Vorbereitung
Da ich mich bereits zu Reisezwecken für eine längere Zeit im Ausland aufgehalten hatte, stand für mich fest, dass ich dies auch für ein Praktikum machen wollte. Als erstes habe ich mich im November 2016 über die Auslandshochschulmesse an der Universität Bremen über verschiedene Möglichkeiten informiert wie man Praktika bekommen kann und welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt. Anschließend habe ich mich über IAESTE für ein Praktikum beworben und mich auf einem zweiten Weg um ein selbstorganisiertes Praktikum bemüht. Da die Bewerbungsfrist von IAESTE im Dezember endete, hatte ich bis dahin meine Bewerbung für das Programm abgeschickt und im Januar darauf meine Wunschplätze angegeben.

Zur gleichen Zeit habe ich mich ohne eine Organisation um ein Praktikum bemüht und habe eine Kontaktperson bei Kühne + Nagel Thailand bezüglich eines Praktikumsplatzes für bis zu sechs Monate angeschrieben. Ich habe schnell eine Antwort erhalten, dass dies prinzipiell für zehn Wochen möglich sei und ich meine Bewerbungsunterlagen einreichen solle. Da ich ungefähr zur gleichen Zeit Bescheid bekommen habe, dass ich ein Praktikum mit IAESTE direkt im Anschluss an meinen Bachelor durchführen konnte, habe ich mich für Kühne + Nagel auf den Zeitraum ab Januar 2018 beworben, um beide Praktika nacheinander durchführen zu können.

Nach circa sechs Wochen habe ich die Antwort erhalten, dass meine Bewerbung in einem Telefongespräch mit mir besprochen werden sollte. Dieses Gespräch ist auf Grund von kurzfristigen Meetings leider zuerst nicht zustande gekommen, so dass es zwei Wochen nach hinten verschoben wurde. Beim zweiten Mal hat es dann funktioniert und es war ein sehr angenehmes, freundliches Gespräch über meinen Hintergrund, die Tätigkeiten von Kühne + Nagel vor Ort und Thailand an sich. Am Ende des Gespräches wurde mir mitgeteilt, dass sie sich bei mir melden, ob es funktioniert. Zwei Wochen später, habe ich dann eine Zusage per E-Mail erhalten.

Formalitäten im Gastland
Für die Erledigung aller Formalitäten hatte ich durch meine frühe Zusage viel Zeit. Für Thailand brauchte ich ein Visum. Da mein Praktikum an sich ein zehnwöchiges, unbezahltes Praktikum war, bei dem meine Wohnungskosten und der Transport vor Ort von der Firma übernommen wurden, habe ich ein Education Visum für 90 Tage mit einmaliger Einreise beim thailändischen Konsulat in Hamburg beantragt. Dies konnte ich aber frühestens drei Monate vor dem Antritt meiner Reise beantragen. Da ich zwischendurch in Tschechien war, habe ich die erforderlichen Unterlagen erst Anfang Januar persönlich eingereicht. Nach einer Bearbeitungszeit von ca. 20 Minuten wurde mein Visum bestätigt. Die erforderlichen Unterlagen sind auf den jeweiligen Webseiten des Konsulats oder der Botschaft sehr übersichtlich aufgelistet. Dabei sollte man beachten bei wem man das Visum beantragt, da die Botschaft und das Konsulat unterschiedliche Antragsformen benutzen. Von meiner Firma benötigte ich dafür einen Gewerberegisterauszug, ein Einladungsschreiben und einen Praktikumsvertrag. Diese habe ich nach und nach erhalten.

Ich habe mir kein lokales Bankkonto erstellt, meine Wohnungsadresse bei der Beantragung meines Visas angegeben und musste deswegen keine weiteren Behördengänge vornehmen.

Da ich ein Visum mit einmaliger Einreise für 90 Tage beantragt hatte, durfte ich nicht vor meinem Praktikumsende ausreisen und
anschließend wieder einreisen, um mein Praktikum fortführen. Mit der Ausreise wäre mein Visum verfallen und ich hätte nur mit einem Touristenvisum wieder in das Land einreisen dürfen.

Zusätzlich habe ich für meine Reise eine umfangreiche Auslandskrankenversicherung über den ADAC abgeschlossen, da ich bereits eine bestehende Haftpflicht- und Unfallversicherung für das Ausland hatte.

Für die möglichen Finanzierungsmöglichkeiten habe ich mich beim International Office beraten lassen. Bei diesem Gespräch wurde mir PROMOS empfohlen, wobei ich vorher auch schon auf der Messe davon gehört hatte. Anschließend habe ich mich über die Voraussetzungen und Bewerbungsfristen informiert. Da das Bewerbungsfenster für meinen Zeitraum der Oktober war, musste ich mich von Tschechien aus bewerben, wobei dies kein großes Problem war, da ich alles bequem online hochladen konnte. Bis zu einer Zusage musste ich gut zwei Monate warten, so dass ich erst sehr kurzfristig wusste, ob ich Zuschüsse erhalte. Ansonsten habe ich mich für keine weiteren Stipendien beworben. Hier sollte man sich nochmal ausgiebiger informieren.

Allgemeine Informationen zum Praktikum
Da ich vor meinem Studium einen längeren Auslandsaufenthalt absolviert habe, aber während meines Studiums nicht, wollte ich dies unbedingt nachholen. Weil ich, außer bis auf ein kleines Vorpraktikum, keine praktischen Erfahrungen gesammelt hatte, wollte ich diese beiden Ziele unbedingt kombinieren. Wie oben erwähnt, hatte ich die Möglichkeit in zwei unterschiedlichen Ländern und zwei komplett verschiedenen Kulturen Praktika durchzuführen. Dieses Kontrastprogramm war für mich absolut die beste Wahl, wobei es nicht diese beiden spezifischen Länder sein mussten und ich da relativ offen war. Ausschlaggebend waren in erster Linie die Angebote der Praktika. Zusätzlich wollte ich aber nicht nur ein Praktikum absolvieren, um auch mal eins erledigt zu haben. Ich wollte auch herausgefordert werden, sowohl fachlich, als auch sozial.

Für meine Anreise nach Bangkok bin ich von Hamburg aus mit einem Zwischenstop in Köln nach Bangkok geflogen und dann eigenständig zu meiner Wohnung weitergereist. Zwar wurden die Wohnungskosten von Kühne + Nagel übernommen, aber alles andere rund um die Wohnung habe ich alleine organisiert. Dies war aber auch absolut kein Problem und wird meines Wissens nach nur bei Praktika mit Organisationen anders gehandhabt. Das Head Office von Kühne + Nagel befindet sich in der Innenstadt, ein bisschen abseits des Skytrains, welcher zwei Linien hat. In diesem wurde ich in Empfang genommen, musste einige Dokumente unterschreiben und habe ein erstes Gespräch mit meinem Ansprechpartner geführt, wobei fest stand, dass jemand anderes als er für mich zuständig sein sollte.

Ich wurde der Abteilung der Contract Logistics zugeteilt, sollte gerade in der ersten Woche die unterschiedlichen Lagerhäuser und die örtlichen Gegebenheiten kennenlernen, bevor ich in den anschließenden Wochen kleine Projekte im Bereich Lean Six Sigma im Lagerhaus in der Nähe von Bangkok durchführen sollte. Dadurch habe ich in der ersten Woche sehr viele der Arbeitskollegen in Bangkok und Umgebung kennengelernt, wodurch ich gleich gut integriert war. Das Lagerhaus, in dem ich arbeiten sollte, lag außerhalb von Bangkok und war gut 20 km von der nächsten Skytrain Station entfernt. Außerdem sind keine öffentlichen Busse gefahren, so dass ich immer mit dem Taxi zum Lagerhaus hin und zurück gefahren bin. Da das Taxifahren in Thailand wesentlich günstiger sind, hat eine Fahrt um die fünf Euro gekostet. Diese Kosten wurden von Kühne + Nagel übernommen.

Für die Einführung in die Projekte habe ich in der ersten Woche das Lagerhaus von KN in Rayong besucht und hier eine Einführung von einem Black Belt erhalten, mit dem Auftrag, mich in der nächsten Woche mit den Prozessen im Lagerhaus vertraut zu machen. Nachdem ich dieses erledigt hatte, gab es noch eine Einführung in die Prozessoptimierung mit Lean Six Sigma für die Lagerhaus Managerin, zwei weitere Kollegen und mich, wobei ich einige Themen schon gelernt hatte. Anschließend wurde mir die Aufgabe zugeteilt, das erste Projekt für den Kundenservice durchzuführen und deren Produktivität zu untersuchen. Dabei habe ich Prozessmappen erstellt, Zeitaufnahmen durchgeführt, die Daten anschließend analysiert und in einer Präsentation aufbereitet, in der ich zusätzlich noch Verbesserungsvorschläge und deren mögliche Auswirkungen vorgestellt habe. Diese Präsentation habe ich vor der Lagerhaus Managerin und dem Black Belt vorgetragen, wir haben meine Ergebnisse besprochen und das weitere Vorgehen diskutiert.

Für die Umsetzung wurden von der Lagerhaus Managerin Besprechungen mit dem Kundenservice durchgeführt, um Prozesse zu verändern und die IT Abteilung wurde für mögliche Systemänderungen eingebunden. Außerdem habe ich kleine Änderungen im Layout des Büros, bzw der Schnittstelle zwischen dem Kundenservice und der Operation durchgeführt. Anschließend sollte ich einige Zeit im Bereich des Solution Engineerings verbringen, diese Zeit musste aber auf Grund von wenigen freien Terminen deutlich verkürzt werden. Das gleiche galt für die IT Abteilung, weswegen ich kurz nach meiner Präsentation bereits mit einem weiteren Projekt zur Steigerung der Produktivität der Operation für einen spezifischen Kunden angefangen habe. Hierbei bin ich so vorgegangen wie ich das für den Kundenservice schon getan hatte. Kurz vor dem Ende des Praktikas habe ich mich ein paar Tage in Rayong aufgehalten, um dort ein kleines Projekt, welches bereits angefangen wurde, gemeinsam mit einem Kollegen zu Ende zu bringen.

Unterkunft
Die Wohnungssuche bei diesem Praktikum war mir selber überlassen, wobei ich ein paar Vorschläge und gute Gebiete zum Wohnen empfohlen bekommen habe. Die Suche war nicht so einfach, da ich nur zehn Wochen bleiben wollte und viele Anbieter, z.B. über renthub.th und ähnlichen Seiten, längere Laufzeiten von mindestens einem Jahr gefordert haben. Es wäre möglich gewesen, einen Vertrag abzuschließen und den Vertrag an jemanden anderes zu übergeben, wenn man jemanden findet, dies war mir aber zu riskant. Außerdem habe ich auch über Facebook gesucht, da es zu diesem Thema ein paar Gruppen gibt. So richtig erfolgreich war ich damit leider nicht. Passenderweise hatte ich zwischendurch zwei Zusagen, die aber wieder abgesagt wurden. Letztendlich habe ich mich dann für Airbnb entschieden, da es für mich hier am sichersten war, die Laufzeit war klar definiert und es gibt ein bisschen mehr Schutz als es komplett privat abzuschließen.

Da ich ein Budget von ca. 400 Euro pro Monat von der Firma hatte, war es auch in Ordnung die Wohnung über Airbnb zu mieten. Dafür habe ich eine Wohnung mit einem kleinen Schlafzimmer, kleinem Wohnzimmer und voll ausgestattetem Bad und Küche inklusive einer Waschmaschine bekommen. Zusätzlich gab es noch einen Balkon, ein kleines Fitnessstudio und einen Pool, da diese Wohnung zu einem Wohnkomplex gehört. So konnte ich komplett eigenständig agieren. Die Wohnung lag südlich im Großraum von Bangkok, aber für Bangkok nahe an der Haltestelle des Skytrains (Samrong Station), zu der ich zwischen 10 und 15 Minuten gelaufen bin. Damit konnte ich verhältnismäßig schnell in die Stadt und war gut an Bangkok angebunden. Trotzdem habe ich oft mehr als eine Stunde gebraucht, um zu einigen Gebieten in der Innenstadt zu gelangen.

Außerdem sollte ich an verschiedenen Orten tätig sein, weswegen ich eine Unterkunft im Süden der Stadt und nahe an dem BTS Skytrain gebucht habe. Dadurch war ich ungefähr zwischen dem Head Office und dem Lagerhaus, in welchem ich öfter tätig sein sollte, lokalisiert, aber noch am Rande von Bangkok.

Sonstiges
Da das Lagerhaus gut 20 km von der nächsten Skytrain Haltestelle und 22 km von meiner Wohnung entfernt lag und kein öffentlicher Bus fuhr, bin ich immer mit dem Taxi gefahren. Hierbei habe ich die Grab App benutzt, bei der man seinen Abfahrtsort und sein Ziel in der App eingeben kann und dann ein passender Fahrer gesucht wird. Dieser kann sehr schnell gefunden werden, manchmal kann es aber auch ein bisschen dauern. Das Gute an der App war außerdem, dass ich nach jeder Fahrt eine elektronischen Beleg erhalten habe, den ich einreichen konnte. Außerdem sprechen nur sehr wenige Fahrer überhaupt Englisch, weswegen die Eingabe über die App sehr hilfreich war. Wegen der Rush Hour war es nicht ganz so einfach abzuschätzen wie lange man braucht und durch die Distanz schwankte die benötigte Zeit für die ganze Strecke um 20 Minuten, an besonders schlimmen Tagen deutlich mehr. Zusätzlich musste man sich einen Ort aussuchen, an dem der Fahrer einen gut abholen konnte. Auf dem Rückweg habe ich mich immer zum Skytrain bringen lassen. Die Fahrten haben circa zwischen fünf und sechs Euro gekostet, inklusive Gebühren für die Grab App (20 oder 30 Baht pro Fahrt). Durch die Fahrten hat man aber wiederum Bonuspunkte erhalten, die man als Rabatte nutzen konnte.

Für die App habe ich natürlich immer Internet benötigt und daher mir direkt am Flughafen eine SIM Karte geholt. Die Tarife, die angeboten wurden, hatten immer ein großes Internetguthaben, so dass man auch mit den günstigen Tarifen gut abgedeckt war. Zusätzlich hatte ich in meiner Wohnung WLAN, was aber nicht immer gegeben sein muss und worauf man bei der Wohnungssuche achten sollte.

Da ein großes Einkaufszentrum inklusive eines Food Courts fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt lag, habe ich hier oft gegessen. Nach einer Weile habe ich mich eher an die Straßenstände draußen vor dem Einkaufszentrum gehalten, da es hier auch eine große und, für mich auf jeden Fall, leckere Auswahl an verschiedenen Speisen gab, die auch alle sehr preiswert waren, noch günstiger als im günstigen Food Court. Außerdem habe ich angefangen morgens an den Straßenstränden zu essen, da es eine gute Auswahl gab und europäisches Frühstück zu Hause verhältnismäßig teuer und auch nicht typisch thailändisch war. Deswegen habe ich nie gekocht. Ich habe am Tag fast immer weniger als fünf Euro für Verpflegung ausgegeben und dabei lecker und authentisch gegessen. Ein Vorteil dabei war, dass ich am Rande der Stadt gewohnt habe und sich dort so gut wie keine Touristen aufgehalten haben, weswegen das Essen billiger war.

Bezüglich der Sicherheit hatte ich nie Bedenken, man ist mir fast immer sehr freundlich und mit viel Respekt begegnet. In den typischen Touristengegenden wird noch mehr versucht einem etwas für überhöhte Preise zu verkaufen, aber bei mir in der Gegend war dies nicht der Fall.

Vorsichtig sollte man sein, wenn einem fremde Thailänder besonders freundlich begegnen, um einem Tipps für Reisen oder Anreisen zu bestimmten Orten empfehlen. Hierbei werden oft deutlich überteuerte Preise angeboten, außerdem wird versucht einen an andere Orte zu lotsen. Man sollte in diesen Situationen mit gesundem Menschenverstand handeln. Dies gilt für besonders tolle Reiseziele, Reiseziele, die bereits geschlossen sein sollen und besonders günstige oder gar kostenlose Fahrten. Hält man sich an die normalen, offiziellen Anbieter wird man immer ein seriöses und auch günstiges Angebot erhalten.

Bei Taxifahrten sollte man grundsätzlich immer darauf bestehen, dass das Taximeter verwendet wird. Sehr wahrscheinlich wird man das Taxi benutzen, gerade mit mehreren Leuten kann es sogar günstiger sein als der Skytrain. Außerdem ist es bequem und nicht alle Orte in Bangkok sind gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Da sollte man sich vorher informieren. Man muss aber bedenken, dass der Verkehr schwer einzuschätzen ist und man oft im Stau stehen kann.

Außerdem bin ich der Meinung, dass man auf keinen Fall Geld vor der Reise umtauschen sollte. Selbst die Kurse am Flughafen waren um einiges besser, als die, die ich in Deutschland bekommen habe. Zusätzlich gibt es auch genügend Bankautomaten, bei denen man mit einer Gebühr von 220 THB Geld abheben kann.

Wenn man auf der Suche nach Reisenden ist, mit denen man etwas unternehmen möchte und man nicht gerade mit Studenten oder internationalen Leuten in einer Gegend wohnt, gibt es mehrere Möglichkeiten. Einmal gibt es auf Facebook sehr viele Reisegruppen, in denen internationale oder auch deutsche Reisende auf der Suche nach Gleichgesinnten sind. Zusätzlich kann man das IAESTE Kommittee vor Ort anschreiben, da meistens internationale Studenten mit IAESTE vor Ort sind. Außerdem gibt es auch mehrere Gruppen bei LINE (Alternative zu WhatsApp und gerade in Thailand der Standard, WhatsApp wird fast gar nicht genutzt), in denen sich Leute verabreden, die für längere Zeit in Bangkok oder auch in Thailand sind. Um in eine dieser Gruppen aufgenommen zu werden, muss man allerdings eine Person kennen, die eine hinzufügen kann. Dafür eigenen sich die anderen beiden Möglichkeiten.

Ich kann es nur empfehlen, LINE als App auf dem Handy zu installieren, da es in Thailand wie WhatsApp in Deutschland benutzt wird und auch teilweise im Arbeitsleben verwendet wird.

Was ist tunlichst zu vermeiden?
Es gibt ein paar grundlegende Dinge, die man vermeiden sollte und die man auch schnell im Internet findet. Dazu gehört auf jeden Fall die Majestätsbeleidigung. Man sollte sich nie gegenüber Thais kritisch über den König oder die majestätische Familie äußern. Man sollte auch majestätische und religiöse Gebäude und Bilder des König und seiner Familie respektieren und auf keinen Fall Vandalismus betreiben. Auch kritische Gespräche über die Religion der Thais sollte man eigentlich nicht führen. Frauen sollten es unbedingt vermeiden Mönche zu berühren.

Zusätzlich sollte man versuchen immer höflich zu bleiben und nicht die Ehre von Thais durch abwertende Bemerkungen beschmutzen. Gerade thailändische Männer sollen im berauschten Zustand sehr schnell aggressiv werden können, ich selber habe es aber nie erlebt. Ebenso sollte man Thais nicht am Kopf berühren, da sich hier in deren Auffassung Seele befindet. Unter Thais konnte ich dies aber öfter beobachten und ich würde die Thais grundsätzlich auch eher als „touchy“ beschreiben.

Gerade wenn man religiöse Stätten besucht, sollte auf angemessene Kleidung geachtet werden. Wenn Schultern und Knie bedeckt sind, gerade bei Frauen, gibt es in der Regel keine Probleme.

Wenn man auf diese Sachen achtet, sollte es keine Probleme geben, gerade auch weil dies alles einfach zu befolgen ist und zu keinen Einschränkungen im Alltag führt.

Zuneigung in der Öffentlichkeit wird nicht gerne gesehen. An einigen Orten wird es sogar als unangemessen ausgeschildert, mit dem Hinweis, dass man maximal die Hand seines Partners ergreifen dürfe. Wie stark dies gilt, ist abhängig vom Ort an dem man sich gerade aufhält. Bangkok ist da eher entspannter.

Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, die man befolgen sollte, aber wenn man dies nicht immer beachtet, wird einem das als Ausländer oft verziehen. Sollte man z.B. im Restaurant einen Kellner zu sich bestellen, so sollte man keine ausufernden Bewegungen machen wie sehr aufwendig zu winken oder zu schnipsen. Man wird trotzdem bedient, wenn man dies macht, aber es wird alles andere als gerne gesehen, auch wenn einen Thais trotzdem mit einem Lächeln bedienen werden. Wie dieses Lächeln auszulegen ist, ist dann ein bisschen Interpretationssache.

Fazit
Mein Aufenthalt in Thailand hat mir auf verschiedenen Ebenen geholfen.

Einerseits habe ich durch das erfahrene Training im Bereich Lean Six Sigma viel dazugelernt, konnte Inhalte aus dem Studium aufgreifen und erweitern und habe dieses in der Praxis umgesetzt. Da Lean Six Sigma in meinem Studium nicht so intensiv und eher oberflächlich behandelt wurde, hat sich für mich eine neue Blickweise auf die Thematik ergeben. Ich habe ein deutlich größeres Verständnis entwickelt und konnte dieses eigenverantwortlich in zwei Projekten umsetzen. Durch die Thematik dieses und auch des vorangegangenen Praktikums in einer Unternehmungsberatung im Bereich Supply Chain Management, tendiere ich für den weiteren Verlaufs meines Master Wirtschaftsingenieurwesen Studiums eher zu der Fachrichtung Projektmanagement anstatt Logistik.

Andererseits hat es mich im Umgang mit anderen Kulturen deutlich vorangebracht. Die Eigenarten und Verhaltensweisen einer Kultur lernt man am besten in den entsprechenden Regionen. Ich habe mich in der thailändischen Kultur sehr wohlgefühlt und der Respekt, der mir entgegengebracht wurde, war groß. Im Vergleich zu der tschechischen (und deutschen) Kultur, die ich vorher erleben durfte, empfand ich die thailändische als freundlicher, offener und respektvoller, aber auch weniger direkt und Probleme werden eher weggelächelt.

Mit der Wahl des Praktikums bin ich sehr zufrieden. Fachlich beurteile ich das Praktikum als sehr sinnvoll. Außerdem habe ich mich durch die erhaltene Verantwortung geschätzt gefühlt, so dass ich auch dem Unternehmen ein sinnvoller Nutzen war und nicht nur ich gelernt habe. Deswegen war Kühne + Nagel Thailand definitiv die richtige Entscheidung für mich.

Das Land war bei der Wahl meines Praktikums erst einmal zweitrangig, da es mir zuerst um das Fachliche ging. Da ich aber bereits vor drei Jahren nach Thailand wollte, um die Kultur näher kennenzulernen, war diese Konstellation für mich optimal.

Ich würde solche Auslandsaufenthalte jederzeit wiederholen, glaube aber nicht, dass ich mir einen Aufenthalt über mehrere Jahre in Bangkok oder Thailand vorstellen könnte, obwohl ich so gut wie keine Anpassungsprobleme hatte. Gerade die oft eingeschränkte Kommunikation durch fehlende Englischkenntnisse vieler Thais und dadurch, dass ich alleine und nur von Thais umgeben gewohnt habe, empfand ich manchmal als anstrengend, da dadurch intensivere Gespräche, die ein bisschen über Small Talk hinweg gehen, oft ausgeblieben sind. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich oft der einzige Nicht-Thai in meinem Umfeld im Unternehmen und auch im Wohnkomplex war und leider kein Thai spreche. Dies könnte sich in einem internationaleren Umfeld ändern.

Alles in allem war es ein sehr gelungener Aufenthalt und ich kann es nur empfehlen solche Chancen wahrzunehmen.