RV02 – Yasemin Karakasoglu – (Welt-) Gesellschaftliche Veränderungen und die Reaktion von Schule – ein Blick auf Strukturen und Konzepte
„B: Zumindest war sie dann sehr verärgert darüber, dass wir ausländischen Mädchen aus der Klasse nichts darüber geschrieben haben, dass es ja in unseren Ländern immer noch Probleme damit gibt, dass sich ein Mädchen selber ihren Freund aussuchen kann, und bei Romeo und Julia hätten ja die Eltern nicht erlaubt, dass sie miteinander verheiratet werden oder heiraten. Also dass sie das nicht versteht, dass wir nicht von uns erzählt haben und sie ein bisschen beim Lesen der Arbeit sich in dem Sinne verarscht gefühlt hat. Sie hat es nicht wortwörtlich genannt, aber so in dem Sinne hat sie was gesagt, also so als ob wir sie angelogen hätten. Und ja, das zeugt doch davon, was für eine Meinung sie von uns hat. Ich habe dann gesagt, wie sie denn darauf kommt, dass ich ein Gedankengut mit mir führen muss, das dem Türkischen entspricht, nur weil ich Türkin bin. Ich bin hier aufgewachsen und kann gar nicht anders als europäisch zu denken, ich denke bestimmt nicht deutsch und nicht türkisch, ich denke einfach europäisch. Und ich denke, dass es bei den anderen genau so ist, und ich verstehe nicht, wieso sie auf diesen Gedanken kommt, dass ich automatisch so denken muss, wie viele in der Türkei. Und ich muss dann auch noch dazu ehrlich sagen, habe ich gesagt, ich weiß es gar nicht, wie die denken, wahrscheinlich würden sie sich tot darüber lachen, was für eine Meinung Sie über sie haben.“