Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene, gerne auch mehr) theoretischen Erkenntnisse (auf allgemeine Konzepte oder empirische Studien aufbauend), die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei Bezug auf:
a.) unterschiedliche fachdidaktische Aspekte. Übertragen Sie, wenn möglich, die in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer.
b.) generelle Erkenntnisse zur Beziehungsarbeit in Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für Aufgabenteil 1 konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen (Namen, Jahr, Titel). Hinweis: Die Vorlesungsfolien stellen keine Literaturquellen dar. Sie können jedoch gerne auf die Literatur zurückgreifen, auf die auf den Folien verwiesen wird.
Die erste zentrale Erkenntnis ist für mich die Bedeutung von Intelligenz und Vorwissen.
Um Lernerfolg zu ermöglichen spielen Intelligenz und Vorwissen eine große Rolle. Intelligenz kann definiert werden als die Fähigkeit, schnell zu verstehen, Probleme zu lösen und Wissen zu erwerben. Vorwissen bezieht sich auf das bereits vorhandene Wissen, das eine Person zu einem bestimmten Thema hat. (vgl. Wild&Möller, 2015, S.33)
Das Verhältnis zwischen Intelligenz und Vorwissen ist ziemlich komplex. Einerseits kann eine höhere Intelligenz dazu beitragen, dass eine Person schneller und effektiver neues Wissen erwerben kann. Andererseits kann Vorwissen auch dazu beitragen, dass eine Person schneller und effektiver neues Wissen erwerben kann, da das Vorwissen als Grundlage für das Verständnis neuer Informationen dient. Beide Heterogenitätsdimensionen brauchen und profitieren dadurch voneinander. Einige Befunde haben ergeben, dass das Vorwissen für Schüler*innen bedeutsamer ist, als die Intelligenz.
Diese Erkenntnis bringt mich dazu, in allen Unterrichtsfächern darauf aufzubauen welchen Vorwissensstand die Schüler*innen bereits haben und auf Interessen einzugehen, die an das Vorwissen anknüpfen können.
Eine zweite bedeutsame Erkenntnis ist für mich die Leistungsheterogenität.
Die Erkenntnisse zur Leistungsheterogenität haben einen bedeutenden Einfluss auf den Lehrerberuf und die Gestaltung von Bildungssystemen.
Leistungsheterogenität bezieht sich auf die Tatsache, dass sich Schüler*innen in ihren Fähigkeiten, Interessen, Lerngeschwindigkeiten und Lernvoraussetzungen unterscheiden. Diese Vielfalt muss berücksichtigt werden und stellt Lehrer*innen vor die Herausforderung, gerechte und effektive Bildungsangebote zu schaffen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden.
(vgl. Scharenberg, 2012, S.11)
Ein zentraler Aspekt, der sich aus den Erkenntnissen zur Leistungsheterogenität ergibt, ist die Notwendigkeit der Differenzierung im Unterricht. Dies bedeutet, dass Lehrkräfte ihre Lehrmethoden, Materialien und Präsentationsweisen an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler anpassen müssen. Beispiele dafür sind flexible Gruppierungen, individuelle Förderpläne, alternative Lernmaterialien und Unterrichtsstrategien.
Die Förderung einer inklusiven Lernumgebung, in der alle Schüler*innen geschätzt und unterstützt wird, ist ein weiteres Ergebnis der Erkenntnisse zur Leistungsheterogenität. Lehrkräfte müssen darauf achten, Barrieren für das Lernen abzubauen und allen Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, ihr volles Potenzial zu entfalten. Dies erfordert ein Bewusstsein für verschiedene Lernstile, Kulturen und individuelle Bedürfnisse. Durch Berücksichtigung der Leistungsheterogenität ergeben sich viele Chancen für einen gelungenen Unterricht (vgl. ebd., S.105)
Eine wichtige Strategie zur Umsetzung dieser Erkenntnisse ist die individualisierte Lernförderung. Dies beinhaltet die regelmäßige Beobachtung und Bewertung der Fortschritte jedes Schülers sowie die Anpassung des Unterrichts entsprechend. Lehrkräfte können kleine Lerngruppen bilden, individuelle Lernziele setzen und regelmäßiges Feedback geben, um den Lernprozess zu optimieren.
Insgesamt sind die Erkenntnisse zur Leistungsheterogenität von großer Bedeutung für den Lehrerberuf. Sie eröffnen die Chance, Bildung gerechter und effektiver zu gestalten, indem sie sich auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler konzentrieren. Indem Lehrkräfte diese Erkenntnisse aktiv in ihren Unterricht einbeziehen und sich für inklusive Bildungssysteme einsetzen, können sie dazu beitragen, dass alle Schülerinnen und Schüler die bestmögliche Bildung erhalten und ihr volles Potenzial entfalten können.
Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen/-strukturen, schulkulturelle Aspekte, Handeln von Lehrkräften), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele reflektieren. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.
Gerade die Grundschulen (und ihre Pädagogik und Didaktik) haben eine lange Tradition, eine Schule für alle Kinder zu sein – im Gegensatz zur lange bestehenden Viergliedrigkeit der Schulen im Sek-I-Bereich. Auch die Umsetzung der Inklusion knüpft in Bremen an schon lange existierende und bewährte Strukturen der Integration im Elementar- und Primarbereich an. Zurückblickend habe ich von allen Schulformen, die ich besucht habe, die Grundschule als die am wenigsten ausschließende erlebt; erst zum Ende der Klasse 4 wurde mit den damals noch existierenden Empfehlungen zum Übergang in eine bestimmte Schulform der selektierende Charakter von Schulen deutlich. Aus heutiger Sicht sehe ich das allerdings anders: Damals wurden Kinder bereits vor Eintritt in die Grundschule selektiert (Schuleingangsuntersuchungen, Rückstellungen vom Schulbesuch sowie die damals noch existierenden Sonderschulen).
Auch didaktisch gesehen existieren in Grundschulen schon viel länger Formen des selbstgesteuerten Lernens und des offenen Unterrichts, die den diversen Heterogenitätsdimensionen von Lernenden am ehesten gerecht werden können. Prägend dazu sind auch die Veröffentlichungen von Peschel (2003, 91ff), der sowohl die verbreiteten Konzepte offenen Unterrichts vergleichend darstellt, als auch ein sehr weitgehendes Konzept der Öffnung vorlebt und wissenschaftlich analysiert.
Zu welchen, mindestens zwei, Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium in Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.
Die Kompetenz der Lehrkräfte spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung eines inklusiven Schulsystems. Es wäre interessant, mehr darüber zu erfahren, wie Lehrer auf ihre Aufgaben im Hinblick auf Heterogenität vorbereitet werden und wie sich die Qualität der Lehrerfortbildung auf den Schulalltag auswirkt. der Lehrerfortbildung gibt es, um die Bedürfnisse verschiedener Schüler effektiv zu erfüllen?
Die oben genannte Frage ist für mich von besonderem Interesse, da sie auf die praktischen Aspekte des Umgangs mit Heterogenität in der schulischen Bildung abzielen.
Was ich in der Vorlesung vermisst habe, ist eine tiefere Betrachtung von kultureller Heterogenität und interkultureller Bildung. In einer globalisierten Welt ist der Umgang mit Schülern unterschiedlicher kultureller Herkunft und religiöser Hintergründe von großer Bedeutung. Eine vertiefte Untersuchung, wie Schulen kulturelle Vielfalt bewältigen und interkulturelle Kompetenzen fördern könnten.
Quellen:
Peschel, F. (2003). Offener Unterricht. Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion. Teil I: Allgemeindidaktische Überlegungen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
-Scharenberg, Katja: „Leistungsheterogenität und Kompetenzentwicklung. Zur Relevanz klassenbezogener Kompositionsmerkmale im Ramen der KESS- Studie“, Waxmann Verlag GmbH 2012, S. 99-105.
-Wild, ELke & Möller,Jens (Hrsg.): „Pädagogische Psychologie“ 2. Auflage, Springer Verlag Heidelberg 2009,2015, S. 30-38.
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