1. Benennen Sie die für Sie zentralsten theoretischen Erkenntnisse, die Sie aus den Vorträgen der Ringvorlesung für sich mitgenommen haben. Nehmen Sie dabei konkret Bezug auf a.) fachdidaktische Aspekte, indem Sie Erkenntnisse auf die Didaktiken ihrer eigenen beiden Fächer beziehen und b.) zwei generelle erziehungswissenschaftliche Erkenntnisse zu Schule und Unterricht mit Bezug zu den relevanten Quellen benennen.
Die Ringvorlesung erschien mir von Anfang an sehr wichtig für mein weiteres Studium und meinen Alltag als Lehrkraft nach dem Studium, da ich erst nach den ersten Sitzungen begann, über die Heterogenität und ihre Wichtigkeit im Schulalltag nachzudenken. Durch die Ringvorlesung wurde ich nämlich immer wieder aufs neue angeregt, über bestimmte Themenfelder nachzudenken, für die ich wahrscheinlich sonst niemals Zeit hätte. Besonders klar ist mir geworden, wie wichtig es ist, sich jeden Schüler_in individuell anzuschauen und nicht in verschiedene Stereotypen zu „ordnen“. Außerdem wurde deutlich, dass die Heterogenität von Schüler_innen eine Herausforderung sein kann und uns wurden effektive Denkansätze mitgegeben, die uns zeigen, wie wir mit solchen Situationen umgehen können. Ohne die Ringvorlesung hätte ich wahrscheinlich nicht darüber nachgedacht, dass es eine Herausforderung darstellt und bin umso glücklicher darüber, dass wir zum Denken angeregt wurden. Des Weiteren haben wir uns während der Ringvorlesung einige Unterrichtsformen angeschaut und ihre Vor- und Nachteile diskutiert. Ein Beispiel hierfür wäre der individualisierte Unterricht, welcher sowohl positive, als auch negative Effekte haben kann. Somit ist für mich persönlich sehr wichtig, gelernt zu haben, dass es keine perfekte Unterrichtsform gibt und man hin und wieder variieren sollte.
Was ich als besonders hilfreich empfinde, ist dass unsere Fächer mit einbezogen wurden. Da ich Politikwissenschaften und Englisch studiere, waren die achte und elfte Sitzung für mich bedeutend.
In der achten Vorlesung, welche von Prof. Dr. Andreas Klee gehalten wurde, konnte ich mitnehmen, dass es wichtig ist, bevor man mit dem Unterricht beginnt, klarzustellen, welche Begriffe was bedeuten und wie sie in diesem Kurs definiert werden. Gerade bei politische Begriffen ist es nämlich häufig schwer zu wissen, ob man darunter das Selbe versteht. Somit ist es wichtig, diese vor der Stunde abzuklären und Missverständnisse zu meiden beziehungsweise zu mindern.
In der elften Vorlesung, welche von Frau Tödter geführt wurde, habe ich mitnehmen können, dass Schüler_innen eine Sprache am besten erlernen, wenn sie diese auch sprechen. In meiner Schulzeit ist mir dies jedoch schon bewusst gewesen, da meine Spanischlehrerin es bevorzugte schriftliche Vokabeltests zu schreiben und uns im Unterricht still, schriftliche Aufgaben beantworten ließ. Meine Noten und meine Sprachkenntnisse waren dementsprechend schlecht. Aus diesem Grund ist es mir noch einmal wichtiger, meinen Schüler_innen praktisch und mit Spaß, die Sprache näherzubringen.
Da viele Schüler_innen zu Beginn einen Akzent haben, führt dies dazu, dass sie sich eher schämen vor der Klasse zu sprechen und somit schweigen. Mein Englischlehrer hat dieses Problem gelöst, indem jede Woche ein_e Schüler_in ein fünfminütiges „Referat“ vor der Klasse halten musste. Natürlich ist es anfangs eher schwer sich zu überwinden, aber am Ende des Tages kamen alle mit der Aufgabe klar und konnten frei sprechen. Dadurch, dass man sich das Thema auswählen durfte, hat es letztlich auch Spaß gemacht. Außerdem ist es wichtig, den Schüler_innen deutlich zu machen, warum es denn sinnvoll ist, weitere Sprachen zu erlernen, sodass diese auch einen Grund dafür sehen und es wollen.
2. Welche Faktoren zum schulischen Umgang mit Heterogenität (z.B. Unterrichtsformen, Schulformen, schulstrukturelle Fragen, schulkulturelle Aspekte), die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, prägen in Ihrer Wahrnehmung aus eigenen Praxiserfahrungen (eigene Schulzeit, Praktika, Berichte aus der Praxis) den Schulalltag besonders stark – und warum? An welcher Stelle könnten Sie einzelne der unter 1 genannten Erkenntnisse zur Erklärung heranziehen?
Ein für mich eher erschreckender Umgang beziehungsweise „nicht Umgang“ mit Heterogenität war in meiner Schulzeit mein Mathelehrer, welcher „nur“ ein Quereinsteiger war. Nachdem unsere Mathelehrerin Schwanger wurde, bekamen wir einen neuen „Lehrer“. Das er ein Quereinsteiger war, war deutlich daran zu erkennen, dass er in einigen Situationen nicht richtig mit bestimmten Herausforderungen umgehen konnte. Wir hatten zum Beispiel eine Schülerin im Kurs, die öfter Fragen gestellt hat ,was meiner Meinung nach völlig in Ordnung ist, wenn man gerade nicht mitkommt und die Lehrkraft zu schnell unterrichtet. Nach einigen Wochen hat der Lehrer dann angefangen, die Schülerin schon teilweise zu belächeln und sie vor dem gesamten Kurs bloßzustellen. Daraufhin ignorierte er ihre Meldungen im Unterricht und versuchte sie auszublenden, was soweit ging, dass die Schülerin fast in Tränen ausbrach. Außerdem war es bei diesem Lehrer eher so, dass sich immer die selben Personen am Unterricht beteiligt haben, während es bei der vorherigen Lehrerin eher größere Beteiligung gab. Auch meine Note verschlechterte sich von 12 Punkten bei der Lehrerin, zu 5 Punkten bei diesem Lehrer (im selben Thema). Der Unterricht war für mich persönlich einfach viel zu schnell und es blieb einfach keine Zeit etwas zu verstehen. Da dieser „Lehrer“ jedoch nicht wusste, wie er mit den Leistungsunterschieden innerhalb des Kurses umgehen sollte, ging es so weiter.
An diesem Beispiel ist meiner Meinung nach sehr deutlich zu erkennen, wie wichtig es ist, sich als Lehrkraft mit der Heterogenität der Schüler_innen auseinanderzusetzen und zu lernen, wie man mit dieser umgehen kann/soll. Damit, wie in diesem Beispiel, niemand von der Lehrkraft bloßgestellt wird und die Chance dazu bekommt, sich gleichermaßen am Unterricht beteiligen zu können.
3. Zu welchen zwei erziehungswissenschaftlichen Fragestellungen, die Sie in der Vorlesung kennengelernt haben, würden Sie gerne mehr erfahren im weiteren Studium im Bezug auf das Modulthema UMHET. Bitte begründen Sie Ihre Wahl?
Ich persönlich würde gerne mehr zum Themengebiet der vierten Vorlesung erfahren: „Individualisierung von Unterricht als schulpädagogische Antwort auf Leistungsheterogenität“. Aus dieser konnten wir nämlich entnehmen, dass individualisierter Unterricht sowohl positive, als auch negative Effekte auf die Schüler_innen haben kann. Einerseits ist es für hilfsbedürftigere Schüler_innen nämlich hilfreich, individuelle Hilfe zu bekommen und die Lehrkraft kann sich besser auf ihre individuellen Probleme konzentrieren. Andererseits nimmt dies jedoch viel Zeit in Anspruch, wodurch die Schüler_innen, welche keine individuelle Hilfe benötigen, vernachlässigt werden und weniger Zeit für ihre Forderung bleibt. Somit werden „Problemschüler_innen“ gefördert, während die Anderen nicht gefordert werden können. Des Weiteren kann es dazu kommen, dass die Schüler_innen, welche mehr Hilfe benötigen, sowohl von ihren Mitschüler_innen, als auch von den Lehrkräften ausgegrenzt bzw. als „schlechter“ dargestellt werden. Dies ist uns in der Vorlesung am Fallbeispiel deutlich gemacht worden. Dadurch, dass der Schüler Tarkan nämlich individuell gefördert wird und das außerhalb der Mitschüler_innen geschieht, wird er von der Lehrkraft und den Mitschüler_innen ausgegrenzt. Aus diesem Grund würde ich gerne mehr darüber erfahren, wie man am besten vorbeugt, dass Schüler_innen in einer Klasse oder einem Kurs ausgegrenzt werden und trotzdem jeder die richtige Menge an Förderung und Forderung erhält.