Von der Idee zum Praktikumsplatz
Nachdem ich meine Bachelorarbeit im Frühjahr 2019 ins Postfach des ZPA’s der Uni Bremen eingeworfen habe, entschloss ich mich bis zum Beginn meines Masterstudiums im Oktober ein Praktikum im Ausland zu absolvieren. Zu dem Zeitpunkt habe ich nie mehr als zwei Wochen in einem fremden Land verbracht, noch war ich mir sicher, welchen Weg ich später im Berufsleben wirklich einschlagen möchte. Mein Wunsch war daher ganz klar: Ich wollte nicht nur Zeit bis zum Master überbrücken, sondern meine Sprache verbessern, eine andere Kultur und Menschen kennen lernen, aber vor allem: eine Orientierung finden.

Als KMW- und WiWi-Studentin entwickelte ich bereits im Studium großes Interesse am Digitalen Marketing und suchte deshalb explizit nach Praktika in diesem Bereich. Durch „meinpraktikum.de“ stieß ich dann auf das Unternehmen Polleo Sport, dessen Headquarter sich in Zagreb befindet. Da ich persönlich bereits seit Jahren viel Zeit in Fitness und einen gesunden Lifestyle investierte, freute es mich umso mehr ein Unternehmen gefunden zu haben, dass sich in der Fitnessbranche etabliert hatte und derzeit einen Praktikanten im Social Media Marketing suchte.

Über Skype arrangierten wir ein Meeting für ein kurzes Kennenlernen und beide Seiten waren direkt überzeugt: Das passt wie die Faust aufs Auge! Die Zusage bekam ich noch am selben Tag.

Die Wohnung(-ssuche)
Organisation
Da mein Praktikumsplatz im äußersten Randbezirk von Zagreb lag, suchte ich vergeblich nach einer Unterkunft in der Nähe. Ich versuchte mein Glück vorerst über das Portal „erasmusu.com“ und schaltete zusätzlich Anfragen über einige Erasmus-Gruppen auf Facebook. Letzten Endes fand ich über eine der Gruppen eine schöne Altbauwohnung im Viertel „Kvatric“ (ca. 15 Min. zu Fuß in die Innenstadt). Die Kontaktaufnahme mit meiner kroatischen Vermieterin verlief problemlos über E-Mail.

Mitte Juni stieg ich in Bremen in den Flieger Richtung Zagreb. Dort angekommen benötigte ich für meinen Aufenthalt eine Identifikationsnummer, die sogenannte „OIB“. Nachdem ich hierfür von Behörde zu Behörde gejagt bin, konnte ich sie mir im Police Department abholen. Stellt euch hier aber auf lange Wartezeiten ein!

Das Apartment teilte ich mir kurzzeitig mit zwei Erasmus-Studentinnen aus Österreich und Frankreich. Danach lebte ich bis kurz vor meiner Abreise alleine. Insgesamt war die Wohnung ca. 80 qm2 groß und die anteilige Miete orientierte sich nach der Größe des Zimmers. Insgesamt ähnelte es dem deutschen Standard.

Mein Praktikum
Der Arbeitsalltag bei Polleo Sport
Mein Arbeitstag, von montags bis freitags, begann um 9 Uhr und endete um 17 Uhr. Ich kümmerte mich um die Pflege und Organisation unserer Social Media Kanäle für den deutschen und österreichischen Markt. Ich verfasste Content (Postings und Produkttexte), akquirierte neue Influencer Kooperationen, half bei der Ideengewinnung neuer Kampagnen und organisierte mit unseren Fotografen diverse Shootings.

Nach kurzer Zeit bekam ich die Verantwortung vieler weiterer Aufgaben: Ich organisierte Crosspromotions mit deutschen Start-Ups, durfte eigene Shootings für Social Media durchführen und erstellte neue Marketings Strategien, die ich in Meetings vorstellte.

Das Kollegium
Mein Team bestand aus ca. fünfzehn jungen und wirklich lebhaften Kroaten, die mich super lieb aufgenommen haben. Wir haben gemeinsame Barbecues nach der Arbeit gehabt und die Stimmung war ausnahmslos gut. Ich kann behaupten den wohl coolsten Chef aller Zeiten gehabt zu haben, denn Vjeko ist ein echter Entertainer und weiß, wie er das Team motiviert – Showeinlagen mit Gitarre und kläglichen Gesangseinlagen inklusive. Und wenn man nicht aufpasste, landete man „gesphotoshopped“ an der „Wall of F(Sh)ame“ im Office – Natürlich im „Polleo-Sport-Stil“ ganz in Fitness-Manier.

Learn and Grow
Die Idee mich in jedem Bereich einbringen zu dürfen hat mich unglaublich motiviert! Ich bin in der Zeit bei Polleo Sport unglaublich gewachsen und gleichzeitig an meine Grenzen gestoßen. Mir wurde sehr viel Vertrauen entgegen gebracht und jede meiner Ideen wurde gehört. Nicht zuletzt hat mich die Arbeit im Bereich „Fitness“ und „Ernährung“, durch mein persönliches Interesse, zu viel Engagement angetrieben. Ich kann mir durchaus vorstellen beruflich, nach meinem Masterabschluss, daran anzuknüpfen.

Leben in Zagreb
Sommer in der kroatischen Hauptstadt
Dass es in Zagreb im Sommer warm werden könnte, war mir bereits vor der Anreise durchaus bewusst. Mit Temperaturen jenseits der 36 Gradmarke, die sich auch noch wochenlang auf dem Niveau hielten, war ich (und auch die kroatische Bevölkerung) jedoch komplett überfordert. Tagsüber hielten sich daher alle Menschen in den klimatisierten Cafés oder in ihren Häusern auf. Ein Freibad sucht man hier leider vergebens. Es ist jedoch möglich den „Jarun“ oder „Bundek“-See zu besuchen. Mit der Bahn sind diese aus der Innenstadt fix innerhalb von 10 – 20 Minuten zu erreichen.

Viel Positives..
Das Essen
Wenn ich mich bzgl. Essen über etwas geärgert habe, dann ist es die Tatsache im Sommer nach Zagreb gegangen zu sein: Denn wenn man hier eins gut kann, dann ist es lecker essen! Um nicht im „Michelin-Männchen-Kostüm“ am Strand zu liegen, musste ich meine dort entdeckte Liebe zum Essengehen auf zwei Mal (oder auch drei Mal) wöchentlich einschränken! Und bei der Auswahl ist das nun mal nicht leicht! Wer, wie ich, sehr viel für Fleisch übrig hat wird in Zagreb sein Glück finden: Denn Fleischgerichte (aber auch Gebäck) findet man hier an jeder Ecke. Für jeden, der es besonders traditionell mag, ist die kroatische „Cevapcici-Bude“ die heimische „Currywurst-Bude“ und das dalmatische „Simuni“ die deutsche Zimtschnecke. Mich hat eher die Vielfalt und die Qualität des Essens in Zagreb überzeugt. Daher hier meine persönlichen Top 5 der besten Lokalitäten in Zagreb:

Meine #5: Good Food – Für die Ernährungsbewussten, die es gerne gesund mögen

Meine #4: Eggspress – Geniales Frühstück, für diejenigen, die Eier-Gerichte lieben

Meine #3: Batak Grill – kroatische und allgemeine Fleischspezialitäten vom Grill

Meine #2: Zero Zero – super leckere Pizzakreationen

Meine absolute #1: Vincek – Das beste Eis, das ich jemals essen durfte

Das entspannte Gemüt der Kroaten
Sobald man in den Flieger Richtung Kroatien steigt lässt man nicht nur Freunde und Familie in der Heimat zurück, sondern auch den Stress. Die entspannte Atmosphäre, die man in der Gegenwart der Kroaten genießt, holt einen gleich mit runter. Während ich es gewohnt war an Wochenenden liegengebliebene Arbeit nachzuholen, verbrachten die Menschen in Zagreb ihre Zeit mit ihrer Familie in Parks oder im Café. Womit wir direkt bei der kroatischen Vorliebe für Kaffee wären: Denn alle zwei Meter befindet sich in Zagreb ein Café und eins ist es nie: leer! Für leidenschaftliche Kaffeetrinker, wie mich, sollte bei der Bestellung jedoch ausdrücklich darauf bestanden werden einen „Americano“ zu bekommen, da der kroatische Standard-Kaffee ein klassischer Espresso ist.

Die wunderschöne Innenstadt
Als ich auf dem Weg vom Flughafen zu meinem Apartment die Fassaden vieler Gebäude sah, war ich – zugegeben – sehr enttäuscht: Alles war sehr grau, alt, kahl und mit Graffiti besprüht. Ich hatte Sorge in einem sozialen Brennpunkt gelandet zu sein, in dem ich nach 22 Uhr besser nicht mehr das Haus verlassen sollte. Dem ist allerdings nicht so: Durch die sehr sommerlichen Temperaturen blühte das Leben in der Stadt nach 20 Uhr erst so richtig auf und auch das Bild der Stadt verändert sich, je mehr man in das Zagreber Zentrum gelangt. Hier findet man unzählige architektonische Schönheiten, wie die des Grünen Hufeisens:

Das kroatische Nationaltheater

Oder die Kathedrale von Zagreb

Wer an Geschichte und Fundstücke interessiert ist, findet in Zagreb außerdem zahlreiche Museen und Ausstellungen.

Im Sommer finden übrigens sehr viele Straßenfeste und öffentliche Konzerte statt, bei denen man mit leckerem Essen und Trinken so richtig abschalten kann. Alles ist bunt geschmückt und man sieht die Liebe zum Detail.

.. und negative Überraschungen
Immer Ärger mit den Öffis
Wenn ich eins in Kroatien gelernt habe dann ist es Folgendes: Gesegnet sei die Deutsche Bahn! Beschwerden von meiner Seite? Ab sofort nie wieder! Google Maps navigierte mich täglich durch die kroatische Hauptstadt und nie – wirklich nie – stimmten die Zeitangaben der Öffentlichen Verkehrsmittel. Mal kamen sie drei Minuten früher, dann zwanzig Minuten später, manchmal gar nicht und ab und zu fuhren sie einfach an der Haltestelle vorbei. Zwei Mal fuhr der Bus plötzlich eine andere Route und erreichte nie sein Ziel – mein Glück, dass mich mein Kollege mit seinem Auto aus dem Nirgendwo abholen konnte. Angaben auf Anzeigetafeln in Englisch sind leider selbst am Hauptbahnhof nicht vorhanden. Absolut lobenswert sind allerdings die Ticketpreise: eine halbstündige Fahrt in der Tram kostet umgerechnet 0,54€ und ein Zugticket, für dieselbe Zeit, ca. 1,35€.

Falls ihr trotzdem nicht auf die Öffis verzichten wollte, hier meine Tipps:

  • Früher losgehen und solange an einer Haltestelle warten, bis das gesuchte Verkehrsmittel auftaucht
  • Tickets nicht in der Bahn, Bus oder Zug kaufen, sondern an einem Kiosk in der Nähe (ist günstiger)
  • Auf Uber umsteigen, wenn gar nichts mehr hilft. Kein Taxi! Es sei denn ihr seid starke Verhandlungspartner.

Kommunikationsprobleme
Da ich keinen kroatischen Migrationshintergrund habe oder je mit der kroatischen Sprache in Kontakt gekommen bin, war mir die sprachliche Barriere selbstverständlich bewusst. Mein Hauptanliegen war es ohnehin, mein Englisch zu verbessern. Durch den täglichen Kontakt mit meinen Kollegen gelang mir dies durchaus gut. In meinem Alltag, etwa beim Einkauf, beim Zugticketkauf oder bei Behördengängen, musste ich jedoch sehr schnell feststellen, dass es vielen Kroaten schwer fiel eine Kommunikation auf Englisch zu führen. In diesem Fall kommunizierte ich öfter mal mit Händen und Füßen und „Körpereinsatz“ bekam eine ganz neue Bedeutung.

Alle ausgeflogen
Bei meiner Praktikumssuche nahm ich mir vor, meinen Sommer an einem besonders warmen Ort zu verbringen, was neben dem attraktiven Praktikumsangebot ein weiteres Auswahlkriterium für mein Praktikum bei Polleo Sport darstellte. Mein Praktikum startete Mitte Juni und endete Mitte September. In dieser Zeit war die Stadt allerdings wie leer gefegt. Viele Kroaten nehmen sich im Sommer wochenlang Urlaub, um an das zwei Stunden entfernte Meer zu fahren. Zu meinem Pech verbrachten auch die Erasmus-Studenten ihre Semesterferien in ihrer Heimat.
Mein Tipp: werdet sportlich aktiv und besucht z.B. das Yoga-Studio „Pink Elephant“, schließt einen Vertrag im Fitnessstudio ab (z.B. „Gyms4You“) oder fahrt zum Berg „Sljeme“, um ein wenig wandern zu gehen.

Wochenendtrips
Wer seinen Sommer in der kroatischen Hauptstadt verbringt, darf es nicht verpassen an die kroatische Adria zu fahren und sich im Wasser „abzukühlen“. Mit dem Flixbus erreicht ihr ganz einfach und günstig wunderschöne Städte und Strände. Der Zeitraum von Juni bis August bedeutet für viele Menschen Urlaubszeit, daher kommt es vor allem an den Wochenenden zu absoluten Ausnahmezuständen auf den Straßen. Ein Stau von mindestens zwei Stunden ist keine Seltenheit! Mein Tipp: Falls ihr mit einem Busunternehmen reist, dann bucht euch gerne eine Fahrt am frühen Morgen.

Krk
Der schnellste Weg, um von Zagreb an den Strand zu gelangen, führt nach Krk. Die etwa zwei Stunden entfernte Insel bietet wunderschöne Kiesel- und Sandstrände mit türkisblauem Wasser.

Pirovac & Sibenik
Etwas weiter südlich der Adria besuchte ich mit meiner Schwester das kleine Städtchen „Pirovac“. Eine Kollegin empfahl es mir als Geheimtipp mit weniger Touristenandrang. Leider mussten wir feststellen, dass scheinbar auch sehr viele Familien mit Kleinkindern diesen „Tipp“ kannten.„Top Secret“ geht leider anders! Jedoch hat Pirovac einen sehr schönen kleinen Hafen und einen niedlichen Dorf-Charme.

Von Pirovac fuhren wir einen Abend in das 20 Minuten entfernte Šibenik und verbrachten dort einen Abend mit einem Kollegen und seinen Freunden. Wir haben uns vorher Karten für ein Open Air Konzert von Fatboy Slim besorgt, was sich nachher als absolutes Highlight unseres Urlaubs herausstellte.

Wer leidenschaftlicher Konzert- und Festivalbesucher ist, findet an der kroatischen Küste übrigens sein Glück: Fast wöchentlich werden dort derartige Veranstaltungen organisiert. Eins der bekanntesten ist das „Ultra Festival“ in Split, das mit seinem Line Up selbst Tomorrowland-Liebhaber überzeugt.

Opatija
Die kroatische Küstenstadt Opatija ist eine der schönsten, aber auch der teuersten. Hier reiht sich eine Villa an die andere und das Meer liegt direkt vor der Nase. Wer Lust auf einen schönen Spaziergang entlang einer wunderschönen Küstenpromenade mit tollen Restaurants hat, der ist hier genau richtig!

Split
Mit Split schloss ich meine fast wöchentliche Serie an Küstenbesuchen ab. Mein Freund und ich nutzten das letzte Augustwochenende, um etwas tiefer in den Süden zu fahren und eine der wohl bekanntesten kroatischen Urlaubsziele zu erkunden. Zu unserem Glück ebbte die Besucherzahl zu diesem Zeitpunkt bereits ab, sodass man sich wieder frei bewegen konnte. Absolut sehenswürdig sind die beiden Strände „Kaštelet“ und „Kašuni“. Diese liegen etwas außerhalb (zwei bis vier Kilometer vom Zentrum entfernt), sind aber problemlos zu Fuß, mit dem Bus oder der Uber zu erreichen. Anders als in vielen anderen Küstenstädten mussten wir hier jedoch feststellen, dass die Möglichkeit der Kartenzahlung in Restaurants gegen Null tendiert. Wer mehrmalige Abhebegebühren am Automaten vermeiden möchte, sollte sich daher einmalig etwas mehr auszahlen lassen.

Allgemeiner Tipp zur Strandsuche: Durch den „Urlaubswahnsinn“ reihen sich an beliebten Stränden oft die Handtücher nahtlos aneinander. Wer Wert auf etwas weniger Körperkontakt legt, der sollte sich über Google nach „Geheimtipps“ umschauen.

Allgemeiner Tipp zu Unterkünften: Auch hier macht sich die Flut an Urlaubern stark bemerkbar: Die Hotels sind meist komplett ausgebucht oder überteuert. Ein Blick auf „Airbnb“ kann Abhilfe schaffen.

Samobor
Kroatien beherbergt eine Reihe von Burgen und alten Ruinen. Mit einem Kollegen fuhr ich in das nahegelegene Samobor, wo sich eine alte Burgruine befindet. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Wald gelangt man schnell an das etwas versteckte Gemäuer. Es ist erlaubt die Ruine zu betreten und die Aussicht von dort aus zu genießen. Diese ist wirklich atemberaubend und ganz sicher einen Besuch wert!

Fazit
Die drei Monate in Kroatien haben mir ganz klar geholfen sowohl persönlich zu wachsen, als auch meine berufliche Orientierung zu finden. Auch wenn ich einige Schwierigkeiten mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln hatte und auch die Kommunikation nicht immer optimal verlief, kann ich einen Besuch in die kroatische Hauptstadt absolut empfehlen. Zagreb überzeugt mit seinem gemütlichen Charme und den bunten Festivals. Mit seinen knapp 800.000 Einwohnern, hat die kroatische Hauptstadt definitiv kein stressiges Großstadt-Flair. Stattdessen genießt man tagsüber, selbst in der Innenstadt, die ruhige Atmosphäre. Wer Fan von langen Nächten mit guter Musik, Party-Vibes und Cocktails ist, der wird auch hier nicht enttäuscht: Zagreb bietet eine ganze Reihe trendiger Bars und Diskotheken, die immer gut besucht sind. Wer, wie ich, seinen Sommer in der Hauptstadt verbringt, muss allerdings mit langanhaltenden knallharten Höchsttemperaturen rechnen, die sich durch die Betonlandschaft besonders unangenehm anfühlen können.