Abschlussreflexion

  1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene, gerne auch mehr) theoretischen Erkenntnisse (auf allgemeine Konzepte oder empirische Studien aufbauend), die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei Bezug auf:
    a.) unterschiedliche fachdidaktische Aspekte. Übertragen Sie, wenn möglich, die in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer.

Der Einbezug von Mehrsprachigkeit im Geographieunterricht bietet zahlreiche didaktische Möglichkeiten, um das Lernen zu bereichern und den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schüler*innen gerecht zu werden. (Vgl. Prediger 2019) Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Erstellung von zweisprachigen oder mehrsprachigen Lernmaterialien. Durch das Bereitstellen von Arbeitsblättern, Karten und Texten in verschiedenen Sprachen wird der Zugang zu den Inhalten erleichtert, und alle Schüler*innen können entsprechend ihrer sprachlichen Kompetenzen am Unterricht teilnehmen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die gezielte Einführung und Förderung der Fachsprache. Die Geographie besitzt eine spezifische Fachsprache, die für das Verständnis der Inhalte essentiell ist. Diese Fachsprache sollte systematisch eingeführt und geübt werden. Glossare, Sprachhilfen und zweisprachige Wörterbücher können hierbei eine wertvolle Unterstützung bieten, um den Schüler*innen den Umgang mit den fachspezifischen Begriffen zu erleichtern.

Die Verbindung von Fach- und Sprachlernen ist ebenfalls von großer Bedeutung. Sprachförderung und die Vermittlung fachlicher Inhalte können integriert werden, indem Fachbegriffe und geographische Konzepte in mehreren Sprachen erarbeitet und angewendet werden. Dadurch wird nicht nur das Fachwissen vertieft, sondern auch die Sprachkompetenz in den verschiedenen Sprachen gestärkt. (Vgl. Busch, 2013, Seite 170ff.)

Um Sprachbarrieren zu überwinden und den Unterricht für alle Schüler*innen zugänglich zu machen, sollten vielfältige Methoden und Medien eingesetzt werden. Multimodale Ansätze, die visuelle, auditive und digitale Medien einbeziehen, ermöglichen es, die Inhalte auf unterschiedliche Weise zu präsentieren und so den verschiedenen Lernbedürfnissen gerecht zu werden.

Schließlich spielt die Nutzung der sprachlichen und kulturellen Diversität in kooperativen Lernformen eine wichtige Rolle. Gruppenarbeiten können so organisiert werden, dass Schüler*innen mit unterschiedlichen sprachlichen Hintergründen zusammenarbeiten und voneinander lernen. Dies fördert nicht nur das fachliche Verständnis, sondern auch den interkulturellen Austausch und das gegenseitige Verständnis unter den Schüler*innen.

Im Geographieunterricht ist es essenziell, die Sozialisation von Kindern und die Geschlechterfairness bewusst zu berücksichtigen, um Sexismus vorzubeugen. Unterrichtsmaterialien sollten geschlechtergerecht gestaltet sein und keine Stereotype reproduzieren. Lehrkräfte müssen sich ihrer eigenen Vorurteile bewusst sein und reflektieren, um eine inklusive Lernumgebung zu schaffen. Interaktive und kooperative Lernmethoden können dazu beitragen, dass alle Schüler*innen unabhängig von ihrem Geschlecht gleichberechtigt am Unterricht teilnehmen. (Vgl. Mischau & Eilerts, 2018) 

Eine gezielte Themenauswahl, die die unterschiedlichen Erfahrungen und Herausforderungen von Menschen aller Geschlechter berücksichtigt, fördert zudem das Bewusstsein für Geschlechtergerechtigkeit.

b.) generelle Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht.

Beziehungsarbeit in der Schule ist besonders in heterogenen Klassen wichtig, da sie Vertrauen und ein positives Lernklima schafft. Sie hilft, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Hintergründe der Schüler*innen zu verstehen und individuelle Unterstützung zu bieten. Starke Lehrer-Schüler-Beziehungen fördern die Motivation, das Engagement und das Selbstwertgefühl, was in einer vielfältigen Klasse entscheidend ist. Durch Beziehungsarbeit können Konflikte besser gelöst und das Miteinander gestärkt werden, was zu einer inklusiven Lernumgebung beiträgt, in der alle Schüler*innen erfolgreich lernen können. (vgl. Bauer & Logemann 2012)

Empathie spielt hierbei eine zentrale Rolle. Es ist wichtig, dass Lehrerinnen empathisch gegenüber ihrer Schülerschaft sind, da Empathie das Vertrauen und die Bindung zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen stärkt. Durch einfühlsames Verständnis für die emotionalen und sozialen Bedürfnisse der Schüler*innen können Lehrerinnen besser auf individuelle Herausforderungen eingehen und ein unterstützendes Lernumfeld schaffen. Diese empathische Haltung fördert zusätzlich die Motivation und das Engagement der Schüler*innen, da sie sich wertgeschätzt und verstanden fühlen. In der Folge trägt dies zur Entwicklung eines positiven Klassenklimas bei, in dem sich alle Schüler*innen sicher fühlen und bereit sind, ihr Potenzial auszuschöpfen. (Vgl. Hart & Kindle Hodson, 2006)

  1. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen/-strukturen, schulkulturelle Aspekte, Handeln von Lehrkräften), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele reflektieren. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.

Der Umgang mit Heterogenität in Schulen wird von mehreren Faktoren bestimmt, darunter die Unterrichtsformen, die Schulstrukturen, die Schulkultur sowie das Verhalten der Lehrkräfte. Während meiner Schulzeit habe ich beobachtet, dass Differenzierung oft nur an der Oberfläche stattfand, sich aber auch als eine große Herausforderung der Lehrkräfte herausstellt. Gerade von den Kapazitäten die sich in dem Bremer Schulsystem ergeben, ist eine hundertprozentige Inklusion für die meisten Lehrer*innen fast unmöglich umzusetzen.

Jedoch ist durch eine persönliche Reflexion, z.B. Im Bereich des geschlechtersensiblen Unterrichts (Vorlesung 12) oder dem Angebot von mehrsprachigem Unterrichts (Vorlesung 3), eine inklusive Schule möglich, da eine Lehrkraft starken Einfluss auf den Unterricht selbst, und damit auf die Art der Wissensvermittlung hat.

Inklusive Methoden wie Projektarbeit ermöglichten wertvolle Lernerfahrungen. Zudem führte die Struktur des deutschen Schulsystems häufig zu einer Trennung der Schüler*innen, während eine inklusive Schulkultur und eine positive Fehlerkultur den Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen förderten. Lehrkräfte spielten dabei eine entscheidende Rolle, besonders wenn sie hohe, unterstützende Erwartungen an alle Schüler*innen hatten. Die Vorlesung hat mir geholfen, meine Erlebnisse differenziert zu reflektieren und die Relevanz eines ganzheitlichen Ansatzes im Umgang mit Heterogenität zu erkennen.

  1. Zu welchen, mindestens zwei, Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.

Das Thema Sexismus im Unterricht und Mehrsprachigkeit in der Schule möchte ich im Studium vertieft betrachten, weil beides zentrale Aspekte für eine inklusive und gerechte Bildungsumgebung darstellt. Sexismus im Unterricht kann die Lernchancen und das Selbstwertgefühl von Schüler*innen erheblich beeinträchtigen, indem es stereotype Rollenbilder verstärkt und Ungleichheiten reproduziert. Eine kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema ermöglicht es mir, Wege zu finden, wie ich als zukünftige Lehrkraft eine gerechte und respektvolle Lernumgebung schaffen kann, in der alle Geschlechter gleichwertig behandelt werden.

Zusätzlich ist die Mehrsprachigkeit ein immer präsenteres Thema in unserer globalisierten Gesellschaft. In Schulen treffen häufig Schüler*innen aus verschiedenen sprachlichen und kulturellen Hintergründen aufeinander. Ein vertieftes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen der Mehrsprachigkeit hilft mir, den Unterricht so zu gestalten, dass alle Schüler*innen Zugang zu Bildungsressourcen haben und ihre sprachlichen Fähigkeiten optimal gefördert werden. Durch die Auseinandersetzung mit beiden Themen kann ich lernen, wie ich eine inklusive Lernumgebung schaffe, die die Diversität der Schüler*innen wertschätzt und sie in ihrer individuellen Entwicklung unterstützt.

Ich hätte mir gewünscht, dass das Thema der Sexualisierung durch Kinder thematisiert wird. Wie ich damit umgehen kann, wenn ich als Lehrerin von Kindern a) sexistisch behandelt werde, oder b) übergriffige Kommentare fallen, die rein durch mein Geschlecht entstehen. 

Literatur 

Busch, Brigitta (2013): Mehrsprachigkeit. Wien: facultas.

Karl-Oswald Bauer, Niels Logemann , 2012, Effektive Bildung: Zur Wirksamkeit und Effizienz pädagogischer Prozesse, Waxmann Verlag

Mischau, A. & Eilerts, K. (2018).Modellieren im Mathematikunterricht gendersensibel gestalten. In K. Eilerts, K. Skutella (Hrsg.), Neue Materialien für einen realitätsbezogenen Mathematikunterricht 5, DOI 10.1007/978-3-658-21042-7_10

Prediger, Susanne; Uribe, Ángela; Kuzu, Taha (2019): Mehrsprachigkeit als Ressource im Fachunterricht. Ansätze und 

Hintergründe aus dem Mathematikunterricht. In: Busse, Vera; Göbel, Kerstin. Lernende Schule. Für die Praxis 

pädagogischer Schulentwicklung (86). Velber: Friedrich Verlag.

Sura Hart, Victoria Kindle Hodson, V. (2006). Empathie im Klassenzimmer: ein Lehren und Lernen, das zwischenmenschliche Beziehungen in den Mittelpunkt stellt ; gewaltfreie Kommunikation im Unterricht. Deutschland: Junfermann.


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