisierung der Schüler:innen sowohl im schulischen Kontext als auch im Alltag durch das Lesen stattfinden.
    Wichtig dabei ist allerdings, dass das Thema geschlechtlicher und sexueller Vielfalt nicht als besonderes Phänomen thematisiert werden sollte, dem immer enorme Beachtung geschenkt werden muss, sobald es im Unterricht mal auftaucht. Viel mehr sollte geschlechtliche und sexuelle Vielfalt sowohl im Unterricht und auch in Schulbüchern im Idealfall zu einem so selbstverständlichen Thema werden, dass es immer wieder präsent wird, ohne dass immerzu ein besonderer Fokus daraufgelegt werden muss. Für das Bei-spiel der Bücher im Deutschunterricht würde dies bedeuten, dass sich der Schwerpunkt des Buches nicht auf die geschlechtliche / sexuelle Vielfalt fokussiert aber die handelnden Personen zum Teil Merkmale sexueller und geschlechtlicher Vielfalt repräsentieren. Denn: Meiner Einschätzung nach sorgt auch eine positive Betonung dieser Vielfalt dafür, dass Menschen, die ihr Geschlecht oder ihre Sexualität anders ausleben als die Mehrheit der Menschen, oft als von der Norm abweichend betrachtet werden. Diese Vorurteile und Sichtweisen lassen sich erst auflösen, wenn Menschen mit queere Identitäten nicht be-sonders oder anders im privaten und öffentlichen Ramen behandelt werden als Menschen mit hetero-normative Identitäten.

    Zu Aufgabenstellung zwei würde ich gerne noch hinzufügen, dass ein persönliches Gespräch mit Jona und eventuell auch seinen Eltern Sinn ergeben könnte, bevor im Kollegium nach Lösungsansätzen gesucht wird. So könnte ein klareres Bild von den Bedürfnissen entstehen, die Jona hat. So könnte ich mir zum Beispiel vorstellen, dass eine eigene Umkleide für einige Menschen mit ähnlichen Problemen wie Jona sinnvoll sein könnte, doch als potentiell einziger Schüler von sämtlichen anderen Schüler:innen getrennt zu werden könnte eventuell zu einem noch stärkeren Gefühl von Ausgrenzung und nicht zuletzt zu Be-trachtung von Jona durch andere Schüler als „nicht normal“ oder „nicht der Norm entsprechend“. Wie genau sich Jona beispielsweise fühlen würde, wenn ihm eine eigene Umkleide zur Verfügung stände und ob dies die Probleme lösen würde, könnte nur ein Gespräch mit Jona und / oder Vertrauenspersonen von Jona klären.
    Das unmittelbarste Problem, was innerhalb der Klasse bekämpft werden muss, ist das Mobbing von Jona durch seine männlichen Klassenkameraden. Dass Jona aufgrund dieses Mobbings seine Leidenschaft zum Sport aufgibt ist höchst bedenklich und müsste unmittelbar, zur Not auch durch Elterngespräche und dem Heranziehen von externen Hilfskräften unterbunden werden, damit ein so stark intolerantes Verhalten weder unbeachtet noch toleriert wird. In allen sonstigen Handlungsansätzen stimme ich dir zu.

    Literaturverzeichnis:
    Wagenknecht, Peter: „Was ist Heteronormativität? Zu Geschichte und Gehalt des Begriffs“, in: Hart-mann, Jutta; Klesse, Christian; Wagenknecht, Peter; Fritzsche, Bettina; Hackmann, Kristina (Hrsg.): „Hete-ronormativität. Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht“, Wiesbaden 2007, S. 17 – 34.
    Woltersdorff, Volker: „Heteronormativitätskritik: ein Konzept zur kritischen Erforschung der Normalisie-rung von Geschlecht und Sexualität“, in: Kortendiek, Beate; Riegraf, Birgit; Sabisch, Katja: „Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Geschlecht und Gesellschaft“, Wiesbaden 2019, S. 323 – 330.

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