Teil meines Linguistik Studiums ist ein Praktikum zu absolvieren. Dabei können wir Studenten selber entscheiden ob wir dieses in Deutschland oder außerhalb machen wollen. Für mich stand recht früh fest, dass ich mit Hilfe von Erasmus+ mein Praktikum in den Niederlanden oder Portugal machen wollte. Dafür gab es jeweils einen Grund. Portugal war für mich eine Option, da ich gerne in meinem Herkunftsland längere Zeit verbringen würde. Ich vermisse die Sonne, das Essen und die Atmosphäre dort. Allerdings wollte ich auch gerne längere Zeit mit meinem Freund zusammen verbringen, weshalb die Niederlande für mich infrage kam.

Ich wusste, dass ein Praktikumsplatz in einen dieser Länder meine Chancen erhöhen würden, dort später auch einen Job zu finden. Ich habe nach Praktikumsplätzen in beiden Ländern gesucht, mich bei mehreren beworben und bin letztendlich in Groningen gelandet. Eine der besten Erfahrungen die ich bis jetzt hatte.

Planung
Für mich war von Anfang an klar, dass ich diese tolle Erfahrung nicht ohne Finanzielle Hilfe in Betracht ziehen konnte. Deshalb habe ich mich vorerst über die Voraussetzungen für ein Erasmus+ Stipendium informiert. Nachdem ich die Zusage aus den Niederlanden hatte ging es an die Erasmus+ Bewerbung. Ich hatte schon im Wintersemester 2017/18 ein Auslandssemester gemacht und kam daher recht gut mit den Antragsdokumenten klar.
Ich hatte vor einem Jahr auch an zwei Niederländisch Kursen der Universität Bremen teilgenommen und wollte somit auch meine Sprachkenntnisse in der Stadt verbessern.

Da von Anfang an fest stand, dass ich bei meinem Freund wohnen würde kann ich nichts zu der Wohnungssuche sagen. Allerdings kann ich darauf hinweisen, dass Groningen eine Studentenstadt ist. Von anderen Studenten weiß ich daher, dass es schwierig und teuer sein kann eine Wohnung bzw. ein Zimmer in Groningen zu finden. Vor allem wenn man nicht lange in der Stadt wohnen wird. Ich empfehle außerdem sich ein Fahrrad zu leihen. Ich habe meins von Swapfiets „gemietet“ (man bezahlt monatlich einen festen Preis).

Die Stadt
Groningen ist, wie schon erwähnt, eine Studentenstadt. Zum einen ist die Universität hier eine der besten im Lande. Zum anderen schätzen die Studenten (und allgemein die Einwohner) sehr das Nachleben dieser Stadt. Es gibt viele Ausgehmöglichkeiten. Für mich ist die Stadt seit meinem ersten Besuch eine meiner Lieblingsstädte. Sie hat einen Charme den ich schwer in Worte fassen kann. Umso glücklicher war ich hier mein Praktikum machen zu können. Ich habe mich gefragt ob ich die Stadt auch noch am Ende des Praktikums so bezaubernd finde wie am Anfang: Die Antwort ist definitiv Ja!

Die Praktikumsstelle
Ich habe mein Praktikum bei Discover Groningen absolviert. Deren Büro befindet sich mit Appademic und BUKU in einem Gebäude. Mein Praktikum ging von Anfang Januar 2020 bis Ende April 2020. Discover Groningen hat es sich zur Aufgabe gemacht die Stadt Groningen zu promovieren. Sie sollte nicht nur Besuchern die Stadt schmackhaft machen, sondern auch den Bürgern der Stadt. Dabei teilen sie sowohl die neusten Läden, Cafés/Restaurants als auch Aktivitäten in der Stadt. Sie tun dies über ihre Website (inklusive einem Blog) und Social Media Kanälen. Im Gegensatz zur offiziellen visitgroningen.nl Seite, die Teil des Tourismusbüros ist, fokussiert sich Discover Groningen nur auf die Stadt und nicht auf die ganze Region Groningen.

Meine Aufgaben
Zwar hieß es dies wäre ein Social Media Praktikum, dennoch waren meine Aufgaben sehr vielfältig. In der ersten Zeit bestanden meine Aufgaben vor allem aus dem Übersetzen verschiedener Texte auf ihrer Website. Ich half ihnen die bis dahin nur auf Niederländisch geführte Website auch auf Englisch anbieten zu können (am 21.02.2020 kam die Englische Website online). Somit können nun viel mehr Menschen ihre Website besuchen und auch verstehen. Dadurch konnte ich auch lernen mit WordPress umzugehen. Mit der Zeit kamen mehr und mehr Aufgaben dazu. Ich konnte wenig später auch selber Artikel für ihren Blog schreiben und kurze Texte für deren Social Media Kanäle. Ich durfte außerdem kleine Fototouren durch die Stadt machen. Discover Groningen gab mir für diese Tage eine DSLR Kamera. Damit ging ich durch die Stadt und machte Fotos die dann auf unseren Social Media Kanälen geteilt wurden. Im Februar fing auch eine andere Praktikantin an bei Discover Groningen zu arbeiten. Mit ihr kam auch eine weitere Aufgabe zu meinen Tätigkeiten: Wir besuchten viele Unternehmen in der Stadt, erzählten einiges über Discover Groningen und machten in der Regel auch Fotos für die Website. Dadurch bekamen wir qualitative Fotos um dieses Unternehmen auf der Website zu promovieren und die Unternehmen lernten dadurch Discover Groningen kennen.

Praktikum während COVID-19 Zeiten
Am 13. März beschloss das Unternehmen dass es besser für alle Beteiligten wäre das Praktikum von zuhause aus weiterzuführen. Kurz danach kam auch von der Niederländischen Regierung die offizielle Aussage, wenn möglich von zuhause aus zu arbeiten. Von da an hatte ich zwar weiterhin die gleichen Aufgaben, die Konzentration war allerdings nicht so stark wie im Büro. Wie führten mehrmals in der Woche Videokonferenzen um alte und neue Aufgaben zu besprechen. Das war zwar ein wenig anders als geplant aber ich bin froh dass ich mein Praktikum fortsetzen konnte. Bis zum Schluss übersetzte ich weiterhin Texte auf der Website, schrieb Artikel für den Blog und half mit die Social Media Kanäle weiterhin aktuell zu halten.

Fazit
Mir hat das Praktikum sehr gefallen. Ich konnte (vor allem am Anfang) die Stadt auf neue interessante Arten kennenlernen und konnte zum ersten Mal die Atmosphäre in einem offenen Büro erleben. Bei Fragen oder Ungewissheiten stand mein Betreuer immer bereit. Mit der Corona-Krise wurde richtig umgegangen und die Sicherheit der Arbeiter stand an erster Stelle. Das einzige was ich schade finde ist, dass sich meine Niederländisch Kenntnisse nicht wirklich verbessert haben. Im Büro wurde meist auf English mit mir geredet und die Übersetzungen aus dem Niederländischen haben auch nicht viel geholfen. In den Pausen sprachen sie unter sich zwar immer Niederländisch, allerdings fanden oft so viele Gespräche gleichzeitig statt, dass es für mich sehr schwer war mitzuhalten. Ich denke wenn das Praktikum bis zum Ende im Büro stattgefunden hätte wäre es mir möglich gewesen mein Hörverständnis zu verbessern. Somit bleibt mir vorerst nur selber weiter zu lernen. Ich hatte mich auch auf viele Events gefreut, die hauptsächlich im April und Mai stattfinden. Diese mussten aufgrund des Coronavirus leider abgesagt werden. Hoffentlich kann ich sie nächstes Jahr besuchen. Groningen ist eine tolle Stadt die ich auf jeden Fall allen empfehlen kann, ob für ein Wochenende oder einen längeren Aufenthalt.