Ich heiße Maria und studiere im fünften Masterfachsemester Spanisch und Politik auf Gymnasial- und Oberschullehramt an der Uni Bremen. Das Bachelorstudium habe ich in Hamburg gemacht. Dort ist es nicht verpflichtend, ein Semester im Ausland zu verbringen und somit auch eher schwer mit dem Studienplan zu vereinbaren. Für mich war jedoch immer klar, dass ich vor Beginn des Referendariats noch einmal nach Spanien oder Lateinamerika wollte, um mein Sprachkenntnisse zu verbessern.

Den Praktikumsplatz hat mir eine Dozentin vermittelt. Sie stellte auch den Kontakt zu der Kontaktperson der Schule her. In meiner Zeit in Lleida (Lérida) unterrichtete ich Deutsch als Fremdsprache. Meine Ansprechperson war demnach die Deutschlehrerin der Schule.

Der Kontakt verlief sowohl vor als auch während des Praktikums immer problemlos, Montse war mir immer ein sehr große Hilfe. Nachdem ich den Flug gebucht hatte, half sie mir eine Unterkunft zu finden und holte mich auch am Tag meiner Ankunft von der Bahnstation ab und brachte mich in mein neues „Zuhause auf Zeit“. Am nächsten Tag zeigte sie mir die Stadt.

Kurz darauf begann auch der Unterricht. Wie bereits erwähnt, war ich für den Deutschunterricht zuständig. Insgesamt umfasste mein Stundenplan 17 Stunden die Woche, wobei die ersten Wochen deutlich entspannter waren. Neben einer Gesprächsstunde mit der Deutschlehrerin, die wir sowohl für private Gespräche als auch Organisatorisches nutzten, unterrichtete ich die Schüler*innen der Klasse „Internationaler Handel“. Außerdem machte ich zusammen mit der Deutschlehrerin in allen Klassen der Schule darauf aufmerksam, dass die Möglichkeit besteht, kostenlos Deutsch in einer außerschulischen Aktivität zu erlernen.

An der Escola del Treball erfolgt der Unterricht in zwei Gruppen. Ein Teil der Schüler*innen hat morgens von 8:00-14:00 Schule, der andere Teil der Schüler*innen nachmittags von 15:00-21:00. Daher hatte ich zwei Deutschgruppen, die völlig neu anfingen Deutsch zu lernen. Eine der Gruppen unterrichtete ich von 12:00-14:00 (die Schüler*innen haben nachmittags Unterricht) und die andere Gruppe von 15:00-17:00 (diese Schüler*innen haben vormittags Unterricht). Die Gruppe der Schüler*innen die ich nachmittags unterrichtete, war wesentlich größer als die Gruppe, die ich vormittags unterrichtete. Außerdem hatte ich noch eine Gruppe von Schüler*innen, die im zweiten Jahr ihres Deutschunterrichts sind, und alle ein Erasmus-Praktikum in Deutschland anstreben. (Ein Großteil dieser Schüler*innen hat auch ein Stipendium bekommen.) Weiterhin kam zu dieser Gruppe auch ein ehemaliger Schüler, der schon ein Praktikum in Deutschland gemacht hat.

In Spanien pflegen Schüler*innen und Lehrer*innen ein entspannteres Verhältnis als es in Deutschland üblich ist. Das Lehrer*innen beim Vornamen genannt und geduzt werden, wusste ich bereits vorher. Dass die Deutschlehrkraft einen der Schüler aufforderte, direkt am ersten Tag eine WhatsApp-Gruppe zu erstellen, erstaunte mich dann dennoch. Für alle Klassen wurde eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet.

Für den Unterricht standen mir Lehrwerke zur Verfügung. Die Schüler*innen vom Internationalen Handel arbeiten mit einem anderen Lehrwerk als die Schüler*innen der außerschulischen Klassen. Sodass ich während meines Praktikums mit zwei verschiedenen Lehrwerken arbeitete. Zusätzlich erstellte ich natürlich auch selbst Unterrichtsmaterial. In den Unterrichtsstunden der Klasse Internationaler Handel war meine Mentorin und Deutschlehrerin der Schule meistens anwesend, nutze die Zeit jedoch um Noten einzutragen etc. und gab zwischendurch Tipps für die Schüler*innen aus der Sicht eines Deutschlehrers. Die außer-schulischen Deutschstunden unterrichtete ich jedoch ganz allein. Schnell gewöhnte ich mich daran, Unterricht auf Spanisch zu machen und musste mich ermahnen, möglichst erst Deutsch zu sprechen, damit die Schüler*innen lernen und nur wenn notwendig Erklärungen auf Spanisch zu geben. Nach meiner Unterrichtserfahrung aus Deutschland hatte ich mir vorgenommen, den Unterricht möglichst interaktiv zu gestalten und viel Wert darauf zu legen, dass die Schüler*innen auch im Unterricht sprechen. Dies gelang mir gut, wie ich selbst finde. Trotz dessen ist es etwas ganz anderes eine Fremdsprache zu unterrichten, die man jahrelang studiert hat, als seine Muttersprache zu unterrichten. Bevor die ersten Grammatik-Einheiten kamen, musste ich mir eine der Deutsch-Grammatiken ausleihen, weil ich als Muttersprachler die Regeln des Deutschen nicht kannte. Heute kann ich sagen: Deutsch lernen ist wirklich ganz schön kompliziert! Die Schüler*innen waren meistens motiviert und beteiligten sich aktiv am Unterricht. Außerdem waren sie sehr höflich und hilfsbereit und erklärten mir auch mal in den Pausen, was ich an meinem Spanisch verbessern kann. Viele der Schüler*innen nahmen es als Privileg wahr, von einem Muttersprachler unterrichtet zu werden. Diese Wertschätzung wurde mir besonders in den letzten Tagen nochmals bewusst, als sich viele Schüler*innen für den Unterricht und die Zeit bedankten.

Natürlich blieb mir neben dem Unterricht auch noch ausreichend Freizeit, um Land und Leute kennenzulernen. Lleida ist eine der Provinzhauptstädte Kataloniens. Da während meines Praktikums gerade hochrangige katalonische Politiker zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt wurden, wurde ich auch Zeuge der Ausmaße der Unabhängigkeitsbestrebungen. Einige Tage streikten die Schüler*innen und auch Student*innen, einen Tag gab es einen Generalstreik. Da auch Straßen gesperrt waren und Zugverbindungen ungewiss, konnte man Lleida nur schwer verlassen. Auch in Lleida kam es zu Ausschreitungen, jedoch nicht so stark wie in anderen Großstädten.

Für die doch recht kleine Stadt gibt es viele (internationale) Student*innen in Lleida und über eine Erasmus-WhatsApp-Gruppe kann jeder, der möchte, schnell Anschluss finden. Außerdem werden dort auch Aktivitäten bekannt gegeben; größere Ausflüge werden häufig von einer Gruppe Freiwilliger aus Tarragona organisiert, die auch Student*innen aus Lleida mitnehmen. Die Stadt Lleida selbst kann nicht mit vollkommener Schönheit glänzen, ist aber als Ausgangspunkt für vielerlei Ausflüge durchaus geeignet. Neben den katalonischen Städ-ten Tarragona und Barcelona konnte ich auch Madrid besuchen, so wie ein Wochenende bei meiner Gastfamilie eines Austausches des Jahres 2011 verbringen. Da Zugverbindungen in Spanien recht teuer sind (früh buchen!), nutze ich häufig Blablacar. Insbesondere zwischen Lleida und Barecelona gibt es stündlich (oder häufiger) Mitfahrangebote. Nicht selten konnte ich mit den Mitfahrern auch tolle Gespräche führen und noch einiges über Spanien lernen.

Doch auch in Lleida selber kann man einiges machen. Ende Dezember war das Stadtfest, bei dem es viele Aufführungen und in den Abendstunden kostenlose Konzerte gab. Das bekannteste Gebäude der Stadt ist die Seu Vella, die ehemalige Katedrale. Außerdem gibt es einen schönen Park und in unmittelbarer Umgebung gibt es viele Obstplantagen (z.B. für Äpfel) oder kleinere Dörfer mit eigenem Charm.
Außerdem gab ich zwei Stunden in der Woche Deutschnachhilfe und konnte mir so etwas Geld dazu verdienen und schloss mich dem Unichor an. Eine Woche vor meiner Rückkehr konnte ich sogar auf einem Konzert mitsingen, was durchaus ein Highlight war.

Viele Leute in Lleida sprachen katalanisch. Auch wenn ich mir dessen vor Beginn des Praktikums durchaus bewusst war, war ich überrascht, wie viel katalanisch wirklich gesprochen wurde. Das tägliche Leben findet nicht auf Spanisch sondern Katalanisch statt. Auch wenn es mit guten Spanischkenntnissen durchaus möglich ist, den Gesprächsinhalt katalanischer Gespräche im groben zu erkennen, war es doch ungewöhnlich. Mehrmals wurde ich auf der Sprache auf Katalanisch angesprochen und konnte nur auf Spanisch antworten. Auch der normale Unterricht findet auf Katalanisch statt.

Insgesamt hatte ich eine tolle Zeit in Lleida und nicht nur Freundinnen, sondern auch meine Schüler*innen sind mir sehr ans Herz gewachsen, sodass mir der Abschied sehr schwerfiel. Ich werde diese Monate in guter Erinnerung behalten, zumal ich auch viel gelernt habe. Merklich fließender konnte ich mich am Ende ausdrücken und hoffe nun, dieses Niveau auch in Deutschland irgendwie zu behalten. Außerdem hatte ich viele Möglichkeiten Methoden für meinen Unterricht auszuprobieren und mich in meiner Rolle als Lehrkraft zu finden.
Außerdem konnte ich auch im Alltag neue Erfahrungen sammeln, die mich sehr bereichert haben.