RV02/ Fragen vom 10.04.2019

Aufgabe 1.

Was ist gemeint mit einer ´nationalen Orientierung des Bildungssystems´? Woran kann das festgemacht werden im Hinblick auf seine Zielgruppen, Inhalte/Fächer, Strukturen? (denken Sie hier auch an ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit zurück)

Die nationale Orientierung des Bildungssystems beschreibt eine Fokussierung des Unterrichts auf die Hintergründe des eigenen Landes. Eine solche Fixierung ist somit in fast allen Fächern der Schule wieder zu finden, wobei die Sprachwissenschaften generell als Ausnahme fungieren.

Schaut man sich den Geschichtsunterricht an, dann wird der nationale Bezug durch das fast ausschließliche Behandeln von deutscher Geschichte deutlich. Im Geografieunterricht werden so trotz des thematischen Bezugs zur Globalisierung die Erkenntnisse anhand von lokalen Ereignissen beschrieben. Diese thematische Fixierung ist auch dann zu erkennen, wenn ein Großteil der Schüler nicht aus Deutschland kommt und steht daher im stärkeren Bezug zum Lehrplan als zum Schüler.

Es stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit einer nationalen Orientierung des Bildungssystems. Einerseits ist es wichtig das Land, in dem man lebt und die damit verbundene Kultur zu kennen, andererseits beschränkt eine solche Orientierung Wissenschaftsbereiche wie Musik, Philosophie, Geografie, Naturwissenschaften und Chemie. So wird sich demnach beispielsweise überwiegend auf die Musiker*innen mit deutschem oder europäischem Hintergrund konzentriert und es limitiert sich ein allgemeines Fach auf nationale Werte.

Aufgabe 2.

Was nehmen Sie aus dem öffentlichen Diskurs über ´Migration als Herausforderung für die Schule´ und über sog. ´Schüler mit Migrationshintergrund´ als Informationen wahr und inwiefern hat die Vorlesung für sie andere/neue Perspektiven dazu eröffnet?

Durch die aktuelle Bildungssituation wird Migration im schulischen Kontext oft als Herausforderung angesehen. Das größte Hindernis beschreibt hierbei die Sprache, denn wie soll jemandem Wissen auf einer Sprache vermittelt werden, die dieser nicht beherrscht. Es fehlt also an einer Konzeptualisierung der Schule, welche international kompatibel ist und es fehlt an den Ressourcen, die eine solche Konzeptualisierung ermöglichen könnten. Momentan liegt die Verantwortung also gewissermaßen bei den Lehrkräften welche sie unmöglich alleine abdecken können. Zudem gestaltet es sich als Problem, dass die Schüler*innen mit Migrationshintergrund jederzeit aufgefordert werden könnten das Land zu verlassen, wodurch zusätzlich die Integration von Schüler*innen erschwert wird.

Gleichzeitig bietet diese Situation jedoch nicht nur Schwierigkeiten, sondern kann auch als Möglichkeit oder Chance gesehen werden, den Unterricht internationaler und offener zu gestalten.

Aufgabe 3.

Inwiefern kann das Beispiel von Betül (Interviewausschnitt aus einer qualitativen Studie) als Ausdruck von ´DoingCulture´ durch Lehrer*innenhandeln im Unterricht herangezogen werden?

Der Begriff „DoingClulture“ beschreibt den Konstruktionscharakter von Kultur und dessen praxishafte Umsetzung.

Anhand von dem Fallbeispiel wird deutlich, das eine solche Umsetzung oft im engen Diskurs mit einer gewissen Kulturalisierung steht. Die Lehrerin schreibt der Schülerin Birgül fälschlicherweise einen spezifischen, auf ihrer Herkunft beruhenden, kulturellen Hintergrund zu und handelt auf diesem Vorurteil beruhend. Allerdings gibt es keine direkte Grenze, welche die Kulturalität verschiedener Individuen präzise beschreibt, wodurch auch durch das erschließend eines kulturellen Hintergrundes nicht auf das Gedankengut des Individuums geschlossen werden kann.

Kultur ist ein grober Begriff, welcher meiner Meinung nach stereotypisch geprägt ist und demnach keinen Aufschluss über die Geistigkeit von Individuen erbringt.

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