Doppelte Heterogenität
18 Jun 2017 by Lisa, 1 Comment »
- In der Vorlesung von Prof. Dr. Andreas Klee ging es in dieser Woche um das Thema doppelte Heterogenität. Dabei ist zunächst einmal die heterogene Zusammensetzung der Lerngruppe an sich gemeint, die sich in Kategorien wie Gender, Leistungs und Sprachniveau oder auch soziokultureller Hintergrund gemeint. Zum Anderen ist mit dem Thema doppelte Heterogenität ein Problem beschrieben, welches wohl jeder Schüler und jeder Schülerin kennt. Da die Lehrperson ja meist schon lange mit ihrem Fachgebiet vertraut sind werden bestimmte Begrifflichkeiten und Inhalte als selbstverständlich empfunden und somit ohne Erklärung in den Unterricht eingebunden. Dabei kann es vorkommen, dass den SuS diese Inhalte aber gar nicht kennen oder eine komplett andere Vorstellung von vorgestellten Begrifflichkeiten und Inhalten haben als die Lehrkraft. Ein Problem, was vor allem bei recht schwammigen Begriffen wie etwa „Macht“, „Freiheit“ oder „Staat“ vorkommt. Im Fach Geschichte spielt zum Beispiel der Begriff Freiheit etwa im Themenfeld französische Revolution eine große Rolle, aber was Freiheit an sich ist, wird wahrscheinlich von jedem SuS anders definiert.
- Wenn wir beim Thema Definition von Freiheit bleiben könnte man die SuS zunächst eine Mindmap gestalten lassen und sie dabei überlegen lassen, was für sie persönlich Freiheit bedeutet. Man könnte allerdings auch die SuS in der Gruppe über ihre persönlichen Vorstellungen zu diskutieren, wobei sich wahrscheinlich ein vielfältiges Meinungsbild ergibt. Oder man könnte die SuS mit Begrifflichkeiten wie Pressefreiheit/Versammlungsfreiheit/ Beleidigung konfrontieren und dann die SuS diese Begriffe zuordnen lassen, im Hinblick auf die Fragestellung ob diese Begriffe zum Freiheitsbegriff dazugehören oder nicht. Auch hier ist eine Heterogenität der Ergebnisse durchaus gewünscht.
- In der Beobachtung wäre es interessant zu beobachten in welchen Fällen die Lehrkraft die Entscheidung fällt einen Begriff näher zu definieren und wann nicht. Gibt es Zeichen an dem man als Lehrkraft erkennen kann, dass die SuS bestimmten Gedankengängen der Lehrkraft nicht folgen können.
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Hallo Lisa,
Deine grundsätzlichen Erläuterungen zum Begriffsfeld „Doppelte Heterogenität erscheinen mir durchaus stimmig und treffend beschrieben. Ich finde ebenfalls, dass diese (hier zweite) Art von Heterogenität ein sehr erstzunehmendes Problem ist, dass sich eben einfach aus dem Unterrichtsgeschehen unbemerkt ergibt. Dein Beispiel für das Fach Geschichte kann ich gut verstehen, da ich mich an entsprechende Schwierigkeiten in diesem Fach gut erinnern kann, zum Beispiel auch mit dem in der Geschichte immer wieder wechselndem Begriff des „Staates“ (uvm.). Des Weiteren wäre ein Beispiel aus meinem Fach (Physik) der immer wieder wechselnde Begriff des Stromes, zunächst beschrieben als eine nicht näher zu beschreibende Bewegung, im Folgenden als eine Art „Fließgeschwindigkeit“, dann als eine Bewegung von Elektronen in Richtung des Pluspols, und zu guter Letzt als genau dem Gegenteil, nämlich (modellhaft) der Bewegung von Positiven Ladungsträgern in Richtung des Minuspols.
Zur Erhebung der Vorstellungen der SuS wäre es neben deinen Ideen ebenfalls möglich, die Definition eines Begriffes unter verschiedenen Gesichtspunkten von mehreren Gruppen in einer Gruppenarbeit erarbeiten zu lassen, gefolgt von einer kleinen Vorstellung der Gruppe sowie einer anschließenden Diskussion über eine sinnvolle Definition des jeweiligen Begriffes. So ist es möglich, das Verständnis möglichst zu vereinheitlichen.
Zur Beobachtung im Praktikum möchte ich noch hinzufügen, dass man einmal darauf achten könnte, inwiefern man derartige Probleme gar nicht entstehen lassen kann, zum Beispiel durch gezielte Unterrichtsplanung mit genau diesem Problemfeld im Bewusstsein, sodass potentielle Problembegriffe schon im Voraus entlarvt werden und im Augenblick der ersten Nennung direkt eine hinreichende Definition erhalten.