doppelte Heterogenität- doppelte Herausforderung!

Sus unterscheiden sich nicht nur im Bezug auf ihren sozialkulturellen Hintergrund (Alter, Geschlecht, familiären Hintergrund…), sondern eben auch und in der Schuler vor allem, aufgrund ihrer verschiedenen Auffassungen und ihrer fachlichen Kompetenzen. Diese Heterogenitäten bedingen einander, da z.B. der familiäre Hintergrund Auswirkungen auf die Erwartungen eines Schülers an den Unterricht haben kann.
Die fachliche Heterogenität stellt für die Lehrkraft noch eine zusätzliche Herausforderung dar, weil es Schwierigkeiten birgt in einer Klasse jeden Einzelnen mit seinen Verschiedenen Ansichten und Fähigkeiten individuell zu fördern und zu fordern. Also sollte die Lehrkraft hier viel Feingefühl und Sensibilität an den Tag legen, um sich auf die SuS einzulassen und ihnen den Freiraum zu geben, den sie benötigen. Außerdem sollte es die Lehrkraft nicht verwundern, dass offen gestellte Fragen zu ganz unterschiedlichen Definitionen, vor allem bei abstrakten Begriffen der Sozialwissenschaften wie ,,Gerechtigkeit“ führen. Ganz im Gegenteil, es sollte versucht werden, diese in einer offenen Diskussion auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, mit dem die gesamte Gemeinschaft zufrieden ist.
Vor allem in den höheren Jahrgängen bzw. der Oberstufe des Gymnasiums lässt sich die fachliche Heterogenität vorfinden. Auch im Unterrichtsfach Deutsch. Da der Lehrplan in den fortgeschritten Jahrgängen größtenteils Interpretationen und Deutungen vorsieht, kommt es hier zu verschieden Auffassungen eines Werks. Am Beispiel eines Kafka Textes werde ich meinen Ansatz näher erläutern. Pflichtlektüre in meiner Schulzeit war ,,der Prozess“, eben von Franz Kafka. Seine Texte sind für ihre Deutungsoffenheit bekannt und so bietet auch dieser gänzlich verschiedene Möglichkeiten der Interpretation. Während der eine Schüler den sozialpsychologischen Ansatz verfolgt und das Werk so interpretiert, plädiert der andere Schüler für eine religiöse Deutung des Romans. Hier liegt es an der Lehrkraft, keinen Ansatz als falsch in die Ecke zu drängen, sondern jedem Schüler die Möglichkeit zu gewähren, seine Deutung auch seinen Mitschülern verständlich zu erläutern. Es ist also von enormer Wichtigkeit, dass sich die Lehrkraft von ihren eigenen Vorstellungen löst, da sich eine begründete Meinung nicht einfach als ,,falsch“ abwerten lässt. Es liegt nun an der Lehrkraft, die Ansichten der Schüler mit den curricularen Vorgaben zu verbinden und der Klasse zu zeigen, wie der Text z.B. von Germanisten interpretiert wurde.

Differenzierung Germanistik

In einer Zeit, in der die Heterogenität einer Schulklasse immer mehr in aller Munde ist und eine Lehrkraft das Ziel haben sollte, dieser gerecht zu werden, ist es wichtig, auch den Unterricht anzupassen und vom klassischen “Unterricht-Hausaufgaben-Lernstress-Prüfung“ Modell abzusehen. Es muss eine individuelle Förderung geben, und um diese auch bei einer größeren Personenzahl zu ermöglichen, muss eine genaue innere Differenzierung stattfinden. Der deutsche Fremdsprachenforscher und Wissenschaftler Thaler entwickelte hierzu 14 verschiedene Kategorien, von denen ich drei am Beispiel des Unterrichtsfaches Germanistik erklären möchte.
Methoden: Es erscheint mir besonders wichtig, dn SuS verständlich zu machen, dass es nicht falsch ist, wenn man sich die Unterrichtsmaterialien nicht auf dem klassischen Wege erarbeitet, sondern gerne auch über Alternativen. Ein gutes Beispiel wäre hier, wenn die Lehrkraft den Schülern Standartwerke und Grundinformationen an die Hand gibt und die Thematik dann individuell und unter Berücksichtigung anderer, selbstgewählter Materialen erarbeitet werden soll. Auch die abschließende Präsentation kann mit einer selbstgewählten Methode (Plakat, Power Point…) der krönende Abschluss des Lernerfolgs sein.
Schwierigkeitsgrad und Aufgaben: Es ist wichtig, das die SuS induviduell gefördert werden. Gerade bei dem Modell der Oberschule, wo leistunsstarke und schwache Individuen in einer Klasse sitzen, muss eine dem Leistungsstand entsprechende Aufgabenstellung vorhanden sein. Hierzu können Leistunsstarke SuS z.B. die wichtige Sekundärliteratur und weiterführende Interpretationen zu dem vorgebenen Thema anfertigen, während hingegen Leistungsschwächere eher z.B. Informationen zum Kontext und Autor suchen sollten. So müssen die SuS in einen Dialog treten und sich absprechen, es findet eineAufgabenaufteilung statt, die den Möglichkeiten des Einzelnen gerecht wird.
Zeit: Der Klassengemeinschaft sollte diese ausreichend zur Verfügung stehen. Für eine Projektarbeit sollte auch immer Zeit zum nacharbeiten gewährleistet sein, damit die gemeinsamen Lernerfolge und wissensfortschritte zusammen fest gehalten werden können. Da jeder Schüler in einem anderen Tempo arbeitet, muss es genügend Vorbereitungszeit geben, damit es nicht zu Stress oder Druck kommt.
Abschließend lässt sich sagen, dass durch solch eine Projektarbeit kein Schüler in eine Drucksiuation gerät, da er individuell entscheiden kann, welche Aufgaben für ihn machbar sind und welche nicht. So hat jeder die Möglichkeit, sich in Zukunft auch an schwierigere Aufgabenfelder zu wagen, also seine Leistung individuell zu steigern.