1. Benennen Sie die für Sie zentralsten (mindestens zwei verschiedene ) theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich als besonders prägnant mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret sowohl Bezug auf:
a.) die unterschiedlichen, fachdidaktischen Aspekte und übertragen Sie diese in der Ringvorlesung gewonnenen Erkenntnisse auf die Didaktiken der von Ihnen studierten Fächer. Beziehen Sie sich hierbei auch auf didaktische Erkenntnisse mindestens eines Fachs, das Sie nicht selbst studieren.
b.) generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht.
Bitte benennen Sie für diesen Aufgabenteil dabei konkret mindestens zwei relevante Literaturquellen (Autor*innen, Jahr, Titel).
Die Erkenntnisse, die für mich sehr prägnant waren, sind verbunden mit der Vielsprachigkeit und den Umgang mit sensiblen Themen wie zum Beispiel Antisemitismus.
Im Bezug auf Vielsprachigkeit fand ich die Vorlesung von Herrn Kepser über Heterogenität im Deutschunterricht (RV08) sehr relevant. Ich studiere dieses Fach nicht, aber ich habe trotzdem viel dabei gelernt. Die Dilemmata nach Greiner (2019) sind ein guter Weg, kritisch über der Beruf zu denken. Sie zu verstehen ist auch sehr positiv um den Lehrer*In-Beruf besser nachzuvollziehen und die Dilemmata vorauszusehen. Das Dilemma, das für mich im Kontext von Heterogenität besonders wichtig war, war ds “Individualförderung-statt-Unterricht-Dilemma”, wie Susanne Prediger und Timo Leuders es in Ihrem Buch “Flexibel differenzieren und fokussiert fördern im Mathematikuntericht” (2016) beschreiben. Es bezieht sich auf das Risiko, zu viel individuell zu fördern, was dazu führt, dass die Klassendynamik darunter leidet. Man muss darauf aufpassen, individuelle Schüler*Innen gegenüber der gesamten Klasse nicht übermäßig zu fördern, darf aber individuelle Bedürfnisse der SuS gleichzeitig nicht vernachlässigen. Das Risiko dieses Dilemmata zu erleben steigt wenn man verschiedene Sprachniveaus in einer Klasse hat, was nicht selten ist. Hier wäre es normal, sich mehr Zeit zu nehmen für Schüler*Innen die vielleicht mehr Schwierigkeiten mit der Sprachen haben. Wie wir es jedoch im Rahmen der Vorlesung ergründet haben, ist Vielsprachigkeit in einer Klasse sowohl eine Herausforderung, gleichzeitig aber auch eine Ressource, die genutzt werden kann, um den Unterricht reicher zu gestalten, weil Sprachvielfalt sowieso Teil der Normalität ist. Die Sprachaufmerksamkeit (Language Awareness) ist nutzbar für alle Fächer und ist nicht als Problem zu sehen, sondern als Weg, die Gruppe enger zusammenzubringen.
Ein anderer Aspekt, der nach meiner Meinung als wichtig im Kontext von Heterogenität wahrzunehmen ist, wäre für mich der Umgang mit sensiblen Themen wie Antisemitismus, wie wir es in der Vorlesung RV10 von Dr. Sabine Horn und Clara Suchodolski gesehen haben. Antisemitismus ist eine Diskrimination, die heutzutage vielleicht als schwer vorstellbar erscheint, aber dies ist nicht der Fall. Wie es Claudia Isabell Rittel (2018) in ihrem Artikel über Antisemitismus in Deutschland betont, gibt es noch eine aktuelle Diskriminierung und der Fall von Oskar Michalski aus Berlin ist ein Beweis dafür. Was man bei diesem Fall gemerkt hat, ist der Mangel an Reaktion des Schulpersonals und besonders des Direktors. Diesen Mangel an Reaktion kann man dadurch erklären, dass diese Situationen oft als Einzelfälle und nicht als strukturelle Probleme gesehen und oft relativiert werden. Für mich ist klar, dass diese Art des Umgangs mit Antisemitismus generell auf andere Diskriminationen wie Rassismus, Homophobie, Sexismus, usw übertragen werden kann.
Quellen :
Leuder, Timo & Prediger, Susanne, 2016, “Flexivel differenzieren und fokussiert fördern im Mathematikunterricht”, Berlin : Cornelsen Scriptor.
Rittel, Christiane, 2018, “Ein Massives Problem”, online in: https://www.goethe.de/de/kul/ges/21366839.html (Stand 20.07.2020)
2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte, Lehrer*innenhandeln)), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen im Rückblick auf ihre eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Berichte aus der Praxis, ggf. auch schon eigene Praxiserfahrungen) den Schulalltag besonders stark – und warum? Hier können Sie aus Ihrer Sicht besonders gelungene oder auch weniger gelungene Beispiele geben. Inwiefern helfen Ihnen die Inhalte der Vorlesung, eine solche Einschätzung vorzunehmen? Nehmen Sie konkret Bezug auf entsprechende Begriffe, Theorien, Konzepte, die Sie jetzt kennengelernt haben.
Ich studiere zwei Sprachen als Fächer und deswegen finde ich die Verknüpfung zwischen Interkulturalität und Heterogenität sehr interessant. Ich bin Französin und ich unterrichte meine Muttersprache. Sehr oft wird die Sprache Französisch mit Bildern wie den Eiffelturm, Paris, Mode, aber auch mit anderen Stereotypen und Klischees, die nicht immer positiv sind, verbunden. Um diese Ideen zu bekämpfen kann man das Modell von Byram für die “Intercultural Communicative Competence” nutzen.
Ich unterricht schon seit mehreren Jahren Französisch und ich habe in verschiedenen Strukturen, vom Kindergarten mit jüngeren Kindern bis zum Institut Français mit Rentner*Innen, gearbeitet. Was mich immer an dem Material gestört hat, ist, dass die kulturellen Punkte oft nur Frankreich und besonders Paris darstellen. Ich habe mich mit vielen Kollegen*Innen über dieses Problem unterhalten und es ist ein zentrales Problem der Fremdsprachen in der Schule. Interkulturalität ist im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen als Kompetenz eingetragen, aber ich glaube, dass hier noch viel gemacht werden muss. Wie wir es ausserdem in verschiedenen Vorlesungen gesehen haben, bereichert die Vielfalt von Sprachen, Kulturen und Hintergründe den Unterricht und sollte daher benutzt werden.
- Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET? Welche haben Sie vermisst? Bitte begründen Sie Ihre Wahl.
Mein Gefühl ist, dass diese Ringvorlesung mir viel beigebracht hat und dass ich viele neue Aspekte von Inklusion und Heterogenität kennengelernt habe. Was ich stellenweise vermisst habe, wären für manche Aspekt klare Beispiele und ein stärkerer Austausch gewesen, aber dies war mit dem Format dieses Semesters auch schwierig vorstellbar. Zum Beispiel würde ich es interessant für den Umgang mit Diskriminierung finden, Beispiele zu haben um besser reagieren zu können. Ein anderer Aspekt hat mich auch sehr interessiert und ich würde gerne noch mehr darüber erfahren, nämlich über die Sensibilisierung über die Genderfragen und verschiedene Identitäten. Wir haben viel über die Stereotypen und die Erwartungen gesprochen aber ich würde auch gerne Beispiele von Material zum Beispiel zu diesen Fragen behandeln.
Eine Antwort auf „Abschlussreflexion“
Liebe Amandine,
in Ihrem Abschlussblog ist besonders prägnant der Zusammenhang zwischen Sprachen Lehren und der Gefahr, Stereotypen zu vermitteln deutlich geworden, den Sie auch über die Impulse der Vorlesung haben herausarbeiten können. Die Vorlesung hat hier die Fallstricke deutlich machen können, ebenso hat sie für das Thema Antisemitismus imSchulalltag die Augen öffnen können. Die Sensibilisierung zu Genderfragen wurde in der Vorlesung nur angerissen und natürlich aufgrund des Formats nicht interaktiv. Sie werden Gelegenheit haben, Sie weiter in einem Seminar im BA oder auch später im MA zu vertiefen.
Bestanden.
Yasemin Karakasoglu