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RV03 – Genderkompetenzen im Literaturunterricht

  1. Erörtern Sie die zentrale Bedeutung der Lektüreauswahl im Kontext der Ansatzpunkte (Vermittler*innen, Rezipient*innen, Kompetenzziele, Lerngegenstände) eines gendersensiblen Literaturunterrichts

Ich glaube die Lektüreauswahl im Literaturunterricht hat immer eine zentrale Bedeutung, ob für den gendersensiblen Literaturunterricht oder für einen anderen Aspekt. Denn die Lektüre, die ich später als Lehrkraft auswähle, ist ausschlaggebend für die Motivation meiner Schülerinnen und Schüler zu lernen und am Unterricht teilzunehmen und dadurch auch sich selbst weiterzuentwickeln. Damit bin ich als Vermittlerin sehr wichtig und muss mir meiner Rolle bewusst sein, um Desinteresse und Langeweile vorzubeugen. Denn ich als Lehrkraft sorge für Vorprägungen und bin auch Vorbild für die Kinder, sodass sie an meinem Verhalten auch Vorurteile oder Klischees bilden können, wenn ich mir dessen nicht bewusst bin und mein Verhalten anpasse. Literaturunterricht sollte Spaß machen und damit das der Fall sein kann sollte die Lektüreauswahl von den Rezipient*innen beeinflusst werden können und sogar müssen. Dabei kann man den Schülerinnen und Schülern nicht nur demokratisches Denken vermitteln (implizit), sondern gibt ihnen auch das Gefühl, das für sie interessante Buch, wählen zu können. So können Jungen wie Mädchen eine Bindung zum Buch und damit auch zum Literaturunterricht aufbauen. Bei der Kompetenzorientierung sehe ich die Motivation und das Können zu gleichen teilen. Nicht jeder kann alles können und dies gilt ebenso für den Literaturunterricht, wie für alle anderen Bereiche des Lebens. Ich als Lehrkraft kann aber das „Nicht-können durch keine Motivation“ vorbeugen, indem ich die Literatur den Interessen der Kinder auswähle oder lebensnahe Geschichten in den Literaturunterricht einbaue. Außerdem kann ich mit verschiedenen Aufgabenformaten die Kompetenzen des literarischen Verstehens und der Lesekompetenz verknüpfen und interessant überprüfen. Auch die ein medienübergreifender Literaturunterricht bietet sich im Zuge der Kompetenzziele im Hinblick auf den gendersensiblen Literaturunterricht an.

Mit dem richtigen Lerngegenstand, kann man Schülerinnen und Schülern nicht nur die Arbeit mit Texten näher bringen, sondern auch die Persönlichkeit weiterentwickeln und zum nachdenken anregen. Bei gendersensiblen Werken kann bspw. ein reflektiertes Hinterfragen der eigenen Vorstellung möglich werden. Aber auch das Kennenlernen von verschiedenen Lebensweisen kann eine Rolle spielen. Daraus folgt Toleranz und Akzeptanz gegenüber den Mitschüler*innen und anderen Menschen, sodass der gendersensible Literaturunterricht durchaus in der Lage ist (und meiner Meinung nach in der Pflicht ist) Werte zu vermitteln, die dabei helfen Stereotype und Vorurteile abzubauen.

  1. Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit den einzelnen Ansatzpunkten gendersensiblen Literaturunterrichts gemacht?

Ich habe mit den Vermittler*innen besonders die Erfahrung gemacht, dass diese meistens weiblich waren. D.h. meine Mutter war diejenige die mir und meinem Bruder vorgelesen hat und auch in der Schule hatte ich in der Grundschule nur Frauen als Deutschlehrerinnen.

Mit Rezipient*innen sind mit vor allem meine Mitschüler im Gedächtnis geblieben. Die Jungen aus meiner Klasse hatten bei der Vorstellungen unseres Lieblingsbuches eigentlich alle „typische“ Jungsthemen: Abenteuer, Fußball, Wissenschaft. Auch die Mädchen zeigten meist „typische“ Themen in ihren Büchern. Rückblickend finde ich das sehr bemerkenswert, wie viel von den Klischees über Jungen und Mädchen in meinem Unterricht vorgekommen sind. Erst jetzt ist mir klar geworden, wie viele Vorurteile dadurch auch bei mir entstanden sind.

Zu den beiden letzten Ansatzpunkten „Kompetenzziele“ und „Lerngegenstände“ habe ich eher weniger Erfahrungen an die ich mich erinnern kann. Allerdings habe ich im letzten Semester ein Seminar bei Frau Hollerweger besucht. Es hieß: „Völlig von der Rolle“ und hat sich mit gendersensiblem Literaturunterricht auseinandergesetzt. Ich fand es sehr spannend und habe dort zu alles dieser Ansatzpunkte viel neues erfahren und auch Erfahrungen in dem Seminar gesammelt, mit denen ich hoffentlich später einen gendersensiblen (ob implizit oder explizit) Literaturunterricht gestalten kann.

 

  1. Welches Potential bieten implizite vs. explizite Genderkonstruktionen für die Auseinandersetzung mit Genderdimensionen? Entwickeln Sie je 1-2 Forschungsfragen, die Sie beim Einsatz der vorgestellten Beispiele im Unterricht besonders interessieren würden

Ich finde beide Genderkonstruktionen wichtig, da nicht nur explizit gelehrt werden kann, denn dahinter steckt für die Kinder eine offensichtliche Intention. Spannend ist es auch implizit gewonnene Kenntnisse der Kinder wahrzunehmen.

Fragestellung zu impliziten Genderkonstruktionen:

  • In wie weit reagieren die Schülerinnen und Schüler auf die implizite Darstellung und bringen ihre Gedanken dazu in den Unterricht ein?
  • Wird das implizite Thema (in diesem Fall Genderkonstruktion) von den Schülerinnen und Schülern als Unterrichtsinhalt/Impuls gewünscht/gegeben?
  • Sorgt die implizite Darstellung für eine Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen, oder nicht?

Fragestellungen zu expliziten Genderkonstruktionen:

  • Trägt eine explizite Darstellung von Genderkonstruktion zu einem Wandel der Denkmuster der Schülerinnen und Schüler bei?
  • Sorgt die explizite Darstellung für eine Diskussion über richtige und falsche Vorstellungen über Gender und wie gehen die Schülerinnen und Schüler mit der dargestellten Genderkonstruktion um?

Eine Frage würde mich noch interessieren in diesem Themenfeld und zwar die, die die beiden Darstellungsweisen (implizit und explizit) mit einander vergleicht.

  • Setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit ihrer eigenen Genderkonstruktion intensiver auseinander, wenn die Darstellung explizit oder implizit ist?

 

  1. Wie ließe sich den verbreiteten Annahmen, Jungen seien Lesemuffel und Mädchen seien Leseratten in der Praxis entgegenwirken (optional)?

Um dieser Annahme entgegen zu wirken, könnte ich mir eine engere Zusammenarbeit mit männlichen Kollegen meiner zukünftigen Schule vorstellen. Dies könnte dann in einer unterstützenden Funktion im Literaturunterricht bedeuten, dass männlich und weibliche Kollegen, sich an dem Literaturunterricht (am besten auch gendersensibler Literaturunterricht) zu gleichen Teilen einbringen.

Zudem könnte ich mir auch Projekte mit Vätern vorstellen, die besonders in den ersten zwei Schuljahren der Grundschule, Vorleseprojekte für die Kinder anbieten. Dabei kann die Regelmäßigkeit sehr unterschiedlich sein. Außerdem kann man mit den Kindern thematisieren, dass viel Hörbücher und auch Hörspiele von Männern gelesen werden.

Ich würde auch aus meiner Erfahrung heraus mit den Kindern darüber sprechen, dass nicht jeden Mädchen gerne ließt und jeder Junge nicht gerne ließt. Da hat man als Lehrkraft dann bestimmt einige Beispiele. Zudem finde ich es allgemein wichtig die Individualität jedes einzelnen als wertvoll zu vermitteln und auch zu betrachten, sodass auch der Aspekt der Lesefreude oder Lesemotivation da inbegriffen ist.

Außerdem könnte man die Lektüreauswahl mit den Schülerinnen und Schülern zusammen gestalten, sodass die Lesemotivation bei einem Werk ihrer Auswahl deutlich erhöht ist, egal ob Junge oder Mädchen.

2 Antworten auf „RV03 – Genderkompetenzen im Literaturunterricht“

So ist es :). Die Fragen sind eigentlich schon Masterarbeitsniveau und bislang von der literaturdidaktischen Forschung nicht hinreichen erschlossen worden.

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